Kiew
Kiew ist die Hauptstadt der Ukraine und hat 2,7 Mio. Einwohner. Die Stadt liegt beiderseits des Dnjepr im zentralen Teil des nördlichen Flachlandes der Ukraine. Ihre Geschichte lässt sich bis in das 9. Jh. zurück verfolgen, als sie Hauptstadt eines von Wikingern gegründeten Reiches war. Heute zeugen viele Kulturdenkmäler von der großen Bedeutung der Stadt über die Jahrhunderte. Darunter sind Bauwerke, die heute als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt sind.
Funktion
Die Stadt ist der wissenschaftliche und kulturelle Mittelpunkt der Ukraine. Sie hat eine Universität und viele Hochschulen und ist Sitz der Akademie der Wissenschaften. 25 größere Museen und sieben Theater unterstreichen die Bedeutung als kulturelles Zentrum. In Kiew gibt es ein Goetheinstitut sowie ein Planetarium, einen botanischen und einen zoologischen Garten sowie Filmstudios.
Die Stadt ist Sitz des Metropoliten der autonomen Ukrainischen Orthodoxen Kirche und des Patriarchen, der allerdings von Moskau nicht anerkannt wird. Kiew ist ein Industriezentrum. Hauptindustriezweige sind Maschinen-, Apparate-, Präzisionsgeräte- und Fahrzeugbau sowie chemische, pharmazeutische, Textil- und Nahrungsmittelindustrie.
Als Hauptstadt des Landes ist Kiew Verkehrsknotenpunkt. Der Flusshafen ist für kleinere Schiffe erreichbar. Die Stadt hat eine U-Bahn und einen internationalen Flughafen.
Wichtig für die Energieversorgung ist ein Staudamm mit einem Kraftwerk und einem Pumpspeicherwerk, das oberhalb von Kiew liegt. Der Stausee hat eine Größe von 922 km².
Das heutige Stadtbild
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Metropole von deutschen Truppen weitgehend zerstört. Etwa 200.000 bis 300.000 Einwohner kamen ums Leben. Die Stadt wurde nach 1945 wieder aufgebaut. Durch sowjetische Architekten wurde die Stadt großzügig mit vielen Grünflächen und weitläufigen Parkanlagen angelegt.
Kulturdenkmäler
Trotz der Kriegszerstörungen ist Kiew reich an historischen Bauten. Zum UNESCO-Kulturerbe gehören die zwischen 1037 und 1100 erbaute Sophienkathedrale mit der fünfschiffigen Kreuzkuppelanlage und das 1051 von ANTONI dem Heiligen gegründete und bis zum 18. Jh. erbaute Kiewer Höhlenkloster. Es war das erste Kloster in der Ukraine. Von hier aus erfolgte die Christianisierung Russlands. Hier entstand auch um 1113 die berühmte Nestorchronik, eine der wichtigsten Quellen zur frühen Geschichte Russlands und der Ukraine. Die beeindruckendsten Bauten des Klosters sind die Dreifaltigkeitskirche (1106–1108) mit dem 96 m hohen Glockenturm und die Allerheiligenkirche (1696–1698).
Von der Stadtmauer und dem berühmten Goldenen Tor Kiews (1037) sind nur Reste erhalten. Sie wurden wie viele andere Prachtbauten 1240 von den Mongolen zerstört.
Aus der Geschichte Kiews
Auf dem bis zu 180 m aufsteigenden rechten Dnjeprufer entstand im 9. Jh. die Hauptstadt der Kiewer Rus. Die Kiewer Rus war eine Vereinigung der beiden im 9. Jh. von Wikingern im Norden bei Nowgorod und im Süden bei Kiew gegründeten Reiche. Mit der Christianisierung im 10 Jh. begann eine Blütezeit der Stadt aus der viele Bauwerke wie Kirchen, Stadtmauern und das Goldenen Tor hervorgingen. Im 17. Jh. war Kiew die Hauptstadt des Kosakenstaates, der weitgehend unter russischem Einfluss stand. Große Teile der Ukraine kamen im 18. Jh. zu Russland. Kiew wurde 1793 Hauptstadt eines Gouvernements. Um 1900 begann die Industrialisierung. 1934 löste Kiew Charkow als Hauptstadt der Ukraine ab. Die nach 1945 wiederaufgebaute Stadt Kiew blieb bis 1991 Hauptstadt der Sowjetrepublik Ukraine. Seitdem ist sie Hauptstadt und Mittelpunkt der Republik Ukraine.