Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.1 Dramatik
  5. 3.1.4 Dramentheorie und -geschichte
  6. Das epische Theater

Das epische Theater

BERTOLT BRECHTs Theater bildet den Anfangspunkt des modernen Theaters, das nach seiner programmatischen Schrift als „Das epische Theater“ bezeichnet wird. Das episches Theater ist ein Theater des „wissenschaftlichen Zeitalters“, es setzt auf kritisches Mitdenken statt „Einfühlen“ (Abgrenzung zu LESSING) und nutzt Verfremdungseffekte (Songs, Kommentare, Texte, Projektionen).

BRECHT wendet sich mit seiner Theaterkonzeption gegen die auf ARISTOTELES zurückgehende grundlegende Unterscheidung zwischen dramatischer und epischer Form. Er stellt eine langsame Verwischung der Gattungsgrenzen fest.
Das Theater soll nach BRECHT über die politischen Möglichkeiten aufklären und zugleich unterhalten. Es soll den Zuschauer handlungsfähig machen, das Publikum soll erkennen, dass die politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Situation, in der es sich befindet, veränderbar ist. Das schließt eine aristotelische Reinigung (Katharsis) von Erregungszuständen aus.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

„Das epische Theater“ von BERTOLT BRECHT

BERTOLT BRECHTs Theater bildet den Anfangspunkt des modernen Theaters, das nach seiner programmatischen Schrift als „Das epische Theater“ bezeichnet wird, in dessen kritischer Aneignung und Nachfolge sich das „postdramatische Theater“ sieht. (Der Begriff des „postdramatischen Theaters“ geht auf HANS-THIES LEHMANN zurück und umreißt grob die Tendenzen des Theaters, die sich seit THOMAS BERNHARD, HEINER MÜLLER, BOTHO STRAUSS, ELFRIEDE JELINEK entwickelten.)

Das epische Theater ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Es ist ein Theater des „wissenschaftlichen Zeitalters“.
  • Es setzt auf kritisches Mitdenken statt „Einfühlen“.
  • Einzelszenen werden montiert.
  • Verfremdungseffekte durch
    - Songs,
    - Kommentare,
    - Texte,
    - Aufnahme von Projektionen,
    - sparsamen Umgang mit Requisiten,
    - Ansprache des Zuschauers durch die Schauspieler.
  • Der Schauspieler fühlt sich nicht in seine Rolle ein, sondern spielt distanziert. Damit wird auf Erkenntnisgewinn gesetzt.
  • Es wird an die Vernunft, an den Verstand des Zuschauers appelliert.
  • Der Zuschauer soll bekannte Vorgänge hinterfragen, wodurch er auf Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse orientiert wird.

BRECHTs Theaterkonzeption wendet sich gegen die auf ARISTOTELES zurückgehende grundlegende Unterscheidung zwischen dramatischer und epischer Form. Er stellt eine langsameVerwischung der Gattungsgrenzen fest, die sich auch immer stärker in der Dramatik bemerkbar machen. BRECHT beschreibt diese Grenzverwischung als inhaltlich motiviert und notwendig. Denn „die wichtigsten Vorgänge unter Menschen (können) nicht mehr so einfach dargestellt werden“, weil es in einer immer unübersichtlicher und komplexer werdenden Welt nicht mehr ausreicht, die Handlung eines Einzelnen auf die Bühne zu bringen. Die einfache Darstellung von handelnden Personen lässt die Gesellschaft mit ihren spezifischen Gesetzen nicht mehr transparent werden.

Der Zuschauer soll erkennen, dass es auch einen anderen Handlungsverlauf als den dargestellten geben könnte.

Verfremdung versus Einfühlung

Ein dramatischer Konflikt muss nicht notwendig in der Katastrophe enden. BRECHT begründet in „Das epische Theater“, dass Einfühlung ein für den Theaterbesucher des 20. Jahrhunderts völlig unbrauchbares Verfahren ist. Nicht „Furcht“ und „MItleid“, also karthatisches Erleben der Handlung, sei das Bestreben des neuen Theaters, sondern die

„Verfremdung“, also „dem Vorgang oder dem Charakter das Selbstverständliche, Bekannte, Einleuchtende zu nehmen und über ihn Staunen und Neugierde zu erzeugen“ (Brecht: Das Prinzip der Verfremdung. In: Schriften zum Theater I, Frankfurt/M. 1963).

BRECHT will den Zuschauer handlungsfähig machen, das Publikum soll erkennen, dass die politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Situation, in der sie sich befinden, veränderbar ist. Das schließt eine aristotelische Reinigung (Katharsis) von Erregungszuständen aus.

