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Literarische Zentren und Themenkreise des Naturalismus

Zu Beginn der Achtzigerjahre bildeten sich die zwei wichtigsten Zentren Berlin und München mit vielen kleinen literarischen Gruppen heraus. Viele waren begeisterte Propagandisten der Werke ZOLAs.

Die Brüder HEINRICH HART (1855–1906) und JULIUS HART (1859–1930) waren Bahnbrecher des Naturalismus in Berlin. MICHAEL GEORG CONRAD attackierte in München die Großstadt als einen „Ameisenhaufen in wahnsinnigem Aufruhr, ein wüstes Hin- und Her ...“.

Naturalistisches Zentralorgan waren: „Die Gesellschaft“, „Kritische Waffengänge“ und „Allgemeiner deutscher Literaturkalender“.
ARNO HOLZ formulierte wahrscheinlich die stärkste, klarste und prägnanteste, geschlossenste Ästhetik des Naturalismus.

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Literarische Zentren

Die Brüder HEINRICH HART (1855–1906) und JULIUS HART (1859–1930) waren Bahnbrecher des Naturalismus als Herausgeber von

  • Manifesten,
  • Flugschriften,
  • verschiedenen Zeitschriften und
  • Monatsblättern

– z. B. „Kritische Waffengänge“ (1882 –1884) und „Allgemeiner deutscher Literaturkalender“ (1879 –1882).

Aus den „Kritischen Waffengängen“:

„Wir rufen den Kritikern zu: Helft uns kämpfen gegen die Modedichterlinge und Poesiefabrikanten ... Laßt uns einig sein, laßt uns jeden Keim, der zu einem Schößling echt moderner und tief nationaler Dichtung auszuwachsen verspricht, hegen und pflegen ...“

„Freie Volksbühne“

Am 8. August 1890 wurde in Berlin die „Freie Volksbühne“ gegründet. Ihre Mitbegründer waren BRUNO WILLE (1860–1928), WILHELM BÖLSCHE, OTTO ERICH HARTLEBEN (1864–1905), JULIUS HART, OTTILIE BAADER (1847–1925) und OTTO BRAHM (1856–1912). Als erstes Stück wurde am 19.10.1890 HENRIK IBSENs „Stützen der Gesellschaft“ (1877) aufgeführt.
MICHAEL GEORG CONRAD attackierte in München die Großstadt als einen „Ameisenhaufen in wahnsinnigem Aufruhr, ein wüstes Hin- und Her ...“.
Naturalistisches Zentralorgan war „Die Gesellschaft“ (seit 1885 hg. v. CONRAD). Es spiegelte die Kulturkampf-Atmosphäre der Siebziger- und Achtzigerjahre wider. CONRAD zeigte die für den Naturalismus typische Verschränkung von romantisch-konservativem Nationdenken und aufklärerischem Kosmopolitismus.

Themenkreise des Naturalismus

  • Was macht den Menschen zu dem, was er ist, tut und denkt?
  • die politisch-soziale Wirklichkeit des Industriezeitalters (Stellung des Menschen innerhalb der Technik)
  • die naturwissenschaftlich-technische Realität
  • Konzeption einer neuen Dichtung
  • Auseinandersetzung mit
    • kultureller Scheinblüte,
    • wirtschaftlichem Pragmatismus,
    • deutschnationaler Hochstimmung des wilhelminischen Bürgertums
    • autoritärem Obrigkeitsstaat und Untertanenverhalten,
    • mangelnder Freiheit des Geistes,
    • sozialen Missständen,
    • Notlage der arbeitenden Masse
  • Darstellung der zerstörenden Kraft des Alkohols, von Siechtum und Tod

In diesen Werken gibt es keine Helden mehr. Szenenreihen

  • amoralischen Verhaltens,
  • schrankenloser Verwirrung und
  • abseitiger Empfindungen

sollten die Wahrheit über den Menschen aufdecken.
Die Welt der Industrie, der Maschine und der Technik hält Einzug in die Literatur, sowohl in ihrer Bejahung als auch in der Ablehnung und skeptischen Haltung. Eine Welt, in der auch die Gegenwelten und romantische Innerlichkeit neu an Bedeutung gewinnt. In den Werken des Naturalismus findet sich selten eine rein sachliche Darstellung der technischen Welt, wie das etwa bei der Neuen Sachlichkeit der Fall sein wird. Autoren haben weniger Interesse an den Details der modernen Technik als an dem generellen Problem, wie eine neue Sachlichkeit in der Literatur gefunden werden kann. Man proklamierte den „Geist der absoluten Objektivität“. Ziel ist die Entfaltung einer realistischen Ästhetik, die auf dem naturwissenschaftlichen Empirismus basiert.

