Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Politik/Wirtschaft
  3. 2 Demokratie in Deutschland
  4. 2.3 Politische Meinungs- und Willensbildung
  5. 2.3.1 Bürger
  6. Staatsbürger, EU-Bürger, Weltbürger

Staatsbürger, EU-Bürger, Weltbürger

Durch Wahlen und Abstimmungen nehmen die Staatsbürger einer Demokratie an der Volkssouveränität teil. Ihr Grundrecht auf politische Teilhabe ist auf das Staatsterritorium bezogen.

Die europäische Entwicklung seit dem Westfälischen Frieden von 1648 hat die Verbindung von Nationalstaat und Demokratie über das Territorium herbeigeführt. Gegenwärtig verändert sich das System moderner Nationalstaaten durch die „Entterritorialisierung von Politik, Herrschaft und Regierungsgewalt“ (DAVID HELD, 1995). Die Staatsangehörigkeit kann in andere Länder mitgenommen werden, sie wird „flexibel“. Sie wird überlagert von supranationalen Bürgerschaften. Die Europäische Union begründet eine Unionsbürgerschaft, eine Weltbürgerschaft erscheint vielen als politisches Ziel.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Staatsbürger

Menschen leben in staatlich verfassten Gesellschaften. Ihre Mitgliedschaft (Staatsangehörigkeit, Staatsbürgerschaft) zu regeln, steht nicht im freien Ermessen der Staaten. Indem der verleihende Staat völkerrechtliche Kriterien beachtet, sichert er der Staatsbürgerschaft, auch von anderen Staaten anerkannt zu werden. Solche Kriterien erlauben, an die Geburt anzuknüpfen und sich dabei entweder

  • auf das Territorium (ius soli) oder
  • auf die Abstammung (ius sanguinis)

zu beziehen. Im Interesse von Einwanderungsländern liegt die schnelle Einbürgerung, während Auswanderungsländer ihre ausgewanderten Bürger länger an ihre alte Heimat binden wollen und – wie in Deutschland – zum Abstammungsprinzip neigen. Staatsangehörigkeit kann sich auch

  • aus Heirat,
  • aus der Staatennachfolge und
  • aus eigener Wahl ergeben.

In Deutschland ist die Staatsangehörigkeit nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913 geregelt. Es bestimmt: „Deutscher ist, wer die ... unmittelbare Reichsangehörigkeit... besitzt“ (§ 1). Im Übrigen gilt das Grundgesetz, nach dem zu den Deutschen nicht nur die deutschen Staatsangehörigen zählen, sondern auch Flüchtlinge und Vertriebene deutscher Volkszugehörigkeit:

„Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stand vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat“ (Art. 116, Abs. 1).

Die Staatsbürgerschaft beeinflusst die Identität der Menschen. Sie bezieht sich auf einen Raum (Staatsgebiet) und die Kommunikation in einer Sprache. Sie trägt zur Unterscheidung nach kollektiven Merkmalen bei („wir und die anderen“). Nach dem für das moderne Verständnis einflussreichen Modell des Soziologen MAX WEBER (1864–1920) besteht Staatsbürgerschaft aus der Einheit von

  1. Wohnort,
  2. Verwaltung,
  3. kultureller Mitgliedschaft und
  4. demokratischer Teilhabe.

Nur die Staatsbürgerschaft vermittelt den Einwohnern Anteil an der Volkssouveränität. Dies äußert sich in dem Recht, an politischen Wahlen und Abstimmungen teilnehmen zu können. Staatsbürgerschaft gewährleistet eine minimale soziale Absicherung im Inland und diplomatischen Schutz im Ausland.