Die Abgrenzung BRECHTs von LESSING erfolgt im Aufgeben des Erzeugens von „Furcht“ und „Mitleid“. Die Aufgabe des Theaters ist es demnach nicht, zur Tugend zu erziehen. Theater soll über die politischen Möglichkeiten aufklären und zugleich unterhalten:

„Das Theater bleibt Theater, auch wenn es Lehrtheater ist, und soweit es gutes Theater ist, ist es amüsant.“
(B. Brecht: Vergnügungstheater oder Lehrtheater?, 1954, in: Schriften zum Theater. Frankfurt/M. 1957, S.73)

Absurdes Theater

Absurdes Theater ist wie das epische Theater BRECHTs nichtaristotelisches Theater. Es soll die Sinnlosigkeit, Widersinnigkeit und Sinnleere des Daseins vorführen:

  • Es soll
    - existenzielle Angst
    - Destruktion
    - Orientierungslosigkeit zeigen.
  • Das Geschehen erscheint zusammenhanglos.
  • Die Sprache ist fragmentarisch, ist parabelhaft, hat abstrahierenden Charakter.
  • Raum und Zeit der Handlung werden unbestimmbar.
  • Bisweilen clownesk, werden bürgerliche Wertvorstellungen infrage gestellt.
  • Dem Drama wird der Dialog genommen:
    Die Figuren reden in sinnlosen Monologen aneinander vorbei oder ergehen sich im Extremfall in reiner Pantomime.
  • Der Handlungsfaden wird oftmals bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst, die Figuren taumeln marionettengleich durch das Geschehen, oft ihrer Funktion als Theaterfiguren voll bewusst.

Vertreter des absurden Theaters sind EUGÈNE IONESCO (1909–1994), SAMUEL BECKETT (1906–1989), JEAN TARDIEU (1903–1995), FERNANDO ARRABAL (geb. 1932), JEAN GENET (1910–1986) und SLAWOMIR MROZEK (geb. 1930).

Das postdramatische Theater (nach HANS-THIES LEHMANN) als nichtaristotelisches Theater seit den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts weist darüber hinaus Eigenarten auf, die u. a. gekennzeichnet sind durch:

  • ihren Diskussionscharakter;
  • das Drama an sich wird als eigenständiges Kunstwerk angesehen im Gegensatz zum illustrierenden Charakter eines dramatischen Kunstwerkes;
  • konkretes Theater;
  • es gibt keine mimetische Handlung;
  • die Handlung wird als Jetztzeit und jetzige Realität empfunden;
  • Theater als sinnliche Erfahrung;
  • Gleichbehandlung aller theatralischer Mittel (Montage, Lichteffekte, Geräusche, Mimik, Gestik, Sprechen etc.) und Simultanität der Vorgänge.

Der Begriff des postdramatischen Theaters ist in der Literatur- und Theaterwissenschaft umstritten. Seine Vertreter (nach HANS-THIES LEHMANN) sind sowohl Theaterregisseure wie Chroeographen und Dramatiker: LEANDER HAUSMANN, FRANK CASTORF, ROBERT WILSON, PINA BAUSCH, PETER HANDKE, HEINER MÜLLER und PETER BROOK.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Das epische Theater." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/das-epische-theater (Abgerufen: 20. May 2025, 06:11 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Texte
  • Mitleid
  • epische Form
  • programmatische Schrift Das epische Theater
  • Kommentare
  • Projektionen
  • Einfühlung
  • Zuschauer
  • ELFRIEDE JELINEK
  • ARISTOTELES
  • Heiner Müller
  • BOTHO STRAUSS
  • absurdes Theater
  • dramatisches Theater
  • Lied des Stückeschreibers
  • Verfremdung
  • dramatischer Konflikt
  • Vernunft
  • dramatische Form
  • Thomas Bernhard
  • nichtaristotelisches Theater
  • Dramatik
  • Verwischung der Gattungsgrenzen
  • Das postdramatische Theater
  • BRECHTs Theaterkonzeption
  • Katharsis
  • modernes Theater
  • HANS-THIES LEHMANN
  • Furcht
  • Songs
  • aristotelische Reinigung
  • Das epische Theater
  • Mitdenken
  • Verstand
  • Hintergrund
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Dominanz des Romans

Die neusachliche deutsche Literatur hat viele Anregungen von englischsprachigen, vor allem amerikanischen, sowie französischen Autoren bekommen. Sie korrespondierte auch mit der russischen und italienischen Kunst des Futurismus sowie Vertretern von materialästhetischen Kunstpraxen, vor allem in der Filmkunst.

