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Theodor Storm

* 14.09.1817 in Husum
† 04.07.1888 in Hademarschen (Holstein)

THEODOR STORM war ein bedeutender deutscher Novellist und Lyriker. Als Erzähler nicht frei von Sentimentalität, wurde er allmählich immer herber und dramatischer.

STORMs Lyrik, zwischen Spätromantik und Realismus stehend, zeichnet sich durch Musikalität der Sprache, Heimatgefühl und eine wehmütige, teils sentimentale Stimmung aus. Hauptsächlich schrieb er Novellen. Die Novelle „Der Schimmelreiter“ (1888), sein Spätwerk, die den Kampf eines Menschen gegen die Naturgewalten schildert, war wegweisend für den Impressionalismus und hat Schriftsteller wie RAINER MARIA RILKE und THOMAS MANN beeinflusst.

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Lebensgeschichte und literarisches Schaffen

THEODOR STORM wurde am 14. September 1817 als erstes Kind des Justizrates JOHANN CASIMIR STORM und seiner Frau LUCIE, geb. WOLDSEN, in Husum geboren.
Von 1821 bis 1826 besuchte er die Grundschule, danach die Gelehrtenschule in Husum und wechselte 1835 zum Katharineum, einem Gymnasium in Lübeck. Dort hatte er erstmalig Kontakt mit zeitgenössischer Literatur, so z. B. mit HEINRICH HEINEs „Buch der Lieder“ und JOHANN WOLFGANG VON GOETHEs „Faust“. 1833–34 entstanden seine ersten Gedichte: „Emma“ und „Sängers Abendlied“. Letzteres erschien im Husumer Wochenblatt.

1837 begann STORM, an der Universität in Kiel Jura zu studieren. Für drei Semester ging er nach Berlin. Nach seiner Rückkehr 1839 nach Kiel lernte er die MOMMSEN-Brüder kennen und begann mit ihnen gemeinsam Sagen, Märchen und Lieder zu sammeln, die im Jahre 1845 von KARL MÜLLENHOFF mit dem Titel „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg“ veröffentlicht wurden. Das „Liederbuch dreier Freunde“ erschien 1843 und enthielt mehr als 120 Gedichte.

Nachdem STORM 1842 sein Studium mit dem juristischen Abschlussexamen bestanden hatte, kehrte er vorerst in die Advokatur seines Vaters zurück. Ziemlich überraschend für seine Familie verlobte er sich 1844 mit seiner Cousine CONSTANZE ESMARCH und heiratete sie 1846. Sieben Kinder wurden geboren: HANS (1848), ERNST (1851), KARL (1853), LIESBETH (1855), LUCIE (1860), ELSABE (1863) und GERTRUD (1865). Kurz nach der Geburt des letzten Kindes starb seine Frau CONSTANZE.
Ein Liebesverhältnis zu DOROTHEA JENSEN ließ Gedichtbände wie „Rote Rosen“ und „Mysterium“ (posthum veröffentlicht) entstehen. Obwohl eine „Ehe zu dritt“ erwogen wurde, verließ DOROTHEA Husum.

Ende der 40er, Anfang der 50er- Jahre des 19. Jahrhunderts engagiert sich STORM für die nationale Unabhängigkeitsbewegung in Schleswig-Holstein. Der Versuch der Unabhängigkeit scheiterte, als am 24./25. Juni 1850 die Schleswig-Holsteiner gegen die Dänen bei Idstedt verloren. Während der dänischen Besetzung musste STORM seine Heimat, Holstein, verlassen. In dieser Zeit entstanden Werke wie die Novelle „Immensee“ (1849, siehe PDF "Theodor Storm - Immensee"), das Kindermärchen „Der kleine Hävelmann“ (1849) und das Märchen „Hinzelmeier“ (1851).

1852 wurde STORM der Rechtsanwaltstitel vom Dänischen König aberkannt und so begab sich er auf Stellensuche in Gotha, Buxtehude und im preußischen Justizdienst. Im Jahr darauf wurde er zum preußischen Gerichtsassessor ernannt und siedelte von Husum nach Potsdam über. Außerdem begann er einen intensiven Briefwechsel mit THEODOR FONTANE und PAUL HEYSE.

1856 musste die Familie nach Heiligenstadt (Eichsfeld) umziehen, da STORM dort zum Kreisrichter berufen wurde. In den Jahren 1855 bis 1864 schuf er eine Vielzahl von Gedichten, Novellen und Geschichten, so z. B.

  • „Angelika“ (1855),
  • „Auf dem Staatshof“ (1859),
  • „Späte Rosen“ (1860),
  • „Drüben am Markt“ (1861),
  • „Am Kamin“ (1862),
  • „Abseits“ (1863) und
  • „Bulemanns Haus“ (1864).

