Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Englisch Abitur
  3. 5 Texte und Medien analysieren
  4. 5.3 Fiktionale Texte
  5. 5.3.1 Merkmale narrativer Texte
  6. Realismus

Realismus

Mit dem Begriff „Realismus“ wird eine Stilrichtung bezeichnet, die äußere Umstände, menschliche Charaktere und Beziehungen wirklichkeitsnah darstellt. Der Epoche des literarischen Realismus werden die englische, französische, deutsche, russische und amerikanische Literatur zwischen 1830 und 1880 zugerechnet. Beispielhaft sind die Romane von CHARLES DICKENS, HONORÉ DE BALZAC, GUSTAVE FLAUBERT, THEODOR FONTANE, HERMAN MELVILLE und F. M. DOSTOJEWSKI. Ihre Werke entwerfen ein kritisches Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse, das durch präzise Beschreibungen, exakte Milieuschilderungen und psychologisch genau gezeichnete Charaktere besticht.
Allerdings entwickelten sich in jedem Land besondere Formen des Realismus. Während in Deutschland der poetische Realismus vorherrschte, orientiert sich der amerikanische Realismus an symbolischen Ausdrucksformen, die noch der Romantik nahe standen.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Realismus in der Kunst

Der Realismus umfasst als Epochen- und Stilbegriff die Zeit von 1830 bis etwa 1890. Geprägt wurde er vom Maler GUSTAVE COURBET, der 1855 – in Opposition zur vorherrschenden Kunstrichtung auf der Pariser Weltausstellung – seinem Pavillon den Namen Le réalisme gab. Seine Darstellung des Alltags von Arbeitern und Bauern wandte sich gegen das Pathos der bürgerlich-aristokratischen Historienmalerei.

Weitere beliebte Motive der Realisten waren Industriedarstellungen und vor allem die Abbildung von Landschaften, in der es die englischen Maler WILLIAM TURNER und JOHN CONSTABLE zur Meisterschaft brachten. Zu den charakteristischen Merkmalen der realistischen Malerei gehören die Wahl bis dato ungewöhnlicher Sujets (arbeitende Menschen, Fabrikationsstätten) und das Verlassen des Ateliers, um in der freien Natur zu malen. Im 20. Jahrhundert erfuhr der Realismus eine Reihe von Weiterentwicklungen und Abwandlungen – darunter Surrealismus, magischer Realismus, Neue Sachlichkeit und sozialer Realismus.

Realismus in der Literatur

Auch die Literatur kennt den Begriff „Realismus“ gleichermaßen als Stilmerkmal und Kunstepoche.
Stilistisch betrachtet steht er für eine Methode, mit der die äußeren Umstände, menschlichen Charaktere und Beziehungen wirklichkeitsnah dargestellt werden. Die Nachahmung der Wirklichkeit (gr. mimesis) hatte schon ARISTOTELES in seiner Poetik gefordert. In vielfältigen Ausprägungen gingen realistische Aspekte in fast alle Literaturepochen ein. Als Beispiele lassen sich die Tragödien des EURIPIDES, die Komödien des ARISTOPHANES, die römischen Satiren, die Novellen und Schwänke des späten Mittelalters und der Renaissance, die Dramen SHAKESPEARES und die barocken Schelmenromane anführen.
Mit den Anfängen des psychologischen Romans (MARIE-MADELEINE DE LA FAYETTE, HENRY FIELDING, SAMUEL RICHARDSON) wurden im 18. Jahrhundert erstmals seelische Vorgänge realistisch zum Ausdruck gebracht.

Als Stilbegriff tritt der Realismus aufs Neue in den Kontroversen des 20. Jahrhunderts zutage, um eine Gegenposition zu den Strömungen des Expressionismus', Naturalismus' und Surrealismus' zu markieren. Aus diesen Auseinandersetzungen ging der so genannte sozialistische Realismus hervor. Mit ihm verband sich die Abgrenzung vom bürgerlichen Realismus des 19. Jahrhunderts und vom kritischen Realismus des 20. Jahrhunderts (z. B. in den Werken ERNEST HEMINGWAYS).

