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Die Vernunft und das Wahre, Gute und Schöne: die Hochaufklärung

JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED war der „Literaturpapst“ seiner Zeit, der Aufklärung. Er fasste Dichtung traditionsgemäß als erlernbar auf. Die Aufgabe des Künstlers sah er in der Nachahmung der Natur (Mimesis). Die von ihm entwickelte sächsische Typenkomödie ahmte eine lasterhafte Handlung nach, die vom Publikum verlacht wurde. Allerdings räumte er der rein verstandesmäßen Erkenntnis durch Kunst eine zu große Bedeutung ein. Diese Theorie musste deshalb ihre Gegner finden.
GOTTSCHEDs Schüler strebten empfindsame und gefühlvolle Unterhaltung mit lehrhafter Tendenz an. Diese Tendenz der Aufklärung wird deshalb auch Empfindsamkeit genannt.

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Gottscheds Gegner

JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHEDs Ideal einer reinen Verstandesdichtung musste seine Gegner finden. Seine Schüler GOTTLIEB WILHELM RABENER (1714–1771), CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERT, JOHANN ELIAS SCHLEGEL u. a. gründeten 1744 in Bremen „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“, in denen sie sich deutlich von den Theorien ihres Lehrers distanzierten. Die Autoren strebten empfindsame und gefühlvolle Unterhaltung mit lehrhafter Tendenz an. Diese Tendenz der Aufklärung wird deshalb auchEmpfindsamkeit genannt.
GELLERT war Vertreter der comédie larmoyante, des „lehrhaft-rührenden Lustspiels“, das GOTTSCHEDs sächsische Typenkomödie von der Bühne verdrängen sollte. Er probte das aus Frankreich kommende Rührstück u. a. in „Die zärtlichen Schwestern“ (1747) aus und untermauerte seine Theatertheorie 1751 in „Pro comoedia commovente“, einer Programmschrift über das rührende Lustspiel.
Auch aus Halle erfolgten Angriffe gegen den „Literaturpapst“ GOTTSCHED durch FRIEDRICH GEORG MEIER (1718–1777) in dessen Schrift „Beurtheilung der Gottschedschen Dichtkunst“ (1747). Massiv setzten die schweizerischen Aufklärer JOHANN JACOB BODMER und JOHANN JAKOB BREITINGER in ihren Poetiken „Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie“ bzw. „Critische Dichtkunst“ (beide 1740) Gegenakzente zu GOTTSCHED. BODMER und BREITINGER, die das Emotionale und die Fantasie in der Dichtung forderten, orientierten sich stark an den literarischen und philosophischen Tendenzen in England (Empirismus), während GOTTSCHED sich an die französische Aufklärung (Rationalismus) angelehnt hatte.

Zentren der Aufklärung

  • Zürich: BODMER, BREITINGER, KLOPSTOCK, WIELAND
  • Halle: UZ, GÖTZ, GLEIM, F.G. MEYER
  • Leipzig: LEIBNIZ, GOTTSCHED, LESSING, KÄSTNER
  • Hamburg: LESSING, KLOPSTOCK, BROCKES, CLAUDIUS
  • Bremen: GELLERT, J. E. SCHLEGEL, KLOPSTOCK
  • Berlin: LESSING, MENDELSSOHN, NICOLAI
  • Königsberg: KANT, GOTTSCHED, HERDER
  • Göttingen: HALLER, LICHTENBERG, VOSS, BÜRGER
 

Lessings Argumente gegen Gottsched

Ähnliche Angriffe erfuhr GOTTSCHED durch GOTTHOLD EPHRAIM LESSING (1729–1781). Dessen „Briefe, die neueste Literatur betreffend“ (1759–1765) und die „Hamburgische Dramaturgie“ wurden zur eigentlichen theoretischen Grundlegung des deutschen Dramas.
In seinem 17. Literaturbrief griff LESSING GOTTSCHED persönlich an und warf ihm vor, mit seiner Theaterreform eher Verschlimmerungen als Verbesserungen bewirkt zu haben. GOTTSCHED habe verabsäumt zu untersuchen, ob das französische Theater für das deutsche als Vorbild tauge. Hingegen wird SHAKESPEARE und das englische Theater, weit entfernt von rationalistischen Tendenzen, zum Vorbild für ein deutsches Nationaltheater erhoben. SHAKESPEAREs Theater sei natürlich und ursprünglich, auch sei das zeitgenössische englische Theater geeigneter, weil

„das Große, das Schreckliche, das Melancholische besser auf uns wirkt als das Artige, das Zärtliche, das Verliebte“.

