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Realismus in Frankreich

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Er konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln. Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.
Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC. Weitere Vertreter waren u. a. GUSTAVE FLAUBERT, STENDHAL und VICTOR HUGO.

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Der programmatische Realismusbegriff wurde durch die Kunst- und Kulturkritik Frankreichs zwischen 1850 und 1860 zunächst zur Beschreibung der Gemälde COURBETs benutzt, woran sich eine Kunstdebatte anschloss, die dem Begriff zur Wirkung verhalf. GUSTAVE COURBET (1819–1877) war ein französischer autodidaktischer Maler und bekannt für eine wirklichkeitsgetreue Darstellung. Die Ausstellung seiner Werke anlässlich der Weltausstellung 1855 in Paris nannte er „Le Réalisme“.

Schule in der Malerei

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Zu den realistischen Malern gehörten u. a.:

  • JEAN-FRANCOIS MILLET (1814–1975),
  • GUSTAVE COURBET (1819–1877),
  • HONORÈ DAUMIER (1808–1879),
  • JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT (1796–1875),
  • CHARLES-FRANÇOIS DAUBIGNY (1817–1878),
  • HENRI FANTIN-LATOUR (1836–1904),
  • THÉODORE ROUSSEAU (1812–1867).

Der Realismus konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln: Hier hatte nach der Revolution von 1848 ein neues politisches Klima eingesetzt. Aufstände der Bevölkerung (Februar 1848 in Paris) waren eine Reaktion auf die anhaltende Wirtschaftskrise und auf die verminderte politische Mitbestimmung des Kleinbürgertums und enthielten also Forderung nach Aufhebung des Zensuswahlrechts. Im Februar 1848 wurde in Paris der „Bürgerkönig“ LOUIS PHILIPPE durch einen Aufstand gestürzt. Man versuchte nun, die gesellschaftlichen Zustände schonungslos zu beschreiben.
Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.

Rolle der Erfahrung

Konzentration auf materielle Gegebenheiten fördert die Rolle der Erfahrung , des Empirischen. Man glaubte an den Fakt. Der Autor als Subjekt tritt zurück, wird zur unpersönlichen Instanz, die Fakten sammelt und zusammenstellt, weniger interpretiert ( Positivismus ). Der wissenschaftliche Anspruch des Romanschriftstellers dominiert. Die Neutralität des Gegenstandes hebt Stilkonventionen und damit die tradierte Hierarchie von würdigen, großen und von weniger würdigen, niedrigen Themen auf. Damit war es möglich, dass auch das Leben der sozialen Unterschichten zu einem würdigen und ernst zu nehmenden Thema wurden. Es fielen theoretisch viele Tabus. Der konsequente, programmatische Realismus hatte jedoch viele Kritiker. Viele Künstler beharrten auf der poetischen Verwandlung und Idealisierung der realen Welt. Dies spielte vor allem für die deutschen Realisten eine Rolle, weniger für die französischen, deren wichtigste Vertreter bewusst das radikal Neue und Experimentelle ihrer Texte hervorhoben und sich den Verfahren der Naturwissenschaft stärker verbunden fühlten. Die weltanschauliche, politische und ästhetische Radikalität der Franzosen fand unter den deutschen Zeitgenossen der fünfziger Jahre kaum Sympathisanten. Ihre Kritik artikulierten die Deutschen, indem sie den französischen Realismus mit dem abwertenden Begriff des Naturalismus gleichsetzten. Erst in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden wieder verstärkt französische Realisten ins Deutsche übersetzt und Maler mit Interesse wahrgenommen. Allein auf der Bühne hatten deutsche Zuschauer ohne größere Unterbrechung die Möglichkeit, französische Werke dieser Phase zu sehen und zu beurteilen. Erst die junge Generation nach der großen Garde der alten Männer und Realisten knüpft gezielt an den Radikalismus der französischen Kollegen unter dem Stichwort des deutschen Naturalismus an.

Die französischen Realisten

Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC (1799–1850). Er wurde wegen seiner kämpferischen Bilder der „Napoleon des Romans“ genannt. Seine Literatur bietet eine schonungslose Analyse der Gesellschaft. Von dem auf rund 135 Werke konzipierten Zyklus „Die menschliche Komödie“ („La comédie humaine“ 1829–1854, deutsch 10 Bände 1923–1927) konnte er 91 vollenden. Aus diesem Zyklus stammt „Das Chagrinleder“ (1831), von dem GOETHE schrieb:

„Ich las ›Das Chagrinleder‹ weiter und beschäftigte mich damit die übrige Zeit, wie ich denn in der Nacht mit dem 2. Theile fertig wurde. Es ist ein vortreffliches Werk neuester Art, welches sich jedoch dadurch auszeichnet, daß es zwischen dem Unmöglichen und dem Unerträglichen sich mit Energie und Geschmack hin- und herbewegt, und das Wunderbare als Mittel, die merkwürdigsten Gesinnungen und Verkommenheiten sehr consequent zu brauchen weiß, worüber sich im Einzelnen viel Gutes würde sagen lassen.“

