- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.4 Afrika
- Der Kilimandscharo – höchstes Bergmassiv Afrikas
Der Kilimandscharo liegt in Ostafrika, 3° südlich des Äquators (Bild 1). Das ovalförmige Kilimandscharo-Bergmassiv (ca. 3000 km²) besteht aus 3 miteinander verbundenen Vulkanen (Bild 2).
Im Westen liegt das Shira-Plateau mit dem Shira-Gipfel (Klute Peak, 3962). Die Kraterrundung des Shira ist nur noch zur Hälfte vorhanden. Magmaströme des geologisch jüngeren Kibo haben den Krater durchbrochen, überflutet und teilweise abgetragen. So erhielt der Vulkan Shira seine jetzige langgezogene Gestalt.
Im Osten des Bergmassivs erhebt sich der stark zerklüftete Vulkan Mawenzi (Hans Meyer Peak, 5149 m). Dieser Vulkan war ursprünglich höher als der Kibo. Er wurde nach dem Shira vulkanisch inaktiv, erkaltete und war den intensiven Verwitterungsprozessen ausgesetzt.
Blick aus der Savanne von Süden auf den Kilimandscharo (5892 m) mit seinen Gletschern und die typische, sich täglich gegen Mittag bei 3000 m bildende Wolkendecke
Das ovalförmige Kilimandscharo-Bergmassiv wird aus 3 Vulkanen gebildet, im Westen der Shira, im Osten der zerklüftete Mawenzi und im Zentrum der majestätische Hauptgipfel Kibo, der meist mit dem Kilimandscharo gleichgesetzt wird.
Im Zentrum des Kilimandscharo-Massivs ragt hoch hinaus der Kibo mit einer Eiskappe (Bild 3). Durch seine majestetische Höhe von 5895 m über dem Meer (seit der Vermessung vom Sept. 1999 = 5891,77 m NN) wurde er zum „Wahrzeichen“ Afrikas und wird auch als das „Dach Afrikas“ bezeichnet. Zwischen Kibo und Mawenzi befindet sich auf ca. 4675 m der Kibo-Sattel bzw. das Sattel-Plateau (Bild 4).
Der Kibo ist – im Vergleich mit den anderen Vulkanen – ein junger Vulkan. Vor etwa 750 000 Jahren entstanden die drei Vulkane und begannen zu einem mächtigen Bergmassiv zusammenzuwachsen.
In mehreren 100 000 Jahren „wuchsen“ sie in die Höhe, bis der Hauptgipfel Kibo ca. 5900 m erreichte. Dann veränderten gewaltige Eruptionen und Erdrutsche sowie Verwitterungsprozesse die ursprüngliche Kegelform der Vulkane. Im Laufe der Zeit erhielten sie ihre heutige Gestalt.
Der Shira-Vulkan erlosch als erster, ihm folgte der Mawenzi. Der Kibo-Vulkan hingegen ist ein „ruhender“ oder „schlafender“ Vulkan. Größere Eruptionen liegen ca. 200 Jahre zurück. Zeitweise werden noch giftige Schwefelgase und Wasserdampf ausgestoßen.
Die Entstehung des Kilimandscharo-Bergmassivs ist eine Folge tektonischer (gebirgsbildender) Ereignisse der Erdneuzeit. Als im Tertiär auf der Erde Alpen, Kaukasus, Himalaya oder Anden gefaltet und aufgeschoben wurden, kam es hier zu einer gigantischen Bruchtektonik (tausende Meter sind Schollen angekippt, gehoben oder abgesenkt worden). So entstanden hier riesige, langgezogene Einbruchzonen in der Erdoberfläche, die von Hochlandschwellen flankiert wurden, und in deren Tiefe sich große Seen bildeten. Dieses Phänomen deutete der Wiener Geologe EDWARD SUEß aufgrund ihm vorliegender Reiseberichte, er selbst war nie in Afrika, als „Graben“. Dieser Hypothese ging der junge britische Forscher JOHN WALTER GREGORY nach. Im Ergebnis seiner Untersuchungen vor Ort prägte er den Begriff „Rift Vally“ (Grabenbruch). Die Rede ist vom Ostafrikanischen Graben mit dem Natron- und dem Manjara-See und dem Zentralafrikanischen Graben mit demVictoria- und dem Tanganjika-See. Entlang der Bruchspalten zwischen den Schollen der Erdkruste konnten aus dem Erdinneren vulkanische Gase und Magma (geschmolzenes Gestein) an die Erdoberfläche gelangen und den Hochlandschwellen eine große Anzahl von mächtigen Vulkanen aufsetzen. Zu ihnen gehören Kilimandscharo, Meru und auch Kenia am östlichen Rand des Ostafrikanischen Grabens.
