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Friedrich von Schiller: Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet

Ausgehend von den Idealen der Aufklärung entwickelte SCHILLER ein auf Bildung des ganzen Volkes ausgerichtetes Konzept des Theaters. Es geht ihm nicht um bloße Unterhaltung durch das Theater, sondern die Schaubühne ist hier Mittel zum Zweck. Es geht um eine gerechte Ordnung, um eine Gesellschaft der Freien, die moralisch handeln. Mit seiner Programmschrift „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet“ offenbarte sich SCHILLER seinem Auditorium und seinen Lesern als Aufklärer und Erzieher, dem die sittliche Würde des Menschen am Herzen liegt. Literaturgeschichtlich reiht sich SCHILLER in eine Traditionslinie von GOTTSCHED bis LESSING ein, die von späteren Theoretikern weitergeführt wurde.

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Historische Einordnung des Textes

Am 08. Januar 1784 wurde SCHILLER in die kurpfälzische „Deutsche Gesellschaft“ aufgenommen. Diese war von Kurfürst CARL THEODOR (1724–1799) im Jahre 1775 gegründet worden und war um das Ansehen der deutschen Sprache bemüht.

Aufnahme fanden Bürger der Kurpfalz, so der Verleger CHRISTIAN FRIEDRICH SCHWAN (1733–1815), der den Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters WOLFGANG HERIBERT VON DALBERG (1750–1806) auf den jungen SCHILLER aufmerksam gemacht hatte. Hier hatte das Stück „Die Räuber“ am 13. Januar 1782 seine stürmische Uraufführung:

„Das Theater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, heisere Aufschreie im Zuschauerraum. Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Türe. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus dessen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht“.
(anonym)

SCHILLER war also – zumindest in Mannheim – schon eine berühmte Persönlichkeit, als er Aufnahme in die Gesellschaft fand. Am 26. Juni 1784 hielt er eine Rede vor der „Deutschen Gesellschaft“: „Vom Wirken der Schaubühne auf das Volk“,  die unter dem Titel „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet“ in die deutsche Literaturgeschichte einging.

SCHILLER erhoffte sich von diesem Vortrag einen Sekretärsposten bei der Sprachgesellschaft. Dazu kam es nicht. Vermutlich waren die Herren der „Gelahrten Gesellschaft“ nicht erpicht darauf, einen so naseweisen Jüngling – er war gerade 25 Jahre alt – zu ihrem Sekretär zu haben.

Inhalt des Vortrages

Wie es der Titel verrät, würdigt SCHILLER in dem Vortrag das Theater als moralische Anstalt, also als etwas, das erziehrisch tätig sein kann, das Einfluss nehmen kann auf das Verhalten der Menschen. „Der ästhetische Sinn oder das Gefühl für das Schöne“ könne durch die Bühne entwickelt werden, davon war der Autor überzeugt. Die humanitären Ideale haben im Theater ihr Forum.

Um seine Theorie zu beweisen, geht er in mehreren Schritten vor:

Er bemüht – als jemand, dessen beständiger Studienwunsch es war, Theologie zu studieren – die Religion als „eines Staats festeste Säule“, denn Religion „setzt ihre Gerichtsbarkeit bis in die verborgensten Winkel des Herzens fort“.

Da die Religion nach SCHILLER über die Sinne wirkt, die Herzen der Menschen erreicht, ist sie der Schaubühne vergleichbar. Wenn also Religion eine moralische Instanz ist, muss die Bühne ebenso eine sein:

„Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gerichte sich endigt“,

schließt SCHILLER.
Denn die Schaubühne kann Gefühle, Sinne, Probleme der Gesellschaft sichtbar machen:

„Welche Verstärkung für Religion und Gesetze, wenn sie mit der Schaubühne in Bund treten, wo Anschauung und lebendige Gegenwart ist, wo Laster und Tugend, Glückseligkeit und Elend, Thorheit und Weisheit in tausend Gemälden faßlich und wahr an dem Menschen vorübergehen, wo die Vorsehung ihre Räthsel auflöst, ihren Knoten vor seinen Augen entwickelt, wo das menschliche Herz auf den Foltern der Leidenschaft seine leisesten Regungen beichtet, alle Larven fallen, alle Schminke verfliegt und die Wahrheit unbestechlich wie Rhadamanthus Gericht hält.“
(SCHILLER, vgl. PDF "Friedrich Schiller - Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet")

