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Parabel

Parabeln sind epische Kurzformen, die als Gleichnis angelegt sind und ursprünglich zur Veranschaulichung eines Gedankens dienten. Die parabolische Struktur erweitert den singulären Vorgang und erlaubt es dem Leser/Hörer, von der Bildebene auf die Gedankenebene zu schließen und gleichsam seine Lehre aus dem Mitgeteilten zu ziehen.

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Begriff

Bei der Parabel (griech.: parabole = Gleichnis) handelt es sich um eine epische Kurzform, die einen Vergleich zu einem eigenständigen Erzähltext ausweitet. Ursprünglich wird in der Parabel eine prägnante Begebenheit als Gleichnis gestaltet und damit eine didaktische Absicht verfolgt. Doch anders als bei der ebenfalls lehrhaften Fabel handeln hier nicht mit menschlichen Eigenschaften ausgestattete Tiere, sondern Menschen. Die moralische Lehre wird nicht wie in der Fabel explizit formuliert und als Lehrsatz angefügt, sie ist vielmehr der Geschichte eingeschrieben. Dem Leser ist es überlassen, die Bildebene des parabolischen Textes auf die Gedankenebene zu übertragen und aus dem Geschilderten Analogieschlüsse auf seine eigene Wirklichkeit zu ziehen. So vermag die Parabel über ihren unmittelbaren gegenständlichen und situativen Bezug hinauszuweisen und ihren Gehalt auf einer abstrakteren gedanklichen Stufe zu entfalten.

Merkmale und Historie

Die Wurzeln der Parabeln sind in der antiken Rhetorik zu suchen, die Gleichnisse und Parabeln zur Illustration und Stützung von Argumenten heranzog. Die literarischen Parabeln lassen sich vor allem auf die biblischen Gleichnisse des Alten und des Neuen Testaments (siehe PDF "Vom verlorenen Sohn") zurückführen, insbesondere auf die neutestamentlichen Gleichnisse Jesu, die zur Veranschaulichung seiner Lehre dienen.
Aus diesem ursprünglichen Zusammenhang, als Einschub in einer Rede, erklären sich dieMerkmale der Parabel:

  • ihre lehrhaften Züge,
  • ihre Kürze,
  • der antithetische Aufbau und
  • die zweckgerichtete Stilisierung und Verknappung der Schilderung.

Mitunter ist sie demzufolge keine eigenständige literarische Form, sondern eine illustrierende, argumentative Beifügung. Man findet sie beispielsweise als Binnenerzählung in einen anderen epischen oder dramatischen Text eingebettet, wie das bei der berühmtenRingparabel in GOTTHOLD EPHRAIM LESSINGs „Nathan der Weise“ der Fall ist, die wiederum aus BOCCACCIOs Novellenzyklus „Decamerone“ stammt.
Mit der Säkularisierung und Aufklärung und der schwindenden Bedeutung der Rhetorik ist auch für die Parabel der Zusammenhang mit der Redesituation verloren gegangen. Es entstanden Parabelsammlungen, in denen jede Parabel, abgesehen vom Zusammenhang im Zyklus gewissermaßen für sich steht:

  • GOTTFRIED HERDERs „Jüdische Parabeln“ (1802),
  • JOHANN HEINRICH PESTALOZZIS „Figuren zu meinem ABC-Buch“ (1797),
  • JOHANN PETER HEBELs „Rheinländischer Hausfreund“ (1808–1811),
  • MARTIN BUBERs „Erzählungen der Chassidim“ (1906–1949),
  • FRANZ KAFKAs „Landarzt“ (1919),
  • BERTOLT BRECHTs „Geschichten vom Herrn Keuner“ (1926–1956),
  • WOLF DIETRICH SCHNURREs „Protest im Parterre“ (1967) und
  • GÜNTER KUNERTs „Kramen in Fächern“ (1968).

Parabeln bei KAFKA und BRECHT

Erzähltexte tragen oft mehr oder weniger ausgeprägte parabolische Züge.

Nahezu einzigartig stehen in diesem Zusammenhang die Dichtungen FRANZ KAFKAs da. In ihnen ist Wirklichkeit solcherart stilisiert, dass gewissermaßen das ganze Universum seiner Parabelerzählungen und Romanfragmente zum Gleichnis erhoben ist. Die Universalität der kafkaschen Texte und ihre enorme Wirkung gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergibt sich aus ihrem offenen Deutungshorizont. KAFKAs Werke, die um die Metaphern Schuld und Strafe, Gesetz und Macht kreisen, liefern keine ablesbare Botschaft, sondern enden als Chiffren, die den Erkenntnis bringenden Analogieschluss verweigern. Die Ratlosigkeit des Lesers ist die ihrer Helden.

„Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, dass das Unfassbare unfassbar ist, und das haben wir gewusst.“
(Kafka, Franz: Von den Gleichnissen. In: Gesammelte Werke. Band 8, Frankfurt a.M. 1950 ff., S. 72)

So kann man die gnadenlose Welt des „Prozeß“ als eine Parabel auf die unentwirrbaren, dem Zugriff des Individuums entzogenen Strukturen einer modernen, bürokratisch geordneten Wirklichkeit lesen, „Die Verwandlung“ des Gregor Samsa in ein großes Ungeziefer als Reflex auf seine demütigende Rolle als unterwürfiger Sohn und Angestellter.

KAFKA und BRECHT repräsentieren gewissermaßen die Pole modernen parabolischen Erzählens. Während KAFKAs beklemmende Gleichnisse einem Ohnmachtsgefühl Ausdruck geben, verfolgt der marxistische DichterBERTOLT BRECHT mit seinen Parabelstücken und Prosaparabeln eine aufklärerische, wenngleich erkenntniskritische Intention im Sinne eines „eingreifenden Denkens“.

Ein Kommentar (Gib's auf)
Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, dass es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich musste mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: „Von mir willst du den Weg erfahren?“ - „Ja“, sagte ich, „da ich ihn selbst nicht finden kann.“ – „Gib's auf, gib's auf“, sagte er und wandte sich mit großem Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen alleine sein wollen.
(Kafka, Franz: Sämtliche Erzählungen, hg.v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.320f.)

  • BWS-DEU2-0052-01.pdf (53.56 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Parabel." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/parabel (Abgerufen: 17. October 2025, 13:51 UTC)

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Dominanz des Romans

Die neusachliche deutsche Literatur hat viele Anregungen von englischsprachigen, vor allem amerikanischen, sowie französischen Autoren bekommen. Sie korrespondierte auch mit der russischen und italienischen Kunst des Futurismus sowie Vertretern von materialästhetischen Kunstpraxen, vor allem in der Filmkunst.

Herausragendste literarische Gattungen der Zwanzigerjahre waren der Roman und die Reportage.

Unter den Romanautoren nahmen ERICH KÄSTNER, HANS FALLADA, ERICH MARIA REMARQUE, ALFRED DÖBLIN und LION FEUCHTWANGER einen besonderen Platz ein. Interessante Reportagen schrieb EGON ERWIN KISCH.

Der Prozeß

KAFKAs Schreibweise ist kaum den zu seinen Lebzeiten existierenden Schreibstilen zuzuordnen. Sie ist von starker Subjektivität geprägt und beschreibt, wenn, dann die Beobachtung, Konstatierung von Entindividualisierung des Menschen.

Auch sein Roman „Der Prozess“ wird innerhalb der Literaturwissenschaft sehr unterschiedlich bewertet. Zuweilen deutet man ihn als grotesk-komischen Roman. Andere bewerten ihn als „erkenntnistheoretische Reflexionsprosa“ oder wieder andere sehen lediglich den „Entmenschlichungsprozess“ der Hauptfigur Joseph K. beschrieben. K. jedoch ist am ehesten das exemplarische Opfer einer brutalen Welt des Fressens und Gefressenwerdens.

Joseph K. wird innerhalb eines Jahres, in dem ein Prozess gegen ihn angestrengt wird, aus dem gutbürgerlichen Milieu, aus dem er stammt und in dem er bis zum Prozessbeginn lebte, herausgerissen und fällt in der sozialen Leiter bis ganz nach unten. Das allerdings kann relativ leicht geschehen in einer Gesellschaft, in der jeder sich selbst der nächste ist.

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Die Renaissance orientierte sich an der griechisch-römischen Kunst. Die Landesfürsten ließen sich Prunkhäuser bauen, die sich an denen der italienischen Architektur anlehnten.

Friedrich Dürrenmatt

* 05.01.1921 in Konolfingen (Kanton Bern, Schweiz)
† 14.12.1990 in Neuenburg (franz.: Neuchâtel; Kanton Neuenburg)

FRIEDRICH DÜRRENMATT gilt gemeinsam mit MAX FRISCH als der bedeutendste Vertreter deutschsprachiger Literatur in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hat ein umfangreiches Werk mit 23 Dramen, zahlreichen Erzählungen, Romanen, Essays sowie Hörspielen geschaffen.

Wie auch FRISCH trat er die Nachfolge von BERTOLT BRECHT in der Nachkriegsdramatik an. Bekannt wurde er u. a. mit seiner Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ (1956).

DÜRRENMATT benutzt als stilistische Mittel die Satire, die Farce, das Paradoxon, die Groteske und den schwarzen Humor. Zentrale Themen seiner Werke sind die Macht und die Frage nach der Verantwortung und den Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in einer immer chaotischer werdenden Welt.

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