Der Kilimandscharo ist nicht nur der höchste Berg Afrikas, sondern auch die höchste freistehende Erhebung der Erdoberfläche. Aus der ostafrikanischen Savanne (ca. 800 m ü. d. M.) erhebt er sich auf fast 6 000 m Meereshöhe.
Bis ins 19. Jahrhundert beschränkte sich unsere Kenntniss vom Kilimandscharo fast nur auf die Weltkarte von CLAUDIUS PTOLEMÄUS, des griechischen Astronomen und Geografen aus Alexandria (2. Jh. n.Chr.). Er ließ den Nil an den „Mondbergen“ südlich des Äquators entspringen. Diese Verwechselung mit dem abessinischen Quellgebiet ist den dürftigen Informationen jener Zeit geschuldet, die er verarbeitet hat. Verlässlicher war die Angabe des spanischen Schriftstellers FERNANDEZ DE ENCISCO, der 1519 westlich des Hafens (Mombasa) von einem sehr hohen „äthiopischen Olympos“ berichtete.
Der deutsche Missionar JOHANN REBMANN bekam den Schneeberg, das den Äquator verhöhnende afrikanische „Wunder“, als Erster zu Gesicht (1848). Er erblickte einen Berg mit einer weißen Wolke. Sein Führer übersetzte „weiß“ mit „Kälte“. REBMANN schlussfolgerte, dass es Schnee sein müsse. Bei späterer Gelegenheit, dem Berg näher gekommen, glaubte er seine Annahme bestätigt. Sein Bericht über Schnee 3° südlich des Äquators wurde in Europa stark angezweifelt bzw. als Sinnestäuschung abgetan. Dabei wurde der Londoner Geograf DESBOROUGH COOLEY besonders ausfällig.
Der Name „Kilimandscharo“ dürfte aus den einheimischen Wörtern „Kilima“ (Berg) und „Ndscharo“ entstanden sein. Letzteres wird bei den Völkerschaften in seiner Umgebung verschiedenartig gedeutet: Größe, Kälte und Wasser. Daraus könnte „großer, kalter, Wasser gebender Berg“ abgeleitet werden. Aber auch „Berg des Dämonen Ndscharo“ oder „Berg des bösen, eisgebietenden Berggeistes“ wäre möglich. Bei den Dschaggas an seinem Fuß heißt der Berg „Kibo“ (Schnee).
1861/62 versuchte der in Brandenburg geborene, hannoversche Baron KARL KLAUS VON DER DECKEN den Kilimandscharo zu besteigen. Bei seinem zweiten Versuch kam er 1862 mit OTTO KERSTEN bis auf 4280 m. Sie wiesen die Schneebedeckung nach, ohne jedoch die Schneegrenze erreicht zu haben.
Der englische Missionar CHARLES NEW betrat 1871 erstmals den Schnee in 4000 m Höhe und erreichte auch den Kibo-Sattel. Er machte bis zur Schneegrenze sechs verschiedene Vegetationsregionen aus und stellte die ungewöhnlich steile, bachlose Einöde an der Nordseite des Gebirges fest.
Der ungarische Graf SAMUEL TELEKI VON SZEK erreichte 1887 über das Sattelplateau am Kibokegel als erster Mensch eine Höhe von 4800 m. Er bereicherte die Kenntnisse vom Kilimandscharo wesentlich durch seine umfangreichen Sammlungen, Messergebnisse und Peilungen.
