Am 3. September 1783 unterzeichneten in Versailles BENJAMIN FRANKLIN, JOHN ADAMS und JOHN JAY sowie der britische Repräsentant des Königs GEORG III., RICHARD OSWALD, den Treaty of Paris, das Friedensabkommen zwischen Großbritannien und Amerika, das den Unabhängigkeitskrieg beendete und Amerika zur souveränen Nation erklärte.
Nach siebenjährigem Kampf zwischen der britischen und der Kontinentalarmee und nach einem weiteren Jahr zähen diplomatischen Verhandelns war damit der größte Wunsch der meisten amerikanischen Siedler erfüllt: Amerika, so das damalige Empfinden, hatte sich endlich aus den unliebsamen Fesseln Englands befreit. Zum ersten Mal hatten die dreizehn Gründungskolonien (Founding Colonies) aus denen das Land damals bestand, gemeinsam ein Ziel erreicht. Zwar sollte die junge Nation noch durch manche politischen Schwierigkeiten gehen und die dreizehn Staaten sich in nicht allzu ferner Zukunft im amerikanische Bürgerkrieg (Secession War/Civil War) blutigst bekämpfen - in diesem Augenblick aber herrschte Einigkeit und Triumph. Amerika war geboren.
Der Vertrag von Paris fiel für Amerika wesentlich günstiger aus als die Mitglieder des Kontinentalkongresses zu hoffen gewagt hatten. England erkannte nicht nur die Unabhängigkeit Amerikas an, sondern sicherte ihm auch alle Gebiete östlich des Mississippi zu. Einzige Ausnahme: Florida, das zu dieser Zeit noch spanisch war. Großzügige Fischfangrechte im Nord-Atlantik wurden außerdem gewährt.
Der Treaty of Paris war diplomatisch hart erarbeitet. Die amerikanischen Gesandten BENJAMIN FRANKLIN, JOHN JAY und JOHN ADAMS mussten zeitweise um den grundsätzlichen Erfolg ihrer Mission bangen. Der Grund: Frankreich und Spanien mauerten.
Frankreich war einer der wichtigsten Verbündeten der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg. Das erklärt sich aus der traditionellen Feindschaft zwischen Frankreich und England. Zahlreiche Kriege lagen 1783 hinter den beiden Ländern. Auf dem amerikanischen Kontinent hatten sie einen ehrgeizigen Kolonialisierungswettbewerb, der Frankreich als Verlierer sah, hinter sich. Frankreich verübelte England diesen Vorsprung in der Erschließung Amerikas und war deshalb ein umso bereitwilligerer Verbündeter gewesen, als die amerikanischen Siedler gegen das Mutterland England mobil machten.
Spanien, das vor allem in Mexico und im Süden Nordamerikas Land besetzt hatte, befand sich ebenfalls im Wettbewerb mit England und deshalb auf Seiten Frankreichs. Als es nun also zu Verhandlungen zwischen Amerika und England kam, witterten die beiden anderen europäischen Großmächte ihre Chance auf eigene Ansprüche. Frankreich verwies auf seine tatkräftige Unterstützung der amerikanischen Siedler und forderte, dass Amerika gemeinsam mit der eigenen Unabhängigkeit auch die Rückgabe Gibraltars an Spanien verlangen solle. Gibraltar war zunächst von Spanien erobert worden, bevor Großbritannien es annektierte.
Großbritannien weigerte sich, Gibraltar zurückzugeben. Frankreich, von Spanien gedrängt, bestand auf seiner Bedingung. Amerika war in der Falle. Es war eine schwierige Situation für die amerikanischen Unterhändler, deren größtes Interesse verständlicherweise war, dem seit über sieben Jahren tobenden Krieg zu Hause ein Ende zu setzen. Dieses dringende Anliegen war nun von der Starrhalsigkeit der drei Großmächte im Kampf um Besitzansprüche gefährdet. Die Verhandlungen zogen sich hin und drohten, in einen mehrjährigen Streit auszuarten.
Amerika aber hatte keine Zeit, auf eine langfristige Lösung zu warten. JAY, ADAMS und FRANKLIN begannen behutsam und ohne Beteiligung Frankreichs, Verbindung mit dem britischen Unterhändler auf zu nehmen. Die drei Amerikaner waren erfolgreich. Sie erreichten nicht nur eine Einigung mit England, sondern wahrten auch die freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich, obwohl dessen Forderung an England unerfüllt blieb. Nicht umsonst waren sie als Unterhändler vom Kontinentalkongress (Continental Congress), der damals alle wichtigen Politiker und Vertreter der dreizehn Kolonien vereinte, für diese heikle Aufgabe gewählt worden. FRANKLIN, ADAMS und JAY die zu den Gründervätern (Founding Fathers) Amerika gezählt werden, verfügten über diplomatische Erfahrungen und hatten sich als treue Kämpfer um ein unabhängiges Amerika verdient gemacht.
BENJAMIN FRANKLIN war ein amerikanisches Multitalent und nach Ansicht vieler die Verkörperung dessen, was man den American Dream nennt, weil er sich aus kleinsten Verhältnissen zu einem der prominentesten Denker und Staatsmänner seines Landes emporgearbeitet hat. Als Jüngstes von 17 Kindern in Boston geboren, verließ er die Schule bereits mit zehn Jahren. Mit zwölf begann er bei seinem Bruder JAMES eine Lehre als Buchdrucker. Später ging er nach Philadelphia und schließlich für ein Jahr nach England. Er machte als Drucker Karriere. 1731 gründete FRANKLIN mit anderen die erste öffentliche Bücherei Philadelphias und engagierte sich für die Universität Pennsylvania. Aufsehen erregten neben den Zeitungen und Zeitschriften bald auch FRANKLINs Experimente mit Elektrizität.
