Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch
  3. 5 Literatur und Medien
  4. 5.2 Abriss der Literaturgeschichte
  5. 5.2.5 Literatur des 19. Jahrhunderts
  6. Realismus in Frankreich

Realismus in Frankreich

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Er konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln. Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.
Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC. Weitere Vertreter waren u. a. GUSTAVE FLAUBERT, STENDHAL und VICTOR HUGO.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Der programmatische Realismusbegriff wurde durch die Kunst- und Kulturkritik Frankreichs zwischen 1850 und 1860 zunächst zur Beschreibung der Gemälde COURBETs benutzt, woran sich eine Kunstdebatte anschloss, die dem Begriff zur Wirkung verhalf. GUSTAVE COURBET (1819–1877) war ein französischer autodidaktischer Maler und bekannt für eine wirklichkeitsgetreue Darstellung. Die Ausstellung seiner Werke anlässlich der Weltausstellung 1855 in Paris nannte er „Le Réalisme“.

Schule in der Malerei

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Zu den realistischen Malern gehörten u. a.:

  • JEAN-FRANCOIS MILLET (1814–1975),
  • GUSTAVE COURBET (1819–1877),
  • HONORÈ DAUMIER (1808–1879),
  • JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT (1796–1875),
  • CHARLES-FRANÇOIS DAUBIGNY (1817–1878),
  • HENRI FANTIN-LATOUR (1836–1904),
  • THÉODORE ROUSSEAU (1812–1867).

Der Realismus konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln: Hier hatte nach der Revolution von 1848 ein neues politisches Klima eingesetzt. Aufstände der Bevölkerung (Februar 1848 in Paris) waren eine Reaktion auf die anhaltende Wirtschaftskrise und auf die verminderte politische Mitbestimmung des Kleinbürgertums und enthielten also Forderung nach Aufhebung des Zensuswahlrechts. Im Februar 1848 wurde in Paris der „Bürgerkönig“ LOUIS PHILIPPE durch einen Aufstand gestürzt. Man versuchte nun, die gesellschaftlichen Zustände schonungslos zu beschreiben.
Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.

Rolle der Erfahrung

Konzentration auf materielle Gegebenheiten fördert die Rolle der Erfahrung , des Empirischen. Man glaubte an den Fakt. Der Autor als Subjekt tritt zurück, wird zur unpersönlichen Instanz, die Fakten sammelt und zusammenstellt, weniger interpretiert ( Positivismus ). Der wissenschaftliche Anspruch des Romanschriftstellers dominiert. Die Neutralität des Gegenstandes hebt Stilkonventionen und damit die tradierte Hierarchie von würdigen, großen und von weniger würdigen, niedrigen Themen auf. Damit war es möglich, dass auch das Leben der sozialen Unterschichten zu einem würdigen und ernst zu nehmenden Thema wurden. Es fielen theoretisch viele Tabus. Der konsequente, programmatische Realismus hatte jedoch viele Kritiker. Viele Künstler beharrten auf der poetischen Verwandlung und Idealisierung der realen Welt. Dies spielte vor allem für die deutschen Realisten eine Rolle, weniger für die französischen, deren wichtigste Vertreter bewusst das radikal Neue und Experimentelle ihrer Texte hervorhoben und sich den Verfahren der Naturwissenschaft stärker verbunden fühlten. Die weltanschauliche, politische und ästhetische Radikalität der Franzosen fand unter den deutschen Zeitgenossen der fünfziger Jahre kaum Sympathisanten. Ihre Kritik artikulierten die Deutschen, indem sie den französischen Realismus mit dem abwertenden Begriff des Naturalismus gleichsetzten. Erst in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden wieder verstärkt französische Realisten ins Deutsche übersetzt und Maler mit Interesse wahrgenommen. Allein auf der Bühne hatten deutsche Zuschauer ohne größere Unterbrechung die Möglichkeit, französische Werke dieser Phase zu sehen und zu beurteilen. Erst die junge Generation nach der großen Garde der alten Männer und Realisten knüpft gezielt an den Radikalismus der französischen Kollegen unter dem Stichwort des deutschen Naturalismus an.

Die französischen Realisten

Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC (1799–1850). Er wurde wegen seiner kämpferischen Bilder der „Napoleon des Romans“ genannt. Seine Literatur bietet eine schonungslose Analyse der Gesellschaft. Von dem auf rund 135 Werke konzipierten Zyklus „Die menschliche Komödie“ („La comédie humaine“ 1829–1854, deutsch 10 Bände 1923–1927) konnte er 91 vollenden. Aus diesem Zyklus stammt „Das Chagrinleder“ (1831), von dem GOETHE schrieb:

