Keltische Spurensuche auf den Britischen Inseln

Der Begriff Kelten ist ein Sammelbegriff für keltische Sprachen sprechende Volksgruppen in Europa. Von den Römern wurden die Kelten Gallier (Kämpfer) genannt. Zur Zeit ihrer größten Expansion im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. bewohnten die Kelten weite Gebiete im südlichen Mitteleuropa, in Westeuropa (Britische Inseln, Gallien, Iberische Halbinsel), im nördlichen Italien sowie in Südosteuropa und Zentralanatolien. Als Kernraum der frühen Kelten gilt - nachweisbar seit dem 7./6. Jahrhundert v. Chr. - das südwestliche Mitteleuropa. Von dort breiteten sie sich über Nordfrankreich auf die Britischen Inseln (im 4./3. Jahrhundert v. Chr.) und dann weiter nach Süden aus.

Kultur und Leben der Kelten

Siedlungswesen

Ein einheitliches keltisches Siedlungswesen hat es nicht gegeben, da die zeitlichen und regionalen Unterschiede beträchtlich waren. Als wichtigste Siedlungstypen ließen sich mit Mauer und Graben befestigte Siedlungen nachweisen, die meist in natürlich geschützter Höhenlage errichtet worden waren. In Britannien, vereinzelt aber auch in Gallien, wurden Rundbauten errichtet. Stall und Wirtschaftsgebäude befanden sich meist abgetrennt getrennt vom Wohnhaus

Wirtschaftliche Grundlagen

Die Kelten waren hervorragende Ackerbauern, Viehzüchter und Eisenschmiede. Die Entwicklung des Eisenbergbaus geht auf sie zurück. Desweiteren führten sie das heute noch bekannte Schottenmuster, die Pferdeschwanzfrisur - die damals allerdings nur die Männer trugen - und die Seife ein. Die Kelten haben Pferde sehr verehrt. Als berühmtes Reitervolk sollen sie auch die Hose als bequemes und praktisches Kleidungsstück erfunden haben. Zur Ausrüstung eines keltischen Kriegers gehörten seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. Langschwert, Stoßlanze und Ovalschild. Außerdem waren Speer, Pfeil und Bogen sowie die Schleudern bekannt.
Wegen ihrer großen Kunstfertigkeit bei der Herstellung von Tongefäßen, Eisenschwertern, Goldschmiede- und Glasarbeiten fanden die Kelten Anklang und Nachahmer in ganz Europa. Sie prägten auch Geldmünzen, was den Warenaustausch erleichterte und erweiterte.

Gesellschaft und Kultur

Große Bedeutung für den Zusammenhalt der keltischen Gesellschaft hatte das Klientelwesen, ein auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhendes Abhängigkeitsverhältnis, das zwischen Stämmen, Mitgliedern des Adels sowie dem Adel und der übrigen Bevölkerung geschlossen werden konnte.
Kulturelle Überlieferungen vor allem aus Gallien bezeugen die religiösen Anschauungen der Kelten. Neben den Berichten römischer Autoren sind Inschriften, Götter- und Ortsnamen, Kultstätten, Votivgaben, Stein- und Holzplastiken, Metallarbeiten und Münzen erhalten.

Soziale Schichtung eines keltischen Stammes.

Soziale Schichtung eines keltischen Stammes.

Die keltische Sprache

Das Keltische gehört zur großen Sprachfamilie des Indogermanischen und lässt sich folgendermaßen unterteilen:

  • Festlandkeltisch, das im heutigen Frankreich, in West-, Mittel- und Süddeutschland gesprochen wurde
  • Inselkeltisch, zu dem einerseits das schottische und irische Gälisch und das auf der Isle of Man gesprochene Manx, andererseits das Walisische, Kornische und das Bretonische gehören.

Die keltischen Einwanderer vermischten sich mit den auf den Britischen Inseln ansässigen Bewohnern. Über diese Bevölkerungsgruppe ist kaum etwas bekannt. Da sich aber die Syntax des Inselkeltischen von den übrigen indogermanischen Sprachen deutlich unterschied, wird angenommen, dass es von der Sprache der ursprünglichen Inselbewohner beeinflusst wurde.

Einfluss des Keltischen auf die englische Sprache

Im Laufe ihrer Entwicklung ist die englische Sprache unterschiedlich beeinflusst worden. Keltische Worte im Altenglischen haben drei Bedeutungsquellen:

  • Konflikt- und Kriegsvokabular
  • Geografische Bezeichnungen
  • Christianisierungsvokabular (das gälische Wort crois wurde zu cross: „Kreuz“)

Mit Beginn der Herrschaft der Angelsachsen im 5. Jahrhundert n. Chr. setzte in Britannien die Vertreibung der keltischen Bewohner ein. Die germanischen Einwanderer stießen dabei mehrfach mit den Einheimischen zusammen. So wird es auch im sagenhaften Epos um den heldenhaften keltischen König Artus berichtet, der die Sachsen besiegt und verdrängt haben soll. Vermutlich wurden aber gerade die Einheimischen verdrängt oder getötet. Anders als weitere Eroberer der Britischen Inseln prägten die Kelten, als soziale und politische Unterschicht, die Sprachentwicklung nur in geringem Maße. Spuren des Keltischen finden sich heute vor allem in geografischen Namen.:

  • Zu den keltisch-stämmigen Worten, die überdauert haben, gehören Flussnamen wie Thames und Yare sowie Städtenamen wie London oder York.
  • Der Gebrauch von combe oder coombe (dt. Tal) als Teil vieler Ortsnamen ist keltischen Ursprungs und wurde in das Altenglische übernommen.
  • Namen mit dem Element baile (dt. Hof) sind sowohl in Irland als auch in Schottland und auf der Isle of Man belegt.
  • Zu den geläufigsten Wortteilen in Ortsnamen gehören in Wales und Cornwall caer (dt. Festung) - so in Cardiff (Wales) und in Carninham (Cornwall).
  • Der Name Cornwall setzt sich zusammen aus kern (dem ursprünglichen Namen für die Bewohner des Südwestens der Britischen Inseln) und wall (aus dem Altenglischen wheales, was „Ausländer“ bedeutet).

Heute gibt es nur noch in Irland, Schottland, Wales und der Bretagne Keltisch sprechende Volksgruppen, die für die Bewahrung ihrer sprachlichen und kulturellen Identität eintreten.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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