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Das deutsche Weltmachtstreben – der „Panthersprung“ nach Agadir

Ab 1890 beteiligte sich Deutschland aktiv am imperialistischen Weltmachtstreben und griff in den Wettbewerb um die Gewinnung von Kolonien ein.
In diesem Zusammenhang wurde das nordafrikanische Marokko zweimal Herd von Deutschland provozierter internationaler Krisen, der sogenannten Marokkokrisen. An ihnen waren vor allem Deutschland und Frankreich beteiligt. Um der französischen Expansion in Marokko Einhalt zu gebieten und deutsche Handelsinteressen in der Region zu wahren, wurde das deutsche Kanonenboot „Panther“ zum sogenannten „Panthersprung“ nach Agadir gesandt. Dadurch wurde die zweite Marokkokrise im Jahre 1911 ausgelöst.
Deutschland erreichte mit den provozierten Krisen allerdings nicht seine Ziele, sondern musste jeweils diplomatische Niederlagen hinnehmen.

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Hintergründe des „Panthersprungs“

Die Zeit vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird allgemein als die klassische Epoche des Imperialismus bezeichnet. Ein wesentliches Kennzeichen dieser Epoche war der Wettlauf der Nationen um den „Platz an der Sonne“, d. h. um die Einbeziehung überseeischer Kolonien in ihren Machtbereich. Dieser Wettlauf hatte innerhalb weniger Jahrzehnte zur Aufteilung ganz Afrikas und Ozeaniens unter im Wesentlichen acht europäischen Mächten geführt.
Ab 1890 beteiligte sich Deutschland aktiv am imperialistischen Weltmachtstreben und griff in den Wettbewerb um die Gewinnung von Kolonien ein.
Die Kolonialpolitik sowie die auf weltweite Expansion zielende Handelspolitik Deutschlands ließ sich nach Überzeugung des Kaisers und seiner Regierung allerdings nur durch eine starke deutsche Kriegsflotte verwirklichen. Deshalb wurde ab 1897 in Deutschland unter Leitung von Admiral TIRPITZ ein gewaltiges Flottenbauprogramm in Angriff genommen. Dieses Programm war auf den Ausbau der deutschen Schlachtflotte zu einem entscheidenden Machtfaktor auf den Weltmeeren gerichtet.
Das deutsche Weltmachtstreben und die Flottenrüstung um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. musste zwangsläufig die Rivalität zwischen den europäischen Großmächten verstärken.
Vor allem stieß Deutschland die „Seemacht Nummer 1“, Großbritannien, vor den Kopf und zog sich die wachsende Feinschaft der herrschenden Kreise des Landes zu. In Deutschland glaubte man aber weiterhin felsenfest, in Großbritannien einen „natürlichen“ Verbündeten gegen den „Erzfeind“ Frankreich und gegen Russland zu besitzen.
Dieser Glaube basierte auf der Annahme, Großbritannien müsse wegen seiner schwerwiegenden Differenzen mit Frankreich bei der kolonialen Aufteilung Afrikas und mit Russland im Orient und in Ostasien zwangsläufig die Anlehnung an die stärkste europäische Macht, das Deutsche Reich, suchen.
Die herrschenden Kreise in Deutschland wurden jedoch jäh aus ihren Träumen gerissen. Im Jahre 1904 verständigten sich Großbritannien und Frankreich über ihre kolonialen Ansprüche und legten die Streitigkeiten bei. Der Abschluss dieser „Entende cordiale“ („herzliches Einvernehmen“) zwischen beiden Mächten zerstörte alle Illussionen in Berlin. Vollends wurde die Verunsicherung, als 1907 auch Großbritannien und Russland in einem Abkommen ihre Interessensphären in Innerasien abgrenzten.
Man begann zu ahnen, dass sich Großbritannien anschickte, ins Lager der Gegner zu wechseln. Damit drohte das einzutreten, was BISMARCK mit seiner Bündnispolitik zu verhindern gesucht hatte: Deutschland stand allein, ohne Bündnispartner, da.
Vor diesem historischen Hintergrund wurde das nordafrikanische Marokko zweimal Herd internationaler Krisen, der sogenannten Marokkokrisen. An ihnen waren vor allem Deutschland und Frankreich beteiligt. Bei der zweiten Marokkokrise spielte das deutsche Kanonenboot „Panther“ eine bedeutsame Rolle.