„Ich las ›Das Chagrinleder‹ weiter und beschäftigte mich damit die übrige Zeit, wie ich denn in der Nacht mit dem 2. Theile fertig wurde. Es ist ein vortreffliches Werk neuester Art, welches sich jedoch dadurch auszeichnet, daß es zwischen dem Unmöglichen und dem Unerträglichen sich mit Energie und Geschmack hin- und herbewegt, und das Wunderbare als Mittel, die merkwürdigsten Gesinnungen und Verkommenheiten sehr consequent zu brauchen weiß, worüber sich im Einzelnen viel Gutes würde sagen lassen.“

Der bekannteste Roman von GUSTAVE FLAUBERT (1821–1880) ist „Madame Bovary“ (1857, PDF 1), der einen Ehebruch so realistisch schilderte, dass er sich ein Strafverfahren einhandelte. Zwar wurde der Autor durch eine kluge Verteidigung freigesprochen, das Buch dadurch aber ein Skandalerfolg. FLAUBERTs zweiter großer Erfolg war „Die Erziehung der Gefühle. Geschichte eines jungen Mannes“ (frz: „L'Éducation sentimentale“, 1869).
MARIE HENRI BEYLE weilte in seiner Jugend in der deutschen Kleinstadt Stendal, seitdem nannte er sich STENDHAL . Seine wichtigsten Werke sind „Rot und Schwarz“ („Le Rouge et Le Noir“) und „Die Kartause von Parma“ („La Chartreuse de Parme“). Über die „Kartause“ sagte der russische Realist LEO TOLSTOI:

„Ich bin Stendhal wie kaum irgendwem verpflichtet: ich verdanke ihm die Kenntnis des Krieges. Wer vor ihm hat den Krieg auf diese Weise geschildert, das heißt so, wie er wirklich ist? Man erinnere sich, wie Fabrizio mitten durch die Schlacht von Waterloo reitet und nicht das geringste davon merkt...“
(Arthur Schurig im Nachwort zu Stendhals "Die Kartause von Parma", Insel Verlag, 1952)

  • BWS-DEU1-0565-05.pdf (948.58 KB)

Der Sohn eines Generals VICTOR HUGO (1802–1885, Bild 3) veröffentlichte 29-jährig seinen wohl bekanntesten Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ („Notre Dame de Paris“, 1831–1833), mit dem er sofort berühmt wurde. Das Buch wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein kolportiert und adaptiert: Die Liebe des ungestalten Glöckners Quasimodo zur Zigeunerin Esmeralda rührte so manches Kinderherz im gleichnamigen Zeichentrickfilm und im Musical. Aber auch sein zweiter großer Erfolg „Die Elenden“ („Les Misérables“, 1862), mit dem sich HUGO endgültig einen Platz innerhalb der Weltliteratur eintrug, wurde mehrfach adaptiert: Es wurden Filme gedreht, Theaterstücke gespielt, nun ward gar ein Musical auf die Bühne gebracht. Das hat der Dichter nicht verdient. HUGO wird heute fast nur noch über die Adaptionen seiner Werke einem größeren Publikum bekannt. In seiner Heimat war er zumindest einmal ein sehr Bedeutender. HUGOs letzte Ruhestätte ist das Pantheon in Paris. Der „Prix Victor Hugo“ ist heute einer der renommiertesten französischen Literaturpreise.

Ein weiterer bedeutender französischer Realist, der vor allem auf den deutschen Naturalismus wirkte, war EMILE ZOLA (1840–1902).
Er ist ein Vertreter des naturalistischen Romans. Sein Hauptwerk ist das 20-bändige „Les Rougon-Macquart. Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich“ (1871–1893), aus dem u. a. „Nana“ (PDF 2) stammt.

Aber er war auch Gesellschaftskritiker der Praxis:

Mit „J´accuse!“ („Ich klage an!“) engagierte er sich in der Dreyfus-Affäre (1894–1906).

  • BWS-DEU1-0565-08.pdf (907.64 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Realismus in Frankreich." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/realismus-frankreich (Abgerufen: 20. May 2025, 17:22 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Positivismus
  • STENDHAL
  • Volltext
  • Zola
  • GUSTAVE FLAUBERT
  • Balzac
  • Le Réalisme
  • Pdf
  • Realismus in Frankreich
  • Madame Bovary
  • Gustave Courbet
  • Nana
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Der Schimmelreiter


THEODOR STORMs Novelle „Der Schimmelreiter“ erschien 1888. Der Dichter erzählt darin, er habe als Kind eine Geschichte gelesen. Diese Geschichte sei jedoch nicht mehr auffindbar, sodass er für die Wahrheit des Erzählten nicht bürgen könne. Laut Erinnerung erzählte ein Schulmeister die Geschichte von Hauke Haien, der vom Kleinknecht zum Deichgrafen aufgestiegen war. Er wäre besessen gewesen von der Idee, die Deiche technisch zu verbessern und sicherer zu machen. Die Dorfbewohner hätten ihm misstraut und seine Vorhaben geneidet, auch wenn Haiens Projekte ihnen Vorteile gebracht hatten. Beim Neubau eines Deiches wäre Hauke in offene Konfrontation zu seinem Feind, einem Großknecht geraten, der den Aberglauben der Deicharbeiter ausnutzte: Haien hätte sich wider besseren Wissens auf einen Kompromiss bei den Reparaturarbeiten an jener gefährdeten Stelle eingelassen, wo der alte und der neue Deich aneinanderstießen. Bei einer Sturmflut wäre der alte Deich gebrochen; wären Frau und Kind ertrunken und Haien hätte sich auf seinem Schimmel hinterhergestürzt. Als Zeichen der Warnung erschiene von da an bei Gefahr das Bild des Schimmelreiters, erzählte der Schulmeister.

