Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Biologie
  3. 6 Grundlagen der Genetik
  4. 6.5 Mendelsche Regeln (mendelsche Gesetze)
  5. 6.5.5 Vererbungsvorgänge beim Menschen
  6. Vaterschaftsgutachten

Vaterschaftsgutachten

Spielten früher bei Vaterschaftsgutachten die Blutgruppen eine große Rolle, weil sie vererbt werden, werden heute dazu DNA-Analysen vorgenommen. Sie besitzen die größtmögliche Aussagekraft. Es können Erbsysteme auf den roten Blutkörperchen, im Blutserum, bei den Stoffwechselenzymen, auf weißen Blutzellen und auf den erblichen Bruchstücklängen der DNA untersucht werden. Dabei bietet die Kombination verschiedener Systeme (sogenannte „Untergruppen“) die größte Sicherheit. Da sich an die Frage der Vaterschaft sowohl Erbberechtigung wie Unterhaltsverpflichtung knüpfen, sind an den Nachweis der Vaterschaft höchste Anforderungen zu stellen.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Vaterschaftsnachweise

Vaterschaftsgutachten (Vaterschaftsnachweise) werden durchgeführt, wenn Unklarheiten über den Erzeuger des Kinds bestehen. Früher spielten bei Vaterschaftsgutachten die Blutgruppen eine große Rolle, weil sie vererbt werden. Heute werden sie auf Grundlage der Analyse von Erbfaktoren durchgeführt, weil diese größtmögliche Aussagekraft besitzen. Es können Erbsysteme auf den roten Blutkörperchen, im Blutserum, bei den Stoffwechselenzymen, auf weißen Blutzellen und auf den erblichen Bruchstücklängen der DNA untersucht werden. Dabei bietet die Kombination verschiedener Systeme (sogenannte „Untergruppen“) die größte Sicherheit. Die herkömmlichen Systeme (Blutgruppensysteme) unterteilen sich wie folgt:

  • Erythrocyten-Membran-Antigenbestimmung – Hierbei werden Merkmalsysteme bestimmt, die sich auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen befinden, z. B. die klassische Blutgruppe (AB0) oder die Rhesuseigenschaft. Sie besitzen eine Ausschlusswahrscheinlichkeit von 17,5 %.
  • Bestimmung von Serum- oder Proteinsystemen – Diese können mit bestimmten Methoden (physikalisch oder chemisch) in der Blutflüssigkeit nachgewiesen werden.
  • Bestimmung von Enzymsystemen – Diese können aus dem Inhalt der roten Blutkörperchen nachgewiesen werden.

Blutgruppengutachten

Von den Gerichten wird in den meisten Fällen ein Blutgruppengutachten angeordnet, welches unter heutigen Bedingungen die Frage „Vater – ja oder nein?“ praktisch 100-prozentig klären kann. Die derzeit gültigen Durchführungsrichtlinien für Vaterschaftsnachweise wurden unter Einbeziehung eines Expertenteams durch das Robert-Koch-Institut, Berlin, festgelegt. Dabei werden zunächst pro Person insgesamt 12 Blutgruppen-, Serum- und Enzymsysteme untersucht.

Da jeder Mensch in jedem seiner biologischen Systeme eine Anlage entweder von der Mutter und/oder vom Vater erbt, wird im Prinzip geprüft, welche Merkmale bei dem Kind von seiner Mutter stammen (deshalb muss auch bei der Mutter ein Probe entnommen werden). Alle anderen Merkmale müssen bei dem „in Anspruch genommenen“ Mann zu finden sein. Besitzt er zwei oder mehr von diesen Erbanlagen nicht, ist er als Erzeuger des Kinds ausgeschlossen. Wenn diese Begutachtung zu sicheren Vaterschaftsausschlüssen führt, wird das Gutachten abgeschlossen. Bei Nichtausschluss erfolgt anschließend die Untersuchung der DNA (fingerprinting).

DNA-Fingerabdrucktechnik (engl. Fingerprinting)

Die DNA-Fingerabdrucktechnik ist als forensische (gerichtliche) Methode anerkannt. Sie stellt die zur Zeit leistungsstärkste Bestimmungsmethode dar. Die Voraussetzung für diese Methode ist die Existenz von Mini- oder Mikrosatelliten auf der DNA. Unter Mini- oder Mikrosatelliten versteht man sehr kurze Sequenzen auf der DNA, die sich wiederholen und nacheinander angeordnet sind. Die DNA besteht zu 70 bis 80 % aus nicht-gencodierender DNA, welche sich im Allgemeinen durch einen hohen Grad an Basensequenz-Wiederholungen auszeichnet.

