Faktoren der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung

Faktoren der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung

Faktoren der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung hängt von verschiedenen natürlichen und gesellschaftlichen Faktoren ab, die fördernde bzw. hemmende Wirkungen besitzen können und bei denen große regionale Unterschiede auftreten.

Fördernde Faktoren sind:

  • die zunehmend bessere Ernährung der Weltbevölkerung durch die Entwicklung der Landwirtschaft:
     
    • 7000 v. Chr.: Übergang von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehzüchtern, wodurch mehr Nahrungsmittel erzeugt und Vorratswirtschaft betrieben werden konnte,
       
    • 4000 v. Chr.: Einführung der Bewässerungswirtschaft mit zunehmender Unabhängigkeit von Dürren,
       
    • um 1000 n. Chr.: Waldrodungen in Europa, um mehr Ackerfläche zu gewinnen, verbunden mit der Einführung der Dreifelderwirtschaft und der Erhöhung der Erträge,
       
    • im 19. Jh.: Einführung der Düngung mit künstlichem Dünger und weitere Erhöhung der Erträge,
       
    • 19./20. Jh.: Mechanisierung und Einführung industriemäßiger Produktionsverfahren,
       
  • die Entwicklung der Medizin und Pharmazie ab dem 18./19. Jh.:
     
    • Erkennen der Ursachen von Krankheiten, Einführung von vorbeugenden Maßnahmen, wie die Verbesserung der Hygiene, und Verbesserung der Lebensverhältnisse insgesamt,
       
    • Bekämpfung und Linderung von Krankheiten durch Impfungen, Medikamente und Operationen sowie Entwicklung der pharmazeutischen Industrie, mit deren Medikamenten Seuchen ausgerottet werden konnten,
       
  • die Zugehörigkeit großer Bevölkerungsteile zu Religionen, die große Kinderzahlen befürworten,
     
  • die fehlende oder unzureichende Familienplanung,
     
  • verbreitete Armut und unzureichende soziale Absicherung bei Krankheit und im Alter, die dazu zwingen, sich u. a. für die soziale Absicherung im Alter viele Kinder anzuschaffen.

Alle Faktoren zusammen genommen führten dazu, das in den letzten beiden Jahrhunderten die Geburtenrate wuchs, die Sterberate in Verbindung mit dem Rückgang der Kindersterblichkeit insgesamt sank und die Lebenserwartung allgemein stieg.
Dadurch nahm auch die Weltbevölkerung stark zu. Die Entwicklung der Bevölkerungs trat in die Phase des demografischen Übergangs ein. In den Industrieländern, z. B. in England und in Deutschland, erfolgte dies ungefähr um 1850. Die Entwicklungsländer bekamen vor allem nach 1950 Zugang zu den medizinischen und technischen Fortschritten, und die Zahl der Menschen in diesen Ländern stieg schnell an und wuchs und wächst sich zur Bevölkerungsexplosion aus (Bilder 1 und 2).

Auch die hemmenden Faktoren der Bevölkerungsentwicklung sind sehr vielschichtig:

Klimaänderungen

Das Klima hat sich im Verlauf der Erdgeschichte oft geändert. Für die Bevölkerungsentwicklung sind die Zeiten seit dem 7. Jahrtausend v. Chr. entscheidend, da sich langfristige Klimaänderungen mit Veränderungen der Temperaturen und Niederschläge unmittelbar auf den Ackerbau und damit die Ernährung der Menschen auswirkten, z. B.:

  • Uralte Felsenbilder mit Giraffen, Büffeln, Krokodilen in der Sahara zeugen von Zeiten mit höheren Niederschlägen in diesem Gebiet, weshalb in der Sahara auch mehr Menschen als heute leben konnten.
     
  • Im 5. und 6. Jh. sowie im 10. und 11. Jh. war es in Europa vermutlich wärmer als heute. Acker- und Weinbau konnten folglich wesentlich nördlicher als heute betrieben werden und mehr Menschen ernähren.
     
  • Umgekehrt war es etwa von 1550 bis 1700 spürbar kälter. Dieser Zeitabschnitt wird deshalb auch als „kleine Eiszeit“ bezeichnet. Die Temperaturen waren damals insgesamt um rund 1,5 °C niedriger. Kalte Winter mit längeren Frostperioden und kühle, feuchte Sommer führten dazu, dass das Getreide nicht ausreifen konnte oder auf dem Halm verfaulte. Es kam zu großen Hungersnöten.
Bevölkerungsentwicklung Chinas2010 hatte China eine Bevölkerungszahl von 1338 Mio., d.h. 1,34 Mrd. Menschen

Bevölkerungsentwicklung Chinas2010 hatte China eine Bevölkerungszahl von 1338 Mio., d.h. 1,34 Mrd. Menschen

