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Irland, Geschichte

Die Geschichte Irlands ist weitaus komplexer als sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Lange Zeit einzige Kolonie in Europa und heute eine immer noch in Nord- und Südirland gespaltene Insel, hat Irland eine im Vergleich zu anderen west-europäischen Ländern einzigartige Geschichte. Die eher traditionelle Geschichtsschreibung verzeichnet in Irland eine stetig wiederkehrende Abfolge von Eroberung durch Fremde und einheimischen Widerstand, der schließlich in der Gründung der Republik Irland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mündete.
Doch wird eine derartige chronologische Geschichtsschreibung der historischen Entwicklung Irlands nur sehr begrenzt gerecht. Um Geschichte und geschichtliche Entwicklungen in Irland begreifen zu können, bedarf es einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit den verschiedenen, aus der Vergangenheit hervorgegangenen Standpunkten und Ansprüchen an irische Geschichte. Mögliche Blickwinkel beinhalten die Perspektive der Republik Irland im Süden der Insel, eine völlig gegensätzliche Haltungen der radikalen Protestanten Nordirlands, eine eher auf die Zukunft und Vergangenheitsbewältigung ausgerichtete Haltung der Bewohner Nord- und Südirlands, sowie eine veränderte Forschungsrichtung der Geschichtswissenschaftler selber.

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Irische Geschichtsbetrachtung: Anmerkungen

Dieser Beitrag soll als allgemeine Überlegung zur irischen Geschichtsbetrachtung- und Schreibung gelten, denn wie bei anderen Länder auch umfasst der Geschichtsbegriff im Fall Irlands mehr als nur die chronologische Betrachtung vergangener Ereignisse. Es reicht nicht aus, Fakten und Zahlen aufzulisten, und diese als Folge von Ursache und Wirkung in historischer Abfolge aufzuzählen. Dies würde die Geschichte der Insel nicht nur vereinfachen, sondern regelrecht verfälschen. Mehr noch: mit dieser allgemeinen, undifferenzierten Betrachtungsweise ist auch keine Nährung an komplexe zeitgenössische Phänomene wie den immer noch existierenden Nordirlandkonflikt möglich.

Die Überlegungen und Ansätze zur historischen Betrachtung Irlands in diesem Artikel sind keineswegs ausreichend, die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten und wissenschaftlichen Herangehensweisen in ihrer Vielfältigkeit zu erfassen. Der Leser soll hier vielmehr angehalten werden, sich einige Gedanken zur Betrachtungsweise und dem damit verbundenen Verständnis von irischer Geschichte zu machen.

Irland im west-europäischen und britischen Kontext

Als kleine Insel am Rande Europas besetzt Irland schon in geografischer Hinsicht eine Außenseiterrolle in der westeuropäischen Geschichtsschreibung. Eine der großen Hauptrollen ist immer seinem mächtigen Inselnachbarn England zugefallen, das durch Krieg und politisches Engagement weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus nicht nur innerhalb Europas, sondern über Jahrhunderte hinweg weltweit Herrschaftsansprüche geltend gemacht hat.
Irlands Einfluss auf und innerhalb Europas liegt jedoch noch vor dieser Zeit der neueren englischen Kolonialherrschaft. Irlands Präsenz auf dem europäischen Kontinent war nicht machtpolitischer, sondern kultureller und religiöser Natur. Für Irische Mönche und Missionare bildete die kleine Insel in der Zeit vom 6. bis 9. Jahrhundert. n. Chr. den zentralen Ausgangspunkt für die Verbreitung des Christentums in England und auf dem europäischen Kontinent.
Geschichtsschreibung wie wir sie heute jedoch größtenteils kennen, ist die Geschichte von Siegen und Eroberungen, von denen gerade Großbritannien eine große Anzahl errungen hat. Irland hingegen hat nie eine eigenen Armee aufgestellt und unter irischer Flagge nach Übersee oder Europa ausgeschickt. Irland hat auch nie einen klaren militärischen Sieg errungen, der die machtpolitischen Verhältnisse innerhalb des eigenen Landes oder auf fremdem Boden eindeutig geklärt hat.

