Königreich der Niederlande

Das Königreich der Niederlande liegt im Westen Europas und gehört zu den Beneluxstaaten (Bild 1). Hauptstadt und Residenz des Landes ist Amsterdam, während Den Haag der Regierungssitz ist. Der Staat grenzt im Westen und Norden an die Nordsee, im Osten an Deutschland und im Süden an Belgien. Die Küstenlänge beträgt rund 800 km. Nahezu die Hälfte des Landes liegt unter dem Meeresspiegel. Zum Hoheitsgebiet der Niederlande gehören noch die Niederländischen Antillen in der Karibik einschließlich der Insel Aruba.

Wichtige Daten zum Land

Amtlicher Name:Koninkrijk der Nederlanden
Fläche:41 500 km²
Einwohner:16,2 Mio.
Bevölkerungsdichte:390 Einw./km²
Hauptstadt:Amsterdam (Den Haag ist Regierungssitz)
Bevölkerungswachstum:etwa 0,5 %/Jahr
Lebenserwartung:
(Männer/Frauen)

75/81 Jahre
Staatsform:parlamentarische Monarchie
Sprachen:Niederländisch ist Amtssprache.
Religionen:Katholiken 36 %, Protestanten verschiedener Kirchen 26 %
Klima:gemäßigtes ozeanisches Klima
Bodennutzung:Ackerland 28 %, Wald 8 %,
Weideland 23 %
Wirtschaftssektoren:
(prozentualer Anteil der Beschäftigten)
Landwirtschaft 3,1 %, Industrie 20 %, Dienstleistungen 76,9 %
Exportgüter:elektronische und Elektrogeräte, chemische Erzeugnisse, Fahrzeuge, Gemüse und Früchte, Erdöl und Erdölerzeugnisse
Bruttoinlandsprodukt:511 502 Mio. US-$ (2003)
Bruttosozialprodukt:26 230 US-$/Einw. (2003)
Währung:Euro
Niederlande und Nachbarländer

Niederlande und Nachbarländer

Oberflächengestalt

Im weitaus größten Teil der Niederlande setzt sich das Norddeutsche Tiefland fort. Die etwa 800 km lange Küste ist von bis zu 60 m hohen Dünen gesäumt, die im Bereich der Westfriesischen Inseln durch das Wattenmeer vom Festland getrennt sind. Die Westfriesischen Inseln – von Nordost nach Südwest: Rottumeroog, Rottumerplaat, Boschplaat, Simonszand, Schiermonnikoog, Ameland, Terschelling, Vlieland, Texel – sind durch Sturmfluten entstanden. Im Süden ist die Küste durch Buchten und Flussdeltas stark gegliedert. Weiter landeinwärts liegen eingedeichte See- und Flussmarschen (Polder) bis 6 m unter dem Meeresspiegel. Daran schließt sich die flachwellige, sandig-moorige Geest an, die eine Höhe von 110 m erreicht. Motor- und Elektropumpen, die die seit dem 15. Jh. durch Windmühlen betriebenen Pumpen längst ersetzt haben, entwässern das Polderland. Nur im äußersten Südosten haben die Niederlande Anteil an der fruchtbaren Lössbörde und mit den Ausläufern der Ardennen an der Mittelgebirgszone, wo mit dem 321 m hohen Vaalserberg der höchste Punkt der Niederlande liegt.

Gewässer

Die Niederlande sind im Verhältnis zur Gesamtfläche das wasserreichste Land Europas. Flüsse, Kanäle und meist dem Meer abgerungene Seen bedecken große Teile des Landes. Die größten Flüsse sind der Rhein sowie, aus Belgien kommend, Maas und Schelde. Der Rhein verzweigt sich kurz nach Eintritt in niederländisches Gebiet und bildet mit der Maas ein ausgedehntes Delta, das durch zahlreiche Inseln aufgelöst ist. Hauptmündungsarm ist der Waal, der nach Vereinigung mit der Maas Merwede, Noord und Nieuwe Maas genannt wird und als Nieuwe Waterweg bei Rotterdam in die Nordsee mündet. Der nördliche Arm, der Pannerdensche Kanal, von dem vor Arnheim die IJssel zum IJsselmeer abzweigt, fließt als Neder-Rijn und Lek weiter und mündet in die Nieuwe Maas. Das Flussnetz ist größtenteils eingedeicht und kanalisiert.
 

