Südafrika – ein historischer Überblick

Die Buren annektieren Südafrika

Die ältesten Bewohner Südafrikas sind Khoisanvölker. Bantuvölker leben nachweislich seit dem 16. Jahrhundert am Kap. Die europäische Besiedlung nahm ihren Anfang, als 1652 im Auftrag der niederländischen Ostindischen Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie) Verpflegungsstationen in der Tafelbucht eingerichtet wurden. Daraus erwuchs die niederländische Kapkolonie, in der sich vorwiegend holländische – aber auch deutsche – Einwanderer als Bauern (nl.: Buren) niederließen. Die als Viehzüchter lebenden 'Trek-Buren' und die sesshaften Weißen (die sich seit etwa 1800 Afrikaander nennen) lebten als Herrenschicht zusammen mit den Mischlingen (Coloureds). Sie drängten die ursprünglichen Bewohner gewaltsam in unfruchtbare Regionen ab. Als sie 1779 auch die Stammesgebiete der Xhosa annektierten, begannen die von den Buren so genannten 'Kaffernkriege', die nach fast einhundert Jahren mit der Unterwerfung der Xhosa endeten.

Südafrika als englische Kolonie

Im Jahr 1806 nahm Großbritannien die niederländische Kapkolonie in Besitz. Um der britischen Herrschaft zu entgehen, zogen ab 1835 rund 5.000 Buren auf dem 'großen Treck' außer Landes und stießen dabei mit den Ndebele und Zulu zusammen, die nach blutigen Kämpfen unterlagen. Seit 1838 siedelten sich die weißen 'Vortreker' in Natal, dem Oranjegebiet und Transvaal an und gründeten mehrere Republiken. Die 1839 entstandene Republik Natal wurde 1843 von Großbritannien besetzt (ab 1856 Kronkolonie mit begrenzter Selbstregierung). Dagegen anerkannten die Briten zunächst die beiden anderen burischen Staatsgründungen:

  • die 1852 gegründete Südafrikanische Republik (das spätere Transvaal)
  • und den Oranjefreistaat (gegründet 1842).

Nachdem 1867 im Gebiet von Kimberley Diamantenvorkommen entdeckt wurden, annektierten die britischen Kapbehörden diesen vom Oranjefreistaat beanspruchten Landstrich. 1877 geriet die Südafrikanische Republik als Transvaal Territory unter britische Herrschaft. In der Folgezeit bemächtigten sich die Briten des Zulukönigreichs in Natal, das 1897 annektiert wurde. Nach dem Sieg der Buren (1881) über britische Truppen musste Großbritannien die Unabhängigkeit der Republik akzeptieren. Im Gegenzug erkannten die Burenrepubliken die britischen Rechte auf Betschuanaland an, das der britische Kolonialist CECIL RHODES (1890–96 Premierminister der Kapkolonie) erworben hatte.

Mit dieser Übereinkunft waren die Konflikte zwischen Briten und Buren jedoch nicht beigelegt. Der britische Versuch, 1895 im 'Jameson Raid' die Südafrikanische Republik zu annektieren, führte zum Ausbruch des Burenkriegs. Diese ab 1899 geführten Kämpfe endeten 1902 mit der Kapitulation der Buren. Ihre Republiken wurden britische Kolonien (ab 1907 mit voller Selbstregierung). Am 31. Mai 1910 konstituierte sich das Dominion Südafrikanische Union als Vereinigung der britischen Kolonien in Südafrika. Als Premierminister regierte bis 1919 der ehemalige Burengeneral LOUIS BOTHA. In seiner Amtszeit wurden erste, die schwarze Bevölkerungsmehrheit diskriminierende Maßnahmen ergriffen. 1913 trat der Natives Land Act in Kraft, der es der schwarzafrikanischen Bevölkerung verbot, Land weißer Siedler zu kaufen oder zu pachten. Dies hatte zur Folge, dass nur etwa 8 % der nutzbaren Fläche Südafrikas in Besitz von Schwarzafrikanern waren. Um gegen ihre Entrechtung anzukämpfen, schlossen sich schwarzafrikanische Aktivisten 1912 zum African National Congress (ANC) 1912 zusammen.

