Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.6 Literatur des Barock
  5. 4.6.4 Der barocke Roman
  6. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

* um 1621 in Gelnhausen (Hessen)
† 17.08.1676 in Renchen (Baden)

HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN war der bedeutendste deutsche Erzähler des 17. Jahrhunderts. In einer Zeit des galanten höfischen Romans erregte er durch seine volkstümliche, urwüchsige Sprache und seinen humoristischen Realismus Aufsehen und Interesse. Er schrieb fast alle seine Werke unter verschiedenen Pseudonymen, so auch den Schelmenroman „Simplicissimus“, der als erster deutscher Prosaroman von Weltrang seinen Ruhm begründete. Neben Romanen verfasste er Moralsatiren, Streitschriften sowie Kalender- und Anekdotenbücher.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Lebensgeschichte

GRIMMELSHAUSENs Lebensgeschichte war lange Zeit ins Dunkel gehüllt. Sie beruht weitestgehend auf Rückschlüssen aus seinen Schriften, die jedoch oft romanhaft fiktiver oder gar phantastischer Natur sind und dementsprechend meist keine sicheren Aussagen zulassen. Erst ab 1639 ist sein Lebensweg dokumentarisch nahezu lückenlos nachweisbar.
GRIMMELSHAUSEN wurde um 1621 (nach anderen Angaben 1622), vier Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, in Gelnhausen (Hessen), einem kleinen Städtchen nahe Frankfurt a.M. als Sohn eines protestantischen Gastwirts und Bäckers geboren. Nachdem sein Vater früh gestorben war, heiratete seine Mutter erneut und zog nach Frankfurt. GRIMMELSHAUSEN wurde daher von seinem Großvater in Gelnshausen großgezogen, der für eine Ausbildung in Lesen, Schreiben, Latein und Mathematik an der lutherischen Lateinschule sorgte. 1634 wurde die Stadt von kaiserlich-spanischen Truppen geplündert und die Bevölkerung massakriert. Der Junge floh nach Hanau, wo er, ähnlich wie Simplicissimus, der Held seines berühmtesten Romans, von Kroaten entführt wurde und 1635 in hessische Gefangenschaft geriet, deren Dauer unklar ist.
1636 wurde GRIMMELSHAUSEN zum Soldatendienst in die kaiserliche Armee gepresst und geriet als Trossjunge in die Schlacht bei Wittstock. 1637–1638 diente er in der schwedischen Armee in Westfalen, 1638 in der Armee des Grafen VON GÖTZ, 1639–1648 schließlich beim Regiment des Freiherrn VON SCHAUENBURG in der strategisch wichtigen badischen Stadt Offenburg, zu deren Verteidigung er sich als Garnisionssoldat gemeldet hatte und die bis zum Ende des Krieges gehalten werden konnte.
Etwa um 1643 wurde GRIMMELSHAUSEN aufgrund seiner Schreibkenntnisse in die Regimentskanzlei geholt, um 1645 begann er; als Regimentsschreiber zu arbeiten. Der Regimentssekretär JOHANNES WITSCH, der an der Universität Freiburg seinen Magister gemacht hatte, erkannte und förderte die besonderen Begabungen von GRIMMELSHAUSEN.
1647 fielen die Schweden und Franzosen in Bayern ein und GRIMMELSHAUSEN nahm als Sekretär im Regiment eines Schwagers von SCHAUENBURG am Feldzug in Bayern teil. Hier erlebte er mit dem Friedensschluss vom 24.10.1648 das Ende des Dreißigjährigen Krieges.
GRIMMELSHAUSEN kehrte nach Offenburg zurück. Nachdem er noch vor dem Kriegsende zum katholischen Glauben konvertiert war, heiratete er 1649 die Tochter eines Kameraden aus dem Regimentsstab, KATHARINA HENNINGER.
Es folgte eine Zeit, in der er sich seinen Lebensunterhalt mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten verdiente. Er verwaltete die Schauenburgschen Güter in Gaisbach (Renchtal), diente als Burgvogt des Straßburger Arztes Dr. KÜFFER auf Schloß Ullenburg bei Gaisbach und betrieb 1656–1667 die Gaisbacher Weinwirtschaft „Zum silberner Stern“. Schließlich ließ er sich ab 1667 in Renchen am Schwarzwald als bischöflich-straßburgischer Amtsschulteiß nieder. Hier lebte er hoch angesehen und fand ausreichend Zeit zum Schreiben, bis er am 17.08.1676 starb.

