Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch
  3. 5 Literatur und Medien
  4. 5.2 Abriss der Literaturgeschichte
  5. 5.2.6 Literatur des 20. Jahrhunderts
  6. Bitterfelder Weg

Bitterfelder Weg

Im sogenannten Nachterstädter Brief (1955) hatten Arbeiter in einem offenen Brief an die Schriftsteller der DDR gefordert, es sollten „mehr Bücher über den gewaltigen Aufbau, der sich auf allen Gebieten der Deutschen Demokratischen Republik“ vollzöge, geschrieben werden.

In der Folge kam es in Bitterfeld zu zwei kulturpolitischen Konferenzen, die das gesamte gesellschaftliche Leben in der DDR nachhaltig beeinflussten. Von der Losung „Greif zu Feder Kumpel“ bis zu „Sozialistisch arbeiten, sozialistisch lernen, sozialistisch leben“ lagen rund vier Jahre. Der Mauerbau lag dazwischen und es stand das 11. Plenum bevor, auf dem Filme und Bücher verboten wurden.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

„Bitterfelder Weg“ bezeichnet eine künstlerische, insbesondere literarische Bewegung in der DDR, die das künstlerische Laienschaffen fördern und thematisch die Probleme der Arbeitswelt aufgreifen sollte.

Eingeleitet wurde der Bitterfelder Weg mit den beiden „Bitterfelder Konferenzen“.

Vorgeschichte

Zur Vorgeschichte gehört der sogenannte Nachterstedter Brief : 1955 hatten Arbeiter des Nachterstedter Braunkohlewerks in einem offenen Brief an die Schriftsteller der DDR gefordert:

„ Wir möchten mehr Bücher über den gewaltigen Aufbau, der sich auf allen Gebieten der Deutschen Demokratischen Republik vollzieht, über das Schaffen und Leben der Werktätigen. Schreiben Sie und gestalten Sie ... den Enthusiasmus, unsere Leidenschaft und das große Verantwortungsbewußtsein, das die Arbeiter im Kampf um das Neue beseelt.“

Vorbild des Bitterfelder Weges im bildkünstlerischen Bereich war die Bitterfelder Brigade „Nikolai Mamai“, die der Maler WALTER DÖTSCH in einem Gemälde festgehalten hatte. Nach dem Vorbild dieser Zusammenarbeit zwischen Künstler und Werktätigen sollte sich in der Folgezeit orientiert werden.

Erste Bitterfelder Konferenz

Die erste Bitterfelder Konferenz fand am 24.04.1959 statt und stand unter der Losung:

„Greif zur Feder Kumpel, die sozialistische deutsche Nationalliteratur braucht dich!“.

Sie sollte zur Schaffung einer eigenständigen, DDR-geprägten Nationalkultur beitragen. Ziele sollten sein:

  • Verbindung von Kunst und Leben.
  • Verbindung von Künstler und Arbeiterklasse.

Die erste Konferenz sollte das künstlerische Laienschaffen entwickeln helfen sowie die Autoren anregen, in die Betriebe zu gehen, um von dort über die Probleme der Arbeitswelt zu schreiben.

Zweite Bitterfelder Konferenz

Die zweite Bitterfelder Konferenz vom 24.–25.04.1964, modifizierte das Ziel. Das Motto der Konferenz lautete:

„Sozialistisch arbeiten, sozialistisch lernen, sozialistisch leben“.

Dies machte deutlich, dass diese kulturelle Bewegung in der DDR sich auf das gesamte gesellschaftliche Leben erstrecken sollte bis in den Freizeitbereich hinein.

Das Ziel des Bitterfelder Weges
Über das Ziel des Bitterfelder Weges erklärte der damalige 1. Sekretär des ZK der SED, WALTER ULBRICHT, in seiner Rede auf der 2. Bitterfelder Konferenz 1964:

„… dass es darum gehe, unserer Literatur, der bildenden Kunst, den schönen Künsten überhaupt, einen neuen, sozialistischen Inhalt zu geben und sie dem ganzen Volk zugänglich zumachen. Wir stellten die Forderung an die Schriftsteller und Künstler, sie möchten aktiv am sozialistischen Aufbau teilnehmen, das Neue erkennen und begreifen, aufspüren und schöpferisch darstellen und selbst mithelfen, das Leben zu verändern, dem Neuen zum Siege zu verhelfen. Gleichzeitig wurden die Arbeiter und Bauern aufgefordert, die Höhen der Kultur zu erstürmen.“ (WALTER ULBRICHT)

Der Redner bezeichnete die Umwälzungen auf dem Gebiet der Kultur als „sozialistische Kulturrevolution“.
Als Aufgabe des Kulturschaffenden bezeichnete er es, „Mängel und Unzulänglichkeiten“ des Sozialismus aus dem Wege zu räumen. ULBRICHT führte aus:

„Große Konflikte in der Literatur und Kunst können nicht nur privater Art sein, ihnen liegen echte gesellschaftliche Widersprüche zugrunde“.

