Kallimachos

Lebensgeschichte

Überlieferungen zur Lebensgeschichte von KALLIMACHOS sind spärlich. Er wurde um 300 v. Chr. in Kyrene im heutigen Libyen geboren. Er war adliger Abstammung und erhielt seine Ausbildung in Athen. Er arbeitete zunächst als Lehrer in Eleusis nahe Athen, wurde dann jedoch von PTOLEMÄUS II. zum Vorsteher der Alexandrinischen Bibliothek bestellt. Kallimachos leitete die Bibliothek etwa 20 Jahre lang. Er starb ca. 240 v. Chr. in Alexandria.

Literarisches Schaffen

KALLIMACHOS' literarisches Schaffen hatte weitreichende Auswirkungen. Aus literarisch-ästhetischer Sicht war für KALLIMACHOS das Erlesene, noch nicht Abgegriffene ideal, die kleine, ausgefeilte Form. Diese von KALLIMACHOS propagierte lyrische Kurzform konkurrierte erfolgreich mit dem – z. B. von seinem ehemaligen Schüler und literarischen Rivalen APOLLONIOS VON RHODOS bevorzugten – klassischen Großepos. Nach ihrem Zentrum, der berühmten Bibliotheksstadt Alexandria, wird die lyrische Ausdrucksweise von KALLIMACHOS mit ihrer Gelehrsamkeit und Liebe zum Detail als alexandrinische Dichtung bezeichnet, eine damals neue literarische Strömung, die von vielen konservativen Dichtern wie CICERO abgelehnt wurde.
Von den Lehren und Schriften KALLIMACHOS' wurden jedoch zahlreiche andere antike Gelehrte und Dichter beeinflusst, so die römischen Dichter OVID, PROPERZ, ERATOSTHENES und CATULL. Letzterer begann, da er nach dem Titel „poeta doctus“ strebte, mit der Erschließung griechischer Lyrik für die lateinische Sprache und übersetzte u. a. die „Alexandriner“ des KALLIMACHOS. CATULL gehörte einem Kreis von Lyrikern an, die sich Neoteriker nannten und die, statt sich an die klassische römische literarische Tradition zu halten, die Lyrik von KALLIMACHOS zu ihrem Vorbild erhoben. Unter der Führung von VALERIUS CATO entwickelte dieser Kreis dieneoterische Dichtung. Diese Dichtung spielte mit den durch Tradition festgelegten Gattungen, lehnte staatstragende und in der poetischen Großform des Epos gearbeitete Dichtungen ab und bevorzugte die literarische, kunstvoll ausgefeilte Kleinform des Epyllion (Kurzepos). Thematischer Schwerpunkt waren alte Mythen und unglückliche Liebesbeziehung.

Anm.: Der Begriff Neoteriker stammt von „Neoteroi“, dem griechischen Begriff für „Neuling“. So, also als Neulinge, wurden die Vertreter der neoterischen Dichtung von CICERO bezeichnet.

Werke

KALLIMACHOS' dichterisches Werk soll angeblich mehr als 800 Bücher umfasst haben, erhalten sind davon jedoch nur:

  • 6 Götterhymnen (im Erstdruck erschienen in Florenz um 1496),
  • 58 teils erotische Epigramme und
  • verschiedene satirische und literaturtheoretische Jamben.

Bekannt ist vor allem sein wissenschaftliches Werk „Pinakes“. Die „Pinakes“ sind praktisch der erste schriftliche Katalog der Bibliotheksgeschichte. Der Katalog war noch nicht, wie heutige moderne Kataloge, für den Nutzer bestimmt, doch er enthält ein getreues Abbild der bibliothekarischen Systematik der Alexandrinischen Bibliothek, wobei sich KALLIMACHOS auf eine Auswahl der griechischen Schriftsteller konzentrierte. In den 120 Schriftrollen sind schätzungsweise 400 000 bis 700 000 Buchrollen samt den Namen der Autoren und ihrer Kurzbiografien vermerkt. Die einzelnen Titel wurden von KALLIMACHOS nach wissenschaftlichen und literarischen Kategorien gemäss aristotelischem Vorbild sortiert. Innerhalb dieser Kategorien sind die Autoren in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, dahinter die jeweiligen Werke mit Titel, Anfangsworten sowie der Gesamtzeilenzahl. Da es sich somit bei den „Pinakes“ um eine Mischung von Katalog und Bibliografie handelt, wurden sie zu einem wichtigen Arbeitsinstrument für die damalige Wissenschaft und zugleich zur Grundlage der griechischen Literaturgeschichte. Die „Pinakes“ blieben das Vorbild für die gesamte antike Buchverzeichnung und auch heute noch dienen Pinakes zum Aufspüren von gesuchten Informationen.

Von KALLIMACHOS überliefert sind außerdem das Epyllion „Hekale“ sowie Fragmente des Hauptwerkes „Aitia“ einer Sammlung griechischer Sagen in Form elegischer Verse (elegisch: wehmütig, schwermütig).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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