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- Kunst
- 3 Malerei
- 3.9 Gattungen der Malerei
- 3.9.3 Landschaftsmalerei
- Landschaftsmalerei
Formelhafte Naturdarstellungen zur Verdeutlichung des Handlungsortes traten bereits in der altorientalischen und ägyptischen Kunst, in der Kunst Kretas (Palast von Knossos, 16. Jahrhundert v.Chr.) sowie Etruriens (Tarquinia, Tomba della Caccia e Pesca; um 520 v.Chr.) auf. Als räumlicher Schauplatz diente die Landschaft erst seit dem Späthellenismus (Fresken mit der Odysseusgeschichte, um 40/30 v.Chr).
Bestimmte Einzelformen der illusionistischen Ideallandschaften römischer Kunst (Wandmalerei des zweiten pompejanischen Stils, 1. Jahrhundert v.Chr.) wurden als schematische Versatzstücke in der Kunst der Spätantike, in der byzantinischen Kunst und in der Kunst des Mittelalters weiter verwendet.
Bis ins hohe Mittelalter trat Landschaftliches nur fragmentarisch als Ortsangabe oder als Symbol auf; charakteristisch sind der auf einen farbigen Streifen reduzierte Raum der ottonischen Buchmalerei und der Gold- und Rautengrund gotischer Zeit.
Meister der Carmina Burana: „Carmina Burana“,Szene: „Waldlandschaft“;um 1230, Pergament;München, Bayerische Staatsbibliothek.
Seit dem 13. Jahrhundert zeigt sich besonders in profanen Illustrationen eine wachsende Freude an Landschaftsdetails. In der italienischen Malerei gewann im 13. Jahrhundert die Landschaft als Schauplatz neue Bedeutung (GIOTTO) und kam im 14. Jahrhundert, wenn auch vereinzelt, als eigenständiges Bildthema vor (AMBROGIO LORENZETTI).
AMBROGIO LORENZETTI: Freskenzyklus „Allegorien der guten und der schlechten Regierung“im Ratssaal der Neun, Palazzo Pubblico in Siena,Szene: „Auswirkungen der guten Regierung auf dem Land“;1338–1340, Fresko;Siena, Palazzo Pubblico.
Entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Landschaftsmalerei hatte die niederländisch-burgundische Buchmalerei, in der atmosphärische Landschaften in einheitlicher Sicht wiedergegeben sind (Brüder VON LIMBURG).
Brüder LIMBURG (POL, HENNEQUIN UND HERMAN VON): „Très Riches Heures du Duc Jean de Berry“(„Stundenbuch des Herzogs von Berry“), Szene: „Monatsbild März“;1412–1416, Pergament, 22 × 13,5 cm;Chantilly, Musée Condé.
Zu den frühesten Darstellungen einer bestimmten Landschaft gehört die Ansicht des Genfer Sees im Petrusaltar des KONRAD WITZ („Der wunderbare Fischzug“, 1444). Jedoch erst in den Zeichnungen LEONARDO DA VINCIs und den Aquarellen ALBRECHT DÜRERs wurde die Landschaft ohne Staffage zum Studienobjekt.
In der Malerei blieb sie weiterhin Schauplatz einer meist biblischen Szene, erhielt jedoch besonderes Gewicht als Träger von Stimmungen und als Sinnbild kosmischer Kräfte. Eines der frühesten reinen Landschaftsbilder nördlich der Alpen schuf ALBRECHT ALTDORFER mit „Donaulandschaft bei Regensburg mit dem Scheuchenberg“ (1528).
ALBRECHT ALTDORFER: „Donaulandschaft bei Regensburg mit dem Scheuchenberg“;um 1528, Pergament auf Buchenholz, 30 × 22 cm;München, Alte Pinakothek.
In der venezianischen Malerei wurde eine sympathetische Beziehung Figur – Landschaft rein malerisch durch die Schilderung der Atmosphäre und die durch Farbabstufungen aufgelösten Konturen dargestellt (GIORGIONE, TIZIAN). Die weiten Weltlandschaften der niederländischen Maler sind unter Anwendung der Farbperspektive in mehrere Zonen hintereinander gestaffelt (PIETER BRUEGEL DER ÄLTERE).
Um 1600 verband ADAM ELSHEIMER diese beiden Möglichkeiten und schuf die harmonische, sich kontinuierlich weitende, lichterfüllte „ideale Landschaft“, in deren Nachfolge die lyrischen Kompositionen CLAUDE LORRAINs stehen. NOCOLAS POUSSIN entwickelte die bis ins 19. Jahrhundert wirkende „heroische Landschaft“ mit antiken Architekturmotiven und mythologischen Szenen.
NICOLAS POUSSIN: Gemäldefolge „Die vier Jahreszeiten“, Szene: „Der Frühling“;1660–1664, Öl auf Leinwand, 117 × 160 cm;Paris, Musée du Louvre.
Die Landschaftsbilder der Renaissance sind gekennzeichnet von atmosphärischen Stimmungen mittels starker Licht-Schatten-Modulation, der Einbindung antiker Architekturelemente und kleiner Figurengruppen, der Vereinheitlichung des Bildraums und einem klaren Bildaufbau.