Die Eiskappe des Kibo von Südosten (unterhalb der Barafu Hut) mit Rebmann-, Decken- und Kersten-Gletscher
Abstieg vom Gillmans Point zur Kibo-Hütte (im Mittelfeld; 4750 m ü.d.M.) mit Blick auf das Sattelplateau und den Mawenzi. Am Beginn der Aschehügel rechts der „Viermännerstein“, wo sich seinerzeit das Basislager HANS MEYERS befunden hat.
Ihm auf dem Fuße folgte 1887 DR. HANS MEYER aus Leipzig. Er kam auf gleicher Route am Osthang über Schneefelder bis zum Eisabsturz der oberen Kibohaube in ca. 5500 m hinauf.
Der zweite Besteigungsversuch scheiterte 1888 vorzeitig bereits beim Anmarsch durch seine Gefangennahme von aufständischen Arabern. Schließlich bezwang er, gemeinsam mit dem österreichischen Alpinisten LUDWIG PURTSCHELLER aus Salzburg am 6. Oktober 1889 um 10.30 Uhr den Gipfel, die höchste Spitze am Kraterrand des Kibo (Bild 5).
In seinem Reisebericht heißt es:
Ich pflanzte auf dem verwetterten Lavagipfel mit dreimaligem, von Herrn Purtscheller kräftig sekundierten „Hurra“ eine kleine, im Rucksack mitgetragene deutsche Fahne auf und rief frohlockend: Mit dem Recht des ersten Besteigers taufe ich diese bisher unbekannte, namenlose Spitze des Kibo, den höchsten Punkt afrikanischer und deutscher Erde: „Kaiser-Wilhelm-Spitze“. Nach einem Hoch auf den kaiserlichen Taufpaten drückten wir uns die Hand. „Das ist mir ein herrliches Geburtstagsgeschenk“, sagte PURTSCHELLER, „ich bin heute 40 Jahre alt“, und auch über mich war eine festliche, weihevolle Stimmung gekommen, deren Grundton der Gedanke war, daß der Augenblick nun da sei, den ich in den letzten Jahren täglich herbeigesehnt. Der afrikanische Riese war bezwungen…
Bei den Chaggas, am Fuß des Bergmassivs, hieß diese Fahne sinnigerweise „baruti-na-damu-Flagge“, was „Pulver- und Blutflagge“ bedeutete. Und was die „deutsche Erde“ betrifft, hatte CARL PETERS mit der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft entsprechende Vorarbeit geleistet, denn der Helgoland-Vertrag mit Großbritannien, nach dem die Kolonie Deutsch-Ostafrika gegründet wurde, ist erst 1890 abgeschlossen worden.
JULIUS NYERERE, erster Präsident Tansanias, gab am Unabhängigkeitstag 1964 dem höchsten Punkt des Kibo-Kraters den Namen „Uhuru Peak“ (Freiheitsgipfel).
Die Höhle oberhalb der heutigen Kibo-Hütte, das Sturmlager von MEYER für den Gipfel, heißt noch heute „Hans Meyer Cave“ und zwei Gipfel des Mawenzi, dessen Erstbesteiger MEYER und PURTSCHELLER ebenfalls waren, tragen weiterhin ihre Namen.
Blick von Osten (Stella Point) über den Kraterrand zum Uhuru Peak (Freiheitsgipfel), mit 5892 m der höchste Punkt Afrikas. Rechts die riesige Kluft (Krater-Aufbruch), wo Gletscher und Schmelzwasser austreten können.
Dem Gipfelsieg vom 6. Oktober war drei Tage davor ein erster Versuch vorangegangen. Die beiden brachen um 3 Uhr in der Nacht im Basislager bei den „Viermännersteinen“ auf dem Plateau auf und erreichten von Südwesten, nach 11-stündiger strapaziöser Steigarbeit gegen 2 Uhr nachmittags den Kraterrand. Bis dahin waren rutschende Schutthalden, schroffe Wände zu erklettern oder hinabzusteigen und ein Gletscher von fürchterlicher Steilheit zu überwinden. Hier musste eine Unzahl von Stufen in das Eis gehauen werden. Jede Stufe erforderte ca. 20 Pickelhiebe. Der Aufstieg war sehr gefährlich, zumal MEYER keine Steigeisen besaß. Der Eismantel des Kibo war hier 60 bis 70 m dick. Dem Gletscher gab MEYER, in Erinnerung an einen Freund, den Namen „Ratzelgletscher“ (Bild 6).