Das lange Ringen mit dem Meer

Das Gebiet der Niederlande ist in großen Teilen erst in den letzten tausend Jahren durch den Menschen geschaffen worden. In dieser Zeit hat sich die Landfläche durch Küstenschutz und Landgewinnung etwa verdoppelt. Immer wieder zerstörten große Sturmfluten den Küstenbereich und entrissen das mühsam gewonnene Land. Verheerende Folgen hatten die Sturmfluten von 1421, 1570 und zuletzt 1953.

Küstenschutz meint alle baulichen Vorkehrungen, um Deiche, Vorländer, Strände und Dünen an der Küste gegen Zerstörungen durch das Meer zu schützen. Dabei unterscheidet man zwischen Maßnahmen des Hochwasserschutzes (Deiche und Sperrwerke) und des Erosionsschutzes.

In den Niederlanden spielten Maßnahmen des aktiven Küstenschutzes, zu denen die Neulandgewinnung gehört, immer eine bedeutende Rolle. Größte Projekte waren das Zuiderseeprojekt und die Deltawerke. Die Zuidersee, eine rund 3700 km² große ehemalige Nordseebucht, wurde 1932 durch einen 30 km langen Abschlussdamm abgeschlossen und in einen Süßwassersee, das IJsselmeer, verwandelt. Schon 1926/27 war mit der Anlage eines 40 ha großen Versuchspolders die Einpolderung eingeleitet worden. 1927–1930 wurde der Wieringermeerpolder eingedeicht und trockengelegt, 1937–1942 der Nordostpolder, 1950–1957 der Polder Ostflevoland und 1959–1968 der Polder Südflevoland. Die beiden IJsselmeerpolder Ost- und Südflevoland sind Bestandteil der 1986 gebildeten Provinz Flevoland.
 

Die Deltawerke sind eine 1950–1986 geschaffene Anlage zum Schutz vor Meereseinbrüchen im Südwesten der Niederlande, im Delta von Rhein, Maas und Schelde (Bild 3). Die Maßnahmen reichen von der vollständigen Abriegelung der Wasserarme bis zum Bau eines beweglichen Sturmflutwehres mit 62 Fluttoren in der Oosterschelde. Den Abschluss der Deltawerke bildet das 1997 fertiggestellte Sturmflutwehr am Nieuwe Waterweg auf der Höhe von Maassluis zum Schutz des Rotterdamer Hafens.

Deltawerke

Deltawerke

Klima und Vegetation

Das Klima ist gemäßigt maritim bei vorherrschenden Westwinden. Die durchschnittlichen Niederschlagsmengen liegen zwischen 620 und 850 mm im Jahr (Bild 4). Die durchschnittlichen Sommertemperaturen sind im Juli und August mit 17 °C relativ niedrig; dafür gibt es im Winter nur wenige Eistage, sodass die Häfen eisfrei bleiben.
Die natürliche Vegetation ist kaum erhalten. Die sandigen Geestböden trugen ursprünglich Birken-Heide-Wälder, die heute zu Heiden degradiert sind oder mit Kiefern aufgeforstet wurden. Die Watt- und Dünenregion hat ganz spezielle Salz liebende Pflanzengemeinschaften, die zum Teil unter Naturschutz stehen. Das Marschen- oder Polderland trägt meist Fettwiesen oder Weiden. Vereinzelt gibt es Nieder- und Hochmoore.

Bevölkerung

Minderheiten

Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Niederländern. Minderheiten bilden die seit 1949 eingewanderten Indonesier und Ambonesen, indonesisch-papuanische Mischlinge. Bis zur Unabhängigkeit Niederländisch-Guayanas 1975 kamen vorwiegend dunkelhäutige Surinamer, die ihre niederländische Staatsangehörigkeit behalten wollten. Außerdem leben mehr als eine halbe Million Ausländer, vor allem Türken, Marokkaner, Briten und Deutsche, im Land. Die Integration der Minderheiten und Ausländer gilt für europäische Verhältnisse als vorbildlich. In der Provinz Friesland leben noch etwa 360000 Friesen, deren Sprache dort neben dem Niederländischen als Amts- und Schulsprache zugelassen ist.

