- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.3 Renaissance (Neuzeit)
- 2.3.3 Frührenaissance (1420-1500)
- Giorgio (Zorzo) da Castelfranco (Giorgione)
Der italienische Maler GIORGIONE (eigentl. GIORGIO DA CASTELFRANCO, auch ZORZO DA CASTELFRANCO) wurde 1478 in oder bei Castelfranco Veneto (bei Treviso) geboren. Sein Leben ist nur spärlich überliefert. Er lernte zusammen mit TIZIAN (TIZIANO VECELLIO, um 1488–1576) in der Werkstatt von GIOVANNI BELLINI (zw. 1430 und 1435–1516). Um 1500 siedelte er wieder nach Castelfranco um, wo er Fresken für den Condottiere COSTANZO und um 1504–1505 das Altarbild für die ehemalige Kapelle Costanzo mit der thronenden Madonna und den Heiligen Liberale und Franziskus malte. Nach seiner Rückkehr nach Venedig um 1505 entstand eine Vielzahl von inzwischen zerstörten Fresken an Häuserfassaden.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Selbstporträt (?), um 1500–1510,Leinwand, 52 x 43 cm, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum.Kommentar: Das Gemälde ist evtl. ein Selbstporträt des Künstlers als David, es war möglicherwei
Angeregt u. a. von den Werken
wurde GIORGIONE einer der bedeutendsten Vertreter der venezianischen Hochrenaissance.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Judith, um 1505, Holz,144 x 66,5 cm, St. Petersburg, Eremitage.
Seine Malweise zeichnete sich durch einen weit gehenden Verzicht auf Umrisslinien zugunsten farblicher Übergänge aus, sodass seine Bilder ausgesprochen atmosphärisch in ihrer Wirkung sind.
Von den Fresken für den Fondaco dei Tedeschi in Venedig, dem einzigen beglaubigten Werk, ist nur ein Fragment erhalten (1508; ebenda, Gallerie dell’Accademia).
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Anbetung der Drei Heiligen Könige, 1500–1510, Holz, 29 x 81 cm, London, National Gallery.
Die Identifizierung einer Reihe von Werken gelang über Beschreibungen durch GIORGIO VASARI (1511–1574) und durch die Notizen des MARCANTONIO MICHIEL (1484–1552), eines Zeitgenossen GIORGIONEs. Stilistische Zuschreibungen sind durch eine Vielzahl zeitgenössischer Kopien und Varianten erschwert, auch dadurch, dass einige Werke durch Schüler GIORGIONEs – u. a. TIZIAN – vollendet wurden.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Porträt eines jungen Mannes, um 1505, Leinwand, 58 x 46 cm, Berlin, Gemäldegalerie.
Unbeschadet kompositioneller Schwierigkeiten zeigten bereits die beiden Frühwerke mit Darstellungen alttestamentlicher Szenen:
die für GIORGIONE typische, von Licht durchflutete Landschaft.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Laura (Porträt einer jungen Frau), um 1506, Leinwand auf Holz geklebt, 41 x 33,6 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum.
Ihnen folgten u. a.:
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Altar von Castelfranco, Szene: Thronende Madonna mit dem Hl. Liberalis von Treviso und dem Hl. Franziskus, um 1504–1505, Holz, 200 x 152 cm, Castelfranco, Dom San Liberale.Kommentar: Auftrag
Mit dem Hochaltarbild für San Liberale in Castelfranco Veneto („Thronende Madonna mit dem Hl. Liberalis von Treviso und dem Hl. Franziskus“, um 1504–1505) schuf GIORGIONE einen neuen Typus der Sacra Conversazione, für den das Vorherrschen der Landschaft gegenüber der Architektur bezeichnend ist. Das Gemälde gehört zu den schönsten Werken der venezianischen Malerei.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Das Gewitter, um 1507–1508, Leinwand,82 x 73 cm, Venedig, Gallerie dell’Accademia.
gaben Anlass zu vielfältigen Interpretationen.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Die drei Philosophen, um 1507–1508, Leinwand, 123,5 x 144,5 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum.
In diesen Bildern erhält die Natur in ihrer kosmischen Erscheinung eine mystische Bedeutung in ihrem Bezug zum Menschen. Das Stimmungsvolle und Atmosphärische der Landschaft sowie das Rätselhafte der Natur wird mit malerischen Mitteln betont.
Eine idyllische Landschaft flankiert in „La Tempesta“ (dt.: „Das Gewitter“) im Bildvordergrund rechts, etwas erhöht, eine Mutter mit Kind, links einen Wanderer. Hinter ihnen erhebt sich ein gewaltiges Gewitter, das aber diese Idylle nicht trüben kann. Gäbe es die Menschen auf dem Bild nicht, könnte man das Gemälde für ein reines Landschaftsbildnis halten. Ganz sicher wird hier das Sujet vom Menschen im Einklang mit der Natur behandelt, ganz gleich, welche Personen hier dargestellt werden (es gibt vielfältige Interpretationsversuche). Einhellig wird das Gemälde von GIORGIONE als „Mysterium“, zuweilen als „Allegorie der Liebe“, begriffen. Farblich besticht „Das Gewitter“ durch die Wahl der Farben: Schon Zeitgenossen bewunderten die Lebendigkeit des farblichen Ausdrucks dieses gemalten Gewitters.
Mit seiner die vielfältigen Möglichkeiten der Farbe und ihrer Lichtwerte ausschöpfenden Gestaltungsweise beeinflusste GIORGIONE grundlegend die venezianische Malerei des
16. Jahrhunderts (TIZIAN, SEBASTIANO DEL PIOMBO, 1485–1547; PALMA IL VECCHIO, um 1480–1528).
GIORGIONE starb vor dem 25.10.1510 in Venedig.
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Ländliches Konzert, 1500–1510,Leinwand, 110 x 138 cm, Paris, Musée du Louvre.Kommentar: Die Zuschreibung des Gemäldes an GIORGIONE oder TIZIAN ist unentschieden.
Zu den Werken GIORGIONEs gehören (Zuordnung z.T. umstritten) u. a.:
GIORGIONE (eigentl. GIORGIO [ZORZO] DA CASTELFRANCO, 1478–1510): Schlummernde Venus, um 1508–1510, Leinwand, 108 x 175 cm, Dresden, Gemäldegalerie.Kommentar: Auf dem Gemälde befand sich ursprünglich ein von TIZIAN gemalter Cupido, der im 18. Jahrhundert ü
Stand: 2010
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