Auf dem Kraterrand, in 5870 m Höhe, erkannten sie sofort, dass sie sich nicht auf dem höchsten Punkt befanden. Links von ihnen, etwa 1,5 Stunden Fußmarsch entfernt, gab es drei Felsspitzen, die aus dem Eismantel noch um einige Meter herausragten. Doch nach dem faszinierenden Überblick entschlossen sie sich zum Rückmarsch. Die Existenz eines riesigen Kraters und seines jüngeren Auswurfkegels waren nachgewiesen! Hier jetzt zu biwakieren, um dann den Gipfel zu erreichen, schien ihnen ein zu großes Risiko. Der Aufstieg sollte wiederholt werden. Zu diesem Zweck richteten sie näher zum Eis ein „Sturmlager“ ein, nämlich bei der o.g. Höhle. Und dadurch hatten sie dann auch die Zeit- und Kraftreserven für den Erfolg.
Während der Forschungsreise von 1889 haben MEYER und PURTSCHELLER vier Besteigungen des Kibo und drei des Mawenzi durchgeführt.
1894 ging MEYER über die Kanarischen Inseln erneut zu größeren Forschungen ins Kilimandscharo-Massiv. Diesmal begleitete ihn der Kunstmaler ERNST PLATZ.
Der Kilimandscharo hatte MEYER zu vulkanologischen Studien veranlasst, die er 1903 in den ecuadorianischen Anden fortsetzte. Dort hat er die Vulkane Chimborazo, Cotopaxi und Antisana bezwungen (alle um sechstausend m hoch).
Seine fünfte Forschungsreise zum Kilimandscharo mit Gipfelbesteigung absolvierte PROF. DR. MEYER 1928, siebzigjährig, ein Jahr vor seinem Tode.
HANS MEYER hat in Tansania einen guten Namen. Am Marangu-Gate des Nationalparks künden von ihm und seinem afrikanischen Führer JOHANA LAUNO zwei Gedenktafeln.
Blick vom Sattelplateau (ca. 4675 m) zum Kibo. Aufstiegsroute zum Gillmans Point mit Kibo-Hütte ist erkennbar. Links Reste des Ratzel-Gletschers und der Rebmann-Gletscher.
Der enorme Höhenanstieg des Kilimandscharo von mehr als 5000 m bedingt eine naturräumliche Differenzierung auf engstem Raum. Jede der verschiedenen Höhenregionen, die bis in die Zone des ewigen Eises reichen, sind durch verschiedene Vegetationsstufen gekennzeichnet (Bild 7). Diese Vegetationsstufen wiederum hängen von der Temperatur, der Niederschlagsmenge und der Bodenbeschaffenheit ab und werden von speziellen Pflanzenarten bestimmt. Sie verlaufen rund um den Berg, jedoch am West- und Osthang nicht immer auf gleicher Höhenlage.
Pflanzen, die in diesen Zonen wachsen, und Tiere, die in ihnen leben, sind an ihren Lebensraum angepasst.
(Gras-, Dornbusch- und Baumsavanne)
Diese Trockensavannenregion reicht bis in eine Höhenlage von
800 m am Westhang des Kibo und bis zu 1800/2000 m an seinem östlichen Hang. Sie eignet sich für eine extensive Weidewirtschaft sowie den Anbau von Mais, Bohnen, Hirse und Baumwolle sowie Zuckerrohr.
(Feuchtsavanne)
In dieser Zone (1000 m am Westhang bis 2200 m am Osthang) wurde die natürliche Vegetation der Feuchtsavanne durch Brandrodung vernichtet und eine intensiv genutzte Kulturlandschaft geschaffen.
Weizen-, Kaffee- und Bananenanbau sind vorherrschend, auch Mais, Reis, Ananas, Gemüse.
Im oberen Abschnitt dieser Zone werden Kartoffeln und Pyrethrum, eine Chrysanthemenart, angebaut. Aus den getrockneten Blütenköpfen dieser Chrysantheme wird ein wirksames Insektizid aus pflanzlichen Inhaltsstoffen (Pyrethrine) gewonnen.