„Der große Thienwiebel hatte nicht so ganz unrecht: Die ganze Wirtschaft bei ihm zu Hause war der Spiegel und die abgekürzte Chronik des Zeitalters.“ (Papa Hamlet)

„Experimentelles“/„Technisches“

Er formulierte wahrscheinlich die stärkste, klarste und prägnanteste, geschlossenste Ästhetik des Naturalismus.
JOHANNES SCHLAF (1862–1941) und ARNO HOLZ (1863–1929) erprobten in Studien und Skizzen, wie man stilistisch und technisch eine fotografisch präzise Darstellung kleinster auch beiläufiger Vorgänge und Handlungen geben kann. Ihnen gelang eine protokollarische Erfassung im sogenannten Sekundenstil.

  • BWS-DEU2-0505-03.pdf (235.63 KB)

Wie erzähle ich Langeweile, die Reinigung von Fingernägeln, das nicht enden wollende Sterben, bei dem jede Minute kein Ende nehmen will usw. z. B. im Skizzenbuch „Papa Hamlet“ (1889, unter dem Pseudonym Bjarne P. Holmsen, siehe PDF "Arno Holz / Johannes Schlaf - Papa Hamlet", sowie eine Rezension von CONRAD/ALBERRTI, siehe PDF "Michael Georg Conrad / Conrad Alberti: Doppelrezension zu "Papa Hamlet“").

Der Sekundenstil strebt eine vollkommene Deckungsgleichheit von Erzählzeit und erzählter Zeit an. Einzig die zeitliche Abfolge bildet die Organisationsstruktur, während der Autor völlig zurücktritt. Der Begriff wurde von ADALBERT VON HANSTEIN 1900 im Hinblick auf die Werke von SCHLAF/HOLZ geprägt.

  • BWS-DEU2-0505-04.pdf (9.53 KB)

SCHLAF versuchte den Sekundenstil auch in der Lyrik (siehe PDF "Gedichte des Naturalismus") zu entwickeln. Wie HOLZ in der Lyrik trennten sich HERMANN SUDERMANN (1857 –1928) und GERHART HAUPTMANN (1862 –1946) von dem reinen „naturalistischen Schema“ und verbanden ihn mit anderen Motiven und künstlerischen Elementen. HAUPTMANN war so fasziniert von dem „konsequenten“ Naturalismus von HOLZ/SCHLAF, dass er ihnen „Vor Sonnenaufgang“ widmete.

  • BWS-DEU2-0505-05.pdf (185.76 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Literarische Zentren und Themenkreise des Naturalismus." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/literarische-zentren-und-themenkreise-des-naturalismus (Abgerufen: 24. May 2025, 10:26 UTC)

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Verwandte Artikel

Arno Holz

* 26.04.1863 in Rastenburg (Polen)
† 26.10.1929 in Berlin-Wilmersdorf

ARNO HOLZ (Pseudonym HANS VOLKMAR) gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter und Vertreter des deutschen Naturalismus.

Seine Gedichtsammlung „Das Buch der Zeit“ (1886) enthielt die beste Lyrik des frühen Naturalismus. Die Theorie des Naturalismus formulierte HOLZ in seinem Werk „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ in den Jahren 1891/92.

Seine von ihm entwickelte Formel Natur = Kunst – x war damals umstritten.

Literarische Verhältnisse und Leseverhalten am Ende des 19. Jahrhunderts

Besonders seit 1848 waren viele Neu-Leser hinzugekommen, da sich die Anzahl der Menschen, die lesen konnten, durch Verbesserungen im Volksschulwesen ständig erhöht hatte. Auf der Basis des Volksschulsystems sank die Zahl der Nicht-Leser zwischen 1840 und 1890 von 50% auf 10%.

