FRIEDRICH WÖHLER lebte im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Die Wissenschaft Chemie begann erst sich zu entwickeln. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ordnete der Chemiker BERZELIUS die Elemente des Periodensystems neu und systematisierte sie.
Damit war die Grundlage für die sich danach schnell entwickelnde Wissenschaft Chemie gegeben. Auch die Lehre einer in den Lebewesen innewohnenden Lebenskraft „vis vitalis“ - von Gott eingehaucht - wurde durch gezielte Forschungen widerlegt.
Die Kirche war noch sehr mächtig und versuchte, ihrer Lehre widersprechende Erkenntnisse zu verhindern oder deren Veröffentlichung zu hintertreiben.
FRIEDRICH WÖHLER wird am 31. Juli 1800 in Eschersheim (heute ein Frankfurter Stadtteil) geboren.
Sein Vater, Dr. August Anton Wöhler, von Beruf großherzoglicher Stallmeister, war einer der angesehensten Bürger Frankfurts. In Meinigen (Thüringen) und wechselweise auf Gut Röbersheim bei Frankfurt wächst Wöhler als Kind auf.
Die Schule besucht er ebenfalls in Frankfurt. Zunehmend richtet sich sein Interesse auf die Mineralogie, aber auch auf die Chemie. Schon während seiner Schulzeit führt er eigene Experimente durch.
WÖHLER möchte gern Chemie studieren, aber diese Fachrichtung wird zu der Zeit noch nicht an den Universitäten angeboten. So entschließt er sich schweren Herzens im Jahre 1821 Medizin in Marburg und Heidelberg zu studieren
Hier studiert er als Schüler des Chemikers LEOPOLD GMELIN. Am 02.09.1823 schließt er das Medizinstudium mit dem Doktortitel ab.
Auf den Rat seines Lehrers L. GMELIN und nach einer Einladung des berühmtesten damaligen Chemikers, des schwedischen Wissenschaftlers JÖNS JACOB BERZELIUS, wendet sich Wöhler nun seinem Hauptinteressengebiet - der Chemie, zu.
Er begab sich nach Stockholm und arbeitete dort von 1823-1824 fast täglich als Schüler von J. J. BERZELIUS im Labor.
Dabei erlernt er die exakte systematische Arbeit der Analyse. Wöhler beginnt mit Mineralanalysen und erreicht innerhalb kurzer Zeit eine Fehlerquote von nur 1 bis 2%.
Zurück in Deutschland beabsichtigt er, in Heidelberg an der Universität eine Professorenstelle anzunehmen, ändert jedoch kurz darauf seine Pläne und nimmt ein Angebot als Professor für Chemie an der Gewerbeschule in Berlin an.
Von 1825-1831 setzt er neben seiner Lehrtätigkeit die mit Berzelius begonnenen Arbeiten fort, interessiert sich aber auch für neue Themen.
1827 fand er ein Verfahren zur Darstellung reinen Aluminiums aus Aluminiumoxid durch die Reduktion von Aluminiumchlorid mit Kalium.
1828 gelang ihm die Synthese des Harnstoffs (siehe unten), für die er später weltberühmt werden sollte. Im gleichen Jahr konnte er nach ähnlichen Prinzipien wie bei der Aluminiumherstellung auch die Elemente Yttrium und Beryllium herstellen.
1831 wechselt WÖHLER nach Kassel und lehrt ab 1836 als Professor für Chemie und Pharmazie an der Universität in Göttingen.
Nach einigen Jahren als Chemielehrer in Deutschland wurde er 1836 als Professor für Chemie und Pharmazie an die Universität in Göttingen berufen, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1882 tätig war. Gleichzeitig hatte er die Stelle des Direktors des chemischen Labors und des Generalinspektor der Hannoverschen Apotheken in Göttingen inne.
WÖHLER hatte zahlreiche Schüler und mit zunehmender Berühmtheit wurden es immer mehr. Das erforderte einen zweimaligen Ausbau seiner Laboratorien, einmal im Jahre 1842 und erneut im Jahre 1860, um den vielen Studenten gerecht zu werden, sodass schließlich 100 Laborplätze zur Verfügung stehen.
Durch seine Arbeiten über Iodcyan und Cyansäure (Isomerie der Cyansäure) seit dem Jahr 1830 bekam Wöhler Kontakt zu JUSTUS VON LIEBIG in Marburg. Gemeinsam mit diesem befasst er sich vor allem mit Benzoylverbindungen, wodurch eine Aufklärung der Struktur und Reaktionsmechanismen (radikalische- und Substitutionstheorie) im Wesentlichen aufgeklärt werden konnten.
