Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.2 Epik
  5. 3.2.3 Die epischen Genres
  6. Parabel

Parabel

Parabeln sind epische Kurzformen, die als Gleichnis angelegt sind und ursprünglich zur Veranschaulichung eines Gedankens dienten. Die parabolische Struktur erweitert den singulären Vorgang und erlaubt es dem Leser/Hörer, von der Bildebene auf die Gedankenebene zu schließen und gleichsam seine Lehre aus dem Mitgeteilten zu ziehen.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Begriff

Bei der Parabel (griech.: parabole = Gleichnis) handelt es sich um eine epische Kurzform, die einen Vergleich zu einem eigenständigen Erzähltext ausweitet. Ursprünglich wird in der Parabel eine prägnante Begebenheit als Gleichnis gestaltet und damit eine didaktische Absicht verfolgt. Doch anders als bei der ebenfalls lehrhaften Fabel handeln hier nicht mit menschlichen Eigenschaften ausgestattete Tiere, sondern Menschen. Die moralische Lehre wird nicht wie in der Fabel explizit formuliert und als Lehrsatz angefügt, sie ist vielmehr der Geschichte eingeschrieben. Dem Leser ist es überlassen, die Bildebene des parabolischen Textes auf die Gedankenebene zu übertragen und aus dem Geschilderten Analogieschlüsse auf seine eigene Wirklichkeit zu ziehen. So vermag die Parabel über ihren unmittelbaren gegenständlichen und situativen Bezug hinauszuweisen und ihren Gehalt auf einer abstrakteren gedanklichen Stufe zu entfalten.

Merkmale und Historie

Die Wurzeln der Parabeln sind in der antiken Rhetorik zu suchen, die Gleichnisse und Parabeln zur Illustration und Stützung von Argumenten heranzog. Die literarischen Parabeln lassen sich vor allem auf die biblischen Gleichnisse des Alten und des Neuen Testaments (siehe PDF "Vom verlorenen Sohn") zurückführen, insbesondere auf die neutestamentlichen Gleichnisse Jesu, die zur Veranschaulichung seiner Lehre dienen.
Aus diesem ursprünglichen Zusammenhang, als Einschub in einer Rede, erklären sich dieMerkmale der Parabel:

  • ihre lehrhaften Züge,
  • ihre Kürze,
  • der antithetische Aufbau und
  • die zweckgerichtete Stilisierung und Verknappung der Schilderung.

Mitunter ist sie demzufolge keine eigenständige literarische Form, sondern eine illustrierende, argumentative Beifügung. Man findet sie beispielsweise als Binnenerzählung in einen anderen epischen oder dramatischen Text eingebettet, wie das bei der berühmtenRingparabel in GOTTHOLD EPHRAIM LESSINGs „Nathan der Weise“ der Fall ist, die wiederum aus BOCCACCIOs Novellenzyklus „Decamerone“ stammt.
Mit der Säkularisierung und Aufklärung und der schwindenden Bedeutung der Rhetorik ist auch für die Parabel der Zusammenhang mit der Redesituation verloren gegangen. Es entstanden Parabelsammlungen, in denen jede Parabel, abgesehen vom Zusammenhang im Zyklus gewissermaßen für sich steht:

  • GOTTFRIED HERDERs „Jüdische Parabeln“ (1802),
  • JOHANN HEINRICH PESTALOZZIS „Figuren zu meinem ABC-Buch“ (1797),
  • JOHANN PETER HEBELs „Rheinländischer Hausfreund“ (1808–1811),
  • MARTIN BUBERs „Erzählungen der Chassidim“ (1906–1949),
  • FRANZ KAFKAs „Landarzt“ (1919),
  • BERTOLT BRECHTs „Geschichten vom Herrn Keuner“ (1926–1956),
  • WOLF DIETRICH SCHNURREs „Protest im Parterre“ (1967) und
  • GÜNTER KUNERTs „Kramen in Fächern“ (1968).

Parabeln bei KAFKA und BRECHT

Erzähltexte tragen oft mehr oder weniger ausgeprägte parabolische Züge.

