Albertus Magnus

Der heilige ALBERT DER GROßE wurde um 1200 im schwäbischen Lauingen geboren. Es gibt nicht wenige Quellen, die als Geburtsjahr von ALBERTUS MAGNUS das Jahr 1193 angeben. Dieses Geburtsjahr ist vor allem von HERIBERT CHRISTIAN SCHEEBEN verbreitet worden, der nach der Heiligsprechung ALBERTS am 16. Dezember 1931 eine Biografie des neuen Heiligen und Kirchenlehrers herausgab, die großen Anklang fand. Versucht man aber aufgrund biografischer Kenntnisse aus späteren Jahren zurückzurechnen, so scheint als Geburtsjahr das Jahr 1200 wahrscheinlicher zu sein.

Schon als Junge beobachtete ALBERTUS leidenschaftlich gern die Natur in Feld, Wald und Wasser.

Ausbildung und Studium

1222 hielt ALBERTUS sich zum Studium der freien Künste an der Universität Padua auf. Hier trat er 1225 in den Dominikanerorden ein. Er studierte nach 1223 in Köln Theologie, wo er auch zum Priester geweiht wurde. Um 1240 herum ging er an die Universität nach Paris, erwarb dort den Magister der Theologie, lehrte drei Jahre lang und befasste sich dabei intensiv mit ARISTOTELES und der jüdisch-arabischen Philosophie.

Wissenschaftlicher Werdegang und ALBERTUS MAGNUS als Lehrer

ALBERT war zwar kein Kölner, dennoch wurde ihm Köln zur zweiten Heimat. Er war der erste deutsche Professor an der Universität in Paris. 100 Jahre bevor KAISER KARL IV. in Prag die erste deutschsprachige Universität ins Leben rief und 140 Jahre vor der Universitätsgründung in Köln gründete ALBERT hier im Jahre 1248 das „Studium generale“, die Ordensuniversität der Dominikaner. Seine Studenten kamen aus ganz Europa. ALBERTUS MAGNUS hatte hoch bedeutende Schüler bzw. Studenten wie THOMAS VON AQUIN oder ULRICH VON STRASSBURG, für die er sich auch später - unter Umständen bis an die Grenzen seiner Gesundheit - aufopferte.

ALBERT wirkte als Lektor von 1248-1254 und von 1257-1260. Unterbrochen wurde die Lehrtätigkeit durch seine Wahl zum Provinzial für vier Jahre: Von 1260-1262 war ALBERT Bischof von Regensburg. Als Bischof von Regensburg brachte ALBERT mit großem Hirteneifer das kirchliche Leben in seiner Diözese zu neuer Blüte, bat aber 1262 den Papst, ihn wieder in die Stille der Studierstube zurückkehren zu lassen. Papst URBAN der IV. entband ihn vom Bischofsamt, ernannte ihn jedoch zum päpstlichen Kreuzzugsprediger. So zog er von 1263-1264 durch Deutschland und Böhmen, bis er sich nach dem Tod des Papstes, seines Auftrags entledigt, in Würzburg niederließ. In den folgenden Jahren hielt er sich in Straßburg, Mecklenburg, Basel, Mühlhausen und Colmar auf. 1272 lebte er wieder in Köln und nahm 1274 am Konzil in Lyon teil. In den letzten Jahren seines langen Lebens bereitete er sich in seiner Mönchszelle im Dominikanerkloster Hl. Kreuz in Köln auf den Tod vor, errichtetete 1279 sein Testament und gab am 15. November 1280 sein Leben in die Hände des Schöpfers zurück. Seine Gebeine ruhen in der Krypta von St. Andreas in Köln.

ALBERTUS MAGNUS trägt als einziger Gelehrter des Abendlandes den Beinamen „der Große“, der sonst nur Kaisern und Königen zukommt.
Magnus heißt zwar groß und hat nichts mit Magier zu tun, dennoch wurde ALBERTUS Magisches und Mysteriöses nachgesagt. Und so berühmt er in seiner Zeit war, so vergessen war er zeitweilig als Gelehrter. Dabei ist ALBERTUS MAGNUS gleichsam ein Scharnier zwischen den Zeiten: Er schmuggelte Rationalität und Wissenschaft - konkret die des ARISTOTELES - ins christliche (Nicht-) Denken des Mittelalters ein.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen und Leistungen

MAGNUS' universale Gelehrsamkeit konnte den damaligen Wissensstand (auch in den Naturwissenschaften) „fächerübergreifend“ abdecken, weshalb er auch den Beinamen eines „doctor universalis“ trug. Sein großes, vielseitiges Wissen verschaffte ihm den Namen Magnus (der Große), den Titel Kirchenlehrer und den Ehrentitel „doctor universalis“. Er kannte die antike und zeitgenössische Fachliteratur und wollte das Wissen seiner Zeit vollständig erfassen und in Lehrbüchern verständlich darlegen. Die mehr als 70 handschriftlich verfassten Abhandlungen und Bücher ergäben heute etwa 22000 Druckseiten mit jeweils 49 Zeilen (z. B.: Quaestiones super de animalibus (1258); De rebus metallicis et mineralibus (5 Bände, 1276).

