- Lexikon
- Geografie
- 4 Gesellschaftsgeografische Grundlagen
- 4.1 Bevölkerung
- 4.1.1 Bevölkerungsentwicklung
- Faktoren der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung hängt von verschiedenen natürlichen und gesellschaftlichen Faktoren ab, die fördernde bzw. hemmende Wirkungen besitzen können und bei denen große regionale Unterschiede auftreten.
Fördernde Faktoren sind:
Alle Faktoren zusammen genommen führten dazu, das in den letzten beiden Jahrhunderten die Geburtenrate wuchs, die Sterberate in Verbindung mit dem Rückgang der Kindersterblichkeit insgesamt sank und die Lebenserwartung allgemein stieg.
Dadurch nahm auch die Weltbevölkerung stark zu. Die Entwicklung der Bevölkerungs trat in die Phase des demografischen Übergangs ein. In den Industrieländern, z. B. in England und in Deutschland, erfolgte dies ungefähr um 1850. Die Entwicklungsländer bekamen vor allem nach 1950 Zugang zu den medizinischen und technischen Fortschritten, und die Zahl der Menschen in diesen Ländern stieg schnell an und wuchs und wächst sich zur Bevölkerungsexplosion aus (Bilder 1 und 2).
Auch die hemmenden Faktoren der Bevölkerungsentwicklung sind sehr vielschichtig:
Das Klima hat sich im Verlauf der Erdgeschichte oft geändert. Für die Bevölkerungsentwicklung sind die Zeiten seit dem 7. Jahrtausend v. Chr. entscheidend, da sich langfristige Klimaänderungen mit Veränderungen der Temperaturen und Niederschläge unmittelbar auf den Ackerbau und damit die Ernährung der Menschen auswirkten, z. B.:
Bevölkerungsentwicklung Chinas2010 hatte China eine Bevölkerungszahl von 1338 Mio., d.h. 1,34 Mrd. Menschen
Auf die Bevölkerungszahl von Ländern und Regionen haben auch Naturkatastrophen großen Einfluss. Neben den Toten sind es Verluste an Tieren und Ackerland, die in der Folge zu Hungersnöten führen und damit die Bevölkerungsentwicklung beeinflussen. Zu solchen Katastrophen zählen
u. a.:
Große Epidemien können sich für Jahrzehnte entscheidend auf die Bevölkerungsentwicklung ganzer Regionen und Länder auswirken.
So führte beispielsweise der Ausbruch der Pest im Jahre 1346 in Europa dazu, dass auf dem Gebiet des heutigen Deutschland die Bevölkerungszahl von ca. 16 Mio. Einwohnern im Jahre 1340 auf ca. 8,6 Mio. zurückging.
In den Jahren 1918/19 starben weltweit über 20 Mio. Menschen während einer Grippeepidemie, und in Afrika fordert die Ausbreitung von AIDS zunehmend so viele Todesopfer, das mittlerweile ganze Regionen menschenleer sind und die Lebenserwartung in einigen Ländern stark gesunken ist.
Auch Pflanzenkrankheiten können sich auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken: Im 19. Jh. war z. B. in Irland die Kartoffel das Hauptnahrungsmittel. Als Kartoffelkrankheiten die Ernte in mehreren Jahren vernichteten, kam es von 1845 bis 1848 zu großen Hungersnöten. Zehntausende Menschen starben oder wanderten vor allem in die USA aus. Die Bevölkerungszahl Irlands verringerte sich gravierend.
Jeder Krieg fordert Menschenleben, sei es im Kampf durch die Folgen von Verletzungen oder durch die Vernichtung der Lebensgrundlagen ganzer Völker. Daraus entstehen auch längerfristige Folgen für die Bevölkerungsentwicklung. So nahm z. B. die Bevölkerungszahl in Deutschland durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) von rund 26 Mio. im Jahre 1620 auf rund 16 Mio. im Jahre 1650 ab. Und die Auswirkungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges sind auch heute noch an der Bevölkerungspyramide Deutschlands nachweisbar.
In der Geschichte der letzten Jahrhunderte kam es zur Dezimierung oder gar zur Ausrottung von Völkern. Dazu gehören die Ausrottung der Indianer Nord- und Südamerikas und die Entvölkerung ganzer Landstriche in Schwarzafrika durch den Sklavenhandel genau so wie der Holocaust der Juden und der Völkermord in Kambodscha oder an den Tutsi im ostafrikanischen Ruanda Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Neben diesen Faktoren, die als Geißeln der Menschheit im Wesentlichen eine Erhöhung der Sterberate zur Folge haben, gibt es eine Reihe von Faktoren, die auf die Geburtenrate Einfluss nehmen. Dazu gehören:
Auf die Bevölkerungszahl eines Gebietes wirken sich nicht zuletzt auch die Migration (Ein- und Auswanderung) und die Binnenwanderung aus. Ein Beispiel dafür sind die USA: Deren Besiedlung durch europäische Migranten bzw. Einwanderer begann im 17. und 18. Jahrhundert an der Ostküste. Danach setzte die Binnenwanderung ein. Sie führte zunächst zur Besiedlung des Mittleren Westens, von dem aus die Siedler schließlich bis zur Westküste vordrangen.
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