Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.4 Mittelhochdeutsche Literatur
  5. 4.4.3 Hochklassik
  6. Das Rittertum im Mittelalter

Das Rittertum im Mittelalter

Das Rittertum hatte seine Ursprünge im germanischen Gefolge. Bereits die frühmittelalterlichen Hausmeier und Könige der Karolinger schufen sich ein schlagkräftiges Heer von berittenen Gefolgsleuten. Gegen die Überlassung von Grund und Boden als Lehen leisteten diese ihren Lehnsherren Kriegsdienste als Ritter. Ritterheere beherrschten im Hochmittelalter die Kriegsschauplätze. Das adlige Rittertum erlebte seine Blütezeit, und der Ritter wurde zur Leitfigur der höfischen Gesellschaft an den Kaiser- und Fürstenhöfen. Der Niedergang des Rittertums erfolgte im ausgehenden Mittelalter im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Landsknechtheeren, der Verbesserung der Waffentechnik, der zunehmenden politischen Macht der Territorialfürsten und der wachsenden wirtschaftlichen Stärke der Städte. Das Rittertum besaß einen Ehrenkodex mit genau vorgeschriebenen ritterlichen Tugenden und Verhaltensweisen. Dazu gehörten u. a. die Pflicht zum Minnedienst und zur Teilnahme an Turnieren. Im wirklichen Leben des Rittertums klafften aber Ideal (Ehrenkodex) und Wirklichkeit weit auseinander.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Aufstieg

Die Bezeichnung Ritter rührte daher, dass zu Pferde gekämpft wurde. Es handelte sich also um berittene Krieger, kurz Ritter, die mit Helm, Schild und Lanze, eisernem Kettenhemd sowie Arm- und Beinschienen ausgerüstet waren. Die schweren, unbeweglichen Plattenpanzer waren keine Kampf-, sondern nur Turnierrüstungen.

Neben das bisherige Volksheer aus leicht bewaffneten, wehrpflichtigen Bauern trat ein berittenes Berufskriegerheer. Da die Ansprüche an die Kampfestechnik und die Bewaffnung wuchsen und die Möglichkeiten einfacher Bauern überstiegen, wurde das alte Volksaufgebot schließlich im Hochmittelalter ganz vom Ritterheer verdrängt.

Ritter konnte werden, wer sich ein gut trainiertes Schlachtross, Pferde für die Knappen und zum Transport der Ausrüstung sowie die teure Ausrüstung selbst leisten konnte, also über einen bestimmten Reichtum verfügte. Aus dem „Beruf“ Ritter entwickelte sich im Laufe der Zeit einadliger Stand, dem man durch Geburt angehörte. Seit Ende des 12. Jh. konnten nur noch Söhne von Rittern wieder Ritter werden.

Der Ritter war zur Leitfigur der Gesellschaft an den Kaiser- und Fürstenhöfen geworden. Es galt als vornehm, Ritter zu sein und ritterlich zu leben. So ließ Kaiser FRIEDRICH I. BARBAROSSA zu Pfingsten 1184 auf einem glanzvollen Fest in Mainz, an dem 70 000 Ritter teilgenommen haben sollen, seine beiden Söhne zu Rittern weihen.

Das mittelalterliche Rittertum entstand in Südfrankreich. Von dort aus breitete es sich über Burgund und Flandern auf ganz Europa aus. Seine höchste Blüte erlebte es im Zeitalter der Kreuzzüge und unter den staufischen Kaisern des 12. Jh.

... und Niedergang des Rittertums

Der Niedergang des Rittertums als Zier der höfischen Gesellschaft erfolgte mit dem Ausgang des Mittelalters, dessen Kind es war. Ende des 15. Jh. wurden auf den Schlachtfeldern die ersten Landsknechtheere eingesetzt. Dazu kam neue Waffentechnik, z. B. die schon im 14. Jh. verbesserte Armbrust, deren Bolzen jede Rüstung „knackte“.

Die Landsknechte, in der Regel für Geld kämpfende Söldner, waren zwar Fußkämpfer. Sie waren aber schwer und besser bewaffnet, kämpften in geschlossenen Haufen und waren im Kampf außerordentlich diszipliniert. Gegen diese Kampfverbände hatten die Ritter keine Chance; verstanden sie sich doch mehr als Einzelkämpfer, die als freie Herren auch im Kampf die freie Entscheidung beanspruchten. Es war also die Unfähigkeit zur Disziplin, die den Ritterheeren zum Verhängnis wurde.

„Stirb, Götz! – Du hast dich selbst überlebt, die Edeln überlebt“,

lässt GOETHE symbolisch für die ganze Ritterschaft den sterbenden Ritter Götz von Berlichingen sagen.

