Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.1 Literatur und Literaturgeschichte
  5. 4.1.0 Allgemeines
  6. Aristoteles: Von der Dichtkunst

Aristoteles: Von der Dichtkunst

ARISTOTELES war der wohl größte Denker des Altertums und ein universeller Gelehrter. Seine philosophischen Denkweisen haben bis weit in das Mittelalter die Entwicklung der Wissenschaften beeinflusst. Er systematisierte das Wissen seiner Zeit, begründete u. a. die Botanik, die Zoologie, die Logik und das Staatsrecht als Wissenschaften. Er war Erzieher ALEXANDERs DES GROSSEN. Sein gewaltiges Werk umfasste nahezu das gesamte Wissen der Antike.

Seine „ποιητική“ („Von der Dichtkunst“) ist der älteste poetologische Text der Antike und hatte einen bestimmenden Einfluss bei der Herausbildung der neuzeitlichen Dichtungstheorie.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Leben und Wirken

Über das Leben und Wirken von ARISTOTELES sind nur wenige Einzelheiten bekannt.
ARISTOTELES wurde 384 v. Chr. in Stagira in der Nähe von Thessaloniki im heutigen Griechenland geboren. Sein Vater, ein Arzt, wurde wenig später zum Leibarzt des makedonischen Königs berufen. Der Familientradition entsprechend sollte ARISTOTELES auch Arzt werden.
Nach dem Tod seiner Eltern ging er im Alter von 17 Jahren nach Athen und trat dort in die Akademie des berühmten PLATON (427–348 v. Chr.) ein. Hier erhielt ARISTOTELES seine wissenschaftliche Ausbildung und wurde der bedeutendste Schüler PLATONs.

Nach PLATONs Tod verließ ARISTOTELES die Akademie in Athen und lebte in verschiedenen Städten Kleinasiens. Er beschäftigte sich in dieser Zeit u. a. mit biologischen und physikalischen Problemen.
Im Jahr 343 berief ihn König PHILIPP VON MAKEDONIEN zum Erzieher seines Sohnes ALEXANDER, der als König ALEXANDER DER GROSSE später ein Weltreich schuf.
Als im Jahr 336 sein Schüler ALEXANDER König wurde, ging ARISTOTELES nach Athen zurück und gründete dort eine eigene Schule. Nach dem Tod seines Förderers und Beschützers ALEXANDER 323 verließ ARISTOTELES Athen: Er starb 322 v. Chr. in Chalkis.

Wissenschaftliche Leistungen

ARISTOTELES war ein universaler Geist und der Begründer einer Reihe von neuen Wissenschaften. So gilt er als

  • „Vater“ der Logik, schuf
  • die Zoologie,
  • die Psychologie,
  • die Botanik und in seiner Schule tritt zuerst eine
  • Geschichte der Philosophie

hervor. Er definierte die Begriffe Ethik (Tugendlehre) und Poetik (Tragödie, Epos) sowie grundlegende Begriffe der Politik (Staatslehre). Fast alle beschreibenden Wissenschaften sind von ihm und seinen Schülern gepflegt worden, und indem er das gesamte Wissen seiner Zeit in einem universalen philosophischen System der umgebildeten platonischen Ideenlehre zusammenfasste, wurde er der Urheber einer Weltanschauung, die länger als 1½ Jahrtausende das Abendland beherrschte.  

Aristoteles:  Von der Dichtkunst

Sein gewaltiges Werk umfasste nahezu das gesamte Wissen der Antike. Seine „ποιητική“ („Von der Dichtkunst“, siehe PDF „Aristoteles - Von der Dichtkunst“, entstanden ca. 335 v. Chr.) ist der älteste poetologische Text der Antike und hatte einen bestimmenden Einfluss bei der Herausbildung der neuzeitlichen Dichtungstheorie. Die Schrift stellt eine Abgrenzung gegen PLATONs (427–ca. 347 v. Chr.) Auffassungen dar, welcher die Dichtung – insbesondere Epos und Tragödie – heftig attackierte.
Theater sei (nach ARISTOTELES) aus dem angeborenen Nachahmungstrieb (Mimesis), der Freude am Lernen durch Nachahmung entstanden, wobei

