August Wilhelm Iffland

Zu den Bewunderern seiner Schauspielkunst gehörten nicht nur das Theaterpublikum Deutschlands, sondern auch die preußischen Könige sowie SCHILLER und GOETHE, der in jungen Jahren selbst als Schauspieler dilettiert hatte.

Kindheit und Jugend

IFFLAND wurde am 19. April 1759 in Hannover als Sohn eines Kanzleibeamten geboren. Eigentlich war es der Wunsch seiner Eltern, dass er Theologie studieren und Pfarrer werden sollte. Doch er widersetzte sich diesem elterlichen Plan, denn bereits in der Schulzeit hatte ihn die Theaterleidenschaft gepackt. Die Begeisterung fürs Theater war unter der gebildeten Jugend damals recht verbreitet, u. a. gibt GOETHEs Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ davon ein Zeugnis. IFFLAND riss von zu Hause aus und wurde 1777 Mitglied der Seylerschen Theatergesellschaft in Gotha, die von KONRAD EKHOF geleitet wurde. EKHOF, der für das deutsche Theater wichtige Impulse gesetzt hat, indem er einen neuen, natürlichen Schauspielstil propagierte und sich für die Ausbildung der Schauspieler einsetzte, erkannte das große Talent und wurde IFFLANDs Lehrer und Freund.

Mannheimer Nationaltheater

Nach EKHOFs Tod wurde das Gothaer Hoftheater aufgelöst und 1779 ging IFFLAND an das Mannheimer Nationaltheater, das er gemeinsam mit WOLFGANG HERIBERT VON DALBERG zu einer der bedeutendsten Bühnen Deutschlands machte. Von hier wehte ein aufmüpfiger bürgerlicher Geist durch die höfische Theaterwelt. 1782 wurden in Mannheim SCHILLERs „Räuber“ uraufgeführt, mit IFFLAND in der Rolle des Franz Moor.

„Deutschland wird in diesem jungen Mann noch einen Meister finden“, würdigte SCHILLER die Leistung.

IFFLAND war es auch, der SCHILLERs bürgerlichem Trauerspiel „Luise Millerin“ den Titel „Kabale und Liebe“ gab. Die respektlose französische Komödie „Die Hochzeit des Figaro“ (1785) von BEAUMARCHAIS, die dem Adel den Kampf ansagte, kam in Mannheim 1785 in DALBERGS Übersetzung auf die Bühne. Doch wie bei vielen deutschen Intellektuellen wandelte sich auch bei IFFLAND , in dem Maße wie der revolutionäre jakobinische Terror in Frankreich zunahm, die anfängliche Revolutionsbegeisterung in eine ablehnende Haltung. In Mannheim begann er, sich mit großem Erfolg auch als Theaterautor zu betätigen. 1789 schrieb er das Lustspiel „Figaro in Deutschland“, in dem er die Kritik am Adel in harmonischer Glättung der Gegensätze enden ließ. Er verfasste auch in fürstlichem Auftrag Huldigungsstücke auf Adelshäuser und begann seine ungeheure Produktion an populären Rührstücken. Diese Dramen haben ihren Schauplatz zumeist in der bürgerlichen Familiensphäre der gehobenen Mittelschicht, in der Regel dreht sich die Handlung um den Hausvater, das Zentrum der patriarchalischen Kleinfamilie und den Garanten für Stabilität und Ordnung im kleinen Kosmos der Familie. Äußere Intrigen und emotionale Verwicklungen, die aus Irrtümern und (Schein-)Konflikten entstehen, lösen sich letztlich in Harmonie und den Sieg der Moral auf. Diese Stücke trugen Titel wie

  • „Die Aussteuer“,
  • „Selbstbeherrschung“,
  • „Die Familie Lonau“ (1795),
  • „Der Mann von Wort“ (1795),
  • „Das Erbteil des Vaters“,
  • „Das Vaterhaus“ (beide 1802).