Außerdem engte seit dem 14. Jh. in Deutschland der Ausbau der Territorialstaaten durch die Fürsten den Spielraum des niederen Adels, dem die meisten Ritter angehörten, immer mehr ein. Zudem verlagerte sich der wirtschaftliche Fortschritt in die aufstrebenden Städte. So verlor die ritterliche Elite der mittelalterlichen Gesellschaft an politischem Gewicht und wirtschaftlicher Stärke.
Beides führte dazu, dass immer mehr Ritter in die Städte abwanderten. Andere zogen sich auf ihre Besitzungen zurück und pressten die Bauern aus, um ihren Lebensstandard halten zu können. Wieder andere wurden zu Raubrittern, die Reisende und Kaufleute erbarmungslos ausplünderten. Das waren auch die Ursachen, weshalb der Niedergang zugleich mit einem erheblichen Ansehensverlust des Rittertums verbunden war.

Ritterliche Tugenden und höfische Kultur

Man spricht noch heute von ritterlichem Verhalten, wenn sich ein Mann achtungsvoll, großzügig und vor allem hilfsbereit verhält. Diese Werte gehen auf die Besonderheiten der ritterlichen Ethik im Mittelalter zurück:

Aus dem Ritterstand entstammte ein ritterlicher Ehrenkodex, der schließlich für den ganzen Adel verbindlich wurde:

  • An der Spitze der ritterlichen Tugenden stand die triuwe (die Treue) zum Lehnsherrn, die aber auch das gegebene Wort und die beständige Liebe zu Gott einschloss.
  • Zu den Tugenden gehörten weiter die staete (die Beständigkeit), das beharrliche Festhalten am Guten und Richtigen, die durch die maze (das maßvolle Handeln) unterstützt bzw. korrigiert wird.
  • Diese Tugenden zusammengenommen sollten den Ritter zur zuht (Selbstzucht) und einem vorbildlichen Leben führen.

Die ritterlichen Tugenden verpflichteten jeden Ritter zur Wahrung von Frieden und Recht, zum Schutz der Armen und Schwachen, zur Schonung des besiegten Gegners und zum Dienst für Gott und Kirche.

Die Umgangsformen eines Ritters mussten sich andererseits durch hövescheit (Höfischkeit) auszeichnen:
Neben festlicher Kleidung oder geistreichem Gespräch war es eine respektvolle Haltung zur Frau, die Minne (die „höfische Liebe“), welche vom Ritter gefordert wurde. Minne wurde als verehrendes, dienendes Werben um die Gunst der Frau verstanden (Bild 2), also als Dienst, der an den Höfen auch im Minnesang seinen Ausdruck fand. Im 12. Jh. sind es Dichter und Troubadoure, die die Liebe entdecken und besingen. In ihren Liedern und Gedichten zelebrieren sie eine nachgerade kultische Verehrung der adligen Frauen.

Ein Ritter konnte seine vorbildliche Höfischkeit nicht nur in der Minne, sondern auch beim Waffengang imRitterturnier beweisen:
Turniere wurden ab dem 12. Jh. zu einer wichtigen „Schaubühne“ höfischen Verhaltens (Bild 3). Sie boten außerdem die Möglichkeit, sich in der Kriegskunst zu üben. Die Begegnungen zweier Ritter im Turnier liefen nach einem strengen Regelwerk ab. Sie konnten friedlich oder feindlich ausgerichtet sein.

  • Bei feindlichen Turnieren wurden scharfe kriegstaugliche Waffen eingesetzt. Sie endeten deshalb häufig mit dem Tod eines der Gegner.
  • Friedliche Auseinandersetzungen fanden mit abgestumpften Lanzen und Schwertern statt und trugen mehr den Charakter des sportlichen Kräftemessens.

Auch die Wahl der von den Turnierteilnehmern getragenen Abzeichen hing mit dem Charakter des Kampfes zusammen. War er feindlich, trugen die Ritter ihr Familienwappen als Kampfzeichen. Ging es nur um die Ehre, wurden andere Zeichen getragen. Anhand der besonderen farblichen Gestaltung der Ausrüstungsgegenstände konnten die einzelnen Ritter von der zuschauenden höfischen Gesellschaft unterschieden werden. Außerdem verdeutlichten die Farben den Stand eines Ritters und die jeweils geltenden Kampfregeln. Diese Regeln waren vom ritterlichen Ehrenkodex geprägt und bezogen sich vor allem auf Verhaltensmerkmale wie Mut, Ehre und Großherzigkeit.

