Leonhart Fuchs

Kindheit, Jugend und Ausbildung

Am 17.01.1501 im bayrischen Wemding als drittes Kind der Eheleute HANS und ANNA FUCHS geboren, besuchte LEONHART nach dem frühen Tod seines Vaters die Schule in Wemding. Anschließend wurde er von seiner Mutter für ein Jahr auf die berühmte Lateinschule nach Heilbronn geschickt. Dann schrieb sich der überdurchschnittlich begabte LEONHART FUCHS bereits mit einem Alter von nur 11 Jahren an der Erfurter Universität (Stiftschule zu St. Marien) ein, um Philosophie und Naturlehre zu studieren. Dort absolvierte er seine Studien mit der Erlangung des Grades eines „Baccalaureus artium“, kehrte in seinen Geburtsort Wemding zurück, um dort eine Privatschule zu eröffnen. Nur ein Jahr später schloss er seine Schule wieder und ging dann nach Ingolstadt, um dort an der Universität seine Studien in Griechisch, Latein, Hebräisch, Philosophie und schließlich auch Medizin fortzusetzen.

Beruflicher Werdegang

Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin im Jahr 1524 verließ FUCHS aus Glaubensgründen Ingolstadt, er hatte sich der Reformationsbewegung angeschlossen und war zwei Jahre lang als praktischer Arzt in München beschäftigt. In München lernte er seine zukünftige Ehefrau ANNA FRIEDBERG kennen und heiratete sie. Aus dieser Verbindung gingen vier Söhne und sechs Töchter hervor.

Im Mai 1526 wurde FUCHS als 25-Jähriger zum Professor der Medizin an die Universität Ingolstadt berufen. Da er sich zum Protestantismus bekannte, bekam er in Ingolstadt Schwierigkeiten. Er wechselte im August 1535 zur liberaleren Universität Tübingen, an der er bis zu seinem Tod den Lehrstuhl für Medizin bekleidete. In dieser Zeit reformierte FUCHS den gesamten Lehrbetrieb. Er wurde insgesamt sieben Mal zum Rektor gewählt, obwohl er mit seinen Reformen nicht nur Freunde gewonnen hatte. In seiner Zeit als Leibarzt des Markgrafen GEORG VON BRANDENBURG (ab 1528) beschäftigte sich FUCHS ausgiebig mit den Schriften der griechischen Ärzte HIPPOKRATES, DIOSKURIDES und GALEN. Sein Hauptanliegen war das Zurückdrängen „modischer“ arabischer Einflüsse in Pharmazie und Heilkunde. Er wollte eine Renaissance der griechischen Heilkunst. So lehnte er z. B. die Astrologie als Teilbereich der Medizin sowie AVICENNA komplett ab. In seinen Vorlesungen bestand er darauf, mit den Originalschriften der antiken Mediziner zu arbeiten und nicht mit den seiner Meinung nach zum Teil falschen Übersetzungen.

FUCHS führte als erster Hochschulprofessor für die zukünftigen Ärzte botanische Exkursionen ein. Es wurden also Studien am Objekt und am Standort durchgeführt, außerdem legte er den ersten botanischen Garten in Deutschland an. FUCHS bewohnte das noch heute erhaltene „Nonnenhaus“ in Tübingen, dort entstand der oben erwähnte botanische Garten. Außerdem sorgte FUCHS in seinen medizinischen und anatomischen Vorlesungen auch für Pflanzenzeichnungen und frische Pflanzenexemplare.

Neben OTTO BRUNFELS (1488-1534) und HIERONYMUS BOCK (1498-1554) gilt er als einer der drei Väter der Botanik.

Wissenschaftliche Leistungen

FUCHS 1530 erschienenes Erstlingswerk: „Errata recentiorum medicorum“ („Die Irrtümer der Ärzte“) machte Ihn zum ersten großen Ärztekritiker der Geschichte: „...es sey gut und nützlich, dass die kreüter nit allein von den aeertzten, sondern auch von den Leyen und dem gemeinen Mann in gaerten hin und wieder vleissig gepflantzt und aufferzogen werden....“