Es handelte sich um leicht verdauliche Theaterkost, denn IFFLAND hatte es auf den Effekt abgesehen, die seine Stücke auf der Bühne machten. Ihm ging es nicht um literarische Qualität, sondern darum, die Zuschauer zu unterhalten und wenn möglich zu Tränen zu rühren. Das bürgerliche Publikum erkannte in diesen Aufführungen seine alltäglichen Probleme und Wünsche wieder und strömte in Massen ins Theater.

„Gewöhnlich handelt es sich hier um Geld und Gut, Standesunterschiede, unglückliche Liebschaften, innere Schlechtigkeiten in kleineren Kreisen und Verhältnissen und dergleichen mehr, überhaupt um das, was wir auch sonst schon täglich vor Augen haben, - mit dem Unterschiede, dass in solchen moralischen Stücken die Tugend und Pflicht den Sieg davonträgt und das Laster beschämt und bestraft oder zur Reue bewegt wird so dass Versöhnung nun in diesem moralischen Ende liegen soll, das alles gutmacht.“
(HEGEL: Vorlesungen über die Ästhetik, siehe PDF "Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Vorlesungen über die Ästhetik")

IFFLAND fertigte seine 63 Bühnenwerke, die Tausende von Aufführungen erlebten, fast ausschließlich nach diesem Muster und war neben AUGUST VON KOTZEBUE der meistgespielte Autor der Goethezeit.

„Die Jäger. Ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen“

Sein erfolgreichstes Stück „Die Jäger. Ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen“ (1785, siehe PDF "August Wilhelm Iffland – Die Jäger") erlebte bis 1850 um fünfhundert Aufführungen. Die Rolle des Forstmeisters – dessen Sohn auf Wunsch der Mutter eine andere Frau heiraten soll, als die er liebt, der dann eines Überfalls bezichtigt wird, was sich letztlich als Intrige erweist – hatte er sich gewissermaßen auf den Leib geschrieben. Auch wenn diese Stücke heute zu Recht vergessen sind und die literarisch Gebildeten schon damals IFFLANDs triviale Theaterdichtungen belächelte, so geben diese doch wichtige Einblicke in den Geschmack, den Alltag und die Wünsche des breiten Theaterpublikums.

Berliner Nationaltheater

IFFLAND gastierte in vielen deutschen Städten, u. a. auch mehrfach in Berlin, wo er viele Bewunderer hatte. 1796 folgte er einem Ruf des preußischen Königs FRIEDRICH WILHELM II. als Direktor an das Berliner Nationaltheater. Er verließ Mannheim, auf das inzwischen die Revolutionskriege übergegriffen hatten, und wandte sich der aufstrebenden Metropole zu. In kürzester Zeit machte er aus dem Berliner Theater, das in der Regierungszeit FRIEDRICH DES GROSSEN eher ein unbedeutendes Dasein gefristet hatte, eine lebendige und viel beachtete deutsche Bühne. Im Jahr 1798 erschien die stilisierte, autobiographische Beschreibung seines Aufstiegs zum gefeierten Darsteller und Theaterautor „Meine theatralische Laufbahn“.