Im Jahre 1838 veröffentlichten sie gemeinsam die „Annalen für Chemie und Pharmacie“.
Die qualitative und quantitative Analytik des Arsens faszinierte Wöhler wegen der starken Giftigkeit des Stoffes immer wieder. So beschäftigte er sich mit dem Arsen und seinen Verbindungen über Jahre hinweg und untersuchte z.B. Schwefelsäure, Roheisen und auch Carlsbader Sprudel auf ihren Arsengehalt.
Im Jahre 1849 erschien eine Abhandlung zu chemischen Untersuchung durch Gerichtspathologen bei Arsenikvergiftungen.
Auch die Untersuchung von Meteoriten findet Wöhlers besonderes Interesse, kommen diese doch aus dem noch unerforschten Weltall auf die Erde und bringen Material nichtirdischen Ursprungs mit.
1852 berichtet er in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften über die „Analyse des Meteoreisens von Rasgata“, einem Dorf nördlich von Bogota in Kolumbien. Diesen eisenhaltigen Meteoriten hatte man 1823 gefunden und Wöhler war es gelungen, davon etwa 4 g für seine Untersuchung zu erlangen.
Im Jahre 1856 gelang es ihm, das Element Silicium zu kristallisieren. Das Kokain, ein Alkaloid konnte er 1860 aus der Pflanze isolieren und in reiner Form darstellen.
Am 23. September 1882 stirbt Friedrich Wöhler in Göttingen.
WÖHLERs wissenschaftliche Arbeiten umfassen die verschiedensten Gebiete der Chemie.
Er forschte auf dem Gebiet der physikalische Chemie, der anorganischen und anorganisch-analytischen Chemie, der organisch-präparativen und organisch-analytischen Chemie, dem Gebiet der Naturstoffe und auch in der physiologischen Chemie.
Friedrich Wöhler und die Harnstoffsynthese
Seine bedeutendste Leistung, mit der Wöhler weltberühmt wurde, ist die Herstellung von Harnstoff im Labor. Damit gelang es ihm, die Lehre von der Lebenskraft „ vis vitalis“ zu widerlegen.
Harnstoff ist ein in reiner Form kristalliner, farb- und geruchloser, gut wasserlöslicher Stoff, den die Forscher bisher nur aus den Ausscheidungen von Tieren gewinnen konnten. Der Stoff setzt sich aus den Elementen Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff zusammen.
Auch beim Menschen entsteht diese Substanz in den Nieren als Endprodukt des Eiweiß-Stoffwechsels und wird mit dem Urin ausgeschieden.
Zur Herstellung seines „synthetischen“ Harnstoffes verwendete Wöhler einen anorganischen Ausgangsstoff - das Ammoniumcyanat. Eine imaginäre „Lebenskraft“ wurde zur Entstehung nicht benötigt.
Harnstoff entstand zum ersten Mal im Labor, nicht in einem Lebewesen.
Wöhler schreibt am 22. Februar einen Brief an Berzelius und berichtet diesem von seiner Synthese mit folgenden Worten:
„ Ich kann, so zu sagen, mein chemisches Wasser nicht halten und muß Ihnen sagen, daß ich Harnstoff machen kann, ohne dazu Nieren oder überhaupt ein Tier, sey es Mensch oder Hund, nöthig zu haben. Ich fand, daß immer wenn man Cyansäure mit Ammoniak zu verbinden sucht, eine kristallisierte Substanz entsteht, die... weder auf Cyansäure noch auf Ammoniak reagierte..., und es bedurfte nun weiter Nichts als einer vergleichenden Untersuchung mit Pisse - Harnstoff, den ich in jeder Hinsicht selbst gemacht hatte, und dem Cyan - Harnstoff. Wenn nun... kein anderes Produkt als Harnstoff, entstanden war, so mußte endlich... der Pisse - Harnstoff genau dieselbe Zusammensetzung haben, wie das cyansaure Ammoniak. Und dies ist in der That der Fall.“
Nachdem der Bann gebrochen war, machten sich nun mehr und mehr Chemiker an die Arbeit, weitere organische Verbindungen herzustellen.
Mit der Synthese von Harnstoff wies F. Wöher nach, dass organische Stoffe nicht nur von Lebewesen produziert werden.
Stand: 2010
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