Eine Folge der Kommerzialisierung und fast 100%igen Technisierung der Buchproduktion waren besondere Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, im Kampf um die Neu- bzw. Erstleser und um die Vielleser zu beobachten. Gerade die jungen Leser versuchte man früh an einen bestimmten Typ der Verteilung und der Geschichten zu binden.

Zunehmende Sesshaftigkeit und eine gesicherte soziale Existenz ermöglichten die Ausbildung von kulturellen Gewohnheiten. Zu diesen Gewohnheiten gehörte die Nutzung des breiten Netzes von Leihbibliotheken, das sich neben Wanderbüchereien bis Ende des Jahrhunderts entwickelt hatte. Die Bedeutung dieser Einrichtungen für das literarische Leben des 19. Jahrhunderts war immens hoch: fast 90% des literarischen Publikums versorgte sich gegen Leihgebühren dort mit Lesestoff.

Literaturgeschichte

Seit der Antike sind uns auch Literaturgeschichtswerke bekannt. Eine der bedeutendsten stammt von SUETON. Aber auch später haben bedeutende Wissenschaftler sich mit der Literaturgeschichte befasst, u.a. D.G. MORHOF und die Brüder SCHLEGEL. Moderne Literaturgeschichten helfen, sich innerhalb der Geschichte der Literatur zurechtzufinden.

Als Literaturgeschichte wird im allgemeinen der zeitliche Verlauf von National- bzw. Weltliteraturen bezeichnet. Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff die Geschichte der Epochen, Autoren und Werke einer Nationalliteratur.

Geschichtlicher Hintergrund des Naturalismus

Es ist die Zeit der Firmengründungen. Siemens, AEG, Bosch und damit Stahl (der Ofen) und Elektrizität (die Glühbirne) sind Symbole der Zeit. Die Industrie in den Städten braucht viele neue Arbeitskräfte. Die arbeitende Bevölkerung wächst schnell. Das Proletariat wohnt in den industriellen Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet, in denen sich Großstädte zu entwickeln beginnen. Es kam zu einer Verschlechterung der ohnehin schon kritischen Lebensbedingungen der Bevölkerung, u. a. das Wohnungselend.

Das Verbot der Sozialdemokratischen Partei führte zur Stärkung der Kampfkraft der Arbeiterbewegung. Die meisten Schriftsteller des Naturalismus sympathisierten mit der gemäßigten Richtung der Sozialdemokratie.

Seit 1871 ist Deutschland ein durch Kriege geeinigtes Land mit einer konstitutionellen Monarchie. Unter dem Kanzler der Einigung, OTTO VON BISMARCK (1815–1898), findet eine Militarisierung fast des gesamten öffentlichen Lebens statt, was u. a. eine Vernachlässigung und Herabsetzung von Kunst und Kultur von Seiten des Staates im öffentlichen Leben zur Folge hat. Weit verbreitet in dem neu entstandenen Reich ist die nationale Staatsidee, ein nationalkonservatives Denken und ein starker politischer Katholizismus.

Naturalistische Programmatiken

Naturalismus bedeutet nicht einfach Nachahmung der Natur. Das Zurückgreifen und der häufig wiederholte Hinweis auf die in der Natur verwurzelten Empfindungen als „Quellpunkt der Dichtung“ zeigt, dass die Natur für den Naturalismus nicht nur der pragmatische Gegenstand der Naturwissenschaften, sondern zugleich poetisches Zentralmotiv ist, in dem eine stimmungsreiche Natur erscheint (Stimmungslyrik).
Die Künstler selbst haben reflektiert, dass es nicht nur um Nachahmen der Wirklichkeit geht, sondern um produktive Gestaltung durch poetisches Bewusstsein, dem sie eine Initialkraft zuschrieben. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die kunstästhetischen Überlegungen. Je nach Akzentsetzung erscheinen die Positionen stärker der Tradition verpflichtet bzw. radikaler in der Bejahung von Neuem.

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