Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch
  3. 5 Literatur und Medien
  4. 5.2 Abriss der Literaturgeschichte
  5. 5.2.4 Literatur des 18. Jahrhunderts
  6. Die Vernunft und das Wahre, Gute und Schöne: Die Hochaufklärung

Die Vernunft und das Wahre, Gute und Schöne: Die Hochaufklärung

JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED war der „Literaturpapst“ seiner Zeit, der Aufklärung. Er fasste Dichtung traditionsgemäß als erlernbar auf. Die Aufgabe des Künstlers sah er in der Nachahmung der Natur (Mimesis). Die von ihm entwickelte sächsische Typenkomödie ahmte eine lasterhafte Handlung nach, die vom Publikum verlacht wurde. Allerdings räumte er der rein verstandesmäßen Erkenntnis durch Kunst eine zu große Bedeutung ein. Diese Theorie musste deshalb ihre Gegner finden.
GOTTSCHEDs Schüler strebten empfindsame und gefühlvolle Unterhaltung mit lehrhafter Tendenz an. Diese Tendenz der Aufklärung wird deshalb auch Empfindsamkeit genannt.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Gottscheds Gegner
JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHEDs Ideal einer reinen Verstandesdichtung musste seine Gegner finden. Seine Schüler GOTTLIEB WILHELM RABENER (1714–1771), CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERT, JOHANN ELIAS SCHLEGEL u. a. gründeten 1744 in Bremen „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“, in denen sie sich deutlich von den Theorien ihres Lehrers distanzierten. Die Autoren strebten empfindsame und gefühlvolle Unterhaltung mit lehrhafter Tendenz an. Diese Tendenz der Aufklärung wird deshalb auch Empfindsamkeit genannt.
GELLERT war Vertreter der comédie larmoyante , des „lehrhaft-rührenden Lustspiels“, das GOTTSCHEDs sächsische Typenkomödie von der Bühne verdrängen sollte. Er probte das aus Frankreich kommende Rührstück u. a. in „Die zärtlichen Schwestern“ (1747) aus und untermauerte seine Theatertheorie 1751 in „Pro comoedia commovente“, einer Programmschrift über das rührende Lustspiel.
Auch aus Halle erfolgten Angriffe gegen den „Literaturpapst“ GOTTSCHED durch FRIEDRICH GEORG MEIER (1718–1777) in dessen Schrift „Beurtheilung der Gottschedschen Dichtkunst“ (1747). Massiv setzten die schweizerischen Aufklärer JOHANN JACOB BODMER und JOHANN JAKOB BREITINGER in ihren Poetiken „Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie“ bzw. „Critische Dichtkunst“ (beide 1740) Gegenakzente zu GOTTSCHED. BODMER und BREITINGER, die das Emotionale und die Fantasie in der Dichtung forderten, orientierten sich stark an den literarischen und philosophischen Tendenzen in England (Empirismus), während GOTTSCHED sich an die französische Aufklärung (Rationalismus) angelehnt hatte.

Zentren der Aufklärung
Zürich
Halle
Leipzig
Hamburg
Bremen
Berlin
Königsberg
Göttingen
BODMER, BREITINGER, KLOPSTOCK, WIELAND
UZ, GÖTZ, GLEIM, F.G. MEYER
LEIBNIZ, GOTTSCHED, LESSING, KÄSTNER
LESSING, KLOPSTOCK, BROCKES, CLAUDIUS
GELLERT, J. E. SCHLEGEL, KLOPSTOCK
LESSING, MENDELSSOHN, NICOLAI
KANT, GOTTSCHED, HERDER
HALLER, LICHTENBERG, VOSS, BÜRGER

Lessings Argumente gegen Gottsched
Ähnliche Angriffe erfuhr GOTTSCHED durch GOTTHOLD EPHRAIM LESSING (1729–1781). Dessen „Briefe, die neueste Literatur betreffend“ (1759–1765) und die „Hamburgische Dramaturgie“ wurden zur eigentlichen theoretischen Grundlegung des deutschen Dramas.
In seinem 17. Literaturbrief griff LESSING GOTTSCHED persönlich an und warf ihm vor, mit seiner Theaterreform eher Verschlimmerungen als Verbesserungen bewirkt zu haben. GOTTSCHED habe verabsäumt zu untersuchen, ob das französische Theater für das deutsche als Vorbild tauge. Hingegen wird SHAKESPEARE und das englische Theater, weit entfernt von rationalistischen Tendenzen, zum Vorbild für ein deutsches Nationaltheater erhoben. SHAKESPEAREs Theater sei natürlich und ursprünglich, auch sei das zeitgenössische englische Theater geeigneter, weil