Herausragendste literarische Gattungen der Zwanzigerjahre waren der Roman und die Reportage.

Unter den Romanautoren nahmen ERICH KÄSTNER, HANS FALLADA, ERICH MARIA REMARQUE, ALFRED DÖBLIN und LION FEUCHTWANGER einen besonderen Platz ein. Interessante Reportagen schrieb EGON ERWIN KISCH.

Wilhelm Tell

GOETHE berichtete über die Arbeitsweise SCHILLERs am „Tell“:

„Schiller fing damit an, alle Wände seines Zimmers mit so viel Spezialkarten der Schweiz zu bekleben, als er auftreiben konnte. Nun las er Schweizer Reisebeschreibungen, bis er mit Weg und Stegen des Schauplatzes des Schweizer Aufstandes auf das Genauste bekannt war. Nachdem er alles Material zusammen gebracht hatte, setzte er sich über die Arbeit, und buchstäblich genommen, stand er nicht eher vom Platze auf, bis der „Tell“ fertig war. Überfiel ihn die Müdigkeit, so legte er den Kopf auf den Arm und schlief. Sobald er erwachte, ließ er sich nicht, wie fälschlich nachgesagt worden ist, Champagner, sondern starken schwarzen Kaffee bringen, um sich munter zu halten. So wurde der „Tell“ in sechs Wochen fertig; er ist aber auch wie aus einem Guss.“

Das Stück geht auf eine alte Schweizer Legende zurück, nach der ein gewisser Tell das Signal für den Unabhägigkeitskampf ausgelöst hätte, indem er nach einem erzwungenen Schuss auf einen Apfel, der sich auf dem Kopf seines Sohnes befand, den Reichsvogt ermordete.

Sophokles

* 496 v. Chr. in Kolonos (heute Athen, Griechenland)
† 406 v. Chr. in Kolonos (heute Athen, Griechenland)

SOPHOKLES gehörte zusammen mit AISCHYLOS und EURIPIDES zu den drei großen altgriechischen Tragödiendichtern. Er gilt als Neuerer der attischen Tragödie, da er es verstand, Inhalte und Aufführungspraxis entsprechend dem „Zeitstil“ anzupassen bzw. zu reformieren.

Er führte den dritten Schauspieler und damit eine weitere Rolle in die Handlung ein, verlagerte den Handlungsschwerpunkt vom Chor auf die Schauspieler und entwickelte die analytische Tragödie, die das Geschehen von rückwärts aufrollt. In den Mittelpunkt des Geschehens rückte er das nach Wahrheit und Selbsterkenntnis suchende Individuum.

SOPHOKLES war schon zu Lebzeiten sehr bekannt und beliebt und galt und gilt als Meister der tragischen Ironie, der gedanklichen Tiefe und sprachlichen Ausdruckskraft.

Friedrich Dürrenmatt

* 05.01.1921 in Konolfingen (Kanton Bern, Schweiz)
† 14.12.1990 in Neuenburg (franz.: Neuchâtel; Kanton Neuenburg)

FRIEDRICH DÜRRENMATT gilt gemeinsam mit MAX FRISCH als der bedeutendste Vertreter deutschsprachiger Literatur in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hat ein umfangreiches Werk mit 23 Dramen, zahlreichen Erzählungen, Romanen, Essays sowie Hörspielen geschaffen.

Wie auch FRISCH trat er die Nachfolge von BERTOLT BRECHT in der Nachkriegsdramatik an. Bekannt wurde er u. a. mit seiner Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ (1956).

DÜRRENMATT benutzt als stilistische Mittel die Satire, die Farce, das Paradoxon, die Groteske und den schwarzen Humor. Zentrale Themen seiner Werke sind die Macht und die Frage nach der Verantwortung und den Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in einer immer chaotischer werdenden Welt.

Publius Terentius Afer

* um 195 v. Chr. in Karthago
† 159 v. Chr. (in Griechenland)

TERENZ war ein römischer Dramatiker. Er gilt neben PLAUTUS als der bedeutendste altrömische Komödiendichter und gehörte zu den beliebtesten Autoren im Zeitalter der Antike und des Mittelalters. Seine Stücke beeinflussten insbesondere die Entwicklung der Renaissancekomödie sowie die französischen und die englischen Dramatiker.

Die Komödien von TERENZ zeigen eine starke Bindung an das griechische Original. Sie zeichnen ein satirisches Bild vom Leben der reichen und intellektuellen Bürger Roms; ihre Komik beruht dabei vor allem auf einer sehr nuancierten Darstellung der Charaktere und einer ausgefeilten Dialogführung.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025