Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.8 Literatur des 19. Jahrhunderts
  5. 4.8.2 Hochromantik
  6. Der zerbrochne Krug

Der zerbrochne Krug

„Diesem Lustspiel liegt wahrscheinlich ein historisches Faktum (...) zum Grunde. Ich nahm die Veranlassung aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah. Man bemerkte darauf – zuerst einen Richter, der gravitätisch auf einem Richterstuhl saß: vor ihm stand eine alte Frau, die einen zerbrochenen Krug hielt, sie schien das Unrecht (...) zu demonstrieren: Beklagter, ein junger Bauerskerl, den der Richter, als überwiesen, andonnerte, verteidigte sich noch, aber schwach: ein Mädchen, das wahrscheinlich in dieser Sache gezeugt hatte (...) spielte sich, in der Mitte zwischen Mutter und Bräutigam, an der Schürze: wer ein falsches Zeugnis abgelegt hätte, könnte nicht zerknirschter dastehn: und der Gerichtsschreiber sah (...) jetzt den Richter misstrauisch von der Seite an ...“

äußerte HEINRICH VON KLEIST über die Entstehungsgeschichte seines Lustspiels „Der zerbrochne Krug“ (siehe auch Volltext auf PDF "Heinrich von Kleist - Der zerbrochne Krug").

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

„Der zerbrochne Krug“ wurde am 02.03.1808 unter der Regie von JOHANN WOLFGANG VON GOETHE in Weimar uraufgeführt. Es ist ein analytisches Drama (Enthüllungsdrama). D. h. nur das Ende einer Geschichte wird auf der Bühne dargestellt:

Inhaltsangabe

Der Dorfrichter Adam stellt Eve, der Tochter von Frau Marthe Rull, nach. Um sich ihr zu nähern, behauptet er, ihr Verlobter Ruprecht werde zum Militärdienst eingezogen, als Richter könne er ihn jedoch durch ein Attest davor bewahren. Adams nächtlicher Besuch bei Eve wird von deren Verlobtem gestört. Der schlägt Adam, ohne ihn zu erkennen, mit einer Türklinke auf den Kopf. Im folgenden Handgemenge geht der besagte Krug zu Bruch, Adam flieht und verliert dabei seine Perücke. Eve verschweigt aus Sorge um Ruprecht der Mutter die Wahrheit. Diese wiederum bezweifelt die Treue ihrer Tochter. Eine unvorhergesehene Revision durch den Gerichtsrat Walter zwingt nun den Dorfrichter Adam, die Anzeige der Marthe Rull gegen Unbekannt aufzunehmen und somit gegen sich selbst zu ermitteln, dabei aber seine eigene Rolle lange erfolgreich zu vertuschen. Als schließlich eine Augenzeugin mit der verlorenen Perücke erscheint und Eve fürchten muss, dass Ruprecht bestraft wird, rückt sie mit der Wahrheit heraus. Adam flieht, wird daraufhin seines Amtes enthoben, sein Schreiber zum neuen Richter ernannt und das Brautpaar versöhnt sich wieder.

Stoff des Dramas

KLEIST informiert den Leser/Zuschauer über den Stoff des Dramas in der Vorrede zu seinem Lustspiel „Der zerbrochne Krug“:

„Diesem Lustspiel liegt wahrscheinlich ein historisches Faktum, worüber ich jedoch keine nähere Auskunft habe auffinden können, zum Grunde. Ich nahm die Veranlassung dazu aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah – Man bemerkte darauf zuerst einen Richter, der gravitätisch auf dem Richterstuhle saß: vor ihm stand eine alte Frau, die einen zerbrochenen Krug hielt, sie schien das Unrecht, das ihm widerfahren war, zu demonstrieren: Beklagter, ein junger Bauerkerl, den der Richter, als überwiesen, andonnerte, verteidigte sich noch, aber schwach: ein Mädchen, das wahrscheinlich in dieser Sache gezeugt hatte (denn wer weiß, bei welcher Gelegenheit das Deliktum geschehen war) spielte sich, in der Mitte zwischen Mutter und
Bräutigam an der Schürze, wer ein falsches Zeugnis abgelegt hätte, könnte nicht zerknirschter dastehn; und der Gerichtsschreiber sah (er hatte vielleicht kurz vorher das Mädchen angesehen) jetzt den Richter mißtrauisch zur Seite an ... Darunter stand: Der zerbrochne Krug. —
Das Original war, wenn ich nicht irre, von einem niederländischen Meister.
“
(vgl. PDF "Heinrich von Kleist - Der zerbrochne Krug")

Der französische Kupferstich „La cruche cassée“ hing im Zimmer von HEINRICH ZSCHOKKE, den KLEIST 1802 in Bern besuchte. Gemeinsam mit WIELANDs Sohn LUDWIG verarbeiteten die Freunde den Stoff unterschiedlich. WIELAND schrieb eine Satire, ZSCHOKKE eine Erzählung, KLEIST das Lustspiel. Aus dieser stofflichen Anregung filtert Kleist ein Thema, einen Grundgedanken für sein Stück. Für ihn ist es die Darstellung des korrupten Richters, die Frage der Verbindung von Moral und Macht und von Lust und Herrschaft.

