Burrhus Frederic Skinner

Zeitgeschehen

BURRHUS FREDERIC SKINNER wurde 1904 in der kleinen Stadt Susquehanna im US-Bundessstaat Pennsylvania geboren. Der Sohn eines Rechtsanwalts bastelte schon in der Kindheit verschiedene Apparate, mit mehr oder weniger Erfolg. Während seiner Zeit an der Highschool stieß er auf die Schriften FRANCIS BACONs (1561-1626) und begeisterte sich für dessen induktiven Ansatz. BURRHUS F. SKINNER besuchte das Hamilton College in Upstate New York und wollte zunächst Schriftsteller werden.

Nach dem Collegeabschluss lebte er im Haus seiner Eltern in Susquehanna, dann einige Zeit in Greenwich Village, New York City. Er verfasste mehrere Artikel für Zeitungen, konnte aber vom Schreiben nicht leben. Durch Zufall entdeckte er die Schriften IWAN PETROWITSCH PAWLOWs (1849-1936) und JOHN B. WATSONs (1879-1958). Der russische Physiologe wie der US-amerikanische Psychologe regten ihn an, mehr über erworbene Reflexe bzw. das menschliche Lernverhalten zu erfahren.

Mit 24 Jahren schrieb sich BURRHUS F. SKINNER an der Harvard University für das Fach Psychologie ein. 1931 erwarb er den Doktortitel und forschte in Harvard bis 1936. Angeregt von seinem Mentor WILLIAM CROZIER, begann er mit der Konstruktion von geschlossenen Versuchsapparaturen, um von außen, das heißt objektiv messbar das Verhalten von Tieren zu studieren. Mit einem dieser Geräte, der SKINNER-Box, gelangen ihm überzeugende Lernexperimente an Katzen, Nagern und an Tauben, seinem späteren Lieblingstier.

1936 bis Mitte der 1940er Jahre unterrichtete BURRHUS F. SKINNER an der University of Minnesota (Minneapolis). In dieser Zeit konstruierte der erfindungsreiche Apparatebauer für seine letztgeborene Tochter ein spezielles Luft-Gitterbett (1943), das er „air crib“ oder „baby tender“ nannte. Die verglaste, klimatisierte Kombination aus Gitterbett und Laufstall soll seiner Tochter zumindest nicht geschadet haben.

Nach drei Jahren (1945-1948) als Vorsitzender des Psychology Department der Indiana University kehrte BURRHUS F. SKINNER nach Harvard zurück. Eine äußerst produktive Zeit der Lehre und Forschung begann. Er betreute Hunderte von Doktoranden, verfeinerte seine Experimente und schrieb mehrere Fachbücher zu Theorie und Methodik des Behaviorismus. Neben dem schon 1938 veröffentlichten Buch „The Behavior of Organism“ erschien 1953 „Science and Human Behavior“.

In seinem utopischen Roman „Walden Two“ (1948) entwarf er die Vision einer gewaltfreien Gesellschaft, die nach den Prinzipien des Behaviorismus lebt. Dieses Werk erntete viel Beifall, aber auch Ablehnung. Ab Mitte der 1950er Jahre entwickelte BURRHUS F. SKINNER, noch vor Aufkommen der Lernsoftware, mehrere „Teaching Machines“ zur Optimierung des Unterrichts. Über zehn Jahre war er mit der Ausarbeitung programmierter Unterrichtseinheiten beschäftigt.

In seinen späteren Jahren wandte sich BURRHUS F. SKINNER verstärkt gesellschaftlichen Fragen zu. Das von ihm entworfene Instrumentarium des Behaviorismus ließ sich seiner Vorstellung nach auf grundlegende Fragen des menschlichen Miteinanders ausweiten. 1971 veröffentlichte er „Beyond Freedom and Dignity“, 1974 „About Behaviorism“. 1989 wurde bei ihm Leukämie diagnostiziert, BURRHUS F. SKINNER starb am 18.8.1990 in Cambridge, Massachusetts.