Zu einer selbstständigen Gattung wurde die Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert in den Niederlanden mit der Spezialisierung auf verschiedene Themen wie Küsten-, Meer-, Fluss-, Wald- und Winterlandschaften (JAN VAN GOYEN, JACOB VAN RUISDAL, REMBRANDT). Die Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts gibt neben Stadtansichten vor allem ideale (klassizistische) Landschaften oder idyllische Parklandschaften (ANTOINE WATTEAU) wieder.
Die Romantiker suchten das Aufgehen des Menschen in der Natur zu versinnbildlichen (PHILIPP OTTO RUNGE, CASPAR DAVID FRIEDRICH). Zur gleichen Zeit entstand in England mit JOHN CROME und JOHN CONSTABLE eine realistische Landschaftsmalerei, die auf unmittelbarem Naturstudium beruhte. Ihrer Zeit voraus waren die Landschaftsbilder WILLIAM TURNERs, in denen sich die Gegenstände zunehmend auflösten.
JOSEPH MALLORD WILLIAM TURNER: „Der Genfer See von Montreux aus gesehen“;1810, Öl auf Leinwand, 105,4 × 165 cm;Los Angeles, Country Museum of Art.
Der Einfluss der englischen Landschaftsmalerei reichte in Frankreich von der Schule von BARBIZON über GUSTAVE COURBET bis zu den Impressionisten. PAUL CÉZANNE gestaltete die Landschaft in seinen Bildern durch Modulation von Farbtönen.
PAUL CÉZANNE: „Felsen im Wald von Fontainbleau“;1865–1868, Öl auf Leinwand, 41 × 33 cm;Privatsammlung.
In der Kunst des 20. Jahrhunderts hatte die Landschaft als wesentlicher Bildgegenstand Bedeutung für die Expressionisten, die Fauvisten, die Vertreter der Neuen Sachlichkeit und der Land-Art.
Die Landschaftsmalerei der verschiedenen Kunstepochen verdeutlicht das sich wandelnde Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, drückt seine Ideen und Gefühle gegenüber der Natur aus und lässt Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse erkennen. Besonders in der romantischen Malerei spiegelt sich die tiefe Liebe und Verbundenheit zur Natur wieder.
Auch die Landschaftsmalerei der Gegenwart reflektiert die Umweltbeziehung und ökologische Zusammenhänge. Im Zuge der vom Menschen mit verschuldeten Umweltkatastrophen und der Zerstörung der Natur besitzen viele Werke Appellcharakter. Die Künstler, die sich mit den unterschiedlichsten Ausdrucksformen dem Thema Landschaft zuwenden, zeigen dabei eine breite Palette von kritisch-realistischer Auseinandersetzung bis hin zu abstrakten Gedankenbildern.
In China ist die Landschaft seit der Songzeit (960–1127) das Hauptthema der Malerei. Der chinesische Ausdruck für Landschaft, shanshui, „Berg und Wasser“, deutet an, dass beide Elemente in jeder Darstellung, sei es auch nur als Fels oder Nebel, vorhanden sein müssen, um die Landschaft als Sinnbild des Kosmos erscheinen zu lassen. Nach einem Höhepunkt im 8. Jahrhundert setzte eine Weiterentwicklung der Landschaftsmalerei in den um realistische Wiedergabe bemühten monochromen Meisterwerken des 11. und 12. Jahrhunderts ein.
FAN K'UAN: „Reise zwischen Strömen und Bergen“;11. Jh., Tusche und Farben auf Seide;Formosa, Palastsammlung.
An der Akademie der Südlichen Songdynastie bildete sich ein lyrischer Landschaftsstil (Eineckkomposition). In der Yuanzeit (1271–1368) war die Blüte der Literatenmalerei, die die Landschaftsmalerei als Ausdruck der Persönlichkeit auffasste und die Handschrift des Künstlers im Spiel der Linienführung betonte.
Die Literatenmalerei war eine nicht akademische Richtung in der ostasiatischen Malerei. Als Kunstform der chinesischen klassisch gebildeten Elite verkörperte sie seit dem 10. Jahrhundert das Amateurideal.
Im 17. Jahrhundert entstand der originelle expressive Stil der „Individualisten“ (BADA SHANREN, SHITAO, SHIQI). Im 18. und 19. Jahrhundert ist die Landschaftsmalerei durch eklektizistische Strömungen gekennzeichnet. Im 20. Jahrhundert setzte man sich mit westlicher Landschaftsmalerei auseinander.
In Japan entwickelte sich die Landschaftsmalerei zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert aus der buddhistischen Malerei. Noch im 14. Jahrhundert bis zum 16. Jahrhundert können die Tuschlandschaften der Mönchsmaler im chinesischen Songstil, wie MINCHO, SHUBUN und SESSHU, als Ausdruck des Zen-Buddhismus gesehen werden.
Ab Ende des 16. Jahrhunderts (Momoyamazeit) wurde die Landschaftsmalerei zu einer selbstständigen Kunstrichtung in betont dekorativem Stil. Um 1820 erlangte die Landschaft auch in den Farbholzschnitten des UKIYO-E Beliebtheit.
ICHIYUSAI HIROSHIGE: „Sonnenuntergang in Seta“;1857, Farbholzschnitt, 22,8 × 35,6 cm;London, British Museum.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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