Der bekannteste Roman von GUSTAVE FLAUBERT (1821–1880) ist „Madame Bovary“ (1857, PDF 1), der einen Ehebruch so realistisch schilderte, dass er sich ein Strafverfahren einhandelte. Zwar wurde der Autor durch eine kluge Verteidigung freigesprochen, das Buch dadurch aber ein Skandalerfolg. FLAUBERTs zweiter großer Erfolg war „Die Erziehung der Gefühle. Geschichte eines jungen Mannes“ (frz: „L'Éducation sentimentale“, 1869).
MARIE HENRI BEYLE weilte in seiner Jugend in der deutschen Kleinstadt Stendal, seitdem nannte er sich STENDHAL . Seine wichtigsten Werke sind „Rot und Schwarz“ („Le Rouge et Le Noir“) und „Die Kartause von Parma“ („La Chartreuse de Parme“). Über die „Kartause“ sagte der russische Realist LEO TOLSTOI:

„Ich bin Stendhal wie kaum irgendwem verpflichtet: ich verdanke ihm die Kenntnis des Krieges. Wer vor ihm hat den Krieg auf diese Weise geschildert, das heißt so, wie er wirklich ist? Man erinnere sich, wie Fabrizio mitten durch die Schlacht von Waterloo reitet und nicht das geringste davon merkt...“
(Arthur Schurig im Nachwort zu Stendhals "Die Kartause von Parma", Insel Verlag, 1952)

  • BWS-DEU1-0565-05.pdf (948.58 KB)

Der Sohn eines Generals VICTOR HUGO (1802–1885, Bild 3) veröffentlichte 29-jährig seinen wohl bekanntesten Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ („Notre Dame de Paris“, 1831–1833), mit dem er sofort berühmt wurde. Das Buch wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein kolportiert und adaptiert: Die Liebe des ungestalten Glöckners Quasimodo zur Zigeunerin Esmeralda rührte so manches Kinderherz im gleichnamigen Zeichentrickfilm und im Musical. Aber auch sein zweiter großer Erfolg „Die Elenden“ („Les Misérables“, 1862), mit dem sich HUGO endgültig einen Platz innerhalb der Weltliteratur eintrug, wurde mehrfach adaptiert: Es wurden Filme gedreht, Theaterstücke gespielt, nun ward gar ein Musical auf die Bühne gebracht. Das hat der Dichter nicht verdient. HUGO wird heute fast nur noch über die Adaptionen seiner Werke einem größeren Publikum bekannt. In seiner Heimat war er zumindest einmal ein sehr Bedeutender. HUGOs letzte Ruhestätte ist das Pantheon in Paris. Der „Prix Victor Hugo“ ist heute einer der renommiertesten französischen Literaturpreise.

Ein weiterer bedeutender französischer Realist, der vor allem auf den deutschen Naturalismus wirkte, war EMILE ZOLA (1840–1902).
Er ist ein Vertreter des naturalistischen Romans. Sein Hauptwerk ist das 20-bändige „Les Rougon-Macquart. Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich“ (1871–1893), aus dem u. a. „Nana“ (PDF 2) stammt.

Aber er war auch Gesellschaftskritiker der Praxis:

Mit „J´accuse!“ („Ich klage an!“) engagierte er sich in der Dreyfus-Affäre (1894–1906).

  • BWS-DEU1-0565-08.pdf (907.64 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Realismus in Frankreich." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/realismus-frankreich (Abgerufen: 10. June 2025, 03:33 UTC)

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Exilliteratur

Eine besondere Bedeutung für die Exilliteratur hatte der historische Roman. Daneben gab es aber noch eine Fülle von Themenkreisen: Österreichische Autoren beschäftigten sich mit dem Untergang der Donaumonarchie. Gesellschafts- und Zeitromane des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur wurden zu einem weiteren Schwerpunkt: Mit dem Alltag in Nazi-Deutschland beschäftigten sich u. a. Bücher der Kinder- und Erwachsenenliteratur. ANNA SEGHERS' „Das siebte Kreuz“ berichtet von sieben entflohenen Häftlingen eines Konzentrationslagers, von denen sechs wieder eingefangen werden. Zur Abschreckung für die anderen werden sie an Kreuzen aufgehängt. Das siebte Kreuz aber bleibt leer.
ÖDÖN VON HORVATHs „Jugend ohne Gott“ beschreibt die Generation des sogenannten Dritten Reiches aus der Sicht ihres Lehrers.

