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Effi Briest

Nach einer unbeschwerten Kindheit auf dem Gut der Eltern heiratet die kindliche Effi auf Wunsch der Eltern hin den einundzwanzig Jahre älteren Baron Geert von Instetten, der ein früherer Verehrer der Mutter war. Sie zieht mit ihm ins hinterpommersche Kessin und freut sich auf ein Leben in der Gesellschaft. Dort lebt sie in dem Landratshaus, das ihr unheimlich ist, weil ihm eine alte Spukgeschichte anhaftet, ein ereignisloses Leben.

Da tritt Major Crampas in ihr Leben ein. Diese Begegnung beeinflusst ihr Leben und das Instettens nachhaltig. Crampas ist zu dieser Zeit einundvierzig Jahre alt, er hat sehr laxe Moralauffassungen, vor denen Effi gewarnt wird. Sie wehrt sich gegen ihre Gefühle, dennoch kommt es zu einer Liebesbeziehung zwischen beiden. Als Instetten zum Ministerialrat ernannt wird und ein Umzug nach Berlin notwendig wird, trennen sich Effi und Crampas.

Sieben Jahre später findet Instetten Liebesbriefe seines Freundes Crampas an Effi, als diese zur Kur in Bad Ems weilt. Es kommt zum Duell zwischen den beiden alten Freunden, wobei Crampas getötet wird. Die Ehe mit Effi wird geschieden, Effi lebt allein in einer Berliner Wohnung. Ihr Kind darf sie nicht sehen.

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Historisches Vorbild

THEODOR FONTANE schrieb seine tragische Ehebruchgeschichte „Effi Briest“ in Anlehnung an eine wahre Begebenheit.

Es ist die Geschichte von ARMAND LEON BARON VON ARDENNE und seiner Frau ELISABETH, einer geborenen FREIFRAU VON PLOTHO. Der Baron diente in Düsseldorf als Husarenrittmeister. Zwischen einem Freund des Hauses, des Amtsrichters HARTWICH, und ELSE (so Effi im Original) entspann sich eine Liaison, in deren Ergebnis beide Geliebte sich von ihren jeweiligen Partnern zu trennen beabsichtigten. Jedoch verschaffte sich VON ARDENNE die Liebesbriefe und strebte mit solchen Beweismitteln die Scheidung an. Am 27. November 1887 fand ein Duell zwischen dem Rittmeister und HARTWICH statt, in dessen Folge der Amtsrichter verstarb.

Die Ehe zwischen ELSE und dem Baron wurde am 15. März 1887 geschieden. ELSE durfte ihre Kinder nicht wiedersehen. Sie wurde 99 Jahre alt und starb 1952. FRIEDRICH SPIELHAGEN (1829–1911) griff das selbe Motiv in seinem Roman „Zum Zeitvertreib“ (1897, siehe PDF "Friedrich Spielhagen - Zum Zeitvertreib") auf. Er hatte allerdings nicht annähernd den Erfolg der „Effi Briest“.

  • BWS-DEU2-0503-01.pdf (740.72 KB)

Stoffliche Dimensionen der Geschichte

FONTANE begann 1888 mit dem Roman. Zwischen 1890 und 1894 datiert die Niederschrift und 1895 erschien die erste Buchausgabe.
FONTANE hatte von „dem Fall“ der ARDENNEs während einer Tischgesellschaft erfahren und erkannte die riesigen Dimensionen der Liebesgeschichte. In einem Brief an FRIEDRICH STEPHANY schrieb er darüber:

„ Die Details (solcher Skandalfälle) sind mir ganz gleichgültig – Liebesgeschichten, in ihrer schauderösen Ähnlichkeit, haben was Langweiliges –, aber der Gesellschaftszustand, das Sittenbildliche, das versteckt und gefährlich Politische, das diese Dinge haben …, das ist es, was mich so sehr daran interessiert.“

An HANS HERTZ schrieb THEODOR FONTANE in einem Brief über die „Effi“:

„ Ja, die arme Effi! Vielleicht ist es mir so gelungen, weil ich das ganze träumerisch und fast wie mit einem Psychographen geschrieben habe. Sonst kann ich mich immer der Arbeit, ihrer Mühe, Sorgen und Etappen erinnern - in diesem Falle gar nicht. Es ist wie von selbst gekommen ohne rechte Überlegung und ohne alle Kritik. Meine Gönnerin L. erzählte mir [...] die ganze „Effi Briest“-Geschichte, und als die Stelle kam, zweites Kapitel, wo die spielenden Mädchen durchs Weinlaub in den Saal hineinrufen: „Effi, komm“, stand mir fest „Das mußt du schreiben.“
(Theodor Fontane: Briefe an seine Freunde. Band 2. Berlin: F. Fontane Co., 1910. S. 341)