Die Höhenstufen am Kilimandscharo sind als Klima- und Vegatationsstufen ausgeprägt.
(Tropischer Berg- und Nebelwald)
Die Zone des tropischen Berg- und Nebelwaldes erstreckt sich am Westhang des Kibo in einer Höhe von 2000 m bis 3000 m, am Osthang in einer Höhe von 2200 m bis 2900 m. In dieser Region gibt es eine hohe jährliche Niederschlagsmenge von 2500 mm bis 3000 mm und viel Nebel (daher der Begriff Nebelwald). Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit gedeiht hier eine üppige und artenreiche Vegetation mit bis zu 40 m hohen Baumriesen (Steineiben der Gattung Podocarpus, Zedern), die von Moosen, Flechten und verschiedenen Farnarten überwuchert sowie mit Lianen und Orchideen bewachsen sind (Bild 8). Dazu kommt ein oft undurchdringlicher Busch aus Wacholder, Oliven, Feigen u. a. Sträuchern.
(Heide- und Moorlandschaft)
Diese Zone reicht am Westhang von 3200 m bis über 4000 m und am Osthang von 2800 m bis über 4000 m. In ihr wechseln sich Heidegebiete und Moorlandschaften ab. Die namengebenden Pflanzen der Heidegebiete sind Baumheiden. Diese Heidekrautarten bilden ein bis 10 m hohes dichtes Gebüsch (Bild 9).
Im Moorland sind bis 5 m hohe Riesenkreuzkräuter (Gattung Senecio, Familie der Korbblütengewächse) und bis 3 m hohe Riesenlobelien (Gattung Lobelia, Familie der Lobeliengewächse) charakteristisch (Bild 10 und 11).
(Hochlandwüste)
In dieser hochalpinen Zone, zwischen 4000 m und 5000 m Höhe, gibt es wenig Niederschlag (bis 250 mm) und extreme Temperaturschwankungen zwischen Tag (hohe Sonnenbestrahlung) und Nacht (Frost). Die hier wachsenden Pflanzen, vorwiegend Gräser und Strohblumen, bilden schützende Polster. In den oberen Abschnitten überziehen nur noch Moose und Flechten die Lavablöcke.
(Schnee- und Eisregion)
Die Gipfelregion erstreckt sich von 5000 m bis fast 6000 m Höhe. Hier können vor allem Flechten überleben.
Aufgrund der Schnee- und Eisflächen (Gletscher) ist diese Zone als Wasserspeicher für die am Kibo lebenden Menschen von besonderer Bedeutung.
Die Vegetationsstufen am Kilimandscharo sind eine Wiederholung im Kleinen dessen, was die Vegetationszonen auf der Nordhalbkugel in Eurasien darstellen.
Der größte Teil des gewaltigen Kilimandscharo-Bergmassivs, ab
ca. 1800/2000 m Meereshöhe, wurde 1973 zum Nationalpark erklärt und so die Landschaften, Pflanzen und Tiere unter Schutz gestellt. Die offizielle Öffnung folgte 1977. Die Fläche des Kilimandscharo Nationalparks umfasst heute ca. 2400 km² (die oft veröffentlichte Zahl von 756 km² bezieht sich auf das ursprünglich geschützte Kerngebiet ab ca. 3000 Höhenmeter aufwärts).
Im tropischen Berg- und Nebelwald am Kilimandscharo bilden mit Lianen und Flechten behangene sowie mit Moosen, Farnen und Orchideen bewachsene Bäume von bis zu 40 m Höhe ein undurchdringliches Dickicht.
In der Heide- und Moorlandschaft gibt es Wälder von Baumheiden (eine Heidekrautart), die Höhen von 10 m erreichen. Auch sie sind stark von Bartflechten behangen.
Die Riesenlobelien (Lobelia) sind typische Pflanzen der Moorlandschaften am Kilimandscharo in Höhen von 3000 bis 4000 m.
Die Riesenkreuzkräuter (Senecio) sind typische Pflanzen der Moorlandschaften am Kilimandscharo in Höhen von 3000 bis 4000 m.