Die Gedichte dieser Zeit sind gekennzeichnet von STORMs Unsicherheit, von seinem Versuch, sich vor drohender Einsamkeit zu schützen und von der Sicherheit innerhalb der Familie. In seinen gefühlvollsten Gedichten wird auch diese angebliche Sicherheit in Frage gestellt. Besonders deutlich wird dies in dem Gedicht „Hyazinthen“ (1858):

Hyanzinthen

Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht,
Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen.
Ich habe immer, immer dein gedacht;
Ich möchte schlafen, aber du musst tanzen.

Es hört nicht auf, es rast ohn Unterlass;
Die Kerzen brennen und die Geigen schreien,
Es teilen und es schließen sich die Reihen,
Und alle glühen; aber du bist blass.

Und du musst tanzen; fremde Arme schmiegen
Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt!
Ich seh dein weißes Kleid vorüberfliegen
Und deine leichte, zärtliche Gestalt.

Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht
Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen.
Ich habe immer, immer dein gedacht;
Ich möchte schlafen, aber du musst tanzen.

(Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin und Weimar: Aufbau Verlag, 1978, S. 121-122.)

1858 bekennt STORM seiner Frau CONSTANZE:

„Auch in nächster Nähe haben wir immer nur die eigene Vorstellung, der eine von dem andern – das Bild, das wir selber abstrahieren! Uns selber haben wir doch eigentlich nie ... und wenn Du in hingebendster Liebe an meinem Herzen liegst, ich muß auf Dich sehen wie auf ein Geheimnis, in das ich nie hineinzudringen vermag.“

Nach dem Krieg zwischen Preußen und Österreich werden die Länder Schleswig und Holstein preußisch. 1864 kehrte STORM zusammen mit seiner Frau in das nun preußische Schleswig-Holstein zurück. Der Tod seiner Frau 1865 stürzte STORM in eine tiefe Schaffenskrise. Nach der Eheschließung mit DOROTHEA JENSEN 1866, der Geliebten seiner ersten Ehejahre, zog die Familie 1867 nach Husum zurück.
1868 wurde STORM Amtsrichter und eine weitere Tochter (FRIEDERIKE) geboren. 1874 erfolgte die Ernennung STORMs zum Oberamtsrichter und 1879 zum Amtsgerichtsrat. Nach seiner vorzeitigen Pensionierung und dem Verkauf des ihm und seinen Eltern gehörenden Hauses ließ er sich in Hademarschen (Holstein) nieder und arbeitete nur noch als freier Schriftsteller.

  • BWS-DEU2-0502-03.pdf (116.36 KB)

Zahlreiche Novellen entstanden in jener Zeit, so u. a. eines seiner bekanntesten Werke: „Der Schimmelreiter“ (Fertigstellung 1888).

Textausschnitt aus „Der Schimmelreiter“
„Es war im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, an einem Oktobernachmittag – so begann der damalige Erzähler –, als ich bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich entlangritt. Zur Linken hatte ich jetzt schon seit über einer Stunde die öde, bereits von allem Vieh geleerte Marsch, zur Rechten, und zwar in unbehaglichster Nähe, das Wattenmeer der Nordsee; zwar sollte man vom Deiche aus auf Halligen und Inseln sehen können; aber ich sah nichts als die gelbgrauen Wellen, die unaufhörlich wie mit Wutgebrüll an den Deich hinaufschlugen und mitunter mich und das Pferd mit schmutzigem Schaum bespritzten; dahinter wüste Dämmerung, die Himmel und Erde nicht unterscheiden ließ; denn auch der halbe Mond, der jetzt in der Höhe stand, war meist von treibendem Wolkendunkel überzogen. Es war eiskalt; meine verklommenen Hände konnten kaum den Zügel halten, und ich verdachte es nicht den Krähen und Möwen, die sich fortwährend krächzend und gackernd vom Sturm ins Land hineintreiben ließen. Die Nachtdämmerung hatte begonnen, und schon konnte ich nicht mehr mit Sicherheit die Hufe meines Pferdes erkennen; keine Menschenseele war mir begegnet, ich hörte nichts als das Geschrei der Vögel, wenn sie mich oder meine treue Stute fast mit den langen Flügeln streiften, und das Toben von Wind und Wasser. Ich leugne nicht, ich wünschte mich mitunter in sicheres Quartier ...“
(vgl. PDF "Theodor Storm - Der Schimmelreiter")

1886 traf ihn das Schicksal noch einmal hart, als STORMs ältester Sohn HANS starb. Zwei Jahres später, am 04.07.1888, starb THEODOR STORM und wurde in der Familiengruft in Husum beigesetzt.
Verschiedene Preise wurden ihm verliehen, so

  • der Rote Adlerorden IV. Klasse (1880) und
  • der Maximilianorden (1883).