Als die Schriftsteller begannen, genauer auf die Wirklichkeit in der DDR zu schauen, wurden 1965 auf dem 11. Plenum genau die kritischen Werke und Stimmen verboten, die vorher so kräftig eingefordert worden waren.

Allerdings hatte Ulbricht offenbar auch die Gefahren bedacht, die einen kritischen Blick auf die DDR-Wirklichkeit durch die Kunst mit sich brachten, denn er wandte sich zugleich gegen jene Stimmen, die „eine absolut „freie Kunst“ fordern, in der es „keinen Rahmen für den Sozialismus“ gibt, wenn sie nach einer „Rückbesinnung auf die allererste Periode des Freiwerdens aller, auch der kulturellen und künstlerischen Kräfte“ rufen,…“
Es konnte also nur eine solche Kunst geduldet werden, die genau im Sinne der SED-Politik war. Dies aber bedeutete die Vorherrschaft der Partei in allen Fragen der Kunst und Kultur. Damit erreichte die SED eine Kontrolle des gesamten gesellschaftlichen Lebens in der DDR.

Sozialistische Brigaden
Es sollte die „Entgegensetzung von Berufs- und Laienkunst“ beseitigt (HORST BIEN) und zugleich Probleme des Alltags gestaltet werden. Diese angestrebte Gleichstellung von Laien und professionellen Künstlern drückte sich auch im gesellschaftlichen System selbst aus: Die Brigaden, später sozialistischen Brigaden, als „kleinste Zellen der Produktion“ verpflichteten sich nicht nur zu Arbeitshöchstleistungen. Um Prämien zu erhaschen oder Auszeichnungen zu bekommen, mussten sie auch kulturelle Höhepunkte in ihre sogenannten Brigadepläne aufnehmen. So planten sie Theaterbesuche, die zwar oft gebucht, aber weniger besucht waren.

Ergebnisse des Bitterfelder Weges
In der Folge des Bitterfelder Weges wurden Zirkel schreibender Arbeiter, Arbeitertheater und -kabaretts und Volkstanzgruppen gegründet, Ergebnisse künstlerischer Arbeit wurden bei sogenannten Arbeiterfestspiele n präsentiert. Auch die Poetenseminare der FDJ gehörten zu den Ergebnissen des Bitterfelder Weges.

Professionelle Künstler leiteten entsprechende Zirkel und Arbeitsgemeinschaften und führten interessierte Werktätige in ihre spezifischen Künste ein. Ihr Engagement war oftmals tatsächlich ernst gemeint, glaubte man doch, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse sich stetig bessern, demokratisieren würden.

Zwischen 1960 und 1961 absolvierte CHRISTA WOLF ein Betriebspraktikum im Waggonwerk Ammendorf.

Ein Ergebnis ihrer Studien wurde der Roman „Der geteilte Himmel“.

BRIGITTE REIMANN arbeitete 1959/1960 im Braunkohletagebau in Hoyerswerda. Sie beschrieb ihren Eindruck in zeitgenössischen Briefen als „überwältigend“.

Eine Bewegung zur Überwindung der Grenzen zwischen Autor und Leser in der Bundesrepublik wurde seit 1961 die „Gruppe 61“ und später der aus ihr hervorgegangene „Werkkreis Literatur und Arbeitswelt“.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Bitterfelder Weg." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch/artikel/bitterfelder-weg (Abgerufen: 30. September 2025, 03:37 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • CHRISTA WOLF
  • Nachterstedter Brief
  • Volkstanzgruppe
  • WALTER DÖTSCH
  • Bitterfelder Weg
  • WALTER ULBRICHT
  • Werkkreis Literatur und Arbeitswelt
  • sozialistische Kulturrevolution
  • Bitterfelder Konferenzen
  • BRIGITTE REIMANN
  • Arbeitertheater
  • Kabarett
  • Zirkel schreibender Arbeiter
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