Klimadiagramm von Den Helder

Klimadiagramm von Den Helder

Bevölkerungsverteilung

Die Niederlande sind dicht besiedelt. 1999 lebten rund 89 % der Bevölkerung in Städten und verstädterten Gemeinden. Die vier größten Städte des Landes, Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht, gehören neben Haarlem, Leiden und Dordrecht zu dem sich rasch verdichtenden Ballungsraum Randstad Holland. In dieser Agglomeration, die etwa zehn Prozent der Landesfläche einnimmt, konzentrieren sich zwei Drittel des Wirtschaftspotenzials. Hier lebt knapp die Hälfte der Einwohner der Niederlande. Relativ dünn besiedelt sind die Provinzen Drente, Friesland, Flevoland und Seeland.

Gut 60 % der Bevölkerung sind Christen. Nicht christliche religiöse Minderheiten bilden die rund 700000 Muslime, vor allem Indonesier, Marokkaner und Türken, rund 100000 Hindus (Einwanderer aus Surinam) und rund 30000 Juden. Mehr als 30 % der Bevölkerung sind konfessionslos.

Wirtschaft und Verkehr

Die Niederlande sind Mitglied der Euro-Zone. Neben der leistungsfähigen Landwirtschaft hat sich eine hoch entwickelte und international wettbewerbsfähige Industrie entwickelt (Bild 5). Signale für das stetige Wirtschaftswachstum setzten der Ausbau der Hafenindustriekomplexe, eine steigende Erdgas- und Erdölförderung und die darauf basierende Energiewirtschaft sowie die Entwicklung der verarbeitenden Industrie und des Dienstleistungssektors.

Die Landwirtschaft besitzt eine traditionell hohe Produktivität und ist stark exportorientiert. In den Flussmarschen konzentriert sich der Obstbau. Ackerbau wird auf den Lössböden der Provinz Limburg im Südwesten sowie den Moorkolonien und in Teilen der Seemarschen betrieben. Viehhaltung herrscht in Nordbrabant, Drente und Gelderland, Grünlandnutzung im Westen und Nordwesten des Landes vor. Die Neulandgewinnung im IJsselmeer konnte den generellen Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzfläche aufgrund des Raumbedarfs der Städte und der Industrie nicht ausgleichen.
Die Fischwirtschaft wird als Hochsee-, Küsten- und im IJsselmeer betrieben.

Tomaten und mehr

Gartenbau und Viehwirtschaft spielen die überragende Rolle in der niederländischen Landwirtschaft. Besonders im Osten überwiegen Gemüseanbau und Blumenzucht. Obst, Gemüse, Blumen und Topfpflanzen haben eine große Bedeutung für den Export. Ein Großteil dieser Kulturen wird intensiv in beheizten Gewächshäusern angebaut. Der Anbau unter Glas beziehungsweise Folie hat stark zugenommen; unter Glas wird in den Niederlanden eine Anbaufläche von etwa 10000 ha erreicht. Mehr als 10 % der Gewächshausfläche entfallen auf die Tomatenproduktion. Dazu kommen Gurken, Paprika, Auberginen u. a. In den letzten zwanzig Jahren hat die Tomatenanbaufläche allerdings stark abgenommen. Gründe waren die Kritik an der Qualität der Tomaten, steigende Energiekosten und höhere Umweltauflagen. So haben einige niederländische Betriebe die Produktion in die billigeren Anbauländer Spanien oder Marokko verlegt. Die Tomaten kommen auf dem Seeweg wieder in die Niederlande und werden als niederländisches Produkt verkauft.

Niederlande – Wirtschaft

Niederlande – Wirtschaft

Die Blumenzucht ist eine weitere Besonderheit der niederländischen Landwirtschaft. An erster Stelle steht dabei die Blumenzwiebelzucht. Die Zwiebeln von Tulpen, Narzissen, Krokussen, Hyazinthen und anderen Arten werden in die ganze Welt exportiert. Die blühenden Blumenfelder ziehen im Frühjahr außerdem zahlreiche Besucher an.