Außerdem wurde er Ehrenbürger der Stadt Husum.

Literarische Themen

Bevorzugte literarische Themen der liedhaften Gedichte des Lyrikers STORM waren Heimat, Familie und Liebe. Seine Lyrik war geprägt von JOSEPH VON EICHENDORFF und seinem Freund EDUARD MÖRIKE. So findet man immer wieder die Beschreibung von Idyllen, die jedoch oft als vergangen oder gefährdet dargestellt werden. Oft nutzte STORM den Kontrast von friedlicher Landschaft und sich auflösenden menschlichen Beziehungen.
In seinen frühen Novellen zog sich STORM auf das Land und die Vergangenheit zurück und mied soziale oder politische Zeitprobleme. Erst in den späten Novellen thematisierte er auch gesellschaftliche Zustände (Desillusionsnovellen).

  • BWS-DEU2-0502-04.pdf (311.08 KB)

Werke (Auswahl)

  • An Emma (1833, Gedicht)
  • Sängers Abendlied (1834, Gedicht)
  • Hans Bär (1837, Märchen)
  • Liederbuch dreier Freunde (1843, Gedichte)
  • Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg (1845)
  • Rote Rosen (1847, Gedichtband, posthum veröffentlicht)
  • Mysterium (1847, Gedichtband, posthum veröffentlicht)
  • Immensee (1849, Novelle, siehe PDF "Theodor Storm - Immensee")
  • Der kleine Hävelmann (1849, Kindermärchen)
  • Im Herbste 1850 (1850, Gedicht)
  • Hinzelmeier (1851, Märchen)
  • Ein grünes Blatt (1854, Novelle)
  • Im Sonnenschein (1854, Novelle)
  • Angelika (1854, Novelle)
  • Hyazinthen (Gedicht, 1858)
  • Auf dem Staatshof (1859, Novelle)
  • Späte Rosen (1860, Novelle)
  • Drüben am Markt (1861, Novelle)
  • Veronika (1861, Novelle)
  • Am Kamin (1862, Spukgeschichtensammlung)
  • Auf der Universität (1862, Novelle)
  • Abseits (1863, Novelle)
  • Bulemanns Haus (1864, Märchen)
  • Tiefe Schatten (1865, Gedichtband)
  • Eine Malerarbeit (1867, Novelle)
  • Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius (1870, Anthologie)
  • Draußen im Heidedorf (1872, Novelle)
  • Beim Vetter Christian (1874, Novelle)
  • BWS-DEU2-0502-05.pdf (141.47 KB)
  • Pole Poppenspäler (1874, Novelle, siehe PDF "Theodor Storm - Pole Poppenspäler")
  • Ein stiller Musikant (1875, Novelle)
  • Psyche (1875, Novelle)
  • BWS-DEU2-0502-06.pdf (191.18 KB)
  • Aquis submersus (1876, Novelle, siehe PDF "Theodor Storm - Aquis submersus")
  • Carsten Curator (1878, Novelle)
  • Renate (1878, Novelle)
  • Zur Wald- und Wasserfreude (1879, Novelle)
  • Die Söhne des Senators (1880, Novelle)
  • Der Herr Etatsrat (1881, Novelle)
  • BWS-DEU2-0502-07.pdf (178.75 KB)
  • Hans und Heinz Kirch (1882, Novelle, siehe PDF "Theodor Storm - Hans und Heinz Kirch")
  • Schweigen (1883, Novelle)
  • Es waren zwei Königskinder (1884, Novelle)
  • John Riew (1885, Novelle)
  • Ein Fest auf Haderlevhuus (1885, Novelle)
  • Ein Bekenntnis (1887, Novelle)
  • Sylter Novelle (1887, Fragment)
  • Der Schimmelreiter (1888, Novelle, siehe PDF "Theodor Storm - Der Schimmelreiter")
  • Die Armesünderglocke (1888, Fragment)
  • BWS-DEU2-0502-08.pdf (48.22 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Theodor Storm." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/theodor-storm (Abgerufen: 12. August 2025, 23:35 UTC)

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Das historische Vorbild des Dr. Faust

In einer Zeit der Inquisitionsprozesse und Hexenverbrennungen und offensichtlich in moralisierender Absicht geschrieben; tritt das Sujet vom Teufelsbündnis zu Beginn des 16. Jahrhunderts explizit in die Literatur ein. Träger dieses Sujets ist die Faust-Figur. Sie ist einem historischen Vorbild nachgestaltet, einem gewissen Johann oder Georg Faust. Die Literatur kennt darüber hinaus aber auch andere Identitäten Fausts.
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In ihr kritisierten die Verfasser die hessischen Staatsausgaben und prangerten sie als Raub am vom Volk erarbeiteten Vermögen an. Die Armen würden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Das Geld sei der Blutzehnte, „von dem Leib des Volkes genommen“. Diese Wahrheit, das wusste BÜCHNER, war eine unbequeme Wahrheit, und sie war verboten. Trotzdem deckte er schonungslos auf, was im Namen und Gesetz des Fürsten geschah.

