Sappho

Lebensgeschichte

Von der Lebensgeschichte SAPPHOs ist nur wenig überliefert. Sie wurde um 650 v. Chr. auf der der Insel Lesbos geboren, wahrscheinlich in der Hauptstadt Mitylene (nach anderen Quellen in Eresos). Es wird vermutet, dass sie adliger Abstammung und mit einem reichen Mann von der Kykladeninsel Andros verheiratet war. Ihre Mutter soll wie ihre Tochter CLEÏS geheißen haben, ihr Vater SKAMANDRONYMOS gewesen sein.
Aus SAPPHOs Werken lässt sich entnehmen, dass sie einen berühmten Kreis junger, heiratsfähiger Mädchen um sich sammelte. Diese Freundinnen und Schülerinnen unterwies sie im Rahmen des griechischen Hera- bzw. Aphrodite-Kults in verschiedenen musischen Fertigkeiten wie Musik, Gesang, Tanz und Poesie. Mit ihrer Sängerinnenschule, die weithin Ruhm erlangte, trat SAPPHO bei Götterfeiern auf. Für Mädchen, die den Kreis verließen, um zu heiraten, schrieb sie Hochzeitslieder.

ANAKREON, der wie auch PINDAR, ALKAIOS und SAPPHO selbst zu den bedeutendsten panhellenischen Lyrikern der griechischen Literatur zählt, war der Ansicht, dass SAPPHO mit den Frauen des Kreises sexuelle Beziehungen unterhielt, was später den Begriff „sapphische Liebe“ („Sapphismus“ = griech.-nlat.: lesbische Liebe) zur Bezeichnung der Homosexualität von Frauen prägte.
Von ALKAIOS, der ein Zeitgenosse SAPPHOs war, wird SAPPHO als liebenswürdig, süßlächelnd, anmutig, veilchenlockig und würdevoll beschrieben.

SAPPHO lebte zeitweilig in der Verbannung, da sie in den Augen der Hellenen eine Hetäre (Geliebte) und eine zu selbstbewusste Frau war und nicht in das neue Rollenbild, das die Rechte der Frau stark beschnitt, passte.

SAPPHO starb um 590 v. Chr. Über ihren Tod lässt sich nur spekulieren. Der Legende nach (beschrieben in OVIDs „Epistolae Heroidum“) liebte sie den Jüngling PHAON, der ihre Liebe jedoch nicht erwiderte. SAPPHO soll sich daher aus Liebeskummer von einem Felsen auf der Insel Leukas in den Tod gestürzt haben. (Es ist nicht weniger wahrscheinlich, dass es sich bei dieser Sage, die nach SAPPHOs eigenen Gedichttexten entstand, nur um dichterische Erfindungen handelt, um ein literarisches Mittel, den Wahn und die Berauschtheit Liebender, das Leiden unerwiderter Liebe sowie die Möglichkeiten, sich von diesem Leiden zu befreien, zu beschreiben.)

Literarisches Schaffen

SAPPHOs literarisches Schaffen umfasst Oden, Götterhymnen, Hochzeitsgedichte (Epithalamien) und Elegien (griech.-lat.: wehmühtiges Gedicht, Klagelied). Besonders ihre hingebungsvolle Liebeslyrik war Ursache für ihre Bekanntheit, aber auch für ihre Schmähung und Ächtung in nachklassischer Zeit. Ihre Dichtungen galten zu diesen Zeiten, als die Liebe nur noch überhöht und in abstrakterer Form beschrieben wurde, als nicht mehr sittsam genug und die von ihr beschriebenen Freiheiten der Frauen (auf Lesbos!) kollidierten mit der für griechische Frauen später nachteiligen gesellschaftlichen Entwicklung.

SAPPHOs Dichtungen sind (wie die ALKAIOS') im so genannten äolischen Dialekt verfasst; ihre Sprache ist auffallend schlicht und weist einen typischen musikalischen Rhythmus auf. Besonderes Kennzeichen ist ein erotisches Pathos. Inhaltlich widmete sich SAPPHO insbesondere dem Preisen der Ideale einer Kultur der Frauen im Dienst der Musen. Noch zwei Jahrhunderte nach ihrem Tod rühmte PLATON sie als zehnte Muse.

Nach SAPPHO wurde eine besondere Odenstrophe benannt. Die „sapphische Strophe“ ist vierzeilig; sie ist metrisch geregelt und besteht aus:

  • drei elfsilbigen und
  • einem abschließenden fünfsilbigen Vers (Adoneus).

Diese Strophenform wurde neben SAPPHO vor allem von ALKAIOS verwandt; ihr Einfluss reicht aber bis hin zu den deutschen Dichtern FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK, FRIEDRICH HÖLDERLIN und NIKOLAUS LENAU. Bekannt ist auch der Einfluss der Dichtungen von SAPPHO auf ANAKREON, HORAZ und CATULL. So nannte CATULL seine fiktive Geliebte „Lesbia“ und HORAZ verfasste seine Oden formal nicht nur nach den Vorbildern ANAKREONs, ALKAIOS' und PINDARs, sondern nahm das Versmaß des ersten von SAPPHOs neun Büchern zum Vorbild für viele seiner Oden.

Werke

SAPPHO werden insgesamt neun Bände mit Oden, Epithalamien, Elegien und Hymnen zugeschrieben. Von den Werken sind leider (mit Ausnahme der Ode an Aphrodite) nur noch wenige Fragmente erhalten.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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