 

Mit der Hervorhebung der Bedeutung des englischen Theaters und insbesondere SHAKESPEAREs leitete LESSING eine lang anhaltende, vor allem für den Sturm und Drang und die Romantik bedeutende Shakespeare-Rezeption ein. Die bedeutendsten Übersetzungen shakespearescher Werke stammen von

  • CHRISTOPH MARTIN WIELAND,
  • FRIEDRICH SCHLEGEL,
  • LUDWIG und DOROTHEA TIECK und
  • WOLF GRAF BAUDISSIN (1825–1833)

LESSING strebte die Wandlung des Theaters vom Hoftheater zum Nationaltheater an. Er nahm deshalb begeistert eine Stellung als Dramaturg am Hamburger Nationaltheater an, kehrte aber der Hansestadt bald enttäuscht den Rücken. Jedoch wurden seine Vorstellungen Jahrzehnte später verwirklicht und bürgerliche Stadttheater gegründet.

  • Hier die Quelle einfuegen!

Bürgerliches Trauerspiel

LESSING entwickelte in theoretischen Schriften und am praktischen Beispiel sein bürgerliches Trauerspiel. Diese dramatische Form ist eine während der Aufklärung im 18. Jahrhundert entstandene dramatische Gattung.

  • Sie stellt das Denken des Bürgers ins Zentrum der Betrachtung, auch wenn die Helden bei LESSING noch Menschen von Adel sind, wird doch der bürgerlichen Moral der Vorzug gegeben.
  • Die in den Renaissance-und Barockpoetiken festgelegte Ständeklausel im Drama wurde überwunden. Die Ständeklausel sah vor, dass in der Tragödie ausschließlich Mitglieder höherer Stände (Adel) Handlungsträger sein durften.

LESSING gelang mit „Miß Sara Sampson“ (1755), in nur vier Wochen niedergeschrieben, und „Emilia Galotti“ (1771, siehe PDF "Gotthold Ephraim Lessing - Emilia Galotti"), das bürgerliche Trauerspiel in Deutschland zu etablieren. Zugleich löste er den traditionellen Alexandriner durch den Blankvers ab. Das Drama wirkte so prosaischer.

„Emilia Galotti“ spielt in Italien. LESSING greift darin ein oft bearbeitetes Motiv von Titus Livius (59–17 v. Chr.) auf. In „Ab urbe condita“ (Vom Ursprung der Stadt) wird die Legende von der Römerin Virginia erzählt, die von ihrem Vater getötet wird, weil dies der einzige Weg ist, sie vor der Willkür des Decemvirn Appius Claudius zu bewahren.

  • BWS-DEU2-0361-05.pdf (218.05 KB)

Inhalt von „Emilia Galotti“

Emilia soll den Grafen Appiani heiraten, jedoch Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla, verliebt sich in sie. Marchese Marinelli, sein Kammerherr, soll nun alles tun, die Hochzeit zu verhindern. Bald darauf wird das Brautpaar von Verbrechern überfallen und Appiani ermordet. Emilia wird mit ihrer Mutter auf das Schloss des Prinzen „in Sicherheit“ gebracht, bald trifft auch der Vater Odoardo dort ein. Gräfin Orsina, die ehemalige Geliebte des Prinzen, klärt Odoardo über die Hintergründe der Bluttat auf. Emilia fürchtet, den Verführungskünsten des Prinzen nicht standhalten zu können, und um die Ehre seiner Tochter zu retten, gibt der Vater ihrem Drängen nach und ersticht sie.

Das Drama war damals so beliebt, dass es Nachahmer fand: JOHANN JAKOB BODMER schrieb 1778 „Odoardo Galotti, Vater der Emilia. Ein Pendant zur Emilia. In einem Aufzuge: und Epilogus zur Emilia Galotti. Von einem längst bekannten Verfasser“ (siehe PDF "Johann Jacob Bodmer - Odoardo Galotti").