  • die Komödie die Nachahmung von Gewöhnlicherem und Lächerlichem,
  • die Tragödie die Nachahmung edler Handlungen in gewählter Rede zum Zwecke der Reinigung des Zuschauers von den Leidenschaften

darstellte. Die emotionale und psychische Reinigung durch Furcht und Mitleid nennt ARISTOTELES Katharsis.
Nach ARISTOTELES sind alle literarischen Formen Nachahmungen. Dabei beschränkt er sich nicht auf Texte in schriftlicher Form, sondern meint jede Art eines dichterischen Vortrags:

„Die Epik und die tragische Dichtung, ferner die Komödie und die Diithyrambendichtung sowie – größtenteils – das Flöten- und Zitherspiel: sie alle sind, als Ganzes betrachtet, Nachahmungen. Sie unterscheiden sich jedoch in dreifacher Weise voneinander: entweder dadurch, daß sie je verschiedene Mittel, oder dadurch, daß sie je verschiedene Gegenstände, oder dadurch, daß sie auf je verschiedene und nicht auf dieselbe Weise nachahmen.“
(siehe PDF „Aristoteles - Von der Dichtkunst“)

Auf die Frage, warum der Mensch zur Nachahmung neigt und Dichtkunst produziert, gibt ARISTOTELES eine eindeutige Antwort:

„Allgemein scheinen zwei Ursachen die Dichtkunst hervorgebracht zu haben, und zwar naturgegebene Ursachen. Denn sowohl das Nachahmen ist dem Menschen angeboren, es zeigt sich von Kindheit an, und der Mensch unterscheidet sich dadurch von den übrigen Lebewesen (...), als auch die Freude, die jedermann an Nachahmung hat. Als Beweis hierfür kann eine Erfahrungstatsache dienen. Denn von Dingen, die wir in der Wirklichkeit nur ungern erblicken, sehen wir mit Freude möglichst getreue Abbildungen, z. B. Darstellung von möglichst unansehnlichen Tieren und von Leichen.“
(siehe PDF „Aristoteles - Von der Dichtkunst“)

Fast scheint es, als wäre ARISTOTELES mit unseren modernen Rezeptionsgewohnheiten vertraut gewesen. Die naturgegebene Nachahmung in der Dichtkunst wird allerdings deutlich abgegrenzt von tatsächlichen historischen Ereignissen oder Personen und hat unsere Vorstellung vom logischen Status und den Grenzen der Literatur lange geprägt:

„Es (ist) nicht Aufgabe des Dichters (...) mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d. h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche. Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht dadurch voneinander, dass sich der eine in Versen und der andere in Prosa mitteilt (...); sie unterscheiden sich vielmehr dadurch, dass der eine das wirklich Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte. Daher ist die Dichtung etwas Philosophischeres und Ernsthafteres als Geschichtsschreibung; denn die Dichtung teilt mehr das Allgemeine, die Geschichtsschreibung hingegen das Besondere mit.“
(siehe PDF „Aristoteles - Von der Dichtkunst“)

Die Dichter

„ahmen handelnde Menschen nach. Diese sind notwendigerweise entweder gut oder schlecht. Denn die Charaktere fallen fast stets unter eine dieser beiden Kategorien; alle Menschen unterscheiden sich nämlich, was ihren Charakter betrifft, durch Schlechtigkeit und Güte. Demzufolge werden Handelnde nachgeahmt, die entweder besser oder schlechter sind, als wir zu sein pflegen, oder ebenso wie wir.“

  • BWS-DEU2-0070-03.pdf (247.42 KB)

Unterschied zwischen Komödie und Tragödie

Mit dieser Einteilung der nachzuahmenden Charaktere begründet ARISTOTELES poetologisch den Unterschied zwischen Tragödie und Komödie :

„Auf Grund desselben Unterschiedes weicht auch die Tragödie von der Komödie ab: die Komödie sucht schlechtere, die Tragödie bessere Menschen nachzuahmen, als sie in der Wirklichkeit vorkommen.“
(siehe PDF „Aristoteles - Von der Dichtkunst“)

Dabei geht es nicht darum, den schlechteren Menschen nur in seiner Schlechtigkeit an sich darzustellen, sondern

„insoweit, als das Lächerliche am Hässlichen teilhat. Das Lächerliche ist nämlich ein mit Hässlichkeit verbundener Fehler, der indes keinen Schmerz und kein Verderben verursacht.“

Der schlechtere Mensch soll in seiner Lächerlichkeit bloßgestellt und verlacht werden.