Ideal und Wirklichkeit

Das wirkliche Leben der Ritter stand nicht selten im krassen Widerspruch zu den ritterlichen Tugenden und den Idealen der höfischen Kultur.
So bestimmten beispielsweise häufig – statt Minne und Anbetung – eher Gewalt bis zur Vergewaltigung das Verhältnis der Ritter zu den Frauen. Und gegen die eigenen feudal abhängigen Bauern verhielten sich die Ritter nicht unbedingt den Werten ihres Ehrenkodex entsprechend.

WALTHER VON DER VOGELWEIDE hat dieses Problem des Rittertums auf den Punkt gebracht, indem er in einer seiner Dichtungen schrieb:

„Ich saß auf einem Stein, die Beine übereinander geschlagen, das Kinn in die Hand gestützt, und dachte lange nach, wie man drei Dinge vereinbaren könne, ohne eines davon zu schmälern. Zwei sind Ansehen und Besitz; das dritte ist die Gnade Gottes, die weit mehr gilt als die beiden anderen ... Aber leider kann es nicht sein, dass Besitz und weltlicher Ruhm und dazu noch Gottes Gnade zusammen in ein Herz kommen.“

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Das Rittertum im Mittelalter." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/das-rittertum-im-mittelalter (Abgerufen: 20. May 2025, 19:56 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Umgangsformen
  • ritterlicher Ehrenkodex
  • Niedergang des Rittertums
  • Landsknechtheer
  • Adliger Stand
  • Ritterturnier
  • Rittertum
  • Ritterheer
  • Berufskrieger
  • Minne
  • Walther von der Vogelweide
  • Ritter
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Bordun und Borduntechnik

Ein Dauerton (Bordunton) oder mehrere gleichzeitig ausgehaltene Dauertöne zeichnen dem hinzutretenden ein- oder mehrstimmigen Melos der Melodie ein tonales Fundament als Orientierungslinie vor. Das Prinzip des Bordunierens ist geerdet und wirkt musikpsychologisch gesehen als Bezugspunkt zu den melisch bedingten Intervallschritten der sich meist über den Borduntönen entfaltenden Melodie. Die Tonschritte der Melodie streben von den ausgehaltenen Dauertönen weg, stehen in einem Spannungsverhältnis zu diesen und bewegen sich diesen wieder einzeln im Unison zu. Das Prinzip des Bordunierens ist weltweit sowohl in der Vokal- als auch der Instrumentaltechnik verbreitet. Die Dauertöne erklingen in der Mehrheit der Fälle entweder auf dem tonalen Fundament, den Gerüsttönen von Tonika oder Oktav oder in Kombination mit diesen in zusätzlicher Quint-Quartaufspaltung.

Neidhart (von Reuental)

* um 1190
† um 1245

NEIDHART (NEIDHART VON REUENTAL, „Herr NÎTHART“) war ein mittelhochdeutscher Lieddichter, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte. Er wird heute als der erfolgreichste Lieddichter der deutschen Literatur des Mittelalters und als Begründer der literarischen Gattung des ländlichen Tanzliedes angesehen. Überliefert sind rund 140 Lieder, oft einfach gebaute Reigenlieder, in denen der Dichter vor allem statt der bis dahin üblichen hohen Minne die niedere Minne besang. Er verlegte damit - neu für seine Zeit - den Minnesang aus dem ritterlichen und erhaben höfischen in das teils obszöne, bäuerliche Milieu, was ihm u.a. den Stempel der Bauernfeindlichkeit aufdrückte. NEIDHARTs bekanntestes Lied ist das zum Volkslied gewordene „Nun will der Lenz uns grüßen“.

Oswald von Wolkenstein

* um 1375–1378 vermutlich Schloss Schöneck, Südtirol
† 02.08.1445 Meran

OSWALD VON WOLKENSTEIN war ein mittelhochdeutscher Liederdichter und Komponist. Er gilt als einer der wichtigsten Lyriker der deutschen Literatur des Spätmittelalters und zugleich als einer der letzten Minnesänger von Bedeutung. Er dichtete und komponierte Reise-, Trink-, Tanz-, Liebes- und politische Lieder.

Hans Sachs

* 05.11.1494 Nürnberg
† 19.01.1576 Nürnberg

Walther von der Vogelweide

* um 1170 wahrscheinl. Österreich
† um 1230 Würzburg

WALTHER VON DER VOGELWEIDE war ein mittelhochdeutscher Dichter zur Zeit der staufischen Klassik. Als typischer Vertreter der höfischen Dichtung verfasste er vor allem Minnelieder und Sangspruchstrophen. Er gilt als der erfolgreichste Spruchdichter des Mittelalters und - neben WOLFRAM VON ESCHENBACH - als der berühmteste mittelalterliche Lieddichter und Minnesänger.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025