EU-Bürger

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verliert die Staatsbürgerschaft an praktischer Bedeutung. Die Einheit ihrer vier Dimensionen wird auseinandergerissen, wenn das lokale Wahlrecht oder soziale Rechte und Leistungen – etwa bei ausländischen Arbeitnehmern – nicht mehr direkt an die Nationalität gebunden sind. Entgrenzungen deutscher Politik und Regierungsgewalt erfolgen innerhalb der europäischen Integration, zunächst im gemeinsamen Binnenmarkt, dann auch in der Währungs- und der politischen Union. So erhielten die deutschen Staatsbürger das Recht, sich frei in den Mitgliedstaaten zu bewegen und aufzuhalten, gewannen im Lande ihres Wohnsitzes das aktive und passive Wahlrecht zum Europäischen Parlament und bei den Kommunalwahlen und verfügen inzwischen innerhalb der EU über Petitions- und Auskunftsrechte.
Mit dem Vertrag der EU-Mitgliedsländer über die Verfassung für Europa (2004) wurden die einzelnen Rechte zu einer Unionsbürgerschaft (Art. 8) zusammengetragen. Sie tritt zur nationalen Staatsbürgerschaft hinzu, die sie ergänzt (doppelte Staatsbürgerschaft):

„Unionsbürgerin und Unionsbürger ist, wer die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaats besitzt. Die Unionsbürgerschaft tritt zur nationalen Staatsbürgerschaft hinzu, ohne diese zu ersetzen“ (Abs. 1).

Eine „europäische Bürgerschaft“ ist schon früh von RICHARD GRAF VON COUDENHOVE-KALERGI (1894–1972) und seiner pan-europäischen Bewegung als ein Weg angesehen worden, den trennenden Nationalstolz europäischer Völker zu überwinden. Die wenigen Regelungen der Bürgerschaft von 2004 werden zu einer europäischen Identität beitragen können, die im Übrigen jedoch stark von der kulturellen Entwicklung innerhalb der EU und deren endgültiger politisch-staatlicher Form abhängen wird (Finalitätsdebatte). Noch haben sich die europäischen Mitgliedstaaten weder

  • für einen europäischen Großstaat als Einheitsstaat, der die Nationalstaaten ablöst, noch
  • für einen Bundesstaat als einem „Europa der Vaterländer“ noch
  • für ein Europa der Regionen, das die Nationalstaaten schwächt und die EU föderal organisiert, entschieden.

Die EU birgt Ansatzpunkte aller drei Modelle. Die EU-Institutionen des Verfassungsvertrags von 2004 sind sowohl in Richtung des Bundesstaats als auch der internationalen Organisationen deutbar.

Weltbürger

Die in der EU entwickelte doppelte Bürgerschaft inspiriert Projekte, die sich mit einer demokratischen Ordnung der Welt befassen. Auch wenn es einen Weltbürger als formalen Status und direkten Souverän einer demokratischen Weltordnung bislang nicht gibt, hat doch die weltbürgerliche Idee schon eine lange europäische Geschichte. Die griechische Antike versteht unter Kosmopolitismus (griech.: Kosmos = Welt, politis = Bürger) eine Haltung, die die menschliche Gemeinschaft betont. Christentum mit der Lehre der Gleichheit der Seelen vor Gott und die politisch-philosophischen Strömungen des Humanismus, der Aufklärung und der literarischen Klassik (JOHANN WOLFGANG VON GOETHE, 1749–1832) trugen die Idee weiter. Im 19. Jahrhundert beschritten der Internationalismus der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegungen und der Pazifismus BERTHA VON SUTTNERs (1843–1914) eigene Wege. Die Gegenwart nimmt häufig Gedanken des Philosophen IMMANUEL KANT (1724–1804) auf, der im Weltbürgertum eine bestimmte Haltung auf der Handlungsgrundlage nationalstaatlicher Republiken geprägt sah.