Lenz-Novelle

GEORG BÜCHNERs Novelle „Lenz“ ist das wichtigste Werk des deutschen Frührealismus. In ihr werden naturalistische, auch expressionistische Merkmale vorweggenommen. BÜCHNER orientierte sich nicht an den klassischen idealen des „Guten, Wahren, Schönen“. Von den Romantikern übernahm er die Ästhetisierung des Hässlichen, d.h. Leben war für ihn Ganzheit. Das Leben, wie es ist, schließt auch den Wahnsinn des Helden ein. Damit begab sich Büchner in eine Gegenposition zu den zeitgenössischen Kritikern. Seinen Lenz lässt er sagen:

„Ich verlange in allem Leben, Möglichkeit des Daseins, und dann ist's gut; wir haben dann nicht zu fragen, ob es schön, ob es häßlich ist, das Gefühl, daß was geschaffen sei, Leben habe, stehe über diesen beiden, und sei das einzige Kriterium in Kunstsachen.“


BÜCHNERs literarische Haltung entsprang seinem Lebensmotto: Leben als Selbstzweck. Das bedeutet, Leben um des Lebens willen. Deswegen schaffte BÜCHNER keine Kunstfiguren als Verkörperung von Idealen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Eine Verklärung seiner Figuren verbietet sich von selbst.

 

Literarische Verhältnisse und Leseverhalten am Ende des 19. Jahrhunderts

Besonders seit 1848 waren viele Neu-Leser hinzugekommen, da sich die Anzahl der Menschen, die lesen konnten, durch Verbesserungen im Volksschulwesen ständig erhöht hatte. Auf der Basis des Volksschulsystems sank die Zahl der Nicht-Leser zwischen 1840 und 1890 von 50% auf 10%.

Eine Folge der Kommerzialisierung und fast 100%igen Technisierung der Buchproduktion waren besondere Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, im Kampf um die Neu- bzw. Erstleser und um die Vielleser zu beobachten. Gerade die jungen Leser versuchte man früh an einen bestimmten Typ der Verteilung und der Geschichten zu binden.

Zunehmende Sesshaftigkeit und eine gesicherte soziale Existenz ermöglichten die Ausbildung von kulturellen Gewohnheiten. Zu diesen Gewohnheiten gehörte die Nutzung des breiten Netzes von Leihbibliotheken, das sich neben Wanderbüchereien bis Ende des Jahrhunderts entwickelt hatte. Die Bedeutung dieser Einrichtungen für das literarische Leben des 19. Jahrhunderts war immens hoch: fast 90% des literarischen Publikums versorgte sich gegen Leihgebühren dort mit Lesestoff.

Leonce und Lena

Das Lustspiel „Leonce und Lena“ ist das Produkt eines Preisausschreibens, das der Cotta Verlag 1836 veranstaltete. BÜCHNER hatte allerdings den Einsendetermin überschritten. So erhielt er sein Manuskript zurück. Bei Cotta hatte man nicht einmal Kenntnis genommen von der eingesandten Literatur.

CLEMENS BRENTANOs „Ponce de Leon“ bildete das Urbild dieses Lustspiels. Das Stück handelt von Leonce, dem Sohn König Peters aus dem Reiche Popo, der die fremde Königstochter nicht heiraten will, und der Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi, die Leonce versprochen ist, ihn aber auch nicht heiraten will. Eines Tages, ohne einander zu erkennen, treffen sie zufällig aufeinander. Leonce ist ein Gelangweilter, der aus seiner Welt ausbrechen will:

„Sieh zu den Fenstern meiner Augen hinein! Siehst du, wie schön tot das arme Ding ist?“

Er verliebt sich in die todunglückliche Lena:

„Ich glaube, es gibt Menschen, die unglücklich sind, nur weil sie sind“.

Und auch Lena ist zu Leonce in Liebe entbrannt. Statt miteinander zu fliehen, fügen sie sich in ihre Schicksale. Am Hofe König Peters wird die Hochzeit vorbereitet, hier erst erkennen beide einander. Der König dankt ab, Leonce übernimmt die Regierung und verkündet den „Blumenkinderstaat“ ohne Uhren und Kalender, in dem nicht zu viel gearbeitet werden darf.

 

Conrad Ferdinand Meyer

* 11. Oktober 1825 in Zürich
† 28. 11. 1898 in Kilchberg bei Zürich

CONRAD FERDINAND MEYER war neben JEREMIAS GOTTHELF und GOTTFRIED KELLER der bedeutendste Vertreter der deutschsprachigen Literatur der Schweiz im 19. Jahrhundert. Er schrieb v. a. historische Erzählungen und Novellen; Stoffe aus dem zeitgenössischen Alltag lehnte er ab.

Das Geschichtsbild, das sein Werk bestimmt, ist dem zeitgenössischen Renaissancekult verpflichtet: Die Renaissance verkörperte Lebenskraft und Lebensfreude, die überlegene, außergewöhnliche Persönlichkeiten hervorbringt.

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