„Nebenbei“ begann er, sich politisch zu engagieren.1757 schickten ihn die amerikanischen Siedler als Unterhändler nach England, um für bessere Bedingungen in den Kolonien vorzusprechen. Während seines Aufenthaltes bekam er den Ehrendoktortitel der Universität Oxford verliehen.
1764 reiste er wieder nach England, 1767 von dort aus nach Frankreich. In Amerika war er Mitglied des Continental Congress, der in Philadelphia zusammen kam und das erste politische Gremium Amerikas darstellte. Der Continental Congress schickte FRANKLIN 1776 als Commissioner nach Frankreich, das im Unabhängigkeitskrieg zum wichtigen Alliierten der Siedler gegen England wurde. 1778 wurde FRANKLIN zum ersten bevollmächtigten Gesandten der USA in Frankreich erklärt. FRANKLIN stieg in Frankreich schnell zum Liebling der Gesellschaft auf. Die Franzosen schätzten seinen Charme und seine vorzügliche Bildung. Tatsächlich war er so beliebt, dass sich viele Franzosen sein Porträt in die Wohnungen hängten.
BENJAMIN FRANKLIN war die Hauptfigur in den Friedensverhandlungen mit England, war er doch ein Frankreichkenner und mit den Sitten im alten Europa wohl vertraut. Nach Unterzeichnung des Treaty of Paris blieb er noch einige Zeit in Frankreich, wo er, der Mitglied der Freimaurer war, auch Umgang mit jenen führenden Intellektuellen pflegte, die später die Französische Revolution initiierten. Später kehrte er nach Amerika zurück, wo er weiter als erfolgreicher Politiker tätig war. Seine Autobiografie ist bis heute ein Bestseller in den USA.
JOHN ADAMS war ein Bauernsohn aus Massachusetts, der in Harvard Jura studierte und gemeinsam mit seinem Cousin SAMUEL ADAMS ein leidenschaftlicher Verfechter der amerikanischen Unabhängigkeit wurde. JOHN ADAMS war Mitglied des Continental Congress und Mitglied jener Gruppe von Männern um THOMAS JEFFERSON, die die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verfasste. Seine ersten diplomatischen Erfahrungen sammelte er, als der Congress ihn nach Holland schickte, um von dort aus Friedensverhandlungen mit Großbritannien zu starten.
Nach Unterzeichnung des Treaty of Paris kehrte ADAMS nach Amerika zurück. Dort erwartete ihn eine große politische Karriere. Er wurde zunächst Vizepräsident und dann, als Nachfolger GEORGE WASHINGTONs zweiter Präsident der Vereinigten Staaten. Ein Amt, in dem ihm sein Sohn JOHN QUINCY ADAMS im Jahr 1825 als sechster Präsident folgen sollte. JOHN ADAMS war verheiratet mit ABIGAIL ADAMS, die ihn politisch sehr unterstützte. Berühmt geworden ist das Ehepaar für seine Briefwechsel, insbesondere, weil ABIGAIL sich nicht scheute, ihre Meinungen zur Politik kund zu tun und ihren Mann auch ermahnte, die Frauen in ihrer politischen Mitsprache ernst zu nehmen.
JOHN JAY war ein gebürtiger New Yorker und wie ADAMS Anwalt. Er entstammte einer angesehenen und wohlhabenden Familie. Zunächst ein Gegner der amerikanischen Unabhängigkeit, wurde JOHN JAY bald einer der engagiertesten Verfechter eines souveränen Amerikas. Dem Continental Congress gehörte er nicht nur als Mitglied an: Von Dezember 1778 bis September 1779 leitete er ihn als Präsident. Für das Wohl der Siedler verhandelte er 1779 in Spanien und verschaffte den amerikanischen Kolonien einen Kredit zur Finanzierung des Unabhängigkeitskriegs.
Auch JOHN JAY erwarteten hohe politische Ämter nach der Unterzeichnung des Treaty of Paris. Als er nach der erfolgreichen Mission nach Amerika zurückkehrte, wurde ihm mitgeteilt, dass er in seiner Abwesenheit zum Secretary For Foreign Affairs wieder, dem Vorläuferamt des heutigen Secretary of State (Außenminister), gewählt worden war. Vom ersten Präsidenten Amerikas, GEORGE WASHINGTON, wurde er 1789 zum ersten Chief Justice am Supreme Court berufen, also erster oberster Richter.
JOHN JAY war aber auch als Theoretiker und Verfasser von Gesetzestexten ein wichtiger Mann. Gemeinsam mit den wichtigen Politikern und Gründervätern ALEXANDER HAMILTON und GEORGE MASON schrieb er an den Federalist Papers, die das Zusammenwirken der konföderierten Staaten regelte.
1792 sandte WASHINGTON JAY nach England: Es war zu mehreren Vertragsverletzungen gekommen, die im Treaty of Paris unterzeichneten Abkommen wurden nicht eingehalten. JAY, als Unterzeichner des Urwerks mit der Materie bestens vertraut, gelangen erfolgreiche Nachverhandlungen. Sein diplomatisches Geschick half einen abermaligen Krieg mit England abzuwenden. Als Jay-Treaty gingen die Dokumente dieser Begegnung in die Geschichte ein.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von