Das Interview weist einen Frage-Antwort-Charakter auf und wird durchgeführt, um ein Ereignis durch Hintergrundinformationen näher zu beleuchten, um einen Sachverhalt zu vertiefen und zu erklären oder um eine Person der Öffentlichkeit vorzustellen. Der Interviewer vertritt dabei stellvertretend ein Publikum (Leser, TV-Zuschauer, Radio-Hörer oder Internet-Nutzer), welchem er die Ergebnisse der Befragung entweder sofort (durch Live-Übertragung im Fernsehen oder im Radio) oder nach einer schriftlichen Überarbeitung (z. B. zur Veröffentlichung in einem Printmedium) präsentiert. Bei einer späteren Veröffentlichung besteht die Möglichkeit der Überarbeitung des Interviews. Außerdem sollte das Interview vor der geplanten Verwendung noch vom Gesprächsteilnehmer für die Veröffentlichung freigegeben werden.
Ein Interview erfordert eine gute Vorbereitung. Wie man das Interview dann durchgeführt, hängt zum einen davon ab, unter welchem methodischen Gesichtspunkt es betrachtet wird und zum anderen, welchem Zweck es dienen soll.
Zum Vorlauf des Interviews gehört die thematisch-inhaltliche Vorbereitung, die Definition des Gesprächsziels, die Klärung des Umfelds des Befragten und ein eventuelles Vorgespräch, in dem schon einige der Fragen vorbesprochen werden können.
Es sollte zudem immer einkalkuliert werden, dass der Interviewte nicht so antworten wird, wie man es erwartet.
Auch das Wissen um die verschiedenen Fragetypen, die angewendet werden können, damit das Gespräch inhaltlich einen für beide Seiten zufriedenstellenden Verlauf nimmt, ist relevant.
Eine zum Journalismus gehörende Grundregel ist die Beantwortung der W-Fragen. Auch beim Interview ist bei der Vorbereitung der zu stellenden Fragen die Berücksichtigung dieser Hilfspunkte sehr nützlich. Der Befragte kann auf solche Fragen nicht nur mit ja oder nein antworten Eine solche geschlossene Frage wäre z. B.: Are you scared of cemeteries at night? Antwort: Yes, I am. Stattdessen kann man bei offenen Fragen mit ausführlicheren Antworten rechnen, wodurch die Informationsdichte des Interviews steigt.
Bei der Was-Frage handelt es sich um die Bitte nach einer Definition oder näheren Erklärung eines Sachverhalts:
What is multiculturalism?
Mit der Wie-Frage kann man z. B. eine Funktionsweise ergründen:
How does the single-lens reflex camera work?
Die Warum-Frage erforscht Ursachen und Gründe:
Why did you say that Jodie Forster would not have accepted the script?
Durch die Wann-Frage wird eine zeitliche Determinierung oder Eingrenzung verlangt:
When did you notice that your company faced bankruptcy?
Die Wo-Frage lässt eine Antwort zum Ort des Geschehenen erwarten:
Where did you meet Tony Blair?
Anhand der Wer-Frage sollen Informationen zur handelnden Person oder zu Personen, die Einfluss auf ein Ereignis ausübten, hinterfragt werden.
Who said the investment would not make any sense at all?
Neben diesen Basisfragen, die dem sachlich-informativen Stil entsprechen, können auch eine Reihe anderer Fragetypen während eines Interviews zum Tragen kommen.
Mit suggestiven (der Befragte wird durch die Frage in eine bestimmte Antwortrichtung gelenkt), kritischen, ironisch-provokanten oder auch attackierenden Fragen erhält das Interview einen suggestiv-kontroversen Stil. Sofern der Interviewte bei einer solchen Befragung souverän antwortet und sich nicht angegriffen fühlt, ist es bei dieser Gesprächsform unter Umständen möglich, mehr Informationen und Details zu erhalten.
Werden vom Interviewten auch Gegenfragen gestellt, die diesem einen Zeitgewinn verschaffen und den Fragenden dazu veranlassen, sich präziser auszudrücken, so nimmt das Interview mitunter den Charakter eines Zwiegesprächs an und der Interviewer verliert seinen bevorrechtigten Rang des Fragenden.
Während des Interviews hat der Fragende, neben der zuvor geschehenen thematisch-inhaltlichen Vorbereitung und dem Vorformulieren der Fragen, die Aufgabe der Gesprächsführung. Diese sollte mit einem positiven Einstieg beginnen, um ein positives Klima zu erzeugen. Eine passende, seichte Einleitungsfrage gibt dem Interviewpartner die Möglichkeit, sich auf die Situation einzustellen und den persönlichen Redefluss zu finden.
Die wichtigeren oder auch heiklen Fragen, die eine kritische Situation hervorrufen könnten, kommen dann erst am Schluss.
Im Verlauf des Interviews muss der Interviewer die erhaltenen Antworten auf Responsivität überprüfen, d. h., er muss klären, ob die Antwort Intention und Inhalt der gestellten Frage aufnimmt und sie damit beantwortet, ob die Antwort nur eine Teilresponsivität aufweist (nur ein Teil der Frage wird beantwortet) oder ob sie weder auf die Frageabsicht noch deren Inhalt eingeht (Nonresponsivität).
Wird eine Teil- oder Nonresponsivität festgestellt, muss der Interviewer eine Rückfrage stellen oder noch einmal nachhaken, um die gewünschte Information noch zu erhalten. Damit kann der Interviewer auch feststellen, ob er eine Antwort, die zwar formal der Intention und dem Inhalt der Frage entsprach, auch wirklich richtig verstanden hat, z. B.:
If I get you right you assume that porridge is good for the brain?
Weiterhin muss der Interviewer darauf achten, nicht mehrere Fragen hintereinander zu stellen und den Gesprächspartner dadurch zu verwirren oder zu überfordern. Der Befragte könnte die Gelegenheit auch nutzen, um den weniger attraktiven Aspekt der gestellten Fragen einfach unberücksichtigt zu lassen.
Inhalt der Gesprächsführung ist auch die Moderationstechnik, die besonders bei einem Live-Interview von großer Bedeutung ist. Dazu gehört:
Im Falle eines Live-Interviews ist dem Teilnehmer abschließend für das Gespräch zu danken. Wurde das Interview aufgezeichnet und ist es für eine Veröffentlichung gedacht, wird das schriftlich fixierte Interview dem Gesprächspartner zur Autorisierung vorgelegt und nach der Veröffentlichung ein Belegexemplar zugesandt.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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