Wissenschaftliche Arbeit/Bedeutung für die Verhaltensforschung

BURRHUS F. SKINNER gilt als radikaler Vertreter des Behaviorismus. Dieser wurde vom Amerikaner JOHN B. WATSON begründet und baut auf der „Reflexologie“ (klassische Konditionierung) IWAN P. PAWLOWs (1849-1936) auf. Im Gegensatz zur vergleichenden Verhaltensforschung gehen Behavioristen davon aus, dass das beobachtbare Verhalten bei Mensch und Tier nicht primär angeboren, sondern durch Umweltbedingungen und daraus resultierende (Lern)Erfahrungen bestimmt ist. Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie gelten hierbei als zu vernachlässigende Größen.

Durch Laborexperimente suchten die Behavioristen zugrunde liegende Gesetzmäßigkeiten des anerlernten Verhaltens zu ergründen. Ausgehend vom Organismus als „black box“ (leere Schachtel) untersuchten sie die auf das Versuchstier (Mäuse, Ratten, Katzen und Tauben) einwirkenden Kräfte und die darauf folgenden Reaktionen. BURRHUS F. SKINNER erzielte überraschende Erfolge mit einer speziell entwickelten Apparatur, der so genannten SKINNER-Box.

Diese ist eine käfigartige Versuchanlage zur automatischen operanten Konditionierung. Das meist hungrige oder durstige Versuchstier lernt dabei in mehreren Durchgängen, durch Betätigung eines Hebels bzw. durch Picken an eine Glasscheibe, an Futter oder Wasser zu gelangen. Im Gegensatz zur klassischen Konditionierung mit ihrer Abfolge Reiz (Stimuli = S) und Reaktion (Reponse = R) tritt bei der operanten Konditionierung ein weiteres Element, die Konsequenz (Consequence = C), hinzu. Die Abfolge ergibt so das Schema S-R-C.

BURRHUS F. SKINNER führte verschiedene Versuchsvarianten durch. Bei der bekanntesten lernt das Tier, dass eine zufällig ausgeführte Handlung positive Folgen haben kann. Durch Bekräftigung der Belohnung („Reinforcement“) übt es eine bestimmte Verhaltensfolge ein. Der Taube kann das erwartete Futter nach fünfmaligem oder aber erst nach dem hundertstem Picken an die Glasscheibe gewährt werden. Bei dem längeren Belohnungsintervall wird die Taube entsprechend schneller picken, um an die Nahrung zu gelangen.

Ihr Verhalten behält die Taube auch dann bei, wenn die erwartete Belohnung, also das Futterkorn ausbleibt. Erst nach einer Reihe erfolgloser Versuche wird sie es einstellen. SKINNER nannte dies „Auslöschen eines operanten Verhaltens“. Wird der Futterapparat wieder angestellt (Rückkehr des verstärkenden Impulses), so erinnert die Taube das erlernte Pickschema und nimmt es wieder auf.

In einer Versuchsvariante konnten erstaunliche „Fehlleistungen“ bei Tauben erzeugt werden. Entkoppelt der Experimentator das Gewähren der Belohnung von einem festen Schema und füttert sie „zufällig“, so entsteht beim Versuchstier eine „abergläubische“ Beziehung zwischen einem gerade ausgeführten Verhaltenselement (auf einem Bein hüpfen, Gefieder putzen) und dem erhaltenen Leckerbissen. Diese künstlich erzeugten Rituale beschrieb SKINNER 1948 in seinem Aufsatz „Superstition in the Pigeon“.

Zwar verfügen schon wirbellose Lebewesen über bedingte Reflexe, höhere wie Fische, Vögel und Säugetiere zeigen in der Natur wie im Experiment bedingte Reaktionen. Vertreter der vergleichenden Verhaltensforschung wie NIKOLAAS TINBERGEN (1907-1988) und KONRAD LORENZ (1903-1989) kritisierten jedoch schon früh die durchgehende Vernachlässigung des angeborenen Verhaltens. Obwohl die Behavioristen auf dem Gebiet der Lernpsychologie unstreitbar Erfolge erzielten, gilt ihre hieraus abgeleitete Verhaltenstheorie inzwischen als überholt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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