Woyzeck

In BÜCHNERs fast naturalistischem Drama „Woyzeck“ (1836) wird der einfältige, aber gutmütige Soldat Woyzeck von seinem Vorgesetzten ausgenutzt und geschunden. Der Hauptmann philosophiert mit ihm über Moral und Tugend. Beides könnten sich die Armen nicht leisten, meint Woyzeck: „Es muß was Schönes sein um die Tugend, Herr Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl!“ Um sich einige Groschen zu verdienen, dient er dem Arzt als Versuchsperson. Dieser will anhand einer Erbsendiät Obskures beweisen. Als ihm der Tambourmajor auch noch seine Geliebte fortnehmen will, wird Woyzeck zum Mörder.

Er tötet seine Freundin Marie im Affekt. Sprachlich nähert sich das Drama, das nur als Fragment vorliegt, dem Naturalismus an: Die Figuren sprechen größtenteils Darmstädter Dialekt.

„Woyzeck“ wurde 1979 mit KLAUS KINSKI in der Hauptrolle verfilmt. Der vorliegende Text lehnt sich in der Reihenfolge der Auftritte an diesen Film an.

Effi Briest

Nach einer unbeschwerten Kindheit auf dem Gut der Eltern heiratet die kindliche Effi auf Wunsch der Eltern hin den einundzwanzig Jahre älteren Baron Geert von Instetten, der ein früherer Verehrer der Mutter war. Sie zieht mit ihm ins hinterpommersche Kessin und freut sich auf ein Leben in der Gesellschaft. Dort lebt sie in dem Landratshaus, das ihr unheimlich ist, weil ihm eine alte Spukgeschichte anhaftet, ein ereignisloses Leben.

Da tritt Major Crampas in ihr Leben ein. Diese Begegnung beeinflusst ihr Leben und das Instettens nachhaltig. Crampas ist zu dieser Zeit einundvierzig Jahre alt, er hat sehr laxe Moralauffassungen, vor denen Effi gewarnt wird. Sie wehrt sich gegen ihre Gefühle, dennoch kommt es zu einer Liebesbeziehung zwischen beiden. Als Instetten zum Ministerialrat ernannt wird und ein Umzug nach Berlin notwendig wird, trennen sich Effi und Crampas.

Sieben Jahre später findet Instetten Liebesbriefe seines Freundes Crampas an Effi, als diese zur Kur in Bad Ems weilt. Es kommt zum Duell zwischen den beiden alten Freunden, wobei Crampas getötet wird. Die Ehe mit Effi wird geschieden, Effi lebt allein in einer Berliner Wohnung. Ihr Kind darf sie nicht sehen.

Honoré de Balzac

* 20.05.1799 in Tours
† 18.08.1850 in Paris

HONORÉ DE BALZAC gilt als einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Realismus, seine Gestaltungskunst beeinflusste nachhaltig die Entwicklung des Romans in der Weltliteratur. BALZACs Hauptwerk ist die nach 1829 entstandene „Comédie humaine“ (deutsch „Die menschliche Komödie“), in die er seit 1841 weitere erzählerische Werke integrierte.

Theodor Fontane

* 30.12.1819 in Neuruppin
† 20.09.1898 in Berlin

THEODOR FONTANE zählt zu den bedeutendsten Erzählern des poetischen Realismus im 19. Jahrhundert. Er hat entscheidend auf die Entwicklung des deutschen Romans eingewirkt und hatte u.a. großen Einfluss auf THOMAS MANN.

Erst im Alter von ungefähr sechzig Jahren entschloss FONTANE sich, ausschließlich als Schriftsteller zu arbeiten. So entstanden die meisten seiner Werke in seinem letzten Lebensabschnitt, in den Jahren nach 1876. Es sind vor allem Romane, die die preußische Geschichte behandeln und sich mit Problemen von Liebe und Ehe und sozialen Fragen auseinandersetzen. So wurde FONTANE zum Chronisten der preußisch-deutschen Realität.

Seine Romane spiegeln die überkommenen und sich auflösenden, aber noch gültigen Formen der damaligen Gesellschaft wider. Der bekannteste und mehrfach verfilmte Roman von FONTANE ist seine „Effi Briest“ (1895).

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025