  • GUSTAVE COURBETS Gemälde 'Die Steinklopfer' (1849)

    Directmedia Publishing

Als Epochenbegriff kennzeichnet der Realismus den Roman des 19. Jahrhunderts innerhalb der englischen, französischen, deutschen, russischen und amerikanischen Literatur. Beispielhaft sind die Romane von CHARLES DICKENS, HONORÉ DE BALZAC, GUSTAVE FLAUBERT, THEODOR FONTANE, HERMAN MELVILLE und F. M. DOSTOJEWSKI. Diese Werke vermitteln ein kritisches Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse entsprechend der künstlerischen Devise, das menschliche Leben möglichst wirklichkeitsgetreu darzustellen. Auf der Basis genauer Beobachtung schufen die Literaten präzise Beschreibungen, Milieuschilderungen und psychologisch ausgearbeitete Charaktere, meist unter Verzicht auf einen vermittelnden Erzähler (z. B. GUSTAVE FLAUBERTS Madame Bovary).

Spielarten des Realismus'

Die für den Realismus impulsgebende französische Literatur zeichnete sich durch eine stark sozialkritische und antibürgerliche Haltung aus. Als Hauptvertreter traten STENDHAL (Rouge et Noir, 1830) und GUSTAVE FLAUBERT (Madame Bovary, 1857) hervor. Den inhaltlichen Schwerpunkt stellte das tägliche Leben – insbesondere der unteren Gesellschaftsschichten – dar. Mit der Essaysammlung Le Réalisme von JULES CHAMPFLEURY und der gleichnamigen Zeitschrift (1856/57) etablierte sich „Realismus“ als Stil- und Epochenbegriff.

In Deutschland wurde der literarische Realismus erst nach 1848 zur bestimmenden Stilrichtung. Schon bald dominierte der poetische Realismus. Für diese Erzählform wurden vor allem kürzere Formen wie die Novelle maßgebend (THEODOR STORM, GOTTFRIED KELLER). Sie schildern die begrenzten menschlichen Möglichkeiten im ländlichen oder kleinstädtischen Milieu. Kennzeichnend für den poetischen Realismus sind außerdem der distanzierende Humor und die Subjektivität der Erzählperspektive. Im Unterschied dazu werden die Romane von THEODOR FONTANE und THOMAS MANN zum so genannten bürgerlichen Realismus gezählt.

Wenngleich sich der englische Realismus anfangs am französischen orientierte, entwickelte er eigene Züge. Hervorzuheben sind sein Humor und das ihm eigentümliche emotional-sozialkritische Pathos. Zu den bedeutendsten Werken des englischen Realismus zählen die Romane von CHARLES DICKENS (Oliver Twist, 1838) und WILLIAM MAKEPEACE THACKERAY (Vanity Fair, 1847/48). Unter dem Eindruck der rasanten Industrialisierung entstand die Gattung der industrial novel (ELIZABETH GASKELL, CHARLES READE).

Die Romane der russischen Realisten neigten dagegen zu einer engagierten, sozialutopischen Sichtweise, die mit detaillierten Beschreibungen der individuellen Psyche einherging (z. B. F. M. DOSTOJEWSKI, L. N. TOLSOJ, I. S. TURGENJEW).

In enger Beziehung zur romantischen Literatur standen die Werke der amerikanischen Schriftsteller HERMAN MELVILLE (Moby Dick,1851) und NATHANIEL HAWTHORNE (The Scarlet Letter, 1850), die als Hauptvertreter des symbolischen Realismus' gelten. Zwischen 1865 und 1910 wirkte sich der europäische Realismus dann verstärkt in der amerikanischen Literatur aus und beeinflusste insbesondere WILLIAM DEAN HOWELLS und MARK TWAIN, dessen engagierte Sozialkritik alle sozialen Schichten im amerikanischen Westen einschloss. HENRY JAMES' psychologische Romane nehmen dagegen Elemente der literarischen Moderne vorweg.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Realismus." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/englisch-abitur/artikel/realismus (Abgerufen: 23. July 2025, 21:29 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Stilbegriff
  • psychologisch
  • Impressionismus
  • Epochenbegriff
  • Gesellschaft
  • Malerei
  • Roman
  • Expressionismus
  • Mimesis
  • WILLIAM TURNER
  • HERMAN MELVILLE
  • HENRY FIELDING
  • CHARLES DICKENS
  • ARISTOTELES
  • Gustave Courbet
  • Literatur
  • Wirklichkeit
  • Milieu
  • HENRY JAMES
  • Ernest Hemingway
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Von der Great Depression zum New Deal

