Giorgio (Zorzo) da Castelfranco (Giorgione)
* 1478 Castelfranco Veneto (bei Treviso)
† Venedig vor dem 25.10.1510
GIORGIONE war ein italienischer Maler, der mit seiner die vielfältigen Möglichkeiten der Farbe und ihrer Lichtwerte ausschöpfenden Gestaltungsweise die Blüteperiode der venezianischen Malerei des 16. Jahrhunderts eröffnete und zugleich ihrem Höhepunkt zuführte.
GIORGIONE war nicht nur ein faszinierender Porträtmaler, er schuf auch poetische Landschaften. Dabei kombinierte er die sfumato-Technik LEONARDO DA VINCIs (1452–1519) mit der lasierenden Technik und Farbwahl der Niederländer. Völlig neu ist der Umgang GIORGIONEs mit dem Licht.
Der italienische Maler GIORGIONE (eigentl. GIORGIO DA CASTELFRANCO, auch ZORZO DA CASTELFRANCO) wurde 1478 in oder bei Castelfranco Veneto (bei Treviso) geboren. Sein Leben ist nur spärlich überliefert. Er lernte zusammen mit TIZIAN (TIZIANO VECELLIO, um 1488–1576) in der Werkstatt von GIOVANNI BELLINI (zw. 1430 und 1435–1516). Um 1500 siedelte er wieder nach Castelfranco um, wo er Fresken für den Condottiere COSTANZO und um 1504–1505 das Altarbild für die ehemalige Kapelle Costanzo mit der thronenden Madonna und den Heiligen Liberale und Franziskus malte. Nach seiner Rückkehr nach Venedig um 1505 entstand eine Vielzahl von inzwischen zerstörten Fresken an Häuserfassaden.
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
Angeregt u. a. von den Werken
- GIOVANNI BELLINIs,
- VITTORE CARPACCIOs (um 1465–1525 oder 1526) und
- LEONARDO DA VINCIs (1452–1519)
wurde GIORGIONE einer der bedeutendsten Vertreter der venezianischen Hochrenaissance.
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
Seine Malweise zeichnete sich durch einen weit gehenden Verzicht auf Umrisslinien zugunsten farblicher Übergänge aus, sodass seine Bilder ausgesprochen atmosphärisch in ihrer Wirkung sind.
Von den Fresken für den Fondaco dei Tedeschi in Venedig, dem einzigen beglaubigten Werk, ist nur ein Fragment erhalten (1508; ebenda, Gallerie dell’Accademia).
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
Die Identifizierung einer Reihe von Werken gelang über Beschreibungen durch GIORGIO VASARI (1511–1574) und durch die Notizen des MARCANTONIO MICHIEL (1484–1552), eines Zeitgenossen GIORGIONEs. Stilistische Zuschreibungen sind durch eine Vielzahl zeitgenössischer Kopien und Varianten erschwert, auch dadurch, dass einige Werke durch Schüler GIORGIONEs – u. a. TIZIAN – vollendet wurden.
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
Unbeschadet kompositioneller Schwierigkeiten zeigten bereits die beiden Frühwerke mit Darstellungen alttestamentlicher Szenen:
- „Feuerprobe Mosis“ (um 1496),
- „Urteil Salomons“ (um 1498–1500)
die für GIORGIONE typische, von Licht durchflutete Landschaft.
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
Ihnen folgten u. a.:
- „Judith“ (um 1505; Sankt Petersburg, Eremitage),
- „Anbetung der Drei Heiligen Könige“ (1500–1510; London, National Gallery),
- „Porträt eines jungen Mannes“ (um 1505; Berlin, Gemäldegalerie) und
- „Porträt einer jungen Frau“ (auch „Laura“, um 1506; Wien, Kunsthistorisches Museum).
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
Mit dem Hochaltarbild für San Liberale in Castelfranco Veneto („Thronende Madonna mit dem Hl. Liberalis von Treviso und dem Hl. Franziskus“, um 1504–1505) schuf GIORGIONE einen neuen Typus der Sacra Conversazione, für den das Vorherrschen der Landschaft gegenüber der Architektur bezeichnend ist. Das Gemälde gehört zu den schönsten Werken der venezianischen Malerei.