Die Marokkokrisen und der „Panthersprung“

Im britisch-französischen Kolonialabkommen, der „Entende cordiale“, war Marokko zum französischen Interessengebiet erklärt worden. Seit 1904 begann deshalb auch die französische Expansion in Marokko, die in Frankreich als „friedliche Durchdringung“ umschrieben wurde.

1. Marokkokrise

Daraus entwickelte sich die erste Marokkokrise:
Die deutsche Reichsregierung glaubte zur Wahrung ihrer Handelsinteressen in dieser Region auf die expansiven Bestrebungen Frankreichs reagieren zu müssen. Der damalige deutsche Reichskanzler, FÜRST VON BÜLOW, inszenierte 1905 einen Besuch des deutschen Kaisers WILHELM II. im marokkanischen Tanger. Dadurch sollte die Souveränität des Sultans von Marokko gestärkt und nach außen hin dokumentiert werden.
Der Kaiserbesuch erregte beträchtliches internationales Aufsehen. In Frankreich befürchtete man, Deutschland sei zum Krieg entschlossen. Die Situation für einen Krieg, wurde angenommen, sei günstig, weil Frankreichs Bündnispartner Russland in den russisch-japanischen Krieg verwickelt war.
Die deutsche Regierung lehnte alle Versuche Frankreichs ab, sich gemeinsam über einen Interessenausgleich in Marokko zu arrangieren. Sie setzte dafür eine internationale Konferenz durch, auf der dem französischen Ausdehnungsdrang Schranken gesetzt werden sollten. Auf dieser Konferenz, die 1906 im südspanischen Algeciras stattfand, erlitt Deutschland aber eine diplomatische Niederlage. Frankreich blieb in Marokko weiterhin mit Vorrechten ausgestattet.

2. Marokkokrise

Französische Aktivitäten lösten auch die zweite Marokkokrise aus. Im Jahre 1911 nahm Frankreich Unruhen im Lande zum Anlass, mit der militärischen Besetzung Marokkos zu beginnen.
Darauf reagierte die deutsche Regierung schärfer als 1904. Sie entsandte das Kanonenboot „Panther“ zum sogenannten „Panthersprung“ nach Agadir, einer Hafenstadt an der Atlantikküste Marokkos. Das war Politik hart am Rande eines Krieges.
Dabei war Deutschland durchaus bereit, Marokko den Franzosen zu überlassen. Bedingung für dieses Entgegenkommen war allerdings, dass die Pariser Regierung das französische Kongogebiet im Herzen Afrikas an Deutschland abtrat. Frankreich blieb diesem deutschen Angebot gegenüber jedoch unnachgiebig. Gestützt auf die Rückendeckung Großbritanniens lehnte es alle deutschen Vorschläge ab.
Nach zähen Verhandlungen kam schließlich der Marokko-Kongo-Vertrag zustande. Deutschland erkannte in ihm die französische Schutzherrschaft über Marokko an. Dafür erhielt das Deutsche Reich aber lediglich ein Teilgebiet des französischen Kongo zugesprochen. Dieser Teil des Kongo wurde nun Neukamerun genannt.
Erneut war eine Provokation Deutschlands auf internationalem Parkett schief gelaufen. In der deutschen Öffentlichkeit wurde das Verhandlungsergebnis deshalb auch als schwere diplomatische Schlappe bewertet. Im Reichstag wurde der deutsche Reichskanzler sogar beschuldigt, eine schwächliche Haltung an den Tag gelegt und „gekniffen“ zu haben.
Dabei war das Verhandlungsergebnis ein weiterer Beleg dafür, dass Deutschland mit seiner Politik des Weltmachtstrebens zunehmend in die internationale Isolation geriet.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Das deutsche Weltmachtstreben – der „Panthersprung“ nach Agadir." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/das-deutsche-weltmachtstreben-der-panthersprung-nach-agadir (Abgerufen: 20. May 2025, 05:06 UTC)

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