Stadttypen in verschiedenen Kulturräumen
In den einzelnen Kulturräumen der Erde entstanden durch die unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensweisen und die jeweiligen Kulturen Städte mit einem typischen Grundriss. Sie können deshalb zu Stadttypen zusammengefasst werden.
Im Zentrum der Städte in Europa, dem Orient und Asien sind Burg, Palast und religiöse Bauten als Herrschaftsgebäude zu finden, die durch eine Stadtmauer geschützt sind. Der Straßengrundriss ist meist unregelmäßig. Die rasante Entwicklung der Städte vor allem seit dem 20. Jahrhundert führte dazu, dass diese typischen Formen nur noch z. T. in den Stadtzentren zu erkennen sind. Vielfach entstehen neue Straßengrundrisse. Am Beispiel der orientalischen Stadt wird dies verdeutlicht. Im Unterschied zu den historisch „gewachsenen“ Städten wurden die Siedlungen der Kolonisten in Amerika, Afrika und Australien sehr planmäßig, meist schachbrettartig angelegt. Sie dehnten sich später entlang der angelegten Grundrisse in die Umgebung aus, während das Stadtzentrum oft unverändert blieb. Am Beispiel der lateinamerikanischen Stadt mit der Plaza lässt sich dies zum Teil noch erkennen.
Stadttypen in Asien, Europa und im Orient
Im Zentrum der Städte in diesen Kontinenten und Regionen sind Burgen, Paläste und religiöse Bauten als Herrschaftsgebäude zu finden. Sie werden meist durch eine Stadtmauer geschützt. Der Straßengrundriss ist in der Regel unregelmäßig (Bilder 1 und 2).
Die rasante Entwicklung der Städte vor allem seit dem 20. Jahrhundert führte dazu, dass diese typischen Merkmale nur noch z. T. in den alten Stadtzentren zu finden sind. Die ursprünglichen Stadtmauern wurden meist abgerissen, und durch die engen Sackgassenviertel wurden breite Durchgangsstraßen geschlagen. In vielen alten Städten fielen sogar ganze Stadtviertel dem Abriss anheim.
Stadtentwicklungen
Aber nicht nur die Altstädte veränderten grundlegend ihr Gesicht. Meist ist die ganze Stadt betroffen:
So wurden in vielen orientalischen Städten neue Stadtteile mit regelmäßigem Grundriss und breiten Straßen um die Altstädte (Bild 3) herum gebaut. Industriegebiete entstanden entlang neuer Ausfallstraßen und Eisenbahnlinien, und wichtige Funktionen der Verwaltung und der Dienstleistungen wurden in diese neu geschaffenen Stadtgebiete verlagert. Zugleich verließen die wohlhabenderen Teile der Einwohnerschaft die Altstädte (Medina) und zogen in die moderneren, luftigeren Stadtviertel. Nur der ärmere Teil der Bevölkerung verblieb in den Altstädten.
Neben den Altstädten bildeten und bilden sich also neue moderne Citys heraus. Sie sind mit den Altstädten durch Straßen verbunden, in denen sich viele Geschäfte angesiedelt haben, die sich vorher in der Altstadt, im Basar und um die Hauptmoschee herum, befunden haben. Diese Verbindung von traditionellem Basar und moderner City ist ein charakteristisches Merkmal des orientalischen Stadttyps. Dadurch unterscheiden sich orientalische Städte auch meist von modernen europäischen oder anderen asiatischen Städten.
Wenn typisch orientalische und asiatische Städte jedoch in Entwicklungsländern liegen, dann sind an ihrem Rand oft ausgedehnte Marginalsiedlungen, meist Elendsviertel, und in ihrem Inneren häufig Slums entstanden.
Stadttypen in Amerika, Afrika, Australien
Im Unterschied zu den historisch, z. T. über Jahrtausende gewachsenen Städten im Orient und in Asien wurden die Kolonistensiedlungen in Amerika, Afrika und Australien in der Regel nach Plan, meist schachbrettartig angelegt (Bild 4).
Sie dehnten sich auch später entlang dieser angelegten Grundrisse in ihr Umland aus, wobei die Straßenbreite den neuen Verkehrsmitteln (Auto) angepasst wurde. Industrieanlagen wurden vor allem an Verkehrswegen und Verkehrseinrichtungen (z. B. Häfen) gebaut und umgekehrt.
Auch die lateinamerikanische Stadt veränderte grundlegend ihr Gesicht: Neben der Plaza, dem ursprünglichen Zentrum der Stadt mit vielen historischen Bauwerken, entstand die neue City mit modernen Funktionsgebäuden und Hochhäusern. Die Wohnviertel um die Plaza verfallen dann oft und entwickeln sich zu Slums. Am Rande der Städte entstehen ausgedehnte Marginalsiedlungen. Hier siedeln sich vor allem „Land“flüchtlinge an, die sich eine bessere Zukunft in den Städten erhoffen. Diese Stadtbilder sind heute für die meisten lateinamerikanischen Großstädte, wie Mexiko-Stadt, Lima, Bogota, Rio de Janeiro oder Caracas, charakteristisch.