Zeitgenossen

Die Zeitgenossen rühmten an IFFLAND vor allem dessen Begabung, sich in die unterschiedlichsten Rollen vollends hineinzubegeben, ganz in ihnen aufzugehen. Mitunter spielte er in einem Stück mehrere Rollen oder an jedem Abend eine andere und verausgabte sich bis zur Erschöpfung. Er betonte die darstellerischen Techniken und Effekte, den Einsatz der Gesten und eine perfekte Bühnenillusion. Diese Auffassung von Schauspielkunst war damals noch nicht sehr verbreitet, vielmehr drückten viele Schauspieler den Rollen den Stempel ihrer Persönlichkeit auf oder deklamierten ihre Texte mehr, als dass sie sie spielten. Dem Publikum gab diese neue Art desIllusionstheaters die Möglichkeit, sich ganz in das Theatererlebnis, das Geschehen und die Schicksale der Figuren einzufühlen und es huldigte seinem Theaterdirektor dafür. IFFLANDS Zugeständnisse an den Publikumsgeschmack dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auch GOETHE und SCHILLER immer wieder auf die Berliner Bühne brachte, wenngleich sie jedoch im damaligen Repertoire viel weniger vertreten waren als die Unterhaltungsdramen aus der Feder IFFLANDs und KOTZEBUEs. IFFLAND bemühte sich zudem, SCHILLER ernsthaft an Berlin zu binden, was durch dessen frühen Tod allerdings vereitelt wurde.

Von 1798 bis 1802 erschienen in Leipzig beim Verleger GÖSCHEN 16 Bände seiner gesammelten Theaterdichtungen. IFFLAND übertrug auch etliche Lustspiele des französischen Dichters PICARD ins Deutsche und gab von 1807 bis 1812 den „Almanach fürs Theater und Theaterfreunde“ heraus.

Generaldirektor der Königlichen Theater

Nachdem das Berliner Theatergebäude einem Brand zum Opfer gefallen und an dessen Stelle ein neues Schauspielhaus errichtet worden war, wurde IFFLAND 1811 zum Generaldirektor der Königlichen Theater ernannt. In Berlin fand der geniale, umtriebige Theaterdirektor ein dankbares Publikum. Die wache geistige Elite Deutschlands lebte hier, hielt sich zumindest zeitweise hier auf.
In den literarischen Salons der gebildeten Jüdinnen RAHEL LEVIN und HENRIETTE HERTZ unweit des Theaters fand man sich nicht selten nach einer Vorstellung ein und pflegte geistvolle Geselligkeit. Die Offiziere der Garnison waren ein begeisterungsfähiges Auditorium.
IFFLAND erhielt in Anerkennung seiner Verdienste von FRIEDRICH WILHELM III den Roten Adlerorden dritter Klasse und war damit der erste Schauspieler, der je aus der Hand eines Königs eine so hohe Auszeichnung entgegennahm.

IFFLAND starb 1814 in Berlin und wurde dort auf dem Friedhof der Jerusalem-Gemeinde beerdigt.In Erinnerung an IFFLAND gibt es als höchste Auszeichnung für Bühnenkünstler im deutschsprachigen Raum noch heute den Ifflandring, einen Ring mit dem Porträt des großen Theatermannes. Der Ring wurde von LUDWIG DEVRIENT gestiftet und wird durch eine testamentarische Festlegung von seinem jeweiligen Träger an den nächsten Preisträger weitergegeben. Seit 1996 ist BRUNO GANZ Träger des Ifflandrings.

Werke (Auswahl)

  • „Verbrechen aus Ehrsucht“ (1784),
  • „Figaro in Deutschland“ (1785),
  • „Die Jäger, Ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen“ (1785),
  • „Das Mündel“ (1785),
  • „Die Hagestolzen“ (1793)
  • „Albert von Thurneisen. Ein bürgerliches Trauerspiel in vier Aufzügen“ (o. J.),
  • „Die Familie Lonau“ (1795),
  • „Der Mann von Wort“ (1795),
  • „Der Spieler“ (1798),
  • „Der Komet“ (1799, siehe PDF "August Wilhelm Iffland – Der Komet")
  • „Das Erbteil des Vaters“ (1802).
  • „Das Vaterhaus“ (1802)

Gesamtausgaben

  • A. W. Ifflands dramatische Werke. 16 Bände. Leipzig 1798–1802.
  • August Wilhelm Iffland. Theater. Erste vollständige Ausgabe. 24 Bände. Wien 1843.
  • A. W. Ifflands theatralische Werke in einer Auswahl. 10 Bände. Leipzig 1858.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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