Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Geschichte
  3. 9 Aufstieg und Untergang des preußisch-deutschen Kaiserreichs
  4. 9.2 Die Gründung des Deutschen Reiches
  5. 9.2.3 Innenpolitik Kulturkampf und Sozialistengesetze
  6. Bismarcks Sozialistengesetz

Bismarcks Sozialistengesetz

Zwei Attentate waren im Jahre 1878 für BISMARCK Anlass für das Sozialistengesetz, welches sich „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ richtete. Demzufolge wurden alle sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Vereine sowie ihre Versammlungen und Druckschriften verboten. Verstöße wurden mit Berufsverbot, dem Verlust der Freizügigkeit, Ausweisung oder Gefängnis geahndet.
Das Gesetz, welches bis 1890 in Kraft blieb verfehlte letzlich seine Absicht. Die deutsche Sozialdemokratie ging aus der Zeit des Sozialistengesetzes gestärkt hervor. Die Auswirkungen des Gesetzes behinderten jedoch noch lange die politische Einbeziehung der Sozialdemokratie in die bürgerliche Gesellschaft Deutschlands.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Die Hintergründe des Gesetzes

Seit der Wirtschaftskrise von 1873, die das nach dem Deutsch-Französischen Krieg ausgebrochene „Gründerfieber“ abrupt abkühlte, erhielt die deutsche Sozialdemokratie einen starken Zulauf. Ursache dafür war auch die im Gefolge der Wirtschaftskrise eingetretene weitere Verschlechterung der ohnehin schon kritischen Lebensbedingungen der Bevölkerung, u. a. das Wohnungselend.
Beispielsweise lebten in den 70er Jahren des 19. Jh. in Berlin fast zwei Drittel der Bevölkerung, fast 600 000 Menschen, in einer, höchsten aber zwei beheizbaren Stuben. Durchschnittlich sieben Personen bewohnten dabei einen Raum. Weit mehr als 100 000 Berliner hausten in Kellerwohnungen. Von denen lag die Mehrzahl so tief, dass unter ihren Bewohnern die Tuberkulose eine Alltagskrankheit war. Wer die Miete nicht zahlen konnte, wurde rücksichtslos aus der Wohnung gejagt. Massenobdachlosigkeit und aus dem Boden schießende Barackensiedlungen am Stadtrand waren die Folge.

Der Zulauf für die Sozialdemokratie äußerte sich auch in steigenden Wahlerfolgen bei den Reichstagswahlen von 1874 und 1877. In diesen Wahlen errang die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) eine deutlich wachsende Anzahl von Sitzen im Reichstag.
Das wachsende Gewicht der Sozialdemokraten im Reichstag beunruhigte die Reichsregierung und die bürgerlichen Parteien, insbesondere aber den Reichskanzler BISMARCK. Für BISMARCK waren alle Sozialdemokraten von Anfang an „Reichsfeinde“. Weil sie einen sozial-demokratischen Staat anstrebten, sah er in ihnen die einzige Kraft im Staate, die eine ernste Bedrohung für die Einheit des Reichs darstellte.
Insofern suchte er nach Anlässen, um gegen die deutsche Sozialdemokratie vorgehen zu können.

Die Anlässe

Als im Frühjahr 1878 zwei Attentate auf KAISER WILHELM I. verübt wurden, sah BISMARCK diese Anlässe gekommen.
Beide Anschläge auf den Kaiser, der nur unbedeutend verletzt wurde, schlugen zwar fehl. Die Attentäter standen nachweislich auch in keinerlei Beziehung zur Sozialdemokratie. Dennoch behauptete die Regierung einen Zusammenhang zwischen den Attentaten und angeblichen Umsturzplänen der Sozialdemokratie. BISMARCK schritt zur Tat.