Von überragender Bedeutung für die Landwirtschaft ist allerdings die Viehwirtschaft. Sie ist ganz auf die Veredelungswirtschaft (Butter und Käse) ausgerichtet. Käse aus Holland ist sprichwörtlich in aller Munde. Bekannteste Käsesorten sind Edamer, Gouda und Leerdamer. Weiterhin bedeutsam sind Schweinezucht und Geflügelhaltung. Die Intensivhaltung in der Veredelungswirtschaft führt aber auch zu einer zunehmenden Belastung des Bodens und einer steigenden Verunreinigung des Grund- und Oberflächenwassers durch den hohen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Seit den 1980er Jahren hat sich die Struktur der Industrie stark verändert. Traditionelle Zweige, wie die Werftindustrie, die Textilverarbeitung und das Bekleidungsgewerbe, haben an Bedeutung verloren. An ihre Stelle traten die chemische Industrie, die Kunststoffverarbeitung, die Gas- und die Erdölindustrie. Das Zentrum von Erdölraffinerien und chemischer Industrie ist Rotterdam mit seinem Welthafen. Große Bedeutung haben Nahrungsmittel- und Genussmittelindustrie, Stahlproduktion, Metallverarbeitung, Kraftfahrzeug-, elektrotechnische und elektronische Industrie. Die wichtigsten Industriestädte sind Eindhoven, Rotterdam und Amsterdam, die wichtigste Industrieregion ist Nordbrabant. Haupthandelspartner der exportstarken Niederlande sind Deutschland und die anderen EU-Länder sowie die USA.
Die Niederlande zählen auch zu den beliebtesten europäischen Reiseländern. Zu den Hauptanziehungspunkten zählen die Westfriesischen Inseln, das Wattenmeer, das IJsselmeer und die Badeorte an der Küste. Im Binnenland sind die historischen Stadtkerne, die zahlreichen Museen und Kunstgalerien sowie die Centerparks Hauptattraktionen.

Das Verkehrsnetz ist in allen Bereichen gut ausgebaut. Große Bedeutung haben die Binnenwasserstraßen mit einer Gesamtlänge von 5046 km. Wichtigste Seehäfen sind Rotterdam, der nach der Größe des Umschlags, einer der größten Häfen der Erde ist, und Amsterdam. Wichtigster Zubringer ist die Rheinschifffahrt. Internationale Flughäfen sind in Schiphol bei Amsterdam und Zestienhoven bei Rotterdam.

Aus der Geschichte

843: Bei der Reichsteilung kommt Flandern westlich der Schelde an das Westfränkische Reich, die anderen niederländischen Gebiete an Lothringen und damit später (879/925) an das ostfränkische, später Heilige Römische Reich.

10.–12. Jh.: Hohe kulturelle und wirtschaftliche Blüte der Maaslande

1477: Die Niederlande kommen an das Haus Habsburg.

1568: Aufstand gegen den HERZOG VON ALBA, den spanischen Statthalter

1581: Unter Führung WILHELMS VON ORANIEN sagen sich die sieben nördlichen Provinzen von Spanien und den Habsburgern los und gründen die Republik der Vereinigten Niederlande.

1585: Die südlichen Niederlande werden wieder von Spanien besetzt.

1609–1621: Waffenstillstand mit Spanien

1648: Der Westfälische Frieden bestätigt die Unabhängigkeit der nördlichen Niederlande, die sich zu einer bedeutenden Handels- und Seemacht entwickeln.

1815: Der Wiener Kongress schafft nach der napoleonischen Besetzung das Königreich der Vereinigten Niederlande.

1830: Abspaltung der südlichen Niederlande, die das Königreich Belgien bilden

1890: Ende der Personalunion mit Luxemburg

1940–1944: Besetzung durch deutsche Truppen

1949: Niederländisch-Indien wird als Indonesien unabhängig.

1980: Königin BEATRIX besteigt den Thron.

1992: Das Parlament nimmt den Vertrag von Maastricht an.

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