Drei Einheiten

Wichtigstes strukturelles Merkmal der Tragödiendichtung ist die Geschlossenheit („drei Einheiten“).

Das bedeutet:

  • geschlossene Handlung (Die Handlung soll folgerichtig sein.)
  • Einheit der Zeit (Die Handlung soll innerhalb von 24 Stunden ablaufen.)
  • Einheit des Ortes (Es darf keinen Ortswechsel geben.)

„Demzufolge dürfen Handlungen, wenn sie gut zusammengefügt sein sollen, nicht an beliebiger Stelle einsetzen noch an beliebiger Stelle enden, sondern sie müssen sich an die genannten Grundsätze halten.“
(siehe PDF „Aristoteles - Von der Dichtkunst“)

Der Zuschauer soll die Handlung bestmöglich nachvollziehen können. Nach ARISTOTELES soll die Tragödie Jammern (eleos) und Schaudern (phobos) hervorrufen, und so Reinigung (katharsis) des Zuschauers herbeiführen.

ARISTOTELES' Festlegung der Dichtung auf etwas, das wahrscheinlich sein muss, also irgendwie geschehen könnte,

  • belegt den fiktionalen Charakter der Dichtung und
  • gestattet der Kunst die Freiheit künstlerischer Formung.

Der Zwang der Wahrscheinlichkeit bedeutet aber auch Unfreiheit. Dichtung aristotelischen Zuschnitts fehlt die Möglichkeit zur Utopie, zur Subversion, zur gedanklichen Zersetzung von gesellschaftlichen Gegebenheiten.

Die Struktur des aristotelischen Dramas


Das aristotelische Drama hat eine bestimmte Struktur, die folgendermaßen dargestellt werden kann:

 

Aristotelisches Dramenmodell

Bild

 

  • BWS-DEU2-0070-04.pdf (195.12 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Aristoteles: Von der Dichtkunst." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/aristoteles-von-der-dichtkunst (Abgerufen: 20. May 2025, 10:03 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Platon
  • Volltext
  • geschlossene Handlung
  • Ethik
  • drei Einheiten
  • Einheit des Ortes
  • aristotelisches Drama
  • Epos
  • Tragödie
  • Vate der Logik
  • Katharsis
  • Nachahmung
  • Primärtext
  • Komödie
  • Einheit der Zeit
  • Pdf
  • Tugendlehre
  • ARISTOTELES
  • Von der Dichtkunst
  • nachzuahmende Charaktere
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Gewaltenteilung: parlamentarische Demokratie

Neben dem Rechtsstaatsprinzip und der Volkssouveränität ist die Gewaltenteilung die dritte wesentliche Grundlage einer freiheitlich-demokratischen Ordnung, die besagt, dass die Staatsgewalt auf mehrere unterschiedliche und voneinander unabhängige Institutionen aufgeteilt wird, um durch eine gegenseitige Kontrolle der Gewalten sowohl die Konzentration als auch den Missbrauch von Macht zu verhindern. Nach der klassischen Definition verteilt sich die Staatsgewalt auf drei Träger: Die Exekutive, die Legislative und die Judikative.

Schon in der Antike entwickelten Denker die Lehre der gemischten Verfassung. In der Neuzeit begründeten JOHN LOCKE und CHARLES DE SECONDAT MONTESQUIEU das Prinzip der Gewaltenteilung. Es ist das Kernstück der freiheitlich-demokratischen Verfassungslehre.