Als einzige Kolonie Europas ist Irland bis vor weniger als einem Jahrhundert in politischer, wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht immer von England bzw. Großbritannien abhängig gewesen. Aus britischer Sicht war und ist Irland ein Aspekt der eigenen geschichtlichen Entwicklung, der sich nicht so recht in die offizielle Geschichtsschreibung einfügen will. Bis heute hat Großbritannien es nicht geschafft, den Nordirlandkonflikt beizulegen, geschweige denn, sich aus Nordirland zurückzuziehen und aus der damit verbundenen politischen Verantwortung zu lösen.

Europas Interesse an Irland war umgekehrt immer mit Blick auf Großbritannien ausgerichtet. So war z. B. Frankreich gewillt, die Rebellion von 1798 militärisch zu unterstützen, weil dies England im Rahmen der französisch-britischen Auseinandersetzungen zum Vorteil Frankreichs ablenken und schwächen würde. Erst unter den politischen Verhältnissen im Europa der Nachkriegszeit erfuhr die Republik Irland eine nicht machtpolitische orientierte Aufmerksamkeit Europas in Form von finanziellen Förderungen durch die Europäische Staatengemeinschaft.

Irland und die Geschichtsschreibung

Als außenpolitischer Spielball britischer Machtverhältnisse innerhalb Europas besetzte Irland also beizeiten eine durchaus bedeutende Rolle, wenn auch nur für kurze Zeit. Im Allgemeinen hat Irlands Geschichte jedoch im Rahmen der europäischen Geschichtsschreibung verhältnismäßig wenig Auswirkungen. Wenn Geschichte immer auch die Geschichte der Sieger darstellt, dann verzeichnete Irland durch sein koloniales Dasein noch bis vor weniger als einem Jahrhundert eine nur sehr geringe historische Bedeutung. Wenn es nicht gerade mit Großbritanniens Geschichte verbunden wurde, dann war und ist Irland immer noch häufig ein (imaginärer) Ort für Herkunft und Tradition der Vereinigten Staaten von Amerika. Doch auch hier wird irische Geschichte im Rahmen weltpolitisch gewichtiger Aktionen der USA schnell zu Kitsch verklärt und abgetan.

In Irland selber war Geschichte lange Zeit vorwiegend Propaganda gegen die britische Herrschaft über die Insel. Irische Rebellen wurden z. B. in Balladen und Geschichten zu Helden und Märtyrern gemacht. Mit immer größerem Abstand zur kolonialen Vergangenheit öffnete sich auch der Blickwinkel der Geschichtsbetrachtung.
Es gibt derzeit viele neue Impulse gerade von Seiten irischer Historiker, Irlands Geschichte in Beziehung zu globalen und europäischen Entwicklungen zu setzen. Erst die von politischen Zugehörigkeiten unabhängige Geschichtsbetrachtung scheint eine rein wissenschaftliche Form der Geschichtsanalyse zu erlauben. Hier wird der propagandistische Blickwinkel vermieden und man konzentriert sich stattdessen auf eine kritische Beleuchtung der eigenen Vergangenheit.

In Nordirland ist Geschichte ein weitaus komplizierter Begriff. Das Geschichtsbewusstsein der immer noch von Großbritannien abhängigen Teilrepublik ist anders geprägt als das der Republik im Süden der Insel. Auf wissenschaftlicher Ebene mag sich die Forschung von diesen politischen Gegebenheiten distanzieren können. Die verschiedenen politischen und religiösen Gruppierungen beanspruchen jedoch ihre jeweils eigene Version (nord)irischer Geschichte. Diese nimmt dann je nach politischer Gesinnung eine verschiedene Form an. Für die Unionisten z. B. rechtfertigt die koloniale Vergangenheit der Insel den Wunsch nach einer festeren Anbindung an England.

