JEAN BAPTISTE DE LAMARCK interessierte sich schon als Jugendlicher für Pflanzen, die er sammelte und beschrieb. Über berufliche Umwege und ein abgebrochenes Medizinstudium entschloss er sich, Botanik zu studieren. Dabei pflegte er einen regen Gedankenaustausch mit anderen Naturforschern sowie u. a. mit dem Philosophen JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712-1778).
JEAN BAPTISTE PIERRE ANTOINE DE MONET CHEVALIER DE LAMARCK wird als 11. Kind einer Adelsfamilie am 1. August 1744 in Bazentin-le-Petit, in Frankreich geboren. Er besuchte eine Jesuitenschule und sollte nach dem Willen seines Vaters Geistlicher werden. Als Siebzehnjähriger trat LAMARCK in die französische Armee ein und wurde durch beispielhaften Mut und große Tapferkeit früh zum Offizier befördert. Nach einer Erkrankung am Hals gab er 1768 den Armeedienst auf und arbeitete zunächst in einem Bankhaus. Ab 1770 studierte LAMARCK vier Jahre lang Medizin, wendete sich dann jedoch dem Studium der Botanik zu. Sein zoologisches Wissen hatte sich LAMARCK autodidaktisch, also im Selbststudium, angeeignet.
LAMARCK arbeitete überwiegend als Systematiker. Im Jahr 1778 veröffentlichte er das dreibändige Werk „Flore francaise“ („Flora von Frankreich“). Er stellte mit diesem Werk ein neues System für eine zuverlässige Bestimmung von Pflanzen auf und entwickelte hierzu einen Bestimmungsschlüssel. Dabei handelte es sich um die noch heute in Bestimmungsbüchern gebräuchliche dichotome (gabelnde) Methode. Im Folgejahr wurde LAMARCK auf Grund seiner durch dieses Werk erlangten Berühmtheit Mitglied der botanischen Sektion der Akademie der Wissenschaften in Paris, außerdem bekam er eine Anstellung als Kurator des Herbars im Königlichen Botanischen Garten (Jardin du roi) in Paris. Er unternahm Studienreisen ins benachbarte Ausland, die ihn u. a. auch in den Harz und nach Freiberg (Sachsen) führten. Aus seinen Reiseerfahrungen entstanden weitere umfangreiche, botanische Werke, das mehrbändige „Dictionnaire de botanique“ (1783-1796) und „Illustrations de genres“ (1885). Mit seinem botanischen Wörterbuch und seinem botanischen Tafelwerk festigte LAMARCK sein großes Ansehen in der Fachwelt. 1788 wurde er Professor für Botanik im königlichen Garten. Es war die Zeit der Französischen Revolution (1791). In allen gesellschaftlichen Schichten wurden starre Denkstrukturen aufgebrochen, wovon auch die Naturwissenschaften profitierten.
LAMARCK setzte sich jetzt gegenüber einer größeren Öffentlichkeit für die naturwissenschaftliche Sache ein. So war er maßgeblich an der Gründung des Naturhistorischen Nationalmuseums in Paris beteiligt und übernahm im Gründungsjahr 1793, mittlerweile neunundvierzig Jahre alt, die Professur für Zoologie. Er war es, der in dieser Schaffensperiode Tierklassen einführte, die mit nur kleinen Abänderungen bis in die heutige Zeit Gültigkeit haben. Folgende Tierklassen wurden von ihm eingeführt:
Das nötige Wissen hierzu eignete er sich innerhalb weniger Monate an. Er führte die Großgliederung in Wirbeltiere (Vertebrata) und Wirbellose (Invertebrata) ein, welche bis heute verwendet wird.
Mit seinem großen Erfahrungshorizont und beflügelt vom Geist der Französischen Revolution formulierte LAMARCK 1809 in dem Werk "Philosophie zoologique" seine Entwicklungstheorie. Darin vertritt er die Auffassung, dass sich die Lebewesen aus einfachen Formen allmählich zu komplizierteren Formen entwickelt haben und dass sie auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen sind. Als Motor für diese Evolution nahm er an, dass Lebewesen die Eigenschaften, die sie im Laufe ihres Lebens erworben haben, unter bestimmten Voraussetzungen an ihre Nachkommen vererben können. Ein wesentliches Element seiner Theorie war die Annahme, dass die Lebewesen dabei einem inneren Drang zur Vervollkommnung folgen würden.
LAMARCK knüpfte in der Folgezeit an frühere Arbeiten an. Mit dem siebenbändigen Werk „Naturgeschichte der wirbellosen Tiere“ („Système des animaux sans vertèbres“, 1815-1822) rundete er sein umfassendes systematisches Werk ab. LAMARCK erblindete 1819. Seine beiden Töchter betreuten ihn und halfen ihm, seine wissenschaftlichen Arbeiten fortzuführen. Die letzten zehn Jahre seines Lebens lebte er verarmt und blind in Paris. LAMARCK starb am 18. Dezember 1829 in Paris.
Seine Evolutionstheorie erlangte zunächst keine große Bedeutung, möglicherweise auch, weil er selbst durch einige voreilige Schlüsse in Nebendisziplinen seine Autorität als Theoretiker geschwächt hatte. Besonders seine Hypothese der Vererbbarkeit erworbener Eigenschaften hat sich als unrichtig erwiesen. Jedoch fällt ihm in jedem Falle die Rolle eines Wegbereiters für die Evolutionsforschung zu. Zwar hatten schon einige seiner Vorgänger den Abstammungsgedanken gefasst, LAMARCK war jedoch der erste, der trotz erheblicher Mängel, vieler unbewiesener Behauptungen und nur angesprochener Probleme eine durchdachte Theorie der Abstammung aufstellte.
Er erkannte
Hieraus formulierte LAMARCK die Hypothese, dass Umweltveränderungen in den Organismen neue Bedürfnisse erzeugen. Angetrieben durch einen Drang zur Vervollkommnung würden die Organismen veranlasst, bestimmte Organe stärker oder schwächer zu betätigen. Durch Gebrauch oder Nichtgebrauch würden die Organe (und Strukturen) mehr oder weniger stark ausgeprägt. Die so erworbenen Eigenschaften könnten dann an die Nachkommen vererbt werden. Er versuchte so die Angepasstheit der Arten zu erklären. Diese sich als falsch herausstellende Annahme von der „Vererbbarkeit erworbener Eigenschaften“ wurde später als „Lamarckismus“ bezeichnet.
Seine Evolutionstheorie veröffentlichte LAMARCK 1809, dem Geburtsjahr von CHARLES DARWIN (1809-1882), in der „Philosophischen Zoologie“ (Philosophie zoologique).
LAMARCKS Theorie über die Evolution der Giraffen
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