Um politisch wirksam handeln zu können, sind die drei Gewalten in der Praxis der parlamentarischen Demokratie nach dem Prinzip der Gewaltenverschränkung zu einem System von „checks and balances“ verschränkt. Darin hat eine Gewalt umfassende Mitwirkungs- und Kontrollrechte bei Handlungen der jeweils anderen Gewalt.
Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist das Prinzip der Gewaltenteilung in Artikel 20 Absatz 2 Satz 2 festgelegt.

Karl Raimund Popper

* 18.07. 1902 Wien
† 17.09.1994 Croydon bei London

Der britische Philosoph und Wissenschaftstheoretiker österreichischer Herkunft, KARL RAIMUND POPPER, gilt als Begründer des kritischen Rationalismus und Vordenker des Liberalismus. Einige bezeichnen ihn als den wichtigsten Philosophen seit FRANCIS BACON (1561–1626). Er war vehemeter Vertreter einer „offenen Gesellschaft“. Als „die großen Werte einer offenen Gesellschaft“ nannte er „Freiheit, gegenseitige Hilfe, Wahrheitssuche, intellektuelle Verantwortlichkeit, Toleranz“.

Methoden der Datengewinnung

Das Ziel empirischer Wissenschaft besteht in der Gewinnung gesicherter Erkenntnisse über die Wirklichkeit. Für die Beschreibung, Erklärung und Überprüfung von Hypothesen und Theorien, für einen Vergleich oder eine Prognose, eine Einzelfallanalyse oder eine Klassifizierung werden in der empirischen Sozialwissenschaft in einem systematischen Prozess Daten erhoben und ausgewertet. Die Daten werden unmittelbar bei so genannten Merkmalsträgern erhoben. Das können Individuen, Parteien, Verbände sein. Ein sehr bekanntes Beispiel stellt die Wahlforschung dar.
Die Vorgehensweise bei einem solchen Forschungsprozess besteht aus mehreren Schritten.
In der empirischen Sozialforschung gibt es eine Vielzahl verschiedener Methoden. Sie werden grundlegend in quantitative und qualitative Methoden klassifiziert.                                                                                                                                                                      Empirische Sozialforschung findet in Deutschland vor allem an den Universitäten aber auch in Markt- und Meinungsforschungsinstituten statt.

Methoden der empirischen Sozialforschung

Die Politikwissenschaft selbst hat keine eigene Methodenlehre entwickelt. Sie nutzt das gesamte Methodenrepertoire der Sozialwissenschaften. Gegenstand der empirischen Sozialforschung ist die Analyse und Erklärung sozialer Phänomene mit wissenschaftlichen Methoden, z. B. die Analyse der Bevölkerungsentwicklung in einem Land oder die Erfassung der Meinungen der Bürger über die von ihnen gewählten Politiker.
In Abhängigkeit von der jeweiligen Zielstellung der vorgesehenen sozialempirischen Untersuchung werden verschiedene Verfahren unterschieden.

Umfrage

Umfragen gehören zu den wichtigsten Methoden der empirischen Sozialforschung. Insbesondere für die Ermittlung der öffentlichen Meinung und deren Einbeziehung in den politischen Willensbildungsprozess ist die Umfrageforschung von herausragender Bedeutung. Je nach Beschaffenheit einer Befragung und der Auswahl von Probanden lassen sich verschiedene Typen von Umfragen charakterisieren. Zu nennen wären hier beispielsweise das mündliche Interview und die schriftliche Fragebogen-Erhebung, das Leitfadeninterview und die standardisierte Befragung oder die Totalerhebung und die Stichproben-Untersuchung. Alle Befragungstypen haben spezielle Vor- und Nachteile und ihre Auswahl orientiert sich meist am Kontext des Forschungsinteresses. Im Rahmen demoskopischer Untersuchungen wird vor allem das standardisierte, mündliche (immer häufiger auch telefonische) Interview sehr häufig eingesetzt.

Kritisch bewertet wird die gehäufte und nicht immer professionelle Durchführung von Befragungen sowie die Gefahr der Ergebnis-Manipulation. Darüber hinaus spielen auch demokratietheoretische Positionen bei Kontroversen zur Umfrageforschung eine Rolle.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025