Nahezu einzigartig stehen in diesem Zusammenhang die Dichtungen FRANZ KAFKAs da. In ihnen ist Wirklichkeit solcherart stilisiert, dass gewissermaßen das ganze Universum seiner Parabelerzählungen und Romanfragmente zum Gleichnis erhoben ist. Die Universalität der kafkaschen Texte und ihre enorme Wirkung gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergibt sich aus ihrem offenen Deutungshorizont. KAFKAs Werke, die um die Metaphern Schuld und Strafe, Gesetz und Macht kreisen, liefern keine ablesbare Botschaft, sondern enden als Chiffren, die den Erkenntnis bringenden Analogieschluss verweigern. Die Ratlosigkeit des Lesers ist die ihrer Helden.

„Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, dass das Unfassbare unfassbar ist, und das haben wir gewusst.“
(Kafka, Franz: Von den Gleichnissen. In: Gesammelte Werke. Band 8, Frankfurt a.M. 1950 ff., S. 72)

So kann man die gnadenlose Welt des „Prozeß“ als eine Parabel auf die unentwirrbaren, dem Zugriff des Individuums entzogenen Strukturen einer modernen, bürokratisch geordneten Wirklichkeit lesen, „Die Verwandlung“ des Gregor Samsa in ein großes Ungeziefer als Reflex auf seine demütigende Rolle als unterwürfiger Sohn und Angestellter.

KAFKA und BRECHT repräsentieren gewissermaßen die Pole modernen parabolischen Erzählens. Während KAFKAs beklemmende Gleichnisse einem Ohnmachtsgefühl Ausdruck geben, verfolgt der marxistische DichterBERTOLT BRECHT mit seinen Parabelstücken und Prosaparabeln eine aufklärerische, wenngleich erkenntniskritische Intention im Sinne eines „eingreifenden Denkens“.

Ein Kommentar (Gib's auf)
Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, dass es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich musste mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: „Von mir willst du den Weg erfahren?“ - „Ja“, sagte ich, „da ich ihn selbst nicht finden kann.“ – „Gib's auf, gib's auf“, sagte er und wandte sich mit großem Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen alleine sein wollen.
(Kafka, Franz: Sämtliche Erzählungen, hg.v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.320f.)

  • BWS-DEU2-0052-01.pdf (53.56 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Parabel." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/parabel (Abgerufen: 11. June 2025, 05:20 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • biblische Gleichnisse
  • Ringparabel
  • JESUS
  • Figuren zu meinem ABC-Buch
  • parabolische Struktur
  • Nathan der Weise
  • Stilisierung
  • Die Verwandlung
  • Gregor Samsa
  • Lehrsatz
  • Neues Testament
  • WOLF DIETRICH SCHNURRE
  • Erzählungen der Chassidim
  • JOHANN PETER HEBEL
  • Protest im Parterre
  • GÜNTER KUNERT
  • epische Kurzform
  • Gleichnis
  • Binnenerzählung
  • Parabelsammlungen
  • Bertolt Brecht
  • BOCCACCIO
  • moralische Lehre
  • Jüdische Parabeln
  • Franz Kafka
  • Kramen in Fächern
  • Gotthold Ephraim Lessing
  • Novellenzyklus Decamerone
  • Rheinländischer Hausfreund
  • Chiffre
  • JOHANN HEINRICH PESTALOZZI
  • MARTIN BUBER
  • antike Rethorik
  • Prozeß
  • Analogieschluss
  • Altes Testament
  • GOTTFRIED HERDER
  • Geschichten vom Herrn Keuner
  • Landarzt
  • antithetischer Aufbau
  • Vergleich
  • Prosaparabel
  • KAFKA UND BRECHT
  • Epik
  • Metapher
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Friedrich Dürrenmatt

* 05.01.1921 in Konolfingen (Kanton Bern, Schweiz)
† 14.12.1990 in Neuenburg (franz.: Neuchâtel; Kanton Neuenburg)

FRIEDRICH DÜRRENMATT gilt gemeinsam mit MAX FRISCH als der bedeutendste Vertreter deutschsprachiger Literatur in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hat ein umfangreiches Werk mit 23 Dramen, zahlreichen Erzählungen, Romanen, Essays sowie Hörspielen geschaffen.

Wie auch FRISCH trat er die Nachfolge von BERTOLT BRECHT in der Nachkriegsdramatik an. Bekannt wurde er u. a. mit seiner Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ (1956).

DÜRRENMATT benutzt als stilistische Mittel die Satire, die Farce, das Paradoxon, die Groteske und den schwarzen Humor. Zentrale Themen seiner Werke sind die Macht und die Frage nach der Verantwortung und den Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in einer immer chaotischer werdenden Welt.