Nachdem die pro-britisch eingestellte Südafrikanische Partei in den Wahlen von 1924 der Nationalen Partei unterlag, übernahm JAMES BARRY MUNNICK HERTZOG das Amt des Ministerpräsidenten. Als die Nationale Partei 1934 mit der oppositionellen Südafrikanischen Partei zur Vereinigten Partei fusionierte, spaltete sich der radikale Flügel ab und ging unter DANIEL FRANÇOIS MALAN als 'gereinigte' Nationale Partei in Opposition. MALANS Partei errang 1948 die Regierungsgewalt und führte die durch strikte Rassentrennung gekennzeichnete Politik der Apartheid ein.

Die Politik der Apartheid und der schwarzafrikanische Widerstand

Unter der Leitung des ANC setzte die schwarzafrikanische Bevölkerung der Apartheid-Politik einen gewaltfreien Widerstand entgegen, der von der südafrikanischen Regierung mit immer härteren Staatsschutzgesetzen beantwortet wurde. 1959 spaltete sich der militante Panafrican Congress (PAC) vom ANC ab. Demonstrationen von Schwarzen führten 1960 zum Massaker von Sharpeville, bei dem 69 Menschen getötet wurden. Nach ihrem Verbot im April 1960 setzten ANC und PAC ihren Kampf gegen die Apartheid aus dem Untergrund und dem Exil fort.

1961 trat Südafrika aus dem Commonwealth aus und erklärte sich zur Republik. Unruhen unter der Jugend, die im Juni 1976 im schwarzen 'Township' Soweto (Johannesburg) ausbrachen, wurden durch die Polizei blutig unterdrückt, wobei mindestens 250 Menschen starben. 1977 verbot die Regierung zahlreiche Organisationen der Schwarzen, deren Führer zum Teil verhaftet, zum Teil ins Exil getrieben wurden.

Die Abschaffung der Apartheid

Unter Ministerpräsident PIETER WILLEM BOTHA wurde 1984 eine neue Verfassung verabschiedet, die den Coloureds und Asiaten begrenzte Mitspracherechte einräumte, die Schwarzen jedoch weiterhin von politischer Verantwortung ausschloss. Angesichts zunehmender Unruhen, Gewalt und Streiks gegen die Apartheidpolitik verhängte die Regierung 1986 den Ausnahmezustand.

Der Nachfolger des zurückgetretenen BOTHA, FREDERIK DE KLERK, leitete – auf innenpolitischen und wachsenden internationalen Druck hin – ab 1989 den allmählichen Abbau der Apartheid-Politik ein.Trotz der massiven Widerstände radikaler Buren, aber auch Konflikten zwischen den schwarzafrikanischen Organisationen (insbesondere zwischen der die Zulu repräsentierenden Inkatha-Freiheitspartei BUTHELEZIS und dem von den Xhosa dominierten ANC MANDELAS) wurden Anfang der 1990er-Jahre wichtige Erfolge erzielt.

  • Juni 1990: Aufhebung des Ausnahmezustands und Abschaffung des Gesetzes über die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen
  • 1991: Annullierung weiterer Gesetze der Rassentrennung
  • März 1992: Referendum über die Fortführung der Reformpolitik, die von 68,7 % der weißen Bevölkerung befürwortet wird.
  • April 1994: freie und gleiche Wahlen (ANC: 62,7 %; Nationale Partei, 20,4 %; Inkatha-Freiheitspartei IFP: 10,5 %)
  • Mai 1994: Das Parlament wählt Nelson Mandela zum Präsidenten Südafrikas.
  • 1995: Einrichtung der von Bischof DESMOND M. TUTU geleiteten 'Wahrheits- und Versöhnungskommission', die 2003 ihren offiziellen Abschlussbericht vorlegt, auf dessen Grundlage rund 20.000 Apartheidopfer entschädigt werden

Mit dem friedlichen politischen Umbruch endete Südafrikas außenpolitische Isolierung. Das Land konnte sich schrittweise als Führungsmacht im südlichen Afrika etablieren. Seit 1993 wurden die gegen Südafrika verhängten Wirtschaftssanktionen abgebaut und das Land 1994 wieder in die OAU (Organization of African Unity), den Commonwealth und die UNO aufgenommen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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