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Der bekannteste Ausspruch der Flugschrift ist: „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ („Paix aux chaumières! Guerre aux châteaux!“ riefen die französischen Soldaten während der Französischen Revolution, der Ausspruch wird dem französischen Schriftsteller NICOLAS CHAMFORT zugeschrieben).

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GRIMMELSHAUSEN schrieb seinen „Simplicissimus“ unter dem Pseudonym SAMUEL GREIFNSON VOM HIRSCHFELD, einem Anagramm aus seinem bürgerlichen Namen. Dieses Spiel setzte er fort mit: PHILARCHUS VON TROMMENHEIM, ERICH STEINFELS VON GRUFENHOLM, MELCHIOR STERNFELS VON FUCHSHAIM, MICHAEL RECHULIN VON SEHMSDORF. Erst 1838 entdeckte man den wahren Autor.

Erzählt wird die Geschichte des Simplicius, des „Einfältigen“, Simplicissimus, der im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zunächst als Page am Hanauer Hof, dann bei den kaiserlichen Truppen den Narren spielen muss und sich schließlich als „Jäger von Soest“ einen Namen macht, bis er in schwedische Gefangenschaft gerät, zu einer Heirat gezwungen wird, sich in Paris als Musiker und Schauspieler durchschlägt, eine zweite Ehe eingeht und schließlich den Westfälischen Frieden 1648 erlebt, sich nach Afrika einschifft, Schiffbruch erleidet und auf diese Art und Weise mehrere Kontinente bereist.

 

Faustmotiv, Rezeptionsgeschichte

Die Rezeptionsgeschichte des Faustmotivs beginnt schon vor der Veröffentlichung des Faustbuches:

  • 1507 warnte der Benediktiner JOHANNES TRITHEMIUS aus Würzburg in einem Brief auf Latein seinen Freund JOHANN VIRDUNG in Heidelberg vor FAUST.
  • 1556 wurden die „Erfurter“ Faust – Geschichten aufgezeichnet. FAUST soll in Staufen, im Breisgau, gestorben sein.
  • 1570 erschien die Niederschrift von Faust – Sagen von ROSSHIRT, einem Schulmeister in Nürnberg,
  • 1570 eine Sammlung von Faust – Sagen (zuerst in lateinischer, dann in deutscher Sprache).
  • 1572 veröffentlichte JOHANN SPIES die „Historia und Geschicht Doctor Johannis Fausti des Zauberers" (siehe PDF „Historia und Geschicht Doctor Johannis Fausti“)

Nach der Veröffentlichung des Faustbuches gab es einen regelrechten Boom von Faust-Adaptionen:

Der Schimmelreiter


THEODOR STORMs Novelle „Der Schimmelreiter“ erschien 1888. Der Dichter erzählt darin, er habe als Kind eine Geschichte gelesen. Diese Geschichte sei jedoch nicht mehr auffindbar, sodass er für die Wahrheit des Erzählten nicht bürgen könne. Laut Erinnerung erzählte ein Schulmeister die Geschichte von Hauke Haien, der vom Kleinknecht zum Deichgrafen aufgestiegen war. Er wäre besessen gewesen von der Idee, die Deiche technisch zu verbessern und sicherer zu machen. Die Dorfbewohner hätten ihm misstraut und seine Vorhaben geneidet, auch wenn Haiens Projekte ihnen Vorteile gebracht hatten. Beim Neubau eines Deiches wäre Hauke in offene Konfrontation zu seinem Feind, einem Großknecht geraten, der den Aberglauben der Deicharbeiter ausnutzte: Haien hätte sich wider besseren Wissens auf einen Kompromiss bei den Reparaturarbeiten an jener gefährdeten Stelle eingelassen, wo der alte und der neue Deich aneinanderstießen. Bei einer Sturmflut wäre der alte Deich gebrochen; wären Frau und Kind ertrunken und Haien hätte sich auf seinem Schimmel hinterhergestürzt. Als Zeichen der Warnung erschiene von da an bei Gefahr das Bild des Schimmelreiters, erzählte der Schulmeister.

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