Die Verwandlung

„Die Verwandlung“ (1916), eine der bekanntesten Arbeiten FRANZ KAFKAs, zählt wahrscheinlich zu den Texten, die in diesem Jahrhundert so konträr wie kein anderer interpretiert worden ist, obgleich sich die Geschichte zunächst recht einfach darstellt:

Eines Morgens erwacht der Sohn, der als Handlungsreisender die Familie ernährt und damit die Rolle des Oberhauptes übernommen hat. Er findet sich in ein „ungeheures Ungeziefer“ verwandelt, unfähig sich mit den anderen Familienmitgliedern zu verständigen. Er ist ihren Reaktionen, von Mitleid bis Abscheu, ausgesetzt. Der Vater gewinnt an Autorität zurück, während der Sohn allmählich mit seiner Mistkäfer-Gestalt eins wird. Er beginnt zu ahnen, dass es für ihn nur ein Ende gibt, zu verschwinden. Er hört auf zu essen und zu trinken; eine Putzfrau findet ihn und wirft seine Überreste in den Müll.

 

Die Judenbuche

ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFFs Novelle „Die Judenbuche“ von 1842 ist eine Kriminalgeschichte und zugleich die Milieustudie eines Mörders. Sie beschreibt den Weg der Selbstzerstörung bis hin zur Selbstrichtung:

Friedrich Mergels Vater, ein Säufer, wird tot aufgefunden. Seitdem haftet dem Neunjährigen etwas Unheimliches an. Sein Onkel Simon adoptiert ihn. Seines Rufs im Dorf wegen wird er bewundert und gefürchtet. Als Förster Brandis erschlagen wird, gilt Friedrich als Hauptverdächtiger. Doch man kann ihm nichts beweisen. Vier Jahre später ereignet sich wieder ein Mord im Dorf. Der Jude Aaron ist getötet worden. Der Verdacht fällt auf Friedrich. Den Baum, neben dem der tote Jude Aaron gefunden worden ist, nennt man die Judenbuche. Friedrich und sein Freund Johannes Niemand, „sein verkümmertes Spiegelbild“, bleiben unauffindbar, bis Johannes nach 28 Jahren ins Dorf zurückkehrt. Er kommt aus türkischer Sklaverei und hat Friedrich seit der gemeinsamen Flucht aus den Augen verloren. Eines Tages verschwindet Johannes und wird vom ganzen Dorf gesucht. 14 Tage später findet der Sohn des Försters Brandis einen Erhängten unter der Judenbuche. Es ist Friedrich Mergel.

 

Francesco Petrarca

* 20. Juli 1304 in Arezzo
† 18. Juli 1374 in Arquà (heute: Arquà Petrarca, Provinz Padua)

FRANCESCO PETRARCA gilt als Vater des Renaissancehumanismus. Er beeinflusste die Form der (Liebes)Lyrik in Europa maßgeblich. Während seines Lebens bereiste er italienische Städte ebenso wie Frankreich und Flandern. Zuletzt kam er als Gesandter zu Kaiser KARL IV. nach Prag. Allerdings suchte er zwischenzeitlich auch die Abgeschiedenheit, um in Ruhe forschen zu können. Zu seinen großen Entdeckungen gehörte die Handschrift von CICEROs Briefen an ATTICUS, QUINTUS und BRUTUS. Bis heute wirkt seine berühmte Liebesdichtung, die in dem Liederbuch „Il Canzoniere“ (1470) zusammengefasst ist, fort. Dieses Liederbuch ist der Geliebten des Dichters, Laura, gewidmet. Da sie als historische Person nicht greifbar ist, wurde sie zum Mythos und zur Legende. Niemand weiß Näheres über sie.

Innere Emigration

Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden

  • missliebige Parteien verboten,
  • die Gewerkschaften aufgelöst,
  • die Antifaschisten verfolgt,
  • viele Zeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen.

Nicht alle Autoren verließen daraufhin das Land. Jene, die sich zwar vom Nationalsozialismus distanzierten, jedoch für sich den Weg des zurückgezogenen Schreibens in Deutschland selbst wählten, zählen zur Inneren Emigration. Ihr Rückzug geschah aus den unterschiedlichsten Motiven heraus.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025