Paul Fleming

PAUL FLEMING war ein deutscher Barockdichter, dessen Werke besonders eng an die Dichtungen FRANCESCO PETRARCAs und MARTIN OPITZ' anschlossen. FLEMING schrieb weltliche und geistliche Lieder in Deutsch und Latein, die zwar die barocken Stilvorgaben seiner Zeit nicht ganz verließen, jedoch durch eine persönliche kraftvolle und emotionale Sprache auffielen.
Die Literaturgeschichtsschreibung hat sich immer wieder mit FLEMING beschäftigt, da sein Werk u. a. als Vorläufer der Erlebnisdichtung von JOHANN WOLFGANG VON GOETHE angesehen wurde.

PAUL FLEMINGs Lebensgeschichte umfasst kaum 40 Jahre. Er wurde am 05.10.1609 in Hartenstein (sächsisches Vogtland) als Sohn eines Pfarrers geboren. Eine gräfliche Patin ermöglichte ihm eine Ausbildung, die seinen Begabungen angemessen war. Ab 1623 besuchte er die Thomasschule in Leipzig. An der Leipziger Universität begann er 1628 ein Studium der Medizin, widmete sich jedoch zusätzlich schönwissenschaftlichen und philosophischen Studien.
FLEMING wurde bereits Ende 1631, also mit nur 22 Jahren, zum „kaiserlichen Poeten“ ( Poeta laureatus ) gekrönt. 1632 erhielt er den Magistertitel. In der Leipziger Zeit wurde er – und damit sein Werk – besonders von dem Thomaskantor JOHANN HERMANN SCHEIN sowie von seinem Universitätsprofessor ADAM OLEARIUS beeinflusst. Studentische Freunde aus Sachsen und Schlesien regten ihn zum Dichten an und machten ihn u. a. mit dem bekannten Barockdichter MARTIN OPITZ bekannt.
Auf Vermittlung seines Freundes ADAM OLEARIUS reiste FLEMING 1633 als Hofjunker und Reisedichter mit einer Gesandtschaft des Herzogs FRIEDRICH III. von Holstein-Gottorp nach Russland. OLEARIUS selbst war zum Sekretär und Gesandtschaftsrat ernannt worden. Die Gesandtschaft erfüllte erfolgreich ihren Auftrag, in Moskau um einen freien Durchzug des ostindischen Seidenhandels auf dem Landweg über Russland nach Holstein zu verhandeln. Ein Teil der Gesandtschaft kehrte zurück nach Gottorp, um neue Weisungen einzuholen; FLEMING verblieb in dieser Zeit mit dem anderen Teil in Reval. Hier lernte er 1635 die Hamburger Kaufmannsfamilie NIEHUSEN mit ihren drei Töchtern kennen, die in seinen zukünftigen Dichtungen wichtig wurden und in deren eine, ELSABE, er sich verliebte. Im März 1635 erfolgte der Aufbruch der Gesandtschaft nach Persien und erst im Sommer 1639 kehrte FLEMING von der Reise zurück. ELSABE war ihm in dieser langen Zeit „untreu“ geworden und FLEMING übertrug seine Liebe auf die jüngste Tochter der Familie NIEHUSEN, ANNA, mit der er sich am 08.07.1639 verlobte.
FLEMING wurde die Stelle des Revaler Stadtarztes angeboten. Um diese einnehmen zu können, setzte er im holländischen Leyden sein begonnenes Studium fort und wurde dort 1640 mit der Disputationsschrift „De Lue Venerea“ Doktor der Medizin. Er starb am 02.04.1640 in Hamburg auf der Reise zu seiner Verlobten nach Reval, wo er sich als Arzt niederlassen wollte, an Lungenentzündung. In seiner „Grabschrifft ... so er ihm selbst gemacht ... auf seinem Todtbette drey Tage vor seinem seligen Absterben“ urteilt er über die Bedeutung seiner eigenen Person äußerst selbstbewusst: „Man wird mich nennen hören / Biß daß die letzte Glut diß alles wird verstören.“

Literarisches Schaffen

FLEMINGs literarisches Schaffen begann mit Gelegenheitsgedichten, die sein Vater zusammen mit seinen eigenen Leichenpredigten drucken ließ. Das Gesamtwerk entstand aufgrund des frühen Todes des Dichters innerhalb von nur knapp zehn Jahren und umfasst weltliche und geistliche Gedichte und Lieder in Deutsch und Latein zu den verschiedensten Anlässen wie Beerdigungen, Hochzeiten oder Trinkgesellschaften. Erste Drucke liegen ab 1630 vor.
FLEMINGs erste Dichtungen, so seine Sammlung von Liebesgedichten „Rubella seu Suaviorum liberI“ (1631, „Rubella oder das erste Buch der Küsse“) steht noch ganz in der Tradition der Dichtungen FRANCESCO PETRARCAs. So war FLEMING der erste deutsche erfolgreiche Sonettdichter, er gilt heute als Meister dieser lyrischen Gattung. FLEMING selbst sah sich eher als Schüler von MARTIN OPITZ, den er in seiner Leipziger Zeit kennen lernte.
Ein Großteil der Werke FLEMINGs entstanden in der Zeit seiner abenteuerlichen Gesandtschaftsreise nach Persien (1633–1639, s. Lebensgeschichte). Besonders bekannt ist hier das zu Reisebeginn verfasste Vertrauenslied „In allen meinen Taten laß ich den Höchsten raten“. FLEMING schrieb während der Reise Gedichte auf Landschaften, Städte, Flüsse, Freunde und die ferne(n) Geliebte(n). Die besondere Situation, fern von anderen Literaten und literarischen Konventionen, unterstützte die Entwicklung eines eigenen, besonderen literarischen Stils. So entstand eine frische, kraftvolle, ursprüngliche Lyrik, die unter seinen Zeitgenossen großen Anklang fand. Neben tief emotionalen Liebesgedichten finden sich inbrünstige und würdevolle religiöse Hymnen, von denen einige noch heute als Psalmen in kirchlichen Gesangsbüchern zu finden sind (z. B. „In allen meinen Taten“).

Werke

Zu den Hauptwerke n FLEMINGs gehören u. a.:

  • Rubella seu Suaviorum liberI (1631, Rubella oder das erste Buch der Küsse, Liebesgedichte)
     
  • Teutsche Poemata (1642 erschienen, deutschsprachige und neulateinische Gedichte und Epigramme)
     
  • Geist und weltliche Poemata (1651 erschienen)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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