Literarisches Schaffen

Mit GRIMMELSHAUSEN verbindet sich ein umfangreiches und bis in die heutige Zeit stark beachtetes literarisches Schaffen. Er war ein volkstümlicher Schriftsteller, der sich den zeitgenössischen höfisch-galanten Moderomanen (bis auf wenige Ausnahmen) verweigerte und sich einer direkten und urwüchsigen Sprache bediente. Hinter seinem oft derben und teilweise auch obszönen Humor steht immer ein sprachlich genauer Realismus. Neben Romanen schrieb er auch Moralsatiren, Streitschriften und Kalender- und Anekdotenbücher.
Er gilt heute als der wichtigste und bedeutendste deutsche Erzähler des 17. Jahrhunderts. Sein Leben und seine Person sind von vielerlei Rätseln umgeben, denn er liebte das Versteckspielen und schrieb die wenigsten seiner Bücher unter eigenem Namen. Er nutzte vielmehr eine Reihe von Pseudonymen, so u. a.: SAMUEL GREIFNSON VOM HIRSCHFELD, PHILARCHUS VON TROMMENHEIM, ERICH STAINFELS VON GRUFENHOLM, MELCHIOR STERNFELS VON FUCHSHAIM, MICHAEL RECHULIN VON SEHMSDORFF. Zudem vermischte er in seinen Werken seine oft autobiografisch eingeflochtenen persönlichen Erlebnisse mit fiktiven oder sogar phantastischen Personen und Ereignissen. Trotz dieser vieler Parallelen und Überschneidungen mit dem eigenen Leben nutzte GRIMMELSHAUSEN das Medium des Schreibens nicht allein für die autobiografische Aufarbeitung, sondern vor allem, um in dieser seiner unsicheren, gewalttätigen Zeit eine Botschaft mitzuteilen. Aus seinen Werken spricht die Überzeugung, dass die diesseitige Welt kein Glück birgt und es nur eine Alternative gibt: sich aus der Welt zurückzuziehen und als Eremit in völliger Abgeschiedenheit sein Leben Gott zu widmen.
Die ersten überlieferten Werke stammen aus dem Jahr 1667 („Der Satyrische Pilgram“, „Die Histori vom keuschen Joseph in Egypten“), doch bekannt wurde er mit dem 1668 erschienenen, in der Manier des spanischen Schelmenromans geschriebenen „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“. In diesem ersten deutschen Prosaroman von Weltrang und einem der berühmtesten Barockromane überhaupt vermischte GRIMMELSHAUSEN in sechs Büchern auf Basis eines religiösen Konzeptes geläufige Schwankstoffe mit eigenen Erlebnissen. Der Roman beschreibt die Abenteuer des Simplicius, des „Einfältigen“, in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. So entstand ein faszinierendes zeit- und kulturhistorisches Werk voller abenteuerlicher Spannung und hintergründigen, derben Humors, das vermittelt, dass man als Mensch ausschließlich über Erfahrungen zu Urteilen kommt.