Analytisches Drama

Für das komische Versteckspiel des Dorfrichters Adam, der sein Amt für eigene Interessen missbraucht, wählte KLEIST die Form des analytischen Dramas (Enthüllungsdrama). Aus der Wahl dieser Komposition ergibt sich ein ganz bestimmtes Verhältnis von Geschichte (story) und Handlungsschema (plot). Hat die Geschichte ihren Anfang eigentlich dort, wo Adam beginnt Eve nachzustellen, setzt KLEIST den Punkt des Einsetzens der Dramenhandlung (point of attack) erst kurz vor Beginn der Gerichtsverhandlung. Die Katastrophe ist also bereits geschehen, kann nicht mehr verhindert werden, die Spannung im Verlauf der Gerichtsverhandlung besteht darin, wie und wann dem Zuschauer die Aufdeckung des Vorganges vorgeführt wird.

Rolle der Figuren

Die Rolle der Figuren im Drama beschäftigt das Theater seit der Antike. Die gleichnishafte Verhältnis zwischen dem Bühnengeschehen im Theater und dem Leben, sowie umgekehrt, wird dabei schon von SHAKESPEARE um 1600 in seinem Stück „Wie es euch gefällt“ hervorgehoben:

„Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Männer und Frauen bloß Schauspieler. Sie haben ihre Abgänge und Auftritte. Und der Mensch spielt in seinem Leben viele Rollen...“.

Rollenspiel ist nicht nur Grundbedingung des Menschen im täglichen Leben und des Schauspielers auf der Bühne, sondern auch der fiktiven Figuren im Drama. Dabei sehen sich die Figuren häufig mit dem Problem konfrontiert, die Rollen keineswegs nacheinander zu spielen, sondern vielfach gleichzeitig in verschiedenen Rollen zu agieren. So ist Eve in KLEISTs „Zerbrochnem Krug“ nicht nur das Opfer des seine Macht missbrauchenden Richters sondern schlüpft gleichzeitig in die Rolle der treuen Verlobten Ruprecht gegenüber sowie die der gehorsamen Tochter ihrer Mutter. Die Figur des Adam spielt gar die Rolle des Richters und des Angeklagten in einer Person.

  • BWS-DEU2-0902-03.pdf (248.44 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Der zerbrochne Krug." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/der-zerbrochne-krug (Abgerufen: 20. May 2025, 06:33 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • La cruche cassée
  • Volltext
  • point of attack
  • Adam
  • story
  • Der zerbrochne Krug
  • Kleist
  • Primärtext
  • Pdf
  • Eve
  • Dorfrichter
  • Rollenspiel
  • Plot
  • Ruprecht
  • Marthe Rull
  • LUDWIG WIELAND
  • Shakespeare
  • HEINRICH ZSCHOKKE
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Joseph von Eichendorff

* 10.03.1788 auf Schloss Lubowitz (bei Ratibor)
† 26.11.1857 in Neisse

EICHENDORFFs Gedichte, erst 1837 gesammelt erschienen, bilden neben denen BRENTANOs den Höhepunkt deutscher spätromantischer Lyrik. Sie sind gekennzeichnet durch volksliedhafte Schlichtheit in Sprache, Thematik und Form (vertont u. a. von FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, ROBERT SCHUMANN, HUGO WOLF); Bilder der Natur (Wald, Tal, Bach) werden zum Ausdruck seelischer Regungen und Stimmungen.

Prägendes Motiv vieler Gedichte ist die Sehnsucht, der die Bewegung des Wanderns in eine unbestimmte Ferne entspricht. Hinter dem unbeschwert-fröhlichen Ton stehen oft Wehmut, Gedanken an Abschied und Tod, Trauer über einen Verlust. Viele Gedichte erschienen zuerst in Romanen und Erzählungen, die häufig dieselben Motive und Stimmungen in lyrisch-offenen Darstellungsformen behandeln.

Das gilt für den autobiographischen Roman „Ahnung und Gegenwart“, in dem die „schöne alte Zeit“ auf dem schlesischen Schloss verklärt und zugleich reflektiert wird, ebenso für die Erzählung „Aus dem Leben eines Taugenichts“, der Geschichte des wandernden Sängers, der sich dem bürgerlichen Leistungsstreben entzieht. In anderen Prosawerken spielen daneben die Problematik des Künstlers und zeitgeschichtliche Bezüge eine größere Rolle.