Ähnlich dem Vorgang, der zu einer Verfassung für Europa führte, wird eine weltbürgerliche Verfassung am ehesten aus der Verdichtung internationalen Rechts erwartet. Im Zusammenwirken von internationalen Verträgen, internationalen und supranationalen Organisationen und Akteursnetzen werden die Weltgerichtshöfe eine überragende Rolle bei der Herausbildung von Elementen einer Weltverfassung spielen. Im Falle Europas war es maßgeblich die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, die die Lehre der Direktwirkung und den Vorrang des Gemeinschaftsrechts vorantrieben. Wird das Recht in das Zentrum einer Weltordnung gerückt, wird die existierende Charta der Menschenrechte von zentraler Bedeutung sein.
Vorliegende Entwürfe zu einer globalen Demokratie – so des Tübinger Philosophen OTFRIED HÖFFE (* 1943) oder des britischen Politikwissenschaftlers DAVID HELD („Democracy and the Global Order“, 1995) – fordern, die internationalen Regulierungsinstitutionen auszuweiten und in einen aus den Nationalstaaten bekannten Prozess der liberalen, sozialen und partizipatorischen Demokratie einzubeziehen. Dies bedeutet, auch zivilgesellschaftliche Akteure der internationalen Politik, wie beispielsweise Nichtregierungsorganisationen an hoheitlichen Entscheidungen zu beteiligen. Die Autoren halten nicht am Einheitsmodell der Staatsangehörigkeit fest. Am Ende steht bei HÖFFE eine dreifache Staatsbürgerschaft:

  • „Erst Deutscher oder aber Franzose,
  • dann Bürger Europas oder Afrikas,
  • schließlich Weltbürger“.
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Staatsbürger, EU-Bürger, Weltbürger." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/staatsbuerger-eu-buerger-weltbuerger (Abgerufen: 20. May 2025, 20:14 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Auswanderungsländer
  • Volkszugehörigkeit
  • Kosmopolitismus
  • Entterritorialisierung
  • Einwanderungsländer
  • Großstaat
  • JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
  • Max Weber
  • OTFRIED HÖFFE
  • ius sanguinis
  • Flüchtlinge
  • RICHARD GRAF VON COUDENHOVE-KALERGI
  • Territorium
  • DAVID HELD
  • Nationalstaat
  • Unionsbürgerschaft
  • Identität
  • Internationalismus
  • Staatsbürgerschaft
  • Einheitsstaat
  • europäische Integration
  • Binnenmarkt
  • Grundgesetz
  • Weltbürgerschaft
  • IMMANUEL KANT
  • Bertha von Suttner
  • Pazifismus
  • Währungsunion
  • Vertriebene
  • ius soli
  • EU-Bürger
  • Verfassung für Europa
  • pan-europäische Bewegung
  • Abstammung
  • Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz
  • Einbürgerung
  • Weltgerichtshof
  • Staatsangehörigkeit
  • Finalitätsdebatte
  • Europa der Regionen
  • Bundesstaat
  • Volkssouveränität
  • globale Demokratie
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Großbritannien und Europa

Großbritannien ist zwar geografisch gesehen ein Teil Europas, doch beanspruchte es lange Zeit eine Sonderstellung. Sie fand ihren Begriff in der “Splendid Isolation”, der zufolge sich Großbritannien vom europäischen Geschehen abkoppelt. Als Inselstaat und Seemacht machte Großbritannien seinen Einfluss in aller Welt geltend, vor allem jenseits des Antlantiks und in Asien, wo sich die Briten eine dauerhafte Vormachtsstellung sicherten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Großbritannien seinen Status als Weltmacht jedoch eingebüßt. Zwar ist es im Commonwealth weiterhin mit seinen einstigen Kolonien verbunden; um aber seine politischen Interessen durchzusetzen, kann es auf die Kooperation mit anderen europäischen Staaten (innerhalb der Europäischen Union) nicht mehr verzichten.

Global Governance als Mehr-Ebenen-Politik

Global Governance ist eine sich entwickelnde politische Architektur, die es erlaubt, von einer einseitig auf Staaten zentrierten Weltordnung zu einem kooperativen Netzwerk von Staaten, internationalen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren überzugehen, das in eine globale Rechtsordnung eingebettet ist und durch Elemente von globaler Staatlichkeit ergänzt wird.

Eine funktionierende Global-Governance-Architektur ist ein sehr komplexes Gebilde. Sie erfordert Aktivitäten auf unterschiedlichen Handlungsebenen und setzt die Vertiefung internationaler Kooperation und Koordinierung sowie Elemente globaler Staatlichkeit voraus. Die verschiedenen politischen Systeme und Ebenen verbinden sich zu einer subsidiären Mehr-Ebenen-Politik. Regieren findet zunehmend durch ein Zusammenspiel unterschiedlicher Entscheidungsebenen statt. Dabei wirken die Nationalstaaten mit anderen Akteuren innerhalb und außerhalb der nationalen Grenzen zusammen, um die anstehenden Probleme zu bewältigen.