  • BWS-DEU2-0361-06.pdf (123.91 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Die Vernunft und das Wahre, Gute und Schöne: die Hochaufklärung." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/die-vernunft-und-das-wahre-gute-und-schoene-die (Abgerufen: 20. May 2025, 09:21 UTC)

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Vasco da Gama

* um 1469 in Sines
† 1524 in Cotchin

VASCO DA GAMA (1469–1524) wird um 1469 in Sines, einem Seehafen im Süden Portugals, geboren und stirbt 1524 in Cotchin (Ost-Indien).

Er studiert Astronomie und Navigation. In der Marine Portugals bringt er es bis zum Marineoffizier. Er umsegelt das Kap der Guten Hoffnung, entdeckt den Seeweg nach Indien und wird Vizekönig der portugiesischen Besitzungen in Indien. Durch seine Entdeckungen öffnet er den Seehandel der Europäer mit Asien.

Zeitrechnung und Zeitzonen

Bis in die unmittelbare Vergangenheit dienten astronomische Sachverhalte als Grundlage der Zeitmessung und Zeitrechnung. Der „Sonnentag“ mit seinen Unterteilungen (Stunden, Minuten, Sekunden) sowie der Mondumlauf um die Erde („Monat“) basieren auf solchen Grundlagen. Auch die Tageszeit, genauer die tatsächliche Ortszeit, hängt vom Sonnenstand ab und ist deshalb höchst unterschiedlich. In Deutschland beträgt beispielsweise der Zeitunterschied von den östlichsten zu den westlichsten Orten immerhin über eine halbe Stunde Ortszeit. Vereinbarte Zeitzonen gewährleisten aber trotz gewisser Abweichungen vom tatsächlichen Sonnenstand und folglich von der tatsächlichen Zeit ein funktionierendes gesellschaftliches Leben.

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Seit der Antike sind uns auch Literaturgeschichtswerke bekannt. Eine der bedeutendsten stammt von SUETON. Aber auch später haben bedeutende Wissenschaftler sich mit der Literaturgeschichte befasst, u.a. D.G. MORHOF und die Brüder SCHLEGEL. Moderne Literaturgeschichten helfen, sich innerhalb der Geschichte der Literatur zurechtzufinden.

Als Literaturgeschichte wird im allgemeinen der zeitliche Verlauf von National- bzw. Weltliteraturen bezeichnet. Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff die Geschichte der Epochen, Autoren und Werke einer Nationalliteratur.

Minna von Barnhelm

LESSINGs Lustspiel „Minna von Barnhelm“ (1767) spielt in der Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763). Es ist also ein zeitgeschichtliches Stück. Der Autor begann bereits 1763 mit der Ausarbeitung, die Uraufführung erfolgte jedoch erst 1767. Major von Tellheim wurde aus dem Militär entlassen, zudem fühlt er sich in seiner Ehre durch Verleumdungen gekränkt. Minna von Barnhelm ist Tellheims Verlobte. Tellheim weigert sich, sein Eheversprechen zu halten, da er nun völlig mittellos ist. Er weigert sich sogar, (materielle) Hilfe seiner Verlobten anzunehmen. Die starren Moralbegriffe Tellheims werden langsam von zarter Hand aufgelöst. Minna nimmt den Verlobungsring, den Tellheim beim Wirt seines Gasthauses versetzt hat, wieder an sich, gibt stattdessen ihren eigenen dem Verlobten zurück. Nun gaukelt Minna Tellheim vor, sie sei durch seine Schuld ebenso arm geworden wie er. Jetzt erst kann Tellheim sie um ihre Hand bitten. Auch wird er durch FRIEDRICH II. rehabilitiert, könnte also wieder ins Heer eintreten und materiell gesichert leben. Jedoch Minna gibt ihr Intrigenspiel erst auf, als ihr Oheim eintrifft und beide Brautleute als ebenbürtig anerkennt.

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Der Aufstieg des Romans im 18. Jahrhundert zu einem dominierenden Genre in der epischen Gattung begann wiederum in England. DANIEL DEFOEs „Robinson Crusoes Leben und seltsame Abenteuer“ (dt. 1720) gab einer neuen Stilrichtung innerhalb des Genres seinen Namen: Robinsonade.
CHRISTIAN REUTER bereitete den aufklärerischen Roman in Deutschland vor. GELLERT war einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Sein Roman „Das Leben der schwedischen Gräfin von G***“ war der erste bürgerliche Roman und eine Mischung aus Brief- und Abenteuerroman. SOPHIE VON LA ROCHE schrieb mit der „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ das damals wohl bekannteste Werk einer Frau.

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