Schließlich geht SCHILLER so weit, dass er ihr eine kathartische Funktion zuweist:

„Die Schaubühne ist mehr als jede andere öffentliche Anstalt des Staats eine Schule der praktischen Weisheit, ein Wegweiser durch das bürgerliche Leben, ein unfehlbarer Schlüssel zu den geheimsten Zugängen der menschlichen Seele“.
(SCHILLER, ebenda)

Wenn Rührung und Schrecken nicht helfen, die Menschen zu bessern, so tun es Scherz und Satire, Spott und Verachtung:

„Gesetz und Gewissen schützen uns oft vor Verbrechen und Lastern – Lächerlichkeiten verlangen einen eigenen feinern Sinn, den wir nirgends mehr als vor dem Schauplatz üben“.
(SCHILLER, ebenda)


Die Schaubühne mache auf Schicksale der Menschheit aufmerksam, sie könne die Wahrheit zeigen: auch den Regierenden („die Großen der Welt“) und diese somit aufklären, also bessern. Letztlich ist das Theater nach SCHILLER ein Spiegel der Gesellschaft. Es kann Toleranz gegenüber anderen Religionen und Meinungen lehren, Ideen sichtbar machen. Es will den Zuschauer nicht bloß unterhalten:

„Die Schaubühne ist die Stiftung, wo sich Vergnügen mit Unterricht, Ruhe mit Anstrengung, Kurzweil mit Bildung gattet“.
(SCHILLER, ebenda)

Bedeutung des Textes

Ausgehend von den Idealen der Aufklärung entwickelte SCHILLER ein auf Bildung des ganzen Volkes ausgerichtetes Konzept des Theaters. Es geht ihm nicht um bloße Unterhaltung durch das Theater, sondern die Schaubühne ist hier Mittel zum Zweck. Es geht um eine gerechte Ordnung, um eine Gesellschaft der Freien, die moralisch handeln. Mit seiner Programmschrift „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet“ offenbarte sich SCHILLER seinem Auditorium und seinen Lesern als Aufklärer und Erzieher, dem die sittliche Würde des Menschen am Herzen liegt. Literaturgeschichtlich reiht sich SCHILLER in eine Traditionslinie von GOTTSCHED bis LESSING ein, die von späteren Theoretikern weitergeführt wurde.

  • BWS-DEU2-0078-03.pdf (42.66 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Friedrich von Schiller: Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/friedrich-von-schiller-die-schaubuehne-als-eine-moralische (Abgerufen: 10. July 2025, 01:44 UTC)

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Haltung Goethes und Schillers zur Französischen Revolution

SCHILLER hatte die Veränderungen in Frankreich anfänglich noch begrüßt und begann sich erst mit dem jakobinischen Terror 1793 von der Französischen Revolution zu distanzieren.
GOETHE dagegen schuf mit seinem Ideal der griechischen Klassik ein Gegenbild zur Revolution in Frankreich.
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Ludwig Tieck

* 31.05.1773 in Berlin
† 28.04.1853 in Berlin

LUDWIG TIECK zählte zu den vielseitigsten und produktivsten Dichtern des ausgehenden 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts. Er bewegte sich in Kreisen der Frühromantiker und war einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten Jenaer Romantik.

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Trivialliteratur

Trivialliteratur will auf leichte, lockere Weise unterhalten. Sie ist sprachlich durch einfache Strukturen gekennzeichnet, oft sehr bildhaft. Die Handlungsfiguren entsprechen typisch trivialen Mustern.
Die Trivialliteratur ist im 18. Jahrhundert während der Aufklärung entstanden. Sie bediente sich weniger Sujets und trat als Liebesgeschichte, Historie, Räuberpistole, Gruselgeschichte, Kriegsgeschichte in Erscheinung. Verbreitet wird die Trivialliteratur heute zumeist über das Groschenheft. Triviale Varianten des Films sind u.a. die soap operas.

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