Die Bezeichnung Satelliten-DNA stammt aus der Technik zur Bestimmung der DNA, nämlich der Zentrifugation. Je nach Dichte erhält man eine Hauptbande und drei zusätzliche Satellitenbanden. Diese Satellitenbanden untergliedern sich in sogenannte

  • klassische Satelliten (Basensequenz, die wiederholt wird, ist lang),
  • Minisatelliten (Basensequenz, die wiederholt wird, ist eher kurz),
  • Mikrosatelliten (Basensequenz, die wiederholt wird, ist sehr kurz).

Die Mikrosatelliten ihrerseits sind die häufigste Form der DNA-Wiederholungen und werden vererbt. Deshalb dienen sie auch als Markersystem in der forensischen Biologie und bilden die Grundlage des sogenannten genetischen Fingerabdrucks. Etwa die Hälfte der Satelliten beim Kind stammen vom Vater. Man findet sie heraus, indem man den genetischen Fingerabdruck (Satelliten) des Kinds und der Mutter vergleicht. Die Satellitenbanden, die nicht bei der Mutter, aber beim Kind zu finden sind, stammen demnach vom Vater. Diese müssen dann in der väterlichen DNA enthalten sein. Bei Übereinstimmung wird die Vaterschaft eindeutig festgestellt. Bei Nicht- Übereinstimmung dagegen eindeutig ausgeschlossen.

Damit ist die Methode zum Vaterschaftsnachweis und nicht nur zum Vaterschaftsausschluss geeignet.

Des Weiteren kann sie zum Täternachweis bei Straftaten verwendet werden. Dabei genügen winzige Teile des biologischen Materials. Als Untersuchungsmaterial kommen insbesondere Blutspuren sowie sämtliche Körpersekrete (Tränenflüssigkeit, Nasenschleim, Speichel, Schweiß, Vaginalsekret, Sperma), Ausscheidungen (Harn- und Kotspuren, Erbrochenes) und Körperzellen (z. B. Hautschuppen, Haare mit Wurzel, Knochensplitter) in Betracht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer nicht verwandter Mensch ein identisches Muster aufweist, beträgt 3 ‌   x   10 − 11 . Werden an zwei unterschiedlichen DNA-Abschnitten die Mikrosatelliten verglichen, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit noch auf 5 ‌   x   10 − 19 , was praktisch gleich null ist. Dass die Wahrscheinlichkeit nicht ganz null ist, beruht auf der Möglichkeit, dass die DNA während der Meiose (Reifeteilung) durch Umwelteinflüsse verändert wird. Die Wahrscheinlichkeit zur Änderung der DNA während der Meiose ist abhängig vom Organismus und beträgt 0,01 bis 0,5 %.

Das Standardgutachten besteht aus einer Kombination von herkömmlichen und DNA-Systemen. Da sich an die Frage der Vaterschaft sowohl Erbberechtigung wie Unterhaltsverpflichtung knüpfen, sind an den Nachweis der Vaterschaft höchste Anforderungen zu stellen.

Rechtsgrundlage für diese Begutachtung der Vaterschaft ist das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)

  • § 1600c Vaterschaftsvermutung
  • § 1600d gesetzliche Empfängniszeit
  • § 1592 Vater (Ehelichkeit)

Die Richtlinien fordern, dass mit dem ausgewählten System 95 % aller Nichtväter als solche erkannt und ausgeschlossen werden können. Dieses Maß wird als „Allgemeine Vaterschaftsausschließungschance (AVACH)“ bezeichnet und ist eine Kenngröße für die Leistungsfähigkeit eines Systems bzw. einer Systemkombination. Es ist daher nicht angebracht, eine Vaterschaftsuntersuchung lediglich unter Einsatz einer einzigen Testmethode (z. B. DNA-Untersuchung) durchzuführen. Eine vom Robert-Koch-Institut einberufene Expertengruppe hat sich mit dieser Problematik eingehend auseinandergesetzt und Richtlinien erstellt, die im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht wurden (8:312-316, 1996). In diesen Richtlinien wird eine Bestimmung von mindestens je zwei Genorten aus mindestens vier der Systemkategorien Erythrocyten-Membran-Antigene, Serum-Proteinsysteme, Erythrocyten-Enzymsysteme, HLA-System und DNA-single-locus-Polymorphismen gefordert. Die Kosten für das Gutachten belaufen sich auf ca. 200 bis 400 €, je nach Qualifikation der Gutachter. Die Qualifikation wird von der Arbeitsgemeinschaft gerichtlicher Abstammungsgutachter überwacht.