Irland: einige historische Besonderheiten

Neben Irlands isolierter geografischer Lage und Gebundenheit an England gibt es weitere Faktoren, welche die geschichtliche Entwicklung und Betrachtung Irlands weiter komplizieren. Sie sind größtenteils auch Ursache für die immer noch andauernden Konflikte im Norden der Insel.

Wenn sich Geschichtsschreibung vornehmlich an den Siegen und Niederlagen einer Nation orientiert, dann besteht im Fall Irland das Problem, dass die Insel nie vollständig von einer anderen Kultur unterworfen wurde. Die militärischen Eroberungen auf irischen Boden waren immer nur auf bestimmte Gebiete ausgerichtet. Die Wikinger z. B. konzentrierten sich auf Dublin und das Umland und ließen sich im sogenannten Pale nieder, der ihnen die Nähe zur Küste garantierte. Die Normannischen Eroberungszüge scheiterten an den Gegebenheiten vor Ort: besonders der Westen Irlands bot keinen neuen Siedlungsraum, und für den normannischen Einwanderer ergab sich der eigene wirtschaftliche Vorteil durch eine Einbindung in existierende irischen Herrschaftsstrukturen (z. B. durch eine Heirat, oder als Söldner im Heer eines irischen Königs) und nicht durch deren militärische Bezwingung.
Einige Jahrhunderte später erfuhr Irland zwar eine die verschärfte konstitutionelle und administrative Anbindung an Großbritannien. Die Tatsache, dass innenpolitische Entscheidungen für Irland vom britischen Parlament in Westminster (unter Mitwirkung irische Abgeordneter) gefällt wurden, trug jedoch eher dazu bei, dass die Verhältnisse auf irischem Boden verkannt oder unterschätzt wurden. Ganz im Unterschied zu einer Kolonie wie z. B. Indien, wo England die eigenständige Verwaltung durch eine entsprechende Ausbildung der Einheimischen förderte.

Die komplexe Vermengung einheimischer und fremder Herrschaftsstrukturen und Gesinnungen verkompliziert nun auch den Begriff von Nation. Gerade im Hinblick auf Nordirland geht dieser einher mit der jeweiligen Version irischer Geschichte. Für die Republikaner umfasst die irische Nation die Bevölkerung der gesamten Insel, Nord und Süd, weil sie die historischen Gegebenheiten der Unabhängigkeit Südirlands nicht akzeptieren wollen. Hier entwickelt sich der Geschichtsbegriff zum einen im Hinblick auf religiöse Zugehörigkeit, z. B. als Jahrhunderte andauernde Unterdrückung der irischen Katholiken durch Großbritannien. Zum anderen hilft gerade die jeweilige Version von Geschichte, die eigene Identität einer Minderheit, sei sie nun religiöser oder gar paramilitärischer Natur, aufrechtzuerhalten.

Jüngste Entwicklungen haben jedoch gezeigt, dass selbst diese Auffassung von Identität, immer auch gebunden an Zusammengehörigkeit, längst nicht mehr den Realitäten vor Ort entspricht. Berichte über Bestrafungs- oder gar Hinrichtungsmaßnahmen an eigenen Leuten sind mittlerweile eine gängige Schlagzeile in den nordirischen Medien. Die verschiedenen paramilitärischen Gruppen bekämpfen sich nicht nur gegenseitig, sondern gehen auch brutal gegen eigene Mitgliedern oder Sympathisanten und deren Familien vor.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Irland, Geschichte." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/englisch/artikel/irland-geschichte (Abgerufen: 20. May 2025, 12:22 UTC)

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Das 'Good Friday Agreement'

Nach massiven Anschlägen Anfang der 1990er-Jahre luden die Premierminister Irlands und Großbritanniens, ALBERT REYNOLDS und JOHN MAJOR, die Sinn Féin im Dezember 1993 zur Teilnahme an Friedensgesprächen ein, sofern sich die ihr angeschlossene IRA zum Gewaltverzicht bekennt. Am 31. August 1994 erklärte die IRA, künftig auf Gewaltaktionen zu verzichten. Die militanten protestantischen Gruppierungen zogen am 13. Oktober nach.