Bevölkerungsentwicklung und globale Migration

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört die Bevölkerungsentwicklung zu den großen globalen Herausforderungen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Weltbevölkerung vervierfacht. Besonders in den Entwicklungsländern stieg die Bevölkerung stark an. In vielen Industrieländern reicht dagegen die Kinderzahl nicht mehr aus, um die bestehende Bevölkerungszahl zu erhalten.

Bevölkerungswachstum und -rückgang bringen spezifische Probleme mit sich. Die Geschwindigkeit, mit der die Bevölkerung wächst bzw. abnimmt, sowie deren regionale Verteilung, haben Einfluss auf alle Fragen von globaler Bedeutung, Ernährungssituation, Ressourcenverbrauch, Klimaveränderung, Migration und Verstädterung. Bevölkerungswachstum wie -rückgang beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung, die sozialen Systeme und die Gesundheitsversorgung ebenso wie die internationale Sicherheit in unterschiedlicher Weise.

UNHCR und Genfer Flüchtlingskonvention

Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) wurde 1951 zum Schutz der Flüchtlinge ins Leben gerufen. UNHCR gehört zu den wichtigsten humanitären Hilfsorganisationen der Welt, die gegenwärtig etwa 20 Mio. Menschen in 114 Ländern unterstützen. Grundlage der Arbeit bildet die Genfer Flüchtlingskonvention vom 28.7.1951. Sie definiert den Begriff des politischen Flüchtlings, regelt dessen Status und verbietet grundsätzlich, Flüchtlinge in Gebiete auszuweisen oder abzuschieben, in denen ihr Leben und ihre Freiheit bedroht sind.

Grundlegendes Ziel der UNHCR ist, Flüchtlinge zu schützen und ihnen zu helfen, sich in einer normalen Umgebung ein neues Leben aufzubauen. Rechtlicher Schutz und materielle Hilfe sind dabei eng miteinander verbunden. Vorbeugende Maßnahmen in den weltweiten Krisengebieten zielen darauf, große Bevölkerungsbewegungen zu vermeiden.Wegen der Komplexität der humanitären Krisen arbeitet der UNHCR eng mit einer Vielzahl anderer Organisationen zusammen, z. B. WFP, UNICEF, WHO, UNDP sowie vielen NGOs.

UNHCR wird vorwiegend durch freiwillige Beiträge finanziert, insbesondere von Regierungen, aber auch von zwischenstaatlichen Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen.

UNHCR realisiert auf allen Kontinenten Programme zur Betreuung und Unterstützung der Flüchtlinge, so auf dem Balkan, in Palästina, Afghanistan, in verschiedenen Regionen Afrikas und in Kolumbien. Seit dem 11. September 2001 hat vor allem in der EU, den USA und in Australien die Debatte über die Gefahren weltweiter Flüchtlingsströme zugenommen.

Supranationale Politik und Verfahren

Unter supranationaler Politik wird eine überstaatlich integrierte Politik- und Rechtsausübung verstanden. Diese besondere Form der Politikausübung wird von so genannten supranationalen Organisationen, denen Nationalstaaten beitreten können, ausgeübt. Eine supranationale Organisation wird von den Nationalstaaten, die einen Teil ihrer Souveränität abgeben, mit bestimmten Kompetenzen ausgestattet. Durch diese besitzt die Organisation dann die Macht über die Nationalstaaten hinweg verbindliches Recht zu setzen. Die Europäische Union ist ein Beispiel für eine supranationale Union. So kann sie mit Hilfe spezieller Verfahren eigenständig die Politik in bestimmten Bereichen gestalten.
Die Theorien der internationalen Beziehungen beleuchten die Entstehung und die mögliche Zukunft dieser supranationalen Organisation auf unterschiedliche Art und Weise.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025