Acid House
Acid House ist ein in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre in England entstandener Stil elektronischer Tanzmusik, der die von den DJs erstellten Dance-Mix-Versionen häufig mit Live-Percussion verband und als europäische Variante der Chicagoer House Music in den Diskotheken rund um die Welt eine außerordentliche Resonanz fand.
Entstehung
Acid House entstand 1988 in der Londoner Diskotheken-Szene und verband sich hier insbesondere mit Klubs wie
- „The Future“,
- „Sanctuary“ und
- „The Wagg“,
die zur Avantgarde unter den elektronischen Tanzmusiktempeln gehören. Der Stil ging aus einem auf der Chicagoer House Music basierenden Musik- und Tanzkult hervor, der aus dem Disko-Erlebnis eine regelrechte Tanzekstase zu machen suchte.
Die Basis dafür bildete – ähnlich wie bei der amerikanischen House Music – die Praxis der Diskjockeys, vorliegende Plattenveröffentlichungen zu komplexen Dance-Mix-Versionen zusammenzufahren. Hier sind es in der Regel allerdings nur je zwei Songs aus dem gängigen Diskotheken-Repertoire, die das Ausgangsmaterial solcher Musikmixturen bilden. Aus ihnen wird durch
- Überblendung,
- Scratching (rhythmisches Hin- und Herbewegen der Platte unter der Nadel) und
- diversen elektronischen Manipulationen mittels Filtern und Mischpult sowie
- parallel ablaufenden, maschinengenerierten Basslines und Rhythmuspatterns
ein Rhythmusteppich hergestellt, der durch eine live dazu agierende Perkussionsgruppe noch eine zusätzliche Dimension erhalten kann. So wird es möglich, die rhythmische Intensität entsprechend der Situation kontinuierlich zu steigern, was die Tänzer schließlich buchstäblich in Ekstase versetzt. Das „Acid“ in der Bezeichnung, die von der britischen Musikpresse geprägt wurde, verweist auf die hier verbreitete Verstärkung dieses Effekts durch illegale Rauschmittel bzw. Drogen (LSD und Exstacy).
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Musikalische Eigenschaften
Obwohl die Grenzen zu Techno fließend sind und Acid House einen ähnlich geschichtete Klangaufbau über einem mechanischen 4/4-Beat mit ca. 140–170 bpm (beats per minute) aufweist, unterscheidet sich dieser Stil durch
- die komplexen Rhythmusmuster sowie
- seinen schrillen Klangcharakter mit einem hohen Geräuschanteil in den oberen Frequenzregionen („Flirren“, „Fiepen“, „Piepsen“) wie vor allem auch in den Bässen („Blubbern“)
doch deutlich von allen Techno-Varianten. Die Grundlage für diesen Sound ist der Gebrauch einfacher Tongeneratoren in Kombination mit diversen Frequenzfiltern. Insbesondere der Einsatz des Roland TB-303 – ein in diesem Zusammenhang legendär gewordener analoger Bass-Synthesizer der US-Firma Roland Corp. (das TB steht für „Transistor Bass“, Hörbeispiel 1) – ist mit seinen „sägenden“ Basslinien charakteristisch für den Acid-Sound geworden. Das Gerät erzeugt Schwingungen mit Rechteck- oder Sägezahncharakteristik, was diesen spezifischen Klangcharakter bedingt. Es wurde häufig in Kombination mit dem ebenfalls analog basierten Rhythm Composer der gleichen Firma, dem Roland TR-909 („Transistor Rhyhtmus“ – ein Rhythmus-Synthesizer, Hörbeispiel 2), eingesetzt.
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Entwicklung
Zum Auslöser der Acid-Welle, die 1988 ihren Höhepunkt erreichte, wurde die Veröffentlichung der LP „Acid Tracks“ (1986) von PHUTURE:
- „We Call It Acieed“ (1988) von D'MOB und
- „Can You Party“ (1988) von ROYAL HOUSE
gelten als Prototypen dieser Musik. Einen maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung des Acid House hatte das unter dem Pseudonym COLDCUT firmierende britische Produzententeam MATT BLACK (* 1961) und JONATHAN MOORE (* 1960), beide ursprünglich Diskjockeys, die mit
- „Doctorin' the House“ (1987) und
- „Stop This Crazy Thing“ (1988)
zwei virtuos gemischte und für dieses Genre Maßstab setzende Produktionen vorlegten.
Viele der zumeist von Diskjockeys geleiteten und oft nur kurzlebigen Band-Projekte wurden dann vor allem durch verschiedene Maxi-Versionen ihrer Titel bekannt; dazu gehören etwa auch
- M.A.R.R.S. mit „Pump Up The Volume“ (1987) und
- THE BEAT MASTERS mit „Rock Da House“ (1988).
Eine der Schlüsselfiguren dieser Musik ist noch immer der amerikanische DJ und Produzent TODD TERRY (* 1967).
Acid House gehört heute zum Standard-Repertoire in vielen Clubs und Diskotheken, allerdings ohne die Live-Percussion-Ergänzung, die es nur in den Anfangsjahren gegeben hat.
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- LSD
- Can You Party
- THE BEAT MASTERS
- Blubbern
- ROYAL HOUSE
- PHUTURE
- Piepsen
- schriller Klangcharakter
- Tongeneratoren
- XTC
- Tanzekstase
- Produzent
- Roland TR-909
- beats per minute
- Rechteckcharakteristik
- JONATHAN MOORE
- Stop This Crazy Thing
- Fiepen
- analoger Bass-Synthesizer
- M.A.R.R.S.
- Pump Up The Volume
- Mischpult
- Acid
- Doctorin’ the House
- hoher Geräuschanteil
- Roland TB-303
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