Ein vor Gericht akzeptierter Gutachter kann nur derjenige werden, der eine mehrjährige Spezialausbildung und wissenschaftliche Arbeiten auf diesem Gebiet nachweist. Insofern kann bei der privaten Erstellung von Gutachten vor unseriösen und z. T. Billigfirmen aus dem Internet nur gewarnt werden. Die Frage der Identitätssicherung ist in den Fällen der häuslichen Probenentnahme (z. B. Wangenabstrich) für Dritte nicht eindeutig nachvollziehbar. Eine Liste der anerkannten Gutachter kann sowohl bei Gericht wie auch auf den Jugendämtern erfragt werden.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Vaterschaftsgutachten." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie/artikel/vaterschaftsgutachten (Abgerufen: 20. May 2025, 12:28 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Allgemeine Vaterschaftsausschließungschance
  • Blutgruppensysteme
  • Meiose
  • DNA
  • DNA-Fingerabdrucktechnik
  • Blutgruppen
  • Blutgruppengutachten
  • Satelliten
  • Merkmale
  • Vaterschaftsnachweis
  • Vaterschaftsgutachten
  • Genom
  • Erbberechtigung
  • Markersystem
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Francis Harry Compton Crick

* 08.06.1916 in Northampton/England
† 28.07.2004 San Diego/USA


FRANCIS HARRY COMPTON CRICK war bereits studierter Physiker als er 1947 nach Cambridge ging, um Biologie zu studieren. Er wurde mit der Röntgenstrukturanalyse vertraut. Diese Methode wird auf kristalline Stoffe angewendet. Sie dient dem Erkennen von Raumstrukturen, welche zu klein sind, um mit einem Mikroskop aufgelöst werden zu können. CRICK hatte bereits Pionierarbeit mit der Anwendung der Röntgenstrukturanalyse in der Molekularbiologie geleistet. Zusammen mit seinem jungen Kollegen JAMES D. WATSON gelang es ihm, die Struktur der Erbsubstanz Desoxyribonucleinsäure (DNA) aufzuklären. Für diese Leistung bekamen CRICK und WATSON (geb. 1928) 1962 den Nobelpreis für Medizin/Physiologie.

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate gehören zu den Naturstoffen und sind organische Moleküle, die Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff enthalten. Wasserstoff und Sauerstoff sind meist in Form von Hydroxy-Gruppen (OH-Gruppen) an die Kohlenstoffatome gebunden, sodass man die Kohlenhydrate auch als Polyalkohole betrachten kann. Sie verfügen jedoch oft über weitere funktionelle Gruppen, die die Eigenschaften der Kohlenhydrate maßgeblich mitbestimmen.
Die Klasse der Kohlenhydrate stellt die Energiequelle des Lebens dar, weil durch ihren Abbau – unabhängig von Mensch, Tier oder Pflanze – Energie freigesetzt wird. Damit werden entweder Lebensvorgänge aufrechterhalten oder lebensnotwendige Substanzen innerhalb des Körpers gebildet. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Glucose (Traubenzucker), die u. a. bei der Fotosynthese durch C O 2 -Assimilation entsteht.

Proteine – Aufbau und Eigenschaften

Aminosäuren sind die Bausteine der Eiweiße. Aus nur 20 von ihnen werden alle Eiweiße gebildet, aus denen die Zellen aller Lebewesen, auch des Menschen, bestehen. Die Vielfalt der Eiweiße ist Grundlage für die unterschiedlichen Funktionen, die sie haben.

Eiweiße als Multitalente mit vielen Funktionen in der Natur

Eiweiße (Proteine) sind kompliziert gebaute makromolekulare Verbindungen, die vorwiegend oder ausschließlich aus Aminosäuren aufgebaut sind. Würde man diese Makromoleküle durch chemische Reaktionen in ihre Bausteine zerlegen, kommt man zu einem erstaunlichen Resultat. Nur 22 verschiedene Aminosäuren sind am Aufbau der Biopolymere beteiligt. Trotzdem ist ihre Vielfalt gewaltig. Im menschlichen Organismus findet man mehr als 100 000 verschiedene Eiweiße, die alle spezifische Funktionen erfüllen. Nach ihrer Funktion unterteilt man die Proteine in verscheidene Gruppen.

James Dewey Watson

* 06.04.1928 in Chicago (Illinois/USA)Der in Chicago (USA) geborene Biologe JAMES D. WATSON forschte zusammen mit seinem Kollegen FRANCIS H. C. CRICK (1916-2004) an der Struktur der Erbsubstanz Desoxyribonukleinsäure (DNA). Sie stellten 1953 ihr WATSON-CRICK-Modell vor, eine räumliche Darstellung der DNA in Gestalt einer Doppelhelix. Das Modell bietet als wesentliches Merkmal eine Erklärung dafür, wie sich die DNA selbst reproduzieren kann. Dieses Forschungsergebnis von WATSON und CRICK gilt als Meilenstein in der Biologie und wurde 1962 mit dem Nobelpreis für Medizin/Physiologie gewürdigt. WATSON setzte in der Folgezeit an verschiedenen Instituten seine Forschungen zu Nucleinsäuren fort.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025