„das Große, das Schreckliche, das Melancholische besser auf uns wirkt als das Artige, das Zärtliche, das Verliebte“.
(LESSING: „Briefe, die neueste Literatur betreffend“)

Mit der Hervorhebung der Bedeutung des englischen Theaters und insbesondere SHAKESPEAREs leitete LESSING eine lang anhaltende, vor allem für den Sturm und Drang und die Romantik bedeutende Shakespeare-Rezeption ein. Die bedeutendsten Übersetzungen shakespearescher Werke stammen von

  • CHRISTOPH MARTIN WIELAND,
  • FRIEDRICH SCHLEGEL,
  • LUDWIG und DOROTHEA TIECK und
  • WOLF GRAF BAUDISSIN (1825–1833)

LESSING strebte die Wandlung des Theaters vom Hoftheater zum Nationaltheater an. Er nahm deshalb begeistert eine Stellung als Dramaturg am Hamburger Nationaltheater an, kehrte aber der Hansestadt bald enttäuscht den Rücken. Jedoch wurden seine Vorstellungen Jahrzehnte später verwirklicht und bürgerliche Stadttheater gegründet.

  • Der Literaturstreit

Bürgerliches Trauerspiel
LESSING entwickelte in theoretischen Schriften und am praktischen Beispiel sein bürgerliches Trauerspiel . Diese dramatische Form ist eine während der Aufklärung im 18. Jahrhundert entstandene dramatische Gattung.

  • Sie stellt die Vorstellungen des Bürgers von Tugend ins Zentrum der Betrachtung.
  • Sie dramatisiert die gegensätzlichen moralischen und Lebenshaltungen des Bürgertums und des Adels.
  • Die in den Renaissance-und Barockpoetiken festgelegte Ständeklausel im Drama wurde überwunden. Die Ständeklausel sah vor, dass in der Tragödie ausschließlich Mitglieder höherer Stände (Adel) Handlungsträger sein durften.

LESSING gelang mit „ Miß Sara Sampson “ (1755, PDF 1), in nur vier Wochen niedergeschrieben, und „ Emilia Galotti “ (1771,. PDF 2), das bürgerliche Trauerspiel in Deutschland zu etablieren. Zugleich löste er den traditionellen Alexandriner durch den Blankvers ab. Das Drama wirkte so prosaischer.

„Emilia Galotti“ spielt in Italien. LESSING greift darin ein oft bearbeitetes Motiv von Titus Livius (59–17 v. Chr.) auf. In „Ab urbe condita“ (Vom Ursprung der Stadt) wird die Legende von der Römerin Virginia erzählt, die von ihrem Vater getötet wird, weil dies der einzige Weg ist, sie vor der Willkür des Decemvirn Appius Claudius zu bewahren.

  • BWS-DEU1-0550-05.pdf (173.84 KB)

Inhalt von „Emilia Galotti“
Emilia soll den Grafen Appiani heiraten, jedoch Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla, verliebt sich in das Bürgermädchen. Marchese Marinelli, sein Kammerherr, soll nun alles tun, die Hochzeit zu verhindern. Bald darauf wird das Brautpaar von Verbrechern überfallen und Appiani ermordet. Emilia wird mit ihrer Mutter auf das Schloss des Prinzen „in Sicherheit“ gebracht, bald trifft auch der Vater Odoardo dort ein. Gräfin Orsina, die ehemalige Geliebte des Prinzen, klärt Odoardo über die Hintergründe der Bluttat auf. Emilia fürchtet, den Verführungskünsten des Prinzen nicht standhalten zu können, und um die Ehre seiner Tochter zu retten, gibt der Vater ihrem Drängen nach und ersticht sie.

Das Drama war damals so beliebt, dass es Nachahmer fand: JOHANN JAKOB BODMER schrieb 1778 „Odoardo Galotti, Vater der Emilia. Ein Pendant zur Emilia. In einem Aufzuge: und Epilogus zur Emilia Galotti. Von einem längst bekannten Verfasser.“

  • BWS-DEU1-0550-06.pdf (346.94 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Die Vernunft und das Wahre, Gute und Schöne: Die Hochaufklärung." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/die-vernunft-und-das-wahre-gute-und-schoene-die-hochaufklaerung (Abgerufen: 09. June 2025, 09:43 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Volltext
  • Lessing
  • Gottlieb Wilhelm Rabener
  • CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERT
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Vasco da Gama

* um 1469 in Sines
† 1524 in Cotchin

VASCO DA GAMA (1469–1524) wird um 1469 in Sines, einem Seehafen im Süden Portugals, geboren und stirbt 1524 in Cotchin (Ost-Indien).

