HANS FALLADA (eigentlich RUDOLF DITZEN) wurde am 21. Juli 1893 als Sohn des Reichsgerichtsrates WILHELM DITZEN und dessen Frau ELISABETH, geb. LORENZ, in Greifswald geboren. Früh schon machte er Bekanntschaft mit Werken der Weltliteratur. Er besuchte in Berlin und Leipzig Gymnasien, aber im Sommer 1911 wurde er von seinen Eltern auf ein Gymnasium nach Rudolstadt geschickt. Für das gutbürgerliche und auf gesellschaftliches Ansehen bedachte Elternhaus war er nicht mehr „tragbar“. Sein Elternhaus war auch der Grund dafür, dass er sämtliche seiner Werke unter dem Pseudonym HANS FALLADA herausgab.
In Rudolstadt angekommen, traten Depressionen auf und so wurde er – nach einem gescheiterten Selbstmordversuch – in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. 1913 verließ er das Gymnasium ohne Abschluss und begann eine landwirtschaftliche Lehre. In den Jahren bis 1917 hatte er verschiedene Stellen. So arbeitete er u. a. als Wirtschaftsinspektor, Journalist und Lektor bei einem Verlag.Aufgrund seiner Alkohol- und Drogenprobleme wurde er in den Jahren 1917 bis 1919 wiederholt in Kliniken eingewiesen. Vergeblich unterzog er sich mehreren Entziehungskuren.
Trotz seiner Probleme kam es 1920 zu einem Vertrag mit dem Verleger ROWOHLT und so veröffentlichte er seinen ersten Roman: „Der junge Goedeschal“. Wegen des Tatbestandes der Unterschlagung musste sich FALLADA 1923 vor Gericht verantworten und wurde zu mehreren Monaten Haft verurteilt.
Sein zweiter Roman – „Anton und Gerda“ (1923) – wurde zumindest in Literatenkreisen bekannt. 1925 erhielt FALLADA von einigen Redaktionen („Neue Rundschau“, „Literarische Welt“) mehrere Angebote zur Mitarbeit, aber wegen einer weiteren Geldaffäre wurde er erneut zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
1928 ging er nach Hamburg und lernte dort seine spätere Frau ANNA MARGARETE ISSEL kennen, die er 1929 heiratete. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
Ende der Zwanziger-, Anfang der Dreißigerjahre wandte sich FALLADA eher sozialkritischen Themen zu und wurde so zu einem Vertreter für die „Neue Sachlichkeit“. Bevorzugte Themen seiner Romane sind das Kleinbürgertum und dessen Leiden unter der Wirtschaftskrise. Seine leicht verständliche Sprache bewirkte, dass seine Leser besonders den unteren Bevölkerungsschichten angehörten. 1930 siedelte FALLADA mit seiner Familie nach Berlin um und erhielt dort eine Anstellung beim Rowohlt-Verlag. Innerhalb weniger Wochen schrieb er „Kleiner Mann – was nun?“.
1931 erschien sein erster großer Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“, der von einer Kleinstadt während der Bauernunruhen Ende der Zwanzigerjahre handelt. Den Stoff für diesen Roman nahm er von seiner Tätigkeit als Berichterstatter am Landvolkprozess in Neumünster.
In seinem 1934 erschienenen Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ schildert er die vergeblichen Versuche eines ehemaligen Strafgefangenen, wieder in das normale Leben zurückzufinden. Da schon dieses Werk von den Nationalsozialisten abgelehnt wurde, verzichtete FALLADA in der Folgezeit auf klare politische Stellungnahmen und veröffentlichte absichtlich eher neutral gehaltene Werke wie „Das Märchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog“ (1935) und „Hoppelpoppel, wo bist du?“ (1936).
1937–1938 brachte er allerdings wieder zeitkritische Milieustudien heraus: „Wolf unter Wölfen“, „Der eiserne Gustav“. In der Zeit danach bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erschien dann wiederum nur Unterhaltungsliteratur, so zum Beispiel „Kleiner Mann, großer Mann: alles vertauscht“ (1939).
1942 wurde seine Autobiografie „Damals bei uns daheim“ veröffentlicht.
Er spürte den Zweiten Weltkrieg doch noch am eigenen Leib, denn er wurde „Sonderführer des Reichsarbeitsdienstes“ in Frankreich. Aus dem Krieg kehrte er 1944 auf sein Bauerngut nach Carwitz zurück. Noch im selben Jahr ließ er sich von seiner Frau scheiden.
1944 wurde FALLADA, nach einem mutmaßlichen Mordversuch an seiner Frau Anna, in die geschlossene Anstalt Strelitz zur Beobachtung eingewiesen. In dieser für ihn sehr qualvollen Zeit entstand das Manuskript seines wohl persönlichsten Romans, „Der Trinker“, das man später in seinem Nachlass fand und in dem er seine Alkohol- und Drogenprobleme schildert.
1945 war FALLADA für kurze Zeit Bürgermeister in Feldberg, einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg. Auf Wunsch JOHANNES R. BECHERs kam FALLADA nach Berlin, um dort für die „Tägliche Rundschau“ zu arbeiten. Durch BECHER angeregt, verfasste FALLADA 1947 seinen Widerstandsroman „Jeder stirbt für sich allein“ und kehrte damit zu seinem früheren kritischen Stil zurück. Hauptinhalt dieses Romans ist die Machtlosigkeit des einzelnen gegenüber dem Staat.
Zum wiederholten Male wurde FALLADA 1947 wegen seiner Drogensucht in eine Klinik eingewiesen und starb noch im selben Jahr, am 5. Februar in Berlin.
HANS FALLADA (1893–1947)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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