Zwar ähneln sich Passagen der wirklichen Geschichte mit denen des Romans (das Auffinden der Liebesbriefe, das Duell), doch kommt es FONTANE nicht auf die direkte Wiederspiegelung des realen Vorfalls an. Wenn er Instetten älter macht, verweist er auf diealtersmäßige Kluft zwischen den Eheleuten:
Während der Altersunterschied der historischen Personen nur wenige Jahre beträgt, ELISABETH ist zum Zeitpunkt der Heirat 18 Jahre und ARDENNE 23 Jahre alt, ist der Altersunterschied bei FONTANE deutlich größer: Effi ist 17 Jahre und Instetten 42 Jahre alt.
Dieser Konflikt ist zwar generell lösbar, doch gehört Instetten einer Generation an, die anderen Moralvorstellungen folgt. Und gegen die adelige Moral hat Effi mit ihrer Liebe zu Crampas verstoßen. Da spielt es keine Rolle, welche zeitliche Distanz dazwischen liegt. Instetten muss seine Ehre wiederherstellen. Und genau das verweist auf die politische Dimension des Romans.
Die tragischen Elemente werden aus dem Unglück Effis gespeist: Aus dieser Heirat, die eine Vernunftheirat ist, aus der Liaison mit Crampas, aus der Trennung von ihren KIndern, schließlich speist sich die größte Tragik aus ihrem Tod. Auch hier folgt FONTANE nicht der wirklichen Geschichte. Der Stoff benötigt den tragischen Ausgang, um literarisch zu sein.

  • BWS-DEU2-0503-02.pdf (386.04 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Effi Briest ." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/effi-briest (Abgerufen: 19. May 2025, 20:57 UTC)

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Buddenbrooks

Der 1900 erschienene Roman „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ begründete THOMAS MANNs Weltruhm und wurde zu einem wahren Longseller.

Über vier Generationen hinweg ist die Geschichte einer Lübecker Patrizierfamilie verfolgt, ihr Weg vom blühenden Getreidehandelshaus bis zum Untergang mit dem Tod des letzten männlichen Nachkommens, des schwächlichen kleinen Hanno, der seinem Wesen nach kein Kaufmann, sondern eine Künstlernatur ist.

Am Beispiel dieser Familie ist repräsentativ deutsche Geschichte eingefangen von der bürgerlichen Aufstiegsphase in der Zeit der Aufklärung bis zum Spätkapitalismus der Gründerzeit.

Realismus in Frankreich

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Er konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln.

Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.
Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC. Weitere Vertreter waren u. a. GUSTAVE FLAUBERT, STENDHAL und VICTOR HUGO.

Begriff und Programm des Realismus

Als Realismus bezeichnet man in den Kunst- und Literaturwissenschaften eine Epoche bzw. einen Zeitabschnitt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam innerhalb der Literatur der Begriff „poetischer Realismus“ auf. Die Autoren wollten darauf aufmerksam machen, dass ihre Texte trotz Realitätsnähe von Menschen geschaffene Kunstprodukte sind. Der Zusatz wurde auch als Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen realistischen Kunstströmungen, vor allem des 20. Jahrhunderts (magischer Realismus, Neorealismus u. a.) beibehalten.

Desillusionierung und Umorientierung nach der Revolution von 1848/1849, die Reichseinigung als allgegenwärtiger Wunsch prägten das zeitgenössische Bewusstsein. Deshalb wurde von den Möglichkeiten des Einzelnen in einem begrenzten Lebensbereich, meist im Privatleben erzählt.

Bunte Steine

Der Schriftsteller, Pädagoge und „begeisterte Landschaftsmaler“ (mehr als 160 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder stammen aus seiner Hand) ADALBERT STIFTER (1805–1868) veröffentlichte seine Erzählungen „Bunte Steine“ 1853. Benannt sind diese sechs Geschichten nach Gesteinsvorkommen in seiner Heimat Oberösterreich. Außer der Erzählung „Katzensilber“ waren sie alle bereits in Zeitschriften abgedruckt worden. „Kalkstein“, z. B., erschien 1848 unter dem Titel „Der arme Wohltäter“, „Granit“ 1849 als „Die Pechbrenner“ und „Turmalin“ 1852 unter dem Titel „Der Pförtner im Herrenhause“.

STIFTER gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Unumstritten ist er jedoch der bedeutendste Biedermeierautor Österreichs. In unnachahmlicher Detailtreue und Ausdrucksgabe schilderte er Menschen, Landschaft und Natur. Seine Figuren „sollen nur durch das wirken, was sie sind ...“, bemerkte der Autor in der Vorrede zu seiner Sammlung. Er bevorzugte den mittleren Helden:

„Großes oder Kleines zu bilden, hatte ich bei meinen Schriften überhaupt nie im Sinne ...“

THOMAS MANN sagte über den Verfasser der „Bunten Steine“:

„Stifter ist einer der merkwürdigsten, heimlich kühnsten und wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur“.

Der Erzählband war ursprünglich als Kinderbuch geplant. Die Erzählung „Bergkristall“ geht auf eine Begegnung des Autors mit zwei Kindern in Hallstatt zurück, die beim Erdbeerensammeln von einem Unwetter überrascht worden waren und unter einem Felsen Schutz gesucht hatten. Er komponierte daraus eine Weihnachtsgeschichte (1845: „Der heilige Abend“), der einen glücklichen Ausgang schenkte: Die Kinder werden zwar von den Gewalten der Natur geprüft, können aber gerettet werden .

 

Der historische Roman

Nach den großen politischen Ereignissen in Europa und den wirtschaftlichen sowie sozialen Veränderungen (wie z. B. der französischen Revolution von 1789) wuchs das allgemeine Interesse für Geschichte und damit auch die Akzeptanz der Geschichtswissenschaft. In jene Zeit fällt die Gründung von Historikergesellschaften und das Aufblühen der Geschichtswissenschaft.

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