Die Aufstiege zum Kibo erfolgen meist von Tansania aus. Dafür stehen fünf Routen unterschiedlicher Schwierigkeit zur Verfügung: Shira-, Machame-, Umbwe-, Mweka- und Marangu-Route; bei ca. 4500 m ist eine Umkreisung des Kibo möglich (Bild 12). Auf der Marangu-Route gibt es drei stark frequentierte Hütten: Mandara, Horombo, Kibo. Was sonst in Karten als „Hut“ bezeichnet wird, sind Blechpavillone, die sich als geschützte Feuerstellen eignen.
Von Kenia aus kann man das Plateau (Sattel zwischen Kibo und Mawenzi) auf zwei Routen erreichen: Loitokitok- und Njara-Route.
Die Tourveranstalter bevorzugen die Marangu-Route. Sie sehen für die Besteigung 5 Tage mit 4 Übernachtungen vor. Dies hat kommerzielle Gründe und wird der einmaligen Naturlandschaft nicht gerecht. Dabei wird oft auch die Belastbarkeit des menschlichen Organismus überfordert. Immerhin sind ca. 5000 Höhenmeter auf- und wieder abzusteigen! Bei solchen Touren kann man schlimme Fälle von Höhenkrankheit zu Gesicht bekommen. Von den Teilnehmern dieser Touren erreichen ca. 20% den Kraterrand am Gillmans Point (5685 m, Bild 6) und 5% den Gipfel (Uhuru Peak, 5892 m). Wegen der starken Benutzung dieser Route und den Begleiterscheinungen hat sie den Beinamen „Coca-Cola-“ bzw. „Wisky-Route“ erhalten.
Der Autor hat 1996/97 eine kleine Expedition nach Tansania arrangiert. Zunächst erfolgte eine Safari zur Serengeti und die anderen nordtansanischen Nationalparks und eine Besteigung des Meru (4562 m, einst ein höherer Vulkan als der Kibo) zur Akklimatisation. Dann wurde mit Jeeps bis zum Simba Camp
(3520 m) auf der Shira-Route gefahren.
Von dort ist der Südhang des Kilimandscharo auf etwa 4500 m Höhe von West nach Ost als Treck traversiert worden. Auf der Mweka-Route erfolgte der Aufstieg zum Kraterrand am Stella Point und weiter zum Uhuru. Der Rückmarsch verlief über den Gillmans Point und die Marangu-Route. Der Treck dauerte 10 Tage.
Hier ein Auszug aus unserem Tagebuch:
Barafu Hut, 4600 m: Um 18 Uhr, bei 0 °C, lagen wir bereits in den Zelten zwischen dem Geröll auf dem schmalen Felsgrat. Um Mitternacht sollte der Gipfelsturm beginnen! Zur richtigen Ruhe kamen wir jedoch vor Aufregung nicht. Außerdem trieb uns der Sturm den Staub durch die doppelte Zeltwand. Um 0 Uhr brachte unser Bergführer warmen Tee und Kekse. Mit klammen Fingern
(-5 °C) machten wir uns marschbereit und verstauten die übrige Ausrüstung in den Packsäcken, die die Träger zur Kibo Hut schaffen sollten. Zweckmäßig und warm gekleidet, Stirnlampe, Gamaschen, Stöcke brachen wir um 1 Uhr auf. 1300 Höhenmeter lagen zwischen uns und dem Gipfel! Uns begleiteten der Bergführer und sein Assistent (gleichzeitig Koch). Letzterer bekam sofort meinen Ruksack, in dem sich auch, frostsicher verpackt, der Fotoapparat und die Ersatzbatterien befanden. Es war noch Vollmond. Doch das bleiche Licht reichte nicht, um sich auf dem dunklen Vulkangestein zu orientieren. Der Aufstieg brauchte viel Kraft. Das Atmen wurde immer schwerer und das Tempo ließ nach. Der kritische Punkt kam, nachdem etwa zwei Drittel der Höhendifferenz bewältigt waren. Zwei, wahrscheinlich drei Teilnehmer hatten Konditions- bzw. Kreislaufprobleme. Ich sagte: Wir können hier abbrechen. Doch versucht bitte, soweit das unter diesen Umständen möglich ist, euren Zustand richtig einzuschätzen. Der Weg zurück ist weit. Die Kälte wird vorerst nicht nachlassen. Die Zelte stehen noch im Wind auf dem Grat. Wenn ihr weitergeht, besteht die reale Chance, den Kraterrand zu erreichen. Dann können wir nach rechts zum Gillmans Point abbiegen und hätten unser Ziel doch erreicht, da der Kraterrand als Gipfel gilt. Nach links, zum Uhuru, müssen wir nicht unbedingt! Längeres Schweigen.