„Mutmaßungen über Jakob“ und „Der geteilte Himmel“

UWE JOHNSONs Roman „Mutmaßungen über Jakob“ erzählt von der Teilung Deutschlands als einen für die Menschen fremden Zustand, der vor allem durch militärische Mächtegruppierungen bestimmt ist.
„Der geteilte Himmel“ von CHRISTA WOLF erzählt das Scheitern einer Liebe unter Verhältnissen, in denen zur Verwirklichung unterschiedlicher Lebensentwürfe zwei unterschiedliche Länder zur Verfügung stehen.
In PETER SCHNEIDERs „Der Mauerspringer“ wird der „anitfaschistische Schutzwall“ (so die offizielle Bezeichnung für die Mauer in der DDR) dahingehend befragt, inwieweit er Einfluss nahm auf das Leben der Menschen in der geteilten Stadt Berlin.

Literarische Themen der Neunzigerjahre

Die Literatur der Neunzigerjahre griff sowohl Themen auf, die in den vorhergehenden Jahrzehnten bereits Stoffgrundlage gewesen waren als auch neue Themen, die sich mit dem Vereinigungsprozess von DDR und BRD auseinandersetzten. BERNHARD SCHLINK griff in seinem Roman „Der Vorleser“ (1995) die nach dem Zweiten Weltkrieg viel diskutierte Frage um die Schuld des Einzelnen an Holocaust und Massenmord wieder auf.
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 03. Oktober 1990 fragten Autoren danach, wie es sich in dem neuen – alten Land lebte, in dem sich der Alltag vor allem für viele Ostdeutsche radikal geändert hatte. Aus dieser Sicht waren die 1990er-Jahre eine Zeit des Übergangs.

Die literarischen Themen der Sechzigerjahre

Die literarischen Themen der 1960er-Jahre in Ost und West ähnelten sich in einigen Teilen. Allerdings legte man bei Alltagsbeschreibungen in der DDR Wert auf das Angekommensein im sozialistischen Alltag, während man in der BRD, in Österreich und in der Schweiz stärker einen kritischen bzw. satirischen Blick auf die Wirklichkeit warf. Auch stellte man oft Menschen in Isolation, Krisensituation, Vereinsamung in den Mittelpunkt des Geschehens.

Sowohl in der DDR als auch in den westlichen deutschsprachigen Staaten reflektierten Autoren die Zeit des Nationalsozialismus, des Krieges, der Gefangenschaft und die Nachkriegszeit. Allerdings kamen sie diesseits wie jenseits des eisernen Vorhangs zu unterschiedlichen Positionen.

John Ronald Reuel Tolkien

* 03.01.1896 in Bloemfontein (Südafrika)
† 02.09.1973 in Bournemouth (England)

Obwohl das Buch „The Hobbit " (dt. „Der kleine Hobbit") bereits 1937 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, erklären es noch heute viele Schüler – noch vor HARRY POTTER – zu ihrem Lieblingsbuch.

Der Verfasser JOHN RONALD REUEL TOLKIEN wurde auch durch seine dreiteilige Romanfolge „The Lord of the Rings" (1954/1955; dt. „Der Herr der Ringe") bei erwachsenen Lesern bekannt. Allerdings wissen die wenigsten, womit sich TOLKIEN beruflich beschäftigte: Er arbeitete über 30 Jahre lang als Professor für altenglische Sprache und Literatur in Oxford. In seinen Studien beschäftigte er sich mit der altnordischen und keltischen Dichtung sowie mit der Erforschung von Mythen. Seine Kenntnisse ließ er mit in sein literarisches Werk einfließen, das dem Genre der High Fantasy Literatur zu einem ungeheuren Boom verhalf.

Günter Wallraff

* 01.10.1942 in Burscheid (bei Köln)

Der Journalist und Schriftsteller GÜNTER WALLRAFF wurde in den 1960er-Jahren durch seine kritischen Industrie- und Betriebsreportagen und seine ungewöhnlichen Recherchemethoden bekannt.

Wiederholt schlüpfte er in verschiedene fremde Rollen, um sich in Unternehmen unerkannt bewegen zu können. Trotz verschiedener Präventivmaßnahmen („Wallraff-Steckbriefe“) und diverser Prozesse gegen ihn gelang es WALLRAFF immer wieder, in die Intimsphäre von Wirtschaft und Staat einzudringen, und über skandalöse, unmenschliche und undemokratische Arbeits- und Herrschaftsverhältnisse zu berichten.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen seine „Industriereportagen“ (1970), seine BILD-Trilogie und „Ganz unten“ (1985), ein Buch, das in der BRD in kürzester Zeit zum Bestseller wurde.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025