Amöbenruhr

Eine Infektion des Darms

Die Amöbenruhr (Amöbiasis) wird von einer Amöbe (Wechseltierchen = Entamoeba histolytica) verursacht, die im Nahrungsbrei des menschlichen Darms lebt. Hierbei handelt es sich um einen Parasiten, der zur Familie der Protozoen gehört. Ein einzelliges Lebewesen also, das schnell seine äußere Form verändern kann und sich durch die Bildung von Plasmafortsätzen, den Scheinfüßchen oder sogenannten Pseudopodien, fortbewegt. Die Krankheitserreger leben im Dickdarm und vermehren sich ungeschlechtlich durch Zellteilung.

Dorthin gelangen sie in einer Hülle (Zyste) geschützt über verunreinigtes Wasser, den Genuss von ungewaschenem Obst oder Gemüse, Darmsekrete und auch auf dem analen Übertragungsweg. Als sehr widerstandsfähige Dauerform kann der Erreger in Form dieser Zyste unter Umständen jahrelang ohne jegliche Krankheitsanzeichen im Dickdarm verbleiben und wird auch mit dem Stuhl (Kot) ausgeschieden (Minutaform). Der Infizierte ist also gleichermaßen Überträger. Die ausgeschiedene Dauerform kann in der Außenwelt monatelang infektiös bleiben. Aus noch unbekannten Gründen können sich diese Erreger verändern, man kann dann eine veränderte DNA und ein verändertes Enzymmuster beobachten. Durch die Ausbildung von zersetzenden Enzymen ist es den Amöben in dieser Form (Magnaform) nun möglich, in die Schleimhaut einzudringen. Die „geschlüpfte“ Amöbe dringt also in die Darmwand ein und richtet dort schwere Schäden an.

Amöbenruhr ist eine Infektionskrankheit, die sich durch blutigen und schleimigen Stuhl, verbunden mit Durchfällen, Bauchschmerzen, Fieber und Krämpfen bemerkbar macht. Eine geschwürige Entzündung des Dickdarms ist für diese Symptome verantwortlich. Wenn es den Amöben schließlich gelingt, die Darmschleimhaut zu durchdringen, gelangen sie ins Blut. Vom Blut werden sie in die Leber und in andere innere Organe, z. B. ins Zentralnervensystem, in die Milz oder die Harnorgane, transportiert. Dort können sie durch die Zerstörung des Gewebes Geschwüre, z. B. einen Leberabzess, und innere Blutungen hervorrufen. Werden diese Auswirkungen nicht rechtzeitig erkannt, kann die erkrankte Person daran sterben.

Die Amöbenruhr ist weltweit verbreitet, kommt aber insbesondere in tropischen und subtropischen Gebieten vor, z. B. Indien, Bangladesh, Thailand, Vietnam und Malaysia, aber auch in Namibia, Nordbrasilien, auf Haiti und in Mexiko.

Schutzmaßnahmen

Da die Übertragung insbesondere durch verunreinigte Lebensmittel und unsauberes Trinkwasser erfolgt, kann man sich vor Ansteckung vor allem dadurch schützen, dass man in gefährdeten Gebieten nur abgekochtes Wasser trinkt und rohe, ungewaschene Speisen (Salate, Melonen, ungeschältes Obst und Gemüse, Eiswürfel und Eis) meidet. Auch zum Zähneputzen sollten Reisende in tropischen Ländern nur Mineralwasser oder aber Wasser verwenden, das mindestens 5 Minuten abgekocht wurde. Die herkömmliche Trinkwasserentkeimung über Chlorierung reicht nicht aus, um die Amöben abzutöten!

Behandlung

Der Erreger, die Amöbe, kann durch eine mikroskopische Untersuchung des Kots festgestellt werden. Durchfälle mit Blut- bzw. Schleimbeimengungen sollten grundsätzlich ärztlich untersucht und diagnostiziert werden, da auch andere ernsthafte Infektionen dafür verantwortlich sein können. Sowohl die Zystenform als auch die Magnaform können im Stuhl nachgewiesen werden; da die Magnaform aber sehr empfindlich ist und schnell zerstört werden kann, muss frischer Stuhl untersucht werden. Die Amöbenruhr wird sehr erfolgreich mit verschiedenen Antibiotika (Metronidazol, Chloroquin, Tetrazyklinen) behandelt. Bei rechtzeitiger Einnahme heilt die Erkrankung rasch aus. Ist es allerdings schon zu Abszessen in der Leber o.Ä. gekommen, müssen über einen längeren Zeitraum Medikamente genommen werden und es muss eventuell auch operiert werden. Die Abszesse bzw. jeglicher Organbefall können durch Sonografie oder mithilfe der Computer-Tomografie nachgewiesen werden.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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