Wir gingen weiter; sehr langsam, oft nur zwei Schritte, aber zielstrebig.
Um 6.15 Uhr trat hinter der gezackten Krone des Mawenzi die Sonne hervor. Alles sah jetzt ganz anders aus. Wir waren rechts unter dem Rebmann-Gletscher auf 5420 m NN. Der Kraterrand war schon deutlich erkennbar. Ich, aus Prinzip immer letzter, ging plötzlich vorn. Als Erster erreichte ich den Kraterrand; nicht definierbare innere Kräfte hatten mich getrieben. Es war 7.15 Uhr; Stella Point, 5758 m (Bild 5).
Als alle da waren, wurde etwas gegessen und getrunken.
Auf der Umkreisungs-Route des Kilimandscharo unter dem Südabfall des Kibo-Gipfels mit Heim- und Kersten-Gletscher.
Da sich nach meinen vorigen Worten jetzt jeder selbst entscheiden sollte, setzte ich mich wortlos, wie ein Motor, wieder in Bewegung.
Um 8 Uhr 10 Minuten stand ich auf dem Uhuru, dem Freiheitsgipfel, 5895 m (26.12.1996). Es war eine flache Kuppe aus Schlacke und Bimsstein, die eigentlich den Begriff „Gipfel“ nicht verdient.
Ca. 300 m südwestlich begannen mit einer 30 m hohen Eisfront die Gletscher, die wir von unten immer beobachtet haben; Nährgebiete besitzen sie nicht mehr (Bild 13). Der Kraterrand war fast ohne Schnee. Auch im Inneren des Kraters, dessen Durchmesser 2 km misst, gab es nur teilweise dünne Schneefelder und kleine Gletscher. Der jüngere Auswurfkegel, den MEYER beschrieben hat, war von hier aus nicht zu erkennen (Bild 14). Vom nördlichen Rand des gewaltigen Ringgebirges steigt das Eis stufenförmig in den Krater hinunter, hohe Abschmelzfronten bildend. Also auch dort lösen sich die Gletscher auf. Es wird schon befürchtet, daß der Kilimandscharo, der 20 % des Natureises Afrikas auf sich vereinigt, in 40 Jahren ohne Eis sein könnte. Im Westen hat der Krater eine riesige Kluft, wo Gletscher austreten und die Schmelzwässer abfließen (Bild 5).
Die obere Gletscherwand (ca. 50 m hoch) des Südeisfeldes unterhalb des Uhuru, von der talwärts der Heim- und der Kersten-Gletscher ausgehen.
Blick von Nordwesten auf den Kibo-Krater mit dem jüngeren Auswurfkegel (Reusch-Krater; Ash Pit) und dem hohen südlichen Kraterrand mit dem Uhuru (Luftaufnahme).
Jetzt war ich also auf dem bisher höchsten Punkt meines Lebens. Meine Frau erreichte als Zweite den Gipfel. Im Gedenken an den großen Vorfahr und seine Zeremonie, hissten wir unsere Fahne, die zuvor schon auf Kasbek, Elbrus und Kala Pattar geweht hatte (alle über fünftausend Meter hoch). Bis 8.45 Uhr waren wir alle versammelt. Jetzt wurde das Erinnerungsfoto gemacht und unsere mit den Daten des Ereignisses vervollständigte Reiseliste in den Gipfelkasten gelegt (Bild 15)“.
Dann ging es, jeder mit sich selbst beschäftigt und mehr trottend als gehend, an den Rückmarsch (Bild 4).
Die Teilnehmer der Expedition Dr. Pews mit ihren beiden Führern auf dem Gipfel des Kibo.
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