CHARLES DICKENS stammte aus ärmlichen, bürgerlichen Verhältnissen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten seines Vaters musste er zeitweise die Schule verlassen. Als Fabrik- und Hafenarbeiter lernte er die raue Welt der unteren Schichten und das harte Arbeitsleben kennen, was seine Romane stark beeinflusste. Nach Beendigung einer mittelmäßigen Schule wurde er 1827 Schreiber bei einem Rechtsanwalt, 1829 Berichterstatter über Gerichts- und 1831 über Parlamentsverhandlungen. Schließlich begann er als Reporter des „Morning Chronicle“ und wurde schon bald durch seine hervorragenden Artikel bekannt.
Seine literarische Laufbahn begann er mit scharf beobachteten und witzigen Skizzen aus dem Londoner Leben („Sketches“, 1834–35) unter dem Schriftstellernamen BOZ. Berühmt wurde er durch die „Pickwick Papers“ (1836-37), denen er in rascher Folge eine große Zahl von Romanen folgen ließ, die ebenfalls in einzelnen Lieferungen in den damals sehr populären Familienzeitschriften veröffentlicht wurden. Dadurch erklärt sich der lockere Aufbau vieler seiner Werke. 1850 gründete er die Familienzeitschrift „Household Words“, die 1859 von „All the Year Round“ abgelöst wurde. Voller Schaffensfreude schrieb DICKENS teilweise an mehreren Romanen gleichzeitig. Reisen führten ihn nach Italien und Amerika, wo er sich für die Abschaffung der Sklaverei und ein internationales Kopierrecht einsetzte.
1857 verließ DICKENS seine Frau, die die Tochter des Herausgebers des „Morning Chronicle“ war und die er mit 25 Jahren geheiratete hatte, um mit einer jungen Schauspielerin zusammen zu leben. Die Trennung war skandalös, doch DICKENS zeigte sich weiter als Person der Öffentlichkeit: Er begann, theatralisch effektvolle Lesungen abzuhalten, die ihm zusammen mit seinen Romanen ein hohes Einkommen sicherten. 1870 starb er unerwartet im Alter von nur 58 Jahren an einem Schlaganfall.
DICKENS frühe Romane wie
machten DICKENS zu einem der meistgefeierten Schriftsteller seiner Zeit.
Sie erzählen humorvoll melodramatische Handlungen aus der Londoner Lebenswelt der niederen und mittleren Stände. In diesen Werken erschloss er der Literatur die Welt der kleinen Leute, der Stiefkinder der Gesellschaft. DICKENS zeichnete teils in rührender Beschaulichkeit, teils in grotesker Übersteigerung originelle Charaktere: Seine Schilderungen sind dabei durchaus realistisch, er strebte jedoch keine Kopie der Wirklichkeit an. Vielmehr versuchte er seine Wahrnehmungen durch Übertreibungen
genau zu bestimmen. Wie kein anderer sprach DICKENS damit das sentimentale Empfinden seiner Leser an, was seine Werke außerordentlich populär machte.
Während DICKENS' Hauptfiguren meist liebenswert-schrullenhaft dargestellt sind, wodurch sie zum Klischee neigen, sind die Nebenfiguren detaillierter gezeichnet. In seinen späteren Romanen sind die Hauptcharaktere weniger liebenswerte Figuren, sondern muten als fast krankhaft-auffällige Sonderlinge an. In symbolhafterer Darstellung prangert DICKENS dabei soziale Missstände und Institutionen an, so in „Bleak House“ (1852, dt. „Bleakhaus“) das Gerichtswesen oder in „Hard Times“ (1854, dt. „Harte Zeiten“) die Industriewelt. Auf diese Weise macht er das Gewissen seiner Zeitgenossen für die sozialen Probleme des frühindustriellen Englands aufmerksam. Vor allem in seinen Weihnachtsgeschichten erkennt man DICKENS' Hoffnung auf die individuelle Bekehrung zu christlich-humanitären Werten, die aufgrund der Auswüchse der Industrialisierung mit ihrem aggressiven Kapitalismus und ihrer Ausbeutung verlorengegangen sind.
Eindrücke seiner Amerikareise (1841) schlugen sich in dem Roman „Martin Chuzzlewit“ (1844, dt.: „Leben und Abenteuer Martin Chuszlewit's“) und in dem Essay „American Notes“ (1842) nieder. Teile seines eigenen Lebens verarbeitete DICKENS in dem Roman „David Copperfield" (1850), das er selbst als sein Lieblingswerk bezeichnete. Der Roman wurde besonders populär, da er Kindheit und Jugend der Hauptperson David Copperfield beschreibt, der schon im Alter von 10 Jahren zur Arbeit geschickt wird und später ein gefeierter Schriftsteller wird.
Der historische Roman „A Tale of Two Cities“ (1859, dt.: „Zwei Städte“) beschreibt London und Paris zur Zeit der Französischen Revolution.
DICKENS begründete mit seinem Werk den sozialen Roman. Durch seine Kritik an den menschlichen Unzulänglichkeiten seiner Zeit gab er den Anstoß für viele soziale Reformen. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und erfuhren zahlreiche Bearbeitungen für Film und Bühne.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von