Der „Simplicissimus“ wurde praktisch für den lesekundigen Teil der Bevölkerung aus Adel und Bürgertum der erste „Bestseller“ im deutschen Sprachraum. Nur wenigen war jedoch bekannt, dass sich hinter dem Verfasser-Pseudonym GERMAN SCHLEIFHEIM VON SULSFORT in Wahrheit die anagrammatische Umstellung von CHRISTOFFEL GRIMMELSHAUSEN verbarg. Dieses Wissen geriet ebenfalls bald in Vergessenheit und erst 1838 wurde der wirkliche Autor herausgefunden.
Da der „Simplicissimus“ so erfolgreich war, entlehnte GRIMMELSHAUSEN Figuren aus diesem Werk und setzte deren Lebensweg in weiteren Büchern fort, z. B. in:

  • „Der seltzame Springinsfeld“ (1670) oder in
  • „Trutz Simplex“ (1670; die Hauptfigur, die „Landstörtzerin Courasche“ inspirierte BERTOLT BRECHT zu seinem Stück „Mutter Courage“).

Werke (Auswahl)

  • Der Satyrische Pilgram (1667)
  • Die Histori vom keuschen Joseph in Egypten (1667)
  • Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (1668)
  • Dietwalds und Amelinden anmuthige Lieb- und Leids-Beschreibung (1670)
  • Der Simplicanische zweyköpffige Ratio Status (1670)
  • Trutz Simplex Oder ... Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche (1670, siehe PDF "Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen - Trutz Simplex")
  • Der erste Beernhäuter (1670)
  • Der seltzame Springinsfeld (1670)
  • Ewig währender Calender (1671)
  • Das wunderbarliche Vogel-Nest (1672)
  • Rathstübel Plutonis (1672)
  • Des abenteuerlichen Simplicii verkehrte Welt (1672)
  • Der stoltze Melcher (1672)
  • Des Durchleuchtigen Printzen Proximi und seiner ohnvergleichlichen Lympidae Liebs-Geschicht-Erzehlung (1672)
  • Der Teutsche Michel (1673)
  • Der Bart-Krieg (1673)
  • Das Simplicissimi Galgen-Männlin (1673)
  • BWS-DEU2-0328-01.pdf (510.31 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/hans-jakob-christoffel-von-grimmelshausen (Abgerufen: 07. July 2025, 04:27 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Des abenteuerlichen Simplicii verkehrte Welt
  • Dreißigjähriger Krieg
  • Prosaroman
  • Schelmenroman
  • MELCHIOR STERNFELS VON FUCHSHAIM
  • fiktiv
  • höfischer Roman
  • Die Histori vom keuschen Joseph in Egypten
  • Erzähler
  • PHILARCHUS VON TROMMENHEIM
  • Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch
  • Anekdotenbuch
  • MICHAEL RECHULIN VON SEHMSDORFF
  • Bertolt Brecht
  • Der seltzame Springinsfeld
  • Dietwalds und Amelinden anmuthige Lieb- und Leids-Beschreibung
  • THOMAS MANN
  • Moralsatire
  • Schwank
  • Mutter Courage
  • Der Simplicanische zweyköpffige Ratio Status
  • Des Durchleuchtigen Printzen Proximi und seiner ohnvergleichlichen Lympidae Liebs-Geschicht-Erzehlung
  • Autobiografie
  • Trux Simplex Oder ... Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche
  • Humor
  • Der stoltze Melcher
  • Der Bart-Krieg
  • Pseudonyme
  • Der erste Beernhäuter
  • Der Teutsche Michel
  • Barockroman
  • SAMUEL GREIFNSON VOM HIRSCHFELD
  • ERICH STAINFELS VON GRUFENHOLM
  • Streitschrift
  • phantastisch
  • Das Simplicissimi Galgen-Männlin
  • Kalenderbuch
  • Der Satyrische Pilgram
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Johannes R. Becher

* 22.05.1891 in München
† 11.10.1958 in Ostberlin

JOHANNES R(OBERT) BECHER war ein deutscher Schriftsteller, der in seiner Jugend expressionistische Werke, später Lyrik und Bühnenwerke verfasste. So machte er sich als Essayist, Lyriker, Dramatiker und Erzähler einen Namen. BECHER war einer der wichtigsten Vertreter des sozialistischen Realismus.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen der autobiografische Roman „Abschied. Einer deutschen Tragödie erster Teil. 1900–1914“ (1940), die Gedichtsammlung „Heimkehr“ (1946) und der Text der von HANNS EISLER vertonten Nationalhymne der DDR „Auferstanden aus Ruinen“ (1949).