Das „New Kreüterbuch“ oder „New Kreuterbuch“, erstmals 1542 in lateinischer Sprache erschienen (De historia stirpium commentarii; Kommentare zur Geschichte der Pflanzen) wurde 1543 erstmals ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Dieser Meilenstein der botanischen Literatur stellte die Systematik von rund 400 Wildgewächsen und ca. 100 Nutz- und Zierpflanzen dar, erstmals methodisch beschrieben, d.h. der Standort wurde genannt und berücksichtigt, die Pflanzen wurden botanisch beschrieben und die Blütezeiten sowie medizinischen Verwendungsmöglichkeiten wurden ebenfalls beschrieben. Sein Kräuterbuch war mit 512 Holzschnitten illustriert und dokumentierte die damalige Flora rund um Tübingen. Die Künstler, die Zeichner HEINRICH FÜLLMAUER (um 1500-1547/48) und ALBERT MEYER (um 1510-nach 1561) sowie der Holzschneider VEYT RUDOLFF SPECKLE (um 1505-1550) waren überaus begabt, was die Exaktheit der Wiedergabe angeht, wenn man bedenkt, das es zu damaligen Zeit keine zusätzlichen Sehhilfen (z. B. Lupen) gab. Die Druckkosten für dieses gewaltige, außergewöhnliche Werk haben FUCHS finanziell ruiniert, der zweite überarbeitete Band mit allen FUCHS bekannten Pflanzen konnte deshalb nicht erscheinen.

Die Druckstöcke des ersten Bandes wurden nach Frankreich, Paris verkauft. Nur noch 23 dieser Druckstöcke befinden sich heute im Botanischen Institut Tübingen.
Der zweite Band hatte im Originalmanuskript 1541 Pflanzenaquarelle (je 315x208 mm), die ca. 1317 unterschiedliche Taxa darstellen. Das Manuskript wurde im Jahr 1954, nachdem es 200 Jahre lang nicht auffindbar war, in der Österreichischen Nationalbibliothek wiederentdeckt.

FUCHS suchte die von den alten Griechen empfohlenen Heilkräuter in der deutschen Flora. Dafür war es notwendig, Pflanzen unterschiedlicher Standorte sehr genau und penibel zu vergleichen. Wenngleich FUCHS Begriffe wie Art, Gattung oder Familie noch nicht benutzte, wusste er sehr wohl über die Verwandtschaftsbeziehungen ähnlich aussehender Pflanzen. So hat der bekannte Schöpfer des botanischen Systems CARL VON LINNÈ viele von FUCHS gewählte Namen übernommen.

LEONHART FUCHS verfasste noch über 50 Bücher. König CHRISTIAN III. versuchte FUCHS 1537 an die neu gegründete Universität in Kopenhagen zu holen. FUCHS sagte ab, weil das Gehalt zu niedrig sei und er auch nicht wisse, wie er seine umfangreiche Bibliothek dorthin transportieren könne. Er lehnte außerdem einen Ruf zum Vorsteher des botanischen Gartens in Pisa ab, den ANDREAS VESAL ihm 1542 vermittelt hat. Wie schon erwähnt, war FUCHS in den Jahren zwischen 1535 und 1566 sieben Mal Rektor der Universität Tübingen, KARL V. erhob ihn 1555 daher in den Adelstand und verlieh ihm ein Wappen. Als seine Frau ANNA 1563 starb, war das ein harter Schlag für ihn. Um sich und seinen verwaisten Enkel versorgt zu wissen, heiratete er im nächsten Jahr die Pfarrerswitwe AFRA GRÄTER (geb. KÖLER) aus Schwäbisch Hall. Nach langer Krankheit starb der 65-jährige FUCHS am 10.Mai 1566 in Tübingen.

Die Fuchsie, eine der beliebtesten Zierpflanzen, eine südamerikanische Gattung der Nachtkerzengewächse, wurde 130 Jahre nach seinem Tode nach FUCHS benannt. 1696/1697 wurde die Fuchsie von dem französischen Missionar und BildBotaniker PATER CHARLES PLUMIER auf Santo Domingo in der Karibik entdeckt und im Jahr 1703 dem Brauch der damaligen Zeit gemäß einem berühmten Botaniker gewidmet: Sie wurde nach LEONHART FUCHS als Fuchsia triphylla, flore coccineo bezeichnet und 1753 von CARL VON LINNE in seinem Werk Species plantarum mit dem Namen „Fuchsia triphylla“ verankert. Später wurden viele weitere Arten der Gattung Fuchsia beschrieben.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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