Hamlet

Prinz Hamlet kommt von seinem Studium in Wittenberg nach Haus zurück und findet seinen Vater, den König von Dänemark ermordet vor. Sein Onkel Claudius heiratet die Mutter und wird neuer König. Hamlet will des Vaters Ehre wahren, bleibt jedoch unentschlossen. Mutter und Onkel sollen des Komplotts überführt werden. Versehentlich ersticht Hamlet seinen zukünftigen Schwiegervater, den Vater Ophelias. Ihr Bruder Laertes muss Rache üben, als Ophelia Selbstmord begeht. Während eines Duells verletzen sich Laertes und Hamlet mit vergifteten Waffen. Hamlet ersticht den Onkel. Seine Mutter trinkt vom vergifteten Wein. Die Tragödie ist vollendet.

„Es ist was faul im Staate Dänemark“

oder, wie es der Übersetzer WIELAND sagte:

„Es muß ein verborgnes Uebel im Staat von Dännemark liegen.“

Das ist einer der berühmtesten Sätze des Stückes. Ein zweiter fragt nach „Sein oder Nichtsein“ und ist wohl am meisten kolportiert worden.

Die Romantik in Frankreich: Staël, Gautier und Hugo

Als Wegbereiterin der romantischen Bewegung in Frankreich gilt MADAME DE STAËL. Sie lernte auf Reisen nach Deutschland GOETHE, SCHILLER, WIELAND, FICHTE und RAHEL LEVIN kennen und schrieb mit „De l'Allemagne“ ein Werk, das die Aufnahme der deutschen Romantik in Frankreich vorbereitete.

Am berühmtesten aber wurden die historischen Romane der französischen Romantik. VICTOR HUGOs „Notre-Dame de Paris“ wurde mehrfach verfilmt, u. a. als Zeichentrickfilm. Auch ein Musical ist nach diesem Buch entstanden. ALEXANDRE DUMAS' DES ÄLTEREN „Les trois mousquetaires“ und „Le comte de Monte-Cristo“ wurden mehrfach ins Deutsche übersetzt, von französischen und US-amerikanischen Firmen verfilmt.

Gotthold Ephraim Lessing

* 22.01.1729 in Kamenz/Oberlausitz
† 15.02.1781 in Braunschweig

GOTTHOLD EPHRAIM LESSING gilt als der herausragendste Autor der Literatur der deutschen Aufklärung und als der erste moderne deutsche Schriftsteller. Er war Tragödien- und Komödienschreiber, Verfasser von Fabeln und Gedichten, Literatur-, Kunst- und Kirchenhistoriker und -kritiker, Literaturtheoretiker und Philosoph. Die von ihm verfassten Dramen bildeten den Auftakt für das – vom antiken Vorbild gelöste – neuere deutsche Drama. LESSING war der Begründer des bürgerlichen Trauerspiels in Deutschland, er führte den Begriff der Empfindsamkeit in die Literatur- und Geisteswissenschaften ein, er hatte großen Anteil an der Profilierung der Ästhetik als allgemeiner Kunsttheorie und an der Einführung der Kritik als eigenständiger Disziplin.

Heinrich von Ofterdingen

Der Held, Heinrich von Ofterdingen, fühlt sich zum Dichter berufen. Er sieht in einem Traum die „blaue Blume“. Auf einer Reise von Eisenach nach Augsburg, dem Herkunftsort seiner Mutter, erfährt er in abenteuerlichen, zum Teil ans Märchenhafte grenzenden Begegnungen und Erlebnissen das menschliche Leben in seinen fundamentalen Möglichkeiten und Gestalten. Das alles verdichtet sich in seiner empfindsamen Seele und sucht nach einem Ausdruck im Gedicht und im Lied. Seine Reise wird zunehmend eine Reise nach Innen, eine Reise zur Dichtkunst. „Heinrich war von Natur zum Dichter geboren“, heißt es im 6. Kapitel.

„Mannigfaltige Zufälle schienen sich zu seiner Bildung zu vereinigen ... Alles, was er sah und hörte, schien nur neue Riegel in ihm wegzuschieben und neue Fenster ihm zu öffnen. Er sah die Weite der Welt in ihren großen und abwechselnden Verhältnissen vor sich liegen.“

Die Begegnung mit Klingsohr und dessen Tochter Mathilde, der er verlobt wird, sowie das Märchen von Eros und Fabel schließen die Reifung des Helden zum Dichter ab. Im zweiten Teil sollte die Vollendung des Dichters gezeigt werden, das Fragment bricht jedoch mitten in einem Gespräch mit dem Gärtner Sylvester ab. Am Ende soll Heinrich die blaue Blume finden und sie erlösen. Denn die Blume ist niemand anderes als Mathilde.

 

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025