Martin Opitz

* 23.12.1597 in Bunzlau
† 20.08.1639 in Danzig

MARTIN OPITZ (auch: MARTINUS OPITIUS, OPICIUS, OPITZ VON BOBERFELD(T), „Der Gekrönte“) war deutscher Barockdichter und Versreformer, Diplomat und Gelehrter. Die Schriften OPITZ', insbesondere sein „Buch von der Deutschen Poeterey“ hatten maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Deutschen zur akzeptierten eigenen Literatursprache und markierten den Beginn der deutschen Barocklyrik. OPITZ löste eine grundlegende Reformation der Versmetrik aus, indem er eine Harmonisierung von Versakzent und Wortakzent propagierte. Seine Werke erlangten für die jeweiligen literarischen Gattungen (Sonett, Trauerspiel, Roman usw.) teils maßgebende Bedeutung, sodass er schon zu Lebzeiten hohe Anerkennung fand und noch heute als eine Persönlichkeit von großer literarischer und sozialpolitischer Bedeutung gilt.

Paarbeziehungen in der bildenden Kunst

Paarbeziehungen als Darstellung von Frau und Mann finden sich in bildkünstlerischen Arbeiten spätestens seit den ägyptischen Pharaonen. Eine Fortsetzung finden sie z. B. in der griechischen und römischen Antike,

  • in Amor und Psyche
  • Dido und Äneas
  • Orpheus und Eurydike.

Auch Gegensatzpaare, wie Judith und Holofernes kennt man seit Jahrtausenden. Paare sind vor allem in Schöpfungsmythen präsent.

Frühe Mythen erklären die Welt aus der Selbstschaffung Gottes, der wiederum aus sich heraus Götter, Welt und Menschen schuf. Altbabylonische Mythen schildern die Erschaffung des Menschen aus Lehm. Darauf geht auch der jüdisch-christliche Mythos zurück. Danach formte Gott den Menschensohn Adam aus Lehm (Adamah = der aus dem Acker Genommene), während Eva (chawah = die Belebte) aus einer Rippe Adams geschaffen wurde.

Der gute Mensch von Sezuan

„Der gute Mensch von Sezuan“ hat BRECHT 1941 im Exil vollendet, 1943 ist es am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt worden, die Musik schrieb PAUL DESSAU. Die Idee zu dem Stück beschäftigte BRECHT allerdings schon seit Mitte der Zwanzigerjahre. 1930 hatte er ein Stück mit dem Titel „Ware Liebe“ konzipiert, in dem eine Prostituierte und das Motiv der Personenspaltung schon eine Rolle spielten. In den Jahren während der Arbeit an dem Stück befasste sich BRECHT zudem mit fernöstlicher Philosophie und chinesischer Schauspielkunst. Die asiatischen Darstellungstechniken beeinflussten maßgeblich seine Theorie vom epischen Theater.

Theodor Wiesengrund Adorno

* 11. September 1903 in Frankfurt am Main
† 06. August 1969 in Visp (Kanton Wallis)

Aufgewachsen in einem musikalisch geprägten Elternhaus begeisterte sich THEODOR W. ADORNO früh für die Musik. Er nahm Unterricht in Komposition und arbeitete während seines Studiums in Frankfurt am Main als Musikredakteur und -kritiker. Auch nach dem Abschluss seiner Promotion in Philosophie verfolgte er seine musikalischen Ambitionen weiter. Als sich im amerikanischen Exil der Kontakt zum von MAX HORKHEIMER geleiteten „Institut für Sozialforschung“ intensivierte, begann die philosophische Karriere ADORNOS, die ihn zu einem der bedeutendsten Gesellschaftstheoretiker des 20. Jh. werden ließ.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025