Durch den Waffenstillstand hatten sich die Chancen auf eine friedliche Lösung des Nordirlandkonflikts erheblich erhöht. Zudem schaltete sich der amerikanische Präsident BILL CLINTON, der im November 1995 Nordirland besuchte, in die Friedensverhandlungen ein. Obwohl der erklärte Gewaltverzicht der militanten Organisationen nicht eingehalten wurde, gingen die von britischer und irischer Regierung moderierten Gespräche zwischen Vertretern der Unionisten und der katholischen Nationalisten ungebrochen weiter. Sie führten schließlich zum so genannten Good Friday Agreement, das am Karfreitag 1998 unterzeichnet wurde.

Der Nordirlandkonflikt - historischer Überblick

Die Vorgeschichte des Nordirlandkonflikts reicht bis ins Mittelalter zurück. Um 1200 hatten die Anglo-Normannen einen Großteil der irischen Insel erobert. Die eigentliche Unterwerfung begann 1534, als HEINRICH VIII. den Grafen von Kildare als Stellvertreter absetzte und sich 1541 vom irischen Parlament den Titel eines Königs von Irland übertragen ließ. HEINRICHS Versuch, die Reformation in Irland zu verankern, scheiterte am Widerstand der katholischen Bevölkerung. Um diesen Widerstand zu brechen, wurden 1609 die ersten englische Protestanten nach Ulster/Nordirland umgesiedelt, wo sie Ländereien katholischer Iren in Besitz nahmen. Die Ansiedlung der Protestanten in Ulster hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung Nordirlands und die bis heute währenden Auseinandersetzungen mit dem katholischen Bevölkerungsteil.

Irische Lyrik

Anders als in vielen anderen Ländern hat die Dichtkunst in Irland über Jahrhunderte hinweg eine starke Präsenz im öffentlichen Leben gespielt. Von den Königshäusern im frühen Mittelalter bis ins 21. Jahrhunderts hat die Rolle des Dichters in der irischen Gesellschaft große Bedeutung. Ähnlich wie das Theater, aber auch die Erzählliteratur, lebt die Dichtung im Dialog mit der Zeit, in der sie geschrieben wird. Sie wirft einen hinterfragenden Blick auf zeitgenössische Ereignisse ohne dabei eine notwendige Distanz zum Geschehen zu verlieren, denn in der Dichtung hat die Sprache Vorrang. Eine Besonderheit irischer Dichtung ist, dass sie gerade Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts verschiedene, meist politische Ereignisse im eigenen Land nicht nur kommentiert, sondern auch entschieden beeinflusst hat bzw. von ihnen beeinflusst wurde.

Nordirlandkonflikt, Geschichte

Die Vorgeschichte des Nordirlandkonflikts reicht bis ins Mittelalter zurück. Um 1200 hatten die Anglo-Normannen einen Großteil der irischen Insel erobert. Dabei profitierten sie von der Zerstrittenheit der irischen Clans und dem Fehlen einer irischen Zentralgewalt. Allerdings beschränkte sich die englische Herrschaft bis ins 16. Jahrhundert auf die irische Ostküste.
Erst nach dem Ende des englischen Rosenkriegs (1455-1485) ergriffen die Engländer einschneidende Maßnahmen, um ihre Ansprüche auf die irische Insel durchzusetzen. Die eigentliche Unterwerfung begann 1534, als HEINRICH VIII. den GRAFEN VON KILDARE als Stellvertreter absetzte und sich 1541 vom irischen Parlament den Titel eines Königs von Irland übertragen ließ.

Nordirlandkonflikt, Verlauf

Gegen die Diskriminierungen, durch die die Katholiken in ihrer politischen Mitbestimmung beschnitten wurden, setzten sie sich vehement zur Wehr.
1967 entstand die Northern Ireland Civil Rights Association (NICRA), die sich mit Massendemonstrationen und zivilem Ungehorsam für grundlegende Reformen und die Durchsetzung gesellschaftlicher Gleichberechtigung einsetzte. Die Regierung reagierte mit repressiven Maßnahmen.

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