Teilgebiete der Chemie
Bereits ein flüchtiger Blick auf unsere Umgebung zeigt uns die alltägliche Gegenwart chemischer Prozesse und Strukturen: Jede Nahrung die wir aufnehmen besteht aus unterschiedlichen Substanzen bzw. Substanzgemischen; in unserem Körper erfolgen vielfältige Stoffveränderungen, die das Lösen und Knüpfen neuer chemischer Bindungen erfordern. Fast alle Gegenstände , die uns umgeben, sind in ihrer Entstehung an chemische Prozesse geknüpft, sei es ein metallisches Objekt, ein Kunststoff, ein Baumaterial oder eine Farbe. Unsere individuelle Beweglichkeit beruht auf chemischen Prozessen, die uns die Energie für die Ortsveränderungen liefern. Nutzen wir ein Transportmittel, so wird hier in den meisten Fällen chemische Energie in mechanische umgewandelt. Müssen wir nach Medikamenten greifen, so ist deren Herstellung und Wirkungsweise an chemische Strukturen und Reaktionen gebunden. Ja, selbst das Lesen dieses Textes ist ohne chemische Veränderung im Auge und innerhalb des Gehirns nicht möglich.
Physikalische, chemische und biologische Vorgänge laufen seit Urzeiten in der Natur ab, lange bevor es Menschen und die von ihnen hervorgebrachten Wissenschaften gab. Mit ihrer Hilfe erkannte der Mensch die Naturzusammenhänge und vermochte in zunehmendem Maße, chemische Prozesse zur Verbesserung seiner Lebensgrundlagen zu nutzen.
Die modernen Naturwissenschaften erforschen und beschreiben häufig gleiche Objekte aus unterschiedlichem Blickwinkel. Zur Natur zählen alle materiellen Gegenstände, Strukturen und Prozesse in der unendlichen Mannigfaltigkeit ihrer Erscheinungsformen. Aus dieser Tatsache ergeben sich zwei wichtige Hinweise: Erstens ist eine absolute Abgrenzung der Naturwissenschaften voneinander nicht möglich; zweitens bedarf es für die Erforschung eines Objekts häufig des kooperativen Zusammenwirkens verschiedener Wissenschaften. Dennoch hat jede Wissenschaft ihre Spezifik - so auch die Chemie .
Die Naturwissenschaft Chemie untersucht den Aufbau, die Eigenschaften und die Umwandlung von Stoffen, insbesondere die stofflichen und energetischen Veränderungen, die mit der Lösung und Neubildung chemischer Bindungen einhergehen. |
Im historischen Entwicklungsverlauf der chemischen Wissenschaft und der immer deutlicher werdenden Komplexität der Zusammenhänge, gliederten sich unterschiedliche Teilgebiete mit (relativ) eigenständigen Untersuchungs- und Anwendungsgebieten heraus, die jedoch allein niemals ein Objekt umfassend beschreiben können (Bild 1):
- Anorganische Chemie
- Organische Chemie
- Theoretische (allgemeine Chemie)
- Physikalische Chemie
- Elektrochemie
- Präparative Chemie
- Analytische Chemie
- Biochemie
- Technische Chemie
- Umweltchemie
- Werkstoffchemie
- Komplexchemie...
Im Laufe der Zeit kristallisierten sich unterschiedliche Teilgebiete der Chemie heraus. Eine strikte Abgrenzung zwischen den verwandten Disziplinen ist jedoch ebensowenig möglich wie die strikte Trennung der Chemie von den anderen Naturwissenschaften. Die Disziplinen Thermodynamik, Kinetik, Elektrochemie, theoretische und Kernchemie werden auch unter dem Oberbegriff physikalische Chemie zusammengefasst. Die Teilgebiete der Chemie sind auch nicht eindeutig fixiert. Man könnte z. B. auch die Fotochemie, die Fluorchemie usw. als relativ eigenständige Gebiete erfassen.