Native Australians – The Aboriginals

Geschichte der Aborigines

Das Wort Aborigine stammt aus dem Lateinischen. Zusammengesetzt aus ab (von) und origine (Anfang, Ursprung) bedeutet es soviel wie „von Anfang an da“ bzw. „Ureinwohner“. Funde menschlicher Überreste lassen darauf schließen, dass schon vor 62.000 Jahren Menschen in Australien gelebt haben.

Diese Vorfahren der heute als Aborigines bezeichneten Einwohner waren asiatischen Ursprungs und gelangten in drei großen Einwanderungswellen über Neuguinea nach Australien. Zu jener Zeit waren beide Länder noch durch zahlreiche kleine Inseln mit Südostasien verbunden. Erst der durch die Eisschmelze bewirkte Anstieg des Wasserspiegels kappte die Landverbindung und trennte den australischen Kontinent vom Festland.

Soziale Organisation

Die Aborigines sind nicht als geschlossene Gruppe nach Australien gekommen. Schätzungen gehen von rund 500 Stämme mit 200 verschiedenen Sprachen und Dialekten aus. Das Leben der Aborigines war geprägt von der Bindung an das Gebiet, durch das die Mitglieder eines Clans (Gruppe) im Laufe der Jahre gewandert waren. Als Nomadenvolk lebten sie überwiegend von der Jagd, vom Fischfang und vom Sammeln von Beeren und Kräutern. Feste Hütten wurden nur selten errichtet – im Süden zum Schutz vor Kälte und im Norden gegen die heftigen Monsunfälle. Die Aborigines besaßen sehr wenige materielle Güter, was nicht nur auf ihre nomadischen Lebensweise zurückzuführen ist, sondern auch Ausdruck ihres mythischen Weltverständnisses war: Die Erde war gut, so wie sie war. Nichts gab es ihr hinzuzufügen. Mythische Vorfahren hatten in der Traumzeit, der Dreamtime, die Welt mit allen Tieren und Pflanzen erschaffen, wie auch die Regeln aufgestellt, nach denen die Aborigines lebten.

Die verschiedenen Stämme hielten untereinander Kontakt: Es wurde stammesübergreifend geheiratet, Streitigkeiten wurden in Versammlungen geschlichtet, sodass kriegerische Auseinandersetzungen nicht vorkamen. Nach heutigen Schätzungen lebten in ganz Australien etwa nur 300.000 Aborigines.

Kultur und Rituale

Auch wenn die religiösen Vorstellungen der australischen Stämme aufgrund der unterschiedlichen geografischen Gegenbenheiten (Wüsten, Grasländer, tropische Waldgebiete) differieren, bestehen wichtige Gemeinsamkeiten. Dazu zählt die prägende Idee einer Einheit von Göttlichem, Menschlichem und Natur. Besonders auffällig ist die Dominanz des Maskulinen, bedingt durch die auf die Jagd ausgerichtete Lebensweise. Die Entstehung der Erde wird nicht als das Werk eines Schöpfergottes angesehen. Vielmehr war nach Ansicht der Aborigines die Erde zunächst gänzlich ungestalt und erhielt ihre landschaftliche Prägung in der Früh- oder Traumzeit durch das Wirken übermenschlicher mythischer Vorfahren. Landschaften, Flüsse, Bäume, Menschen und Tiere entstanden, indem diese Wesen die Welt durchstreiften und dabei Pfade, Quellen und Zeichen hinterließen.

In der Mythologie der Aborigines spielt die Regenbogenschlange als ein die ursprünglich geschaffene Welt ergänzendes, übermenschliches Wesen eine zentrale Rolle. Von großer Bedeutung sind gleichfalls die so genannten Wondjina – Menschen, die in der Traumzeit lebten. Ihr Abbild findet sich in stilisierter Form auf zahlreichen Felszeichnungen. Weitere charakteristische Ritualdarstellungen und -gegenstände sind die totemistischen Repräsentationen von Gottheiten sowie Schwirrhölzer und Musikinstrumente. Fast alle Kulturelemente in australischen Gesellschaften lassen einen Gegensatz von heilig/profan erkennen, wobei die Ausübung kultischer Handlungen in der Verwandtschaftsgruppe erfolgte. Jedoch sind – aufgrund christlicher Missionstätigkeit und des Einfluss' der modernen Zivilisation – die religiösen Praktiken der Aborigines in manchen Gebieten Australiens verschwunden.

Dramatische Folgen durch die Entdeckung des Kontinents

Als die Europäer den australischen Kontinent für sich entdeckten, bedeutete dies den unwiderruflichen Wandel in Lebensweise und Kultur der Aborigines. Die Ureinwohner wurden von den landnehmenden Europäern aus ihren Jagdgründen in unfruchtbare Gebiete abgedrängt, wo sie zum Teil an Seuchen und Hunger starben. In Tasmanien waren sie 1876 völlig ausgerottet. Zusammen mit den Inselbewohnern der Torresstrasse (den Torres Strait Islanders) bilden sie eine ethnische Minderheit von etwa 300.000 Menschen, darunter ca. 270.000 Mischlinge. Ihre traditionelle Lebensweise können sie nurmehr in Reservaten bewahren.

Der Kontakt mit der europäischen Zivilisation führte zu einem fortschreitenden Verfall der Kultur und häufig zur sozialen Verelendung der Aborigines. Durch gesetzliche Regelungen versucht die australische Regierung in jüngster Zeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Durch den am 1. Januar 1994 erlassenen Native Title Act erhielten die Aborigines erstmals einen Rechtsanspruch auf Rückgabe ihres früheren Landes, soweit es sich in Staatsbesitz befindet. Mit dem 1998 verabschiedeten Native Title Amendment Act wurden diese Landrechte aber wieder eingeschränkt.

Im Dezember 1994 einigten sich Vertreter der – wegen britischer Atomversuche 1953 von ihrem Land vertriebenen – Ureinwohner mit der australischen Regierung auf eine Entschädigungszahlung (13,5 Mio $A – Australian Dollar) und auf eine Entseuchung des Gebiets durch den Staat in einem Zeitraum von etwa fünf Jahren. Am 26. August 1999 verabschiedete das Bundesparlament in Canberra einen Beschluss zur Aussöhnung, der das an den Aborigines verübte Unrecht eingesteht und bedauert. Doch weigert sich die australische Regierung weiterhin, sich offiziell im Namen der Nation bei den Aborigines zu entschuldigen. Im Mai 2000 legte eine so genannte Versöhnungskommission der Regierung einen Vertrag zur Aussöhnung vor. Die Forderung nach Aussöhnung und Entschädigung löste am 25. Mai 2000 eine der größten Demonstrationen in der Geschichte Australiens aus.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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