  • OTTO VON BISMARCK

Das Sozialistengesetz

Am 21. Oktober 1878 wurde das Reichsgesetz „wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ (Text 1) erlassen. Im Paragrafen 1 des berüchtigten Sozialistengesetzes hieß es:

„Vereine, welche durch sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische Bestrebungen den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung bezwecken, sind zu verbieten. Dassebe gilt von Vereinen, in welchen sozialistische und kommunistische auf den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung gerichtete Bestrebungen in einer den öffentlichen Frieden, insbesondere die Eintracht der Bevölkerungsklassen gefährdenden Weise, zutage treten. Den Vereinen gleich stehen Verbindungen jeder Art.“

Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurden sozialdemokratische und sozialistische Vereine verboten. Dazu gehörten auch Bildungs-, Gesangs- und Turnvereine, wenn an ihrer Spitze Sozialdemokraten standen. Ebenso verboten wurden Veranstaltungen und Versammlungen, ja sogar Festumzüge und Kinderfeste, wenn diese von Sozialdemokraten organisiert wurden.
Sozialistische Zeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen, und Bücher sowie Schriften mit sozialistischen Inhalten fielen der strengen Pressezensur zum Opfer.
Personen, die im Sinne von Paragraf 1 die Ordnung gefährdeten, konnten in Gefängnissen eingekerkert oder auch ausgewiesen werden.
Mit dem Sozialistengesetz sollten sowohl die Parteiorganisation als auch die Gewerkschaften zerschlagen werden. Es wurde vom Reichstag auf Wunsch der Regierung zunächst auf zweieinhalb Jahre befristet, später aber regelmäßig bis 1890 verlängert.

Der Fall des Sozialistengesetzes

Trotz der umfangreichen Repressalien, trotz Verboten und Verhaftungen, trotz Gefängnisstrafen und Entzug der Aufenthaltsberechtigung in der Heimatstadt – die Organisationen der SAP und der Gewerkschaften waren durch das Gesetz nicht mehr zu zerstören.
Im Gegenteil: Die Partei und die Gewerkschaften organisierten sich mit viel Geschick im Untergrund. Darüber hinaus wurde die Solidarität der Arbeiter untereinander und mit den vom Sozialistengesetz Betroffenen geweckt. Das führte letztlich sogar zur Stärkung der Kampfkraft der Arbeiterbewegung.
So wuchs die Anzahl der Wähler der SAP von 1878 bis 1890 trotz aller Verfolgungen um mehr als das Dreifache. Nach den Reichstagswahlen von 1890 zog die Partei nunmehr mit 35 Abgeordneten in den Deutschen Reichstag ein und war damit viertstärkste Fraktion.
Damit erfüllte sich eine Prognose von AUGUST BEBEL, des Vorsitzenden der SAP, aus dem Jahre 1884:

„Sie wollten uns vernichten – das ist ihnen nicht gelungen, und es wird ihnen in aller Ewigkeit nicht gelingen. Ich bin überzeugt, dass die Sozialdemokratie nicht nur existiert, sondern blüht und gedeiht, wenn von dem System, das und heute hudelt (schlecht behandelt) und büttelt (polizeilich verfolgt), keine Spur mehr vorhanden ist.“

Ab 1890 wurde das Sozialistengesetz dann vom Reichstag nicht mehr verlängert. Es hatte sein Ziel, die Sozialdemokratie von der Arbeiterschaft zu entfremden nicht erreicht.
Andererseits hatte es die seinerzeit von LASSALLE angestrebte Versöhnung der Arbeiterschaft mit dem Staat verhindert und belastete damit das politische Leben in Deutschland bis weit nach seiner Aufhebung.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Bismarcks Sozialistengesetz." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/geschichte/artikel/bismarcks-sozialistengesetz (Abgerufen: 24. May 2025, 12:41 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • deutsche Sozialdemokratie
  • Bebel
  • Dokument
  • Repressalien
  • Quelle
  • Sozialistengesetz
  • Bismarck
  • AUGUST BEBEL
  • Gewerkschaften
  • Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
  • Reichskanzler Bismarck
  • Solidarität
  • Urkunde
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Der Charakter der Reichsverfassung

Die Reichsverfassung von 1871 war keine konstitutionelle Monarchie im eigentlichen Sinne. Weder der Kaiser noch sein Reichskanzler unterlagen einer parlamentarischen Kontrolle. Das politisch wichtigste Amt, das des Reichskanzlers, war ganz auf die Person BISMARCKs zugeschnitten. Allerdings nur dadurch, dass er gleichzeitig auch preußischer Ministerpräsident und Außenminister war, konnte BISMARCK die politische Kontrolle behalten.
Die Verfassung hatte einen starken bundesstaatlichen Charakter. Der Bundesrat, die Vertretung der 25 Einzelstaaten, war verfassungsrechtlich das höchste Organ im Reich. Der Reichstag wurde zwar in allgemeinen und geheimen Wahlen direkt durch das Volk gewählt, besaß aber keine Gesetzesinitiative.