Naturkatastrophen

Auf die Bevölkerungszahl von Ländern und Regionen haben auch Naturkatastrophen großen Einfluss. Neben den Toten sind es Verluste an Tieren und Ackerland, die in der Folge zu Hungersnöten führen und damit die Bevölkerungsentwicklung beeinflussen. Zu solchen Katastrophen zählen
u. a.:

  • lang andauernde Dürren, z. B. die in der Sahelzone Afrikas, der 1973/74 rund 250000 Menschen zum Opfer fielen,
     
  • Überschwemmungen durch Flüsse und an den Küsten durch Sturmfluten und Tsunamis, wie die durch den Hwangho (Huang He), der in China in den letzten 3000 Jahren mehr als 1500-mal seine Dämme durchbrochen hat und Hunderttausenden den Tod brachte,
     
  • verheerende tropische Stürme, Hurrikane, Taifune und Zyklone, wie den Hurrikan Mitch, der 1998 in Mittelamerika ca. 10000 Menschenleben forderte und ganze Regionen um Jahrzehnte zurückwarf,
     
  • Erdbeben, die in den letzten 500 Jahren weltweit mehr als 7 Mio. Menschen getötet haben, wobei das vermutlich schwerste Erdbeben im 20. Jh. in China allein mehr als 290000 Menschenleben forderte.

Krankheiten und Epidemien

Große Epidemien können sich für Jahrzehnte entscheidend auf die Bevölkerungsentwicklung ganzer Regionen und Länder auswirken.
So führte beispielsweise der Ausbruch der Pest im Jahre 1346 in Europa dazu, dass auf dem Gebiet des heutigen Deutschland die Bevölkerungszahl von ca. 16 Mio. Einwohnern im Jahre 1340 auf ca. 8,6 Mio. zurückging.
In den Jahren 1918/19 starben weltweit über 20 Mio. Menschen während einer Grippeepidemie, und in Afrika fordert die Ausbreitung von AIDS zunehmend so viele Todesopfer, das mittlerweile ganze Regionen menschenleer sind und die Lebenserwartung in einigen Ländern stark gesunken ist.
Auch Pflanzenkrankheiten können sich auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken: Im 19. Jh. war z. B. in Irland die Kartoffel das Hauptnahrungsmittel. Als Kartoffelkrankheiten die Ernte in mehreren Jahren vernichteten, kam es von 1845 bis 1848 zu großen Hungersnöten. Zehntausende Menschen starben oder wanderten vor allem in die USA aus. Die Bevölkerungszahl Irlands verringerte sich gravierend.

Kriege

Jeder Krieg fordert Menschenleben, sei es im Kampf durch die Folgen von Verletzungen oder durch die Vernichtung der Lebensgrundlagen ganzer Völker. Daraus entstehen auch längerfristige Folgen für die Bevölkerungsentwicklung. So nahm z. B. die Bevölkerungszahl in Deutschland durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) von rund 26 Mio. im Jahre 1620 auf rund 16 Mio. im Jahre 1650 ab. Und die Auswirkungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges sind auch heute noch an der Bevölkerungspyramide Deutschlands nachweisbar.

Völkermord

In der Geschichte der letzten Jahrhunderte kam es zur Dezimierung oder gar zur Ausrottung von Völkern. Dazu gehören die Ausrottung der Indianer Nord- und Südamerikas und die Entvölkerung ganzer Landstriche in Schwarzafrika durch den Sklavenhandel genau so wie der Holocaust der Juden und der Völkermord in Kambodscha oder an den Tutsi im ostafrikanischen Ruanda Ende des vergangenen Jahrhunderts.

Neben diesen Faktoren, die als Geißeln der Menschheit im Wesentlichen eine Erhöhung der Sterberate zur Folge haben, gibt es eine Reihe von Faktoren, die auf die Geburtenrate Einfluss nehmen. Dazu gehören:

  • die Bevölkerungspolitik, beispielsweise Maßnahmen zur Erhöhung oder Senkung der Geburtenrate,
     
  • ein höherer Bildungsgrad der Frauen, der häufig auch zur Verringerung der Geburtenzahl führt, und
     
  • ein insgesamt höherer Lebensstandard, der meist die gleichen Effekte hat.

Auf die Bevölkerungszahl eines Gebietes wirken sich nicht zuletzt auch die Migration (Ein- und Auswanderung) und die Binnenwanderung aus. Ein Beispiel dafür sind die USA: Deren Besiedlung durch europäische Migranten bzw. Einwanderer begann im 17. und 18. Jahrhundert an der Ostküste. Danach setzte die Binnenwanderung ein. Sie führte zunächst zur Besiedlung des Mittleren Westens, von dem aus die Siedler schließlich bis zur Westküste vordrangen.

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