Nach dramatischen Kursstürzen kollabierte am 25. Oktober 1929, dem „Schwarzen Freitag“, der Börsenhandel an der New Yorker Wall Street. Rasch weitete sich die Finanzkrise zu einer globalen Wirtschaftskrise aus. Nicht nur in den USA trafen die verheerenden Auswirkungen der Great Depression große Teile der Bevölkerung. Zur Überwindung der Krise gab FRANKLIN D. ROOSEVELT als Präsidentschaftskandidat der Demokraten 1932 in Chicago die Parole vom “New Deal” aus. Durch zahlreiche Reformen versuchte er in der Folgezeit, die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln und Arbeitslosigkeit und Armut zu bekämpfen.

Sinclair Lewis

* 07. Februar 1885 in Sauk Centre (Minnesota)
† 10. Januar 1951 in Rom

Der Schriftsteller SINCLAIR LEWIS erhielt für sein literarisches Werk 1930 als erster Amerikaner den Nobelpreis für Literatur. In seinen Romanen übt LEWIS auf satirische und sarkastische Weise Kritik an der amerikanischen Mittelklasse, deren Ideale er verspottet. Seine Stärke liegt vor allem in der realistischen Abbildung des amerikanischen Alltags. Seine Reisen quer durch die USA und seine genaue Beobachtungsgabe haben ihn, wie folgende Aussage dokumentiert, zu seinem literarischen Schaffen inspiriert:


“My real travelling has been sitting in Pullman smoking cars, in a Minnesota village, on a Vermont farm, in a hotel in Kansas City or Savannah, listening to the normal daily drone of what are to me the most fascinating and exotic people in the world – the Average Citizens of the United States, with their friendliness to strangers and their rough teasing, their passion for material advancement and their shy idealism, their interest in all the world and their boastful provincialism – the intricate complexities which an American novelist is privileged to portray.”

The Novel of Ideas

Der Ideenroman (novel of ideas) ordnet den Handlungsablauf und die Figurendarstellung der Präsentation einer oder mehrerer weltanschaulicher Ideen unter. Als Beispiele werden im Folgenden satirische und anti-utopische Romane vorgestellt. Sie wenden sich mit einer belehrenden und warnenden Funktion an die Leser.

Katherine Mansfield

* 14. Oktober 1888 in Wellington (Neuseeland)
† 09. Januar 1923 in Fontainebleau (Frankreich)

Die Schriftstellerin KATHERINE MANSFIELD wurde in Neuseeland geboren. Ausgebildet am Londoner Queen’s College kehrte sie wieder nach Neuseeland zurück, wo sie Musik studierte. 1908 zog sie erneut nach England, um als Schriftstellerin zu arbeiten. Sie verfasste erste Kurzgeschichten, die unter dem Einfluss des russischen Schriftstellers ANTON P. TSCHECHOW stehen. Sämtliche ihrer Geschichten sind von persönlichen, schicksalhaften Erlebnissen geprägt. MANSFIELD starb im Alter von nur 34 Jahren an einem Lungenleiden, nachdem sie lange Zeit in Sanatorien verbringen musste.

John Steinbeck

* 27. Februar 1902 in Salinas (Kalifornien)
† 20. Dezember 1968 in New York

JOHN STEINBECK beschreibt in seinen Erzählungen und Romanen auf realistische Weise das Leben von Außenseitern, die von sozialen Missständen besonders hart getroffen werden. So handelt sein bekanntester Roman The Grapes of Wrath (1939) von den nach Kalifornien ziehenden Wanderarbeitern aus Oklahoma, die während der Depressionszeit der 1930er-Jahre in den Vereinigten Staaten an Armut und Ausbeutung leiden. Allerdings versteht es STEINBECK, seine scharfe, realistische Beschreibung durch Humor und romantisierende Szenen zu mildern. In dem Roman Tortilla Flat (1935), durch den er berühmt wurde, schildert STEINBECK humorvoll das Milieu einer kalifornischen Kleinstadt und ihrer Bewohner. Sein Roman East of Eden (1952) wurde vor allem durch die Verfilmung mit JAMES DEAN in der Hauptrolle bekannt.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025