Ursachen des Scheiterns der deutschen Bündnisstrategie

Die Ursachen für das Scheitern der deutschen Bündnisstrategie liegen in dem geschaffenen Bündnissystem selbst. Es war ein kompliziertes Geflecht von Bündnissen, die sich widersprachen und nur funktionieren konnten, wenn das Deutsche Reich seine jeweiligen Partner kontrollieren konnte. Alleiniges Ziel war die Kriegsvermeidung. Dabei galt immer der Grundsatz aller bismarckschen Bündnispolitik: eine Koalition zwischen Russland und Frankreich zu vermeiden. BISMARCK betrieb aber eine Diplomatie der reinen Mächte-Politik. Andere Einflussfaktoren auf die Politik wurden nicht berücksichtigt. So konnte die Diplomatie die Entfremdung zwischen Russland und Deutschland nicht verhindern, die vor allem wirtschaftspolitische Gründe hatte. Auch der wachsende Einfluss nationaler Bewegungen auf die Politik wurde von BISMARCK nicht berücksichtigt. Die seit 1890 einsetzende Weltpolitik Deutschlands beschleunigte den Zusammenbruch des bismarckschen Bündnissystems, hatte ihn aber nicht verursacht.

Das Viktorianische Zeitalter in England

Im Viktorianischen Zeitalter erreichte Großbritannien den Höhepunkt seiner Weltmachtstellung. Gestützt auf seine Seeherrschaft und seine weltweit zur Verfügung stehenden Exportmärkte, wurde die britische Nation zur bedeutendsten Handelsmacht der Welt. Die wirtschaftliche Vorrangstellung beruhte auch auf einem technologischen Vorsprung gegenüber anderen Ländern.
In diese Zeit fielen auch die großen kolonialen Eroberungen Großbritanniens in Afrika und Südostasien, wo vor allem Indien von herausragender Bedeutung für das weltumspannende Empire wurde. Um die Jahrhundertwende war Großbritannien zur größten See- und Kolonialmacht aufgestiegen.

Bismarcks Weg der nationalen Einigung Deutschlands „von oben“

Seit der Zeit des preußischen Verfassungskonfliktes betrieb BISMARCK eine Politik der Einigung Deutschlands „von oben.“ Er wollte damit auch einen Großteil seiner inneren Feinde aus den Reihen der Liberalen auf seine Seite ziehen. Nach den preußischen Siegen im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und im Deutschen Krieg von 1866 über Österreich war ihm der Erfolg seiner politischen Strategie gewiss. Sein Ansehen in der öffentlichen Meinung, auch bei den Liberalen, stieg enorm. Eine Folge der Politik BISMARCKS war die Spaltung des politischen Liberalismus. Die Liberalen, die BISMARCK folgten und die Einheit vor die Freiheit stellten, sammelten sich nun in der Nationalliberalen Partei, die die Politik von BISMARCK unterstützte. Die Proklamation des preußischen Königs zum Deutschen Kaiser in Versailles durch die Fürsten war eine von BISMARCK einstudierte Geste, die eines ganz klarmachte: Das Deutsche Reich war ein Geschenk der Fürsten an das Volk, und dieses Geschenk konnte von den Fürsten auch wieder zurückgenommen werden.

Deutsche Einigungskriege

Seit seiner Gründung im Jahre 1815 existierten im Deutschen Bund Rivalitäten zwischen den beiden großen Mächten Deutschland und Österreich um die Vorherrschaft im Bund und damit in Deutschland.
BISMARCK wollte Deutschland unter preußischer Führung einigen. Diese Einigung konnte jedoch nach seiner Überzeugung nur „von oben“ durch gemeinsamen Beschluss aller Landesfürsten zustande kommen. Dabei stand ihm aber Österreich im Wege.
Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Mächten führten schließlich 1866 zum sogenannten Deutschen Krieg, der in der Schlacht bei Königgrätz zugunsten Preußens entschieden wurde.
Im Frieden von Prag musste Österreich die Auflösung des Deutschen Bundes anerkennen und damit auch auf die Teilnahme an der Neugestaltung Deutschlands verzichten.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025