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
- „Das Gewitter“ („La Tempesta“, um 1507–1508; Venedig, Gallerie dell’Accademia),
- „Die drei Philosophen“ (um 1507–1508; Wien, Kunsthistorisches Museum),
- das auch TIZIAN zugeschriebene „Ländliches Konzert“ (um 1500–1510; Paris, Louvre) und
- die wohl unter Beteiligung TIZIANs entstandene „Schlummernde Venus“ (um 1508–1510; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen)
gaben Anlass zu vielfältigen Interpretationen.
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Giorgio Zorzo da Castelfranco - © 2003 The Yorck Project
In diesen Bildern erhält die Natur in ihrer kosmischen Erscheinung eine mystische Bedeutung in ihrem Bezug zum Menschen. Das Stimmungsvolle und Atmosphärische der Landschaft sowie das Rätselhafte der Natur wird mit malerischen Mitteln betont.
Eine idyllische Landschaft flankiert in „La Tempesta“ (dt.: „Das Gewitter“) im Bildvordergrund rechts, etwas erhöht, eine Mutter mit Kind, links einen Wanderer. Hinter ihnen erhebt sich ein gewaltiges Gewitter, das aber diese Idylle nicht trüben kann. Gäbe es die Menschen auf dem Bild nicht, könnte man das Gemälde für ein reines Landschaftsbildnis halten. Ganz sicher wird hier das Sujet vom Menschen im Einklang mit der Natur behandelt, ganz gleich, welche Personen hier dargestellt werden (es gibt vielfältige Interpretationsversuche). Einhellig wird das Gemälde von GIORGIONE als „Mysterium“, zuweilen als „Allegorie der Liebe“, begriffen. Farblich besticht „Das Gewitter“ durch die Wahl der Farben: Schon Zeitgenossen bewunderten die Lebendigkeit des farblichen Ausdrucks dieses gemalten Gewitters.
Mit seiner die vielfältigen Möglichkeiten der Farbe und ihrer Lichtwerte ausschöpfenden Gestaltungsweise beeinflusste GIORGIONE grundlegend die venezianische Malerei des
16. Jahrhunderts (TIZIAN, SEBASTIANO DEL PIOMBO, 1485–1547; PALMA IL VECCHIO, um 1480–1528).
GIORGIONE starb vor dem 25.10.1510 in Venedig.
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Werke
Zu den Werken GIORGIONEs gehören (Zuordnung z.T. umstritten) u. a.:
- „Feuerprobe Mosis“ (um 1496)
- „Urteil Salomons“ (um 1498–1500)
- Altar von Castelfranco (um 1504–1505)
- „Judith“ (um 1505)
- „Landschaft mit Sonnenuntergang“ (um 1505)
- „Porträt eines jungen Mannes“ (um 1505)
- „Laura“ (Porträt einer jungen Frau, um 1506)
- „Das Gewitter“ (um 1507–1508)
- „Die drei Philosophen“ (um 1507–1508)
- Fresken für den Fondaco dei Tedeschi in Venedig (1508)
- „Ländliches Konzert“ (1500–1510, Zuschreibung an GIORGIONE oder TIZIAN unentschieden)
- „Anbetung der Drei Heiligen Könige“ (1500–1510)
- „Anbetung der Hirten“ (um 1500–1510)
- „Die drei Menschenalter“ (1500–1510, Zuschreibung umstritten)
- „Ceres“ (1500–1510)
- „Lesende Madonna“ (um 1500–1510)
- „Madonna mit Hl. Antonius von Padua und Hl. Rochus“ (1500–1510)
- „Maria und das Jesuskind in einer Landschaft“ (1500–1510)
- „Porträt einer alten Frau“ (um 1500–1510)
- Selbstporträt (?, um 1500–1510)
- „Schlummernde Venus“ (um 1508–1510)
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