Das ALBERTUS-MAGNUS-Institut in Bonn arbeitet seit 1931 an einer kritischen Ausgabe des Gesamtwerkes von ALBERTUS MAGNUS. Von der auf 41 Bänden (mit unterschiedlicher Teilbandzahl) angelegten Editio Coloniensis sind bisher (2003) 15 Teilbände und 1 Ergänzungsband erschienen und 8 Teilbände in Vorbereitung. 44 weitere Teilbände sind geplant.
Einige seiner Arbeiten gelten im jeweiligen Wissenschaftssektor als Bahn brechend:
So z. B. die erste ausführliche Darstellung der mitteleuropäischen Flora und seine geographischen Beschreibungen. Seine Arbeiten zur Gesteinskunde stellten den ersten Versuch dar, eine vollständigen Systematik für Mineralien zu entwickeln.

Im Versuch, das naturphilosophische Denken des ARISTOTELES mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren, arbeitete er das gesamte Wissen seiner Zeit aus Theologie, Philosophie, Medizin und Naturwissenschaften durch, ohne es jedoch in einer Systematik geschlossen darzustellen; dies gelang erst seinem Schüler THOMAS VON AQUIN . ALBERTUS ist es zu verdanken, dass nach Jahrhunderten des Vergessens das Gedankengut der Antike wieder Einzug in die europäische Kultur fand. Besonders für die aristotelische Philosophie bemühte er sich um Anerkennung und Übernahme durch die Kirche - eine Synthese, die ebenfalls sein Schüler THOMAS VON AQUIN vollenden sollte.

„Insgesamt 477 durchnummerierte Arten von Tieren sind in seinem Sammelwerk „De animalibus“ aufgeführt, und zwar 113 Vierfüßler, 114 fliegende, 140 schwimmende und 61 kriechende Tiere sowie 49 Würmer. Unter Berufung auf ARISTOTELES erklärt der Autor, auch die niedrigsten Tiere verdienten, dass man sie erforsche, müsse man doch ihre Formenvielfalt studieren, um so den Künstler zu preisen, der sie erschaffen habe, weil sich nämlich in der Kunst des Schöpfers seine Art zu schaffen offenbare.“
(aus: COLIN EISLER: Dürers Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk von Albrecht Dürer. München 1996)

Die Arbeiten und Schriften des ALBERTUS MAGNUS deuten im Allgemeinen auf eine starke Verbindung zur Alchemie hin.

Von keinem Gelehrten seiner Zeit wurde ALBERT an Universalität der Interessen, des Wissens und der geistigen Produktion übertroffen. Als Wissenschaftler erweiterte und stärkte er das philosophische Fundament der Theologie in ungeahnter Weise. Der Philosophie erkämpfte er neben der Theologie Eigenständigkeit. In der Botanik, Zoologie, Erdkunde, Geologie, Mineralogie, Astronomie, Physiologie, Psychologie und Wetterkunde eilte er seiner Zeit um Jahrhunderte voraus. ALBERT war nicht nur ein allseitiger Gelehrter, der mutig die heidnische Philosophie des ARISTOTELES erschloss, er vertrat auch eine vollkommen neue Anschauung von Wissenschaft.

Er ist als Theologe, Philosoph und Naturwissenschaftler eine der bedeutendsten Gestalten der europäischen Geistesgeschichte.

Seine Pädagogik zeigte ausgesprochen moderne Züge, die - wenn man will - schon den großen Pädagogen PESTALOZZI vorausahnen lassen. So sagte er einmal in seinem großen Werk „De Caelo et Mundo“ (Vom Himmel und der Welt):

„ANIMA HUMANA PER SE DESIDERAT SCIRE“.
(Die menschliche Seele sucht von sich aus nach Wissen.)

Nach seinem Tod

1622 sprach Papst GREGOR XV. den großen, frommen Gelehrten selig und am 16. Dezember 1931 erhob ihn Papst PIUS XI. als heiligen Kirchenlehrer zur Ehre der Altäre. Papst PIUS XII. ernannte ihn 1941 schließlich zum Schutzpatron der Naturforscher. Im selben Jahr wurde auch das ALBERTUS-MAGNUS-Institut in Bonn gegründet.
In seiner schwäbischen Geburtsstadt Lauingen wird der heilige ALBERTUS schon lange verehrt, seit 1631 feiert man dort das Albertusfest. Zum 600. Todestag wurde auf Wunsch der Stadt durch FERDINAND VON MILLER aus München auf dem Marktplatz ein Bronzedenkmal errichtet. Im St. Martinsmünster wird eine Reliquie des Heiligen aufbewahrt und verehrt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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