Er studiert Astronomie und Navigation. In der Marine Portugals bringt er es bis zum Marineoffizier. Er umsegelt das Kap der Guten Hoffnung, entdeckt den Seeweg nach Indien und wird Vizekönig der portugiesischen Besitzungen in Indien. Durch seine Entdeckungen öffnet er den Seehandel der Europäer mit Asien.

Zeitrechnung und Zeitzonen

Bis in die unmittelbare Vergangenheit dienten astronomische Sachverhalte als Grundlage der Zeitmessung und Zeitrechnung. Der „Sonnentag“ mit seinen Unterteilungen (Stunden, Minuten, Sekunden) sowie der Mondumlauf um die Erde („Monat“) basieren auf solchen Grundlagen. Auch die Tageszeit, genauer die tatsächliche Ortszeit, hängt vom Sonnenstand ab und ist deshalb höchst unterschiedlich. In Deutschland beträgt beispielsweise der Zeitunterschied von den östlichsten zu den westlichsten Orten immerhin über eine halbe Stunde Ortszeit. Vereinbarte Zeitzonen gewährleisten aber trotz gewisser Abweichungen vom tatsächlichen Sonnenstand und folglich von der tatsächlichen Zeit ein funktionierendes gesellschaftliches Leben.

Von Reuter zu Gisander: Der aufklärerische Roman

Der Aufstieg des Romans im 18. Jahrhundert zu einem dominierenden Genre in der epischen Gattung begann wiederum in England. DANIEL DEFOEs „Robinson Crusoes Leben und seltsame Abenteuer“ (dt. 1720) gab einer neuen Stilrichtung innerhalb des Genres seinen Namen: Robinsonade.
CHRISTIAN REUTER bereitete den aufklärerischen Roman in Deutschland vor. GELLERT war einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Sein Roman „Das Leben der schwedischen Gräfin von G***“ war der erste bürgerliche Roman und eine Mischung aus Brief- und Abenteuerroman. SOPHIE VON LA ROCHE schrieb mit der „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ das damals wohl bekannteste Werk einer Frau.

Jean-Jacques Rousseau

*28. 06. 1712 in Genf 
† 02. 07. 1778 in Ermenonville bei Paris

JEAN-JACQUES ROUSSEAU war einer der wichtigsten französischen Schriftsteller des 18. Jh. ROUSSEAUs Werk steht zwischen der Aufklärung des 18. Jh., was seine leidenschaftliche Verteidigung der Vernunft und der individuellen Rechte belegt, und der Romantik des frühen 19. Jh., die dem rationellen Denken eine starke subjektive Erfahrung gegenüberstellt. Besonders durch seine Betonung der Willensfreiheit übte er starken Einfluss auf die Psychoanalyse und Existenzphilosophie des 20. Jh. aus. Seine Erziehungstheorie, dargelegt im Émile, führte zur Herausbildung toleranterer und psychologisch orientierter Methoden der Kindererziehung. Stark angeregt durch ROUSSEAU wurde der Pädagoge JOHANN HEINRICH PESTALOZZI. Seine Romane „Die neue Heloise“ und „Bekenntnisse“ übten starken Einfluss auf die französische Literatur der Romantik sowie auf die Schriftsteller JOHANN GOTTFRIED HERDER, JOHANN WOLFGANG VON GOETHE und FRIEDRICH VON SCHILLER aus. Seine politischen Theorien wirkten besonders auf IMMANUEL KANT.

Die europäische Aufklärung: Das Zeitalter der Vernunft

Als europäische Geistesströmung prägte die Aufklärung vor allem in Deutschland, Frankreich und England das 18. Jahrhundert. Sie stand unter dem Eindruck der vorausgegangenen Umwälzungen in Astronomie, Physik und anderen Naturwissenschaften und wandte sich gegen kirchliche und staatliche Bevormundung. Den langen Schatten des Mittelalters, die ihrer Ansicht nach das Denken verdunkelten, hielten die Aufklärer das Licht einer sich selbst bestimmenden Vernunft und die Ideale von geistiger Freiheit, Gleichheit und Toleranz entgegen. Die Grundsätze der Aufklärung prägten das Selbstverständnis der bürgerlichen Kultur und ersetzten in weiten Teilen Deutschlands die fehlende politische Mitbestimmung. Zu ihren bedeutendsten Vertretern gehörten JOHN LOCKE, DAVID HUME, JEAN-JACQUES ROUSSEAU, MONTESQUIEU und VOLTAIRE, der als Freund FRIEDRICHs II. den aufgeklärten Absolutismus in Preußen stark beinflusste. In der „Kritik der reinen Vernunft“ des Königsberger Philosophen IMMANUEL KANT erreichte die Philosophie der Aufklärung ihren Höhepunkt.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025