Ein neuer Werkstoff bestimmt eine ganze Epoche

In Europa begann ab 800 v. Chr. die Eisenzeit, die nach der Stein- und Bronzezeit die dritte große Epoche der Vor- und Frühgeschichte ist und etwa mit der Zeitenwende endet.
Ihr Name rührt daher, dass Eisen als wichtigster Werkstoff für Waffen Geräte und Schmuck verwendet wurde. Das Eisen war dem bisher verwendeten Werkstoff Bronze wegen seiner größeren Härte und Zähigkeit deutlich überlegen. Waffen und Werkzeuge aus Bronze wurden schnell stumpf oder verformten sich.
Grundlage für die Herstellung von Eisen waren zahlreiche Vorkommen von Eisenerz in Mitteleuropa, z. B. in Österreich, Bayern und im Siegerland. Die Kunst der aufwendigen Eisenerzverhüttung stammt jedoch von Völkern des östlichen Mittelmeerraums:
Aus dem Erz wurde zunächst in einfachen Öfen durch Verbrennen von Holzkohle das brüchige Roheisen erschmolzen. Bevor das Roheisen dann von Schmieden zu kunstvollen Waffen und Geräten bearbeitet werden konnte, musste es im Holzkohlenfeuer erneut zum Glühen gebracht werden. Erst durch mehrfaches Glühen und Schmieden konnte zug-, druck- und stoßfester Stahl hergestellt werden.

Die hohe Zeit der Kelten

Einen Höhepunkt der Eisenzeit bildete ab etwa 450 v. Chr. die sogenannte La-Tène-Kultur. Sie ist nach dem Fundort einer gut erhaltenen Pfahlbausiedlung am Neuenburger See in der Schweiz benannt, wo auch Grabstätten, Waffen und Wirtschaftsgeräte, wie Wagenteile, Beile und Sensen, aus dieser Zeit geborgen werden konnten. Diese Kultur der jüngeren Eisenzeit erfasste weite Teile Mitteleuropas und prägte dort die letzten vier vorchristlichen Jahrhunderte bis zur Zeitenwende.
Träger dieser Kultur waren die Kelten, die von den Römern auch als Gallier bezeichnet wurden.
Der Kernraum der Siedlungsgebiete der keltischen Stämme, ihre ursprüngliche Heimat, befand sich bis zum 5. Jh. v. Chr. in Ostfrankreich, Süddeutschland und Teilen Österreichs. Er wurde im Norden vom Siedlungsgebiet der Germanen begrenzt.
Wie die Karte weiter zeigt, breiteten sich die u. a. durch ihre Eisenwaffen überlegenen kriegerischen Kelten in den folgenden Jahrhunderten über weite Teile Europas aus: von England und Irland, der Iberischen Halbinsel und Westfrankreich im Norden und Westen bis zur Balkanhalbinsel im Südosten. Es waren deshalb auch die Kelten, die mit ihren Kriegszügen zur Verbreitung ihrer Kultur über weite Teile Europas beitrugen.

Die Kultur der Kelten

Einige Altertumsforscher sind der Meinung, dass die Kelten eine der reichsten und beeindruckendsten Kulturen der europäischen Vor- und Frühgeschichte geschaffen haben. Die Kultur der Kelten hob sich neben anderen durch folgende Merkmale von allen vorausgegangenen Kulturen ab:

Metallherstellung und -verarbeitung

Die Kelten beherrschten nicht nur die Metallgewinnung, sondern waren auch talentierte Waffen- und Goldschmiede. Schmiede genossen überhaupt hohes Ansehen. Hergestellt und kunstvoll verziert wurden von ihnen Waffen, Hausrat, Schmuck und Kultgegenstände aus Bronze, Eisen und Gold:

Die Bewaffnung der keltischen Krieger war sehr zweckmäßig und vielfältig: Helm, Brustpanzer und Schild, Langschwert und Dolch sowie Speer und Lanze aus bestem Stahl dienten sowohl dem Angriff als auch der Verteidigung. Darüber hinaus verstanden sich die Kelten auf den Bau von Streitwagen, die auch von den Römern bekannt sind.
Aus Grabbeigaben ist bekannt, dass sich keltische Frauen sehr gern schmückten. Mit Vorliebe trugen sie Hals-, Arm-, Fingerreifen und Fußringe, aber auch Hüftgehänge. Zum Befestigen der Kleidung und des Haars verwendeten sie kunstvoll gefertigte Sicherheitsnadeln aus den unterschiedlichsten Materialien, sogenannte Fibeln.
Aus Eisen wurden neben Waffen vor allem haltbare Werkzeuge (Beile, Äxte, Sägen, Zangen, Messer) und landwirtschaftliche Geräte gefertigt. Die Kelten führten die Hacke und Sense, vor allem aber die eiserne Pflugschar zur Bodenbearbeitung und Ernte ein. Das trug erheblich zur Intensivierung der Landwirtschaft und zur Erhöhung der Erträge bei.

Der Kult der Kelten

Die fest gefügten Stammesgesellschaften der Kelten waren bereits hierarchisch gegliedert: An der Spitze der Stammesgemeinschaften stand eine adlige Herrscherschicht, die zusammen mit den Priestern das Geschick der Gemeinschaft bestimmte und die über dem gemeinen Volk aus Bauern, Handwerkern und anderen Untertanen stand.
In der keltischen Gesellschaft nahmen die für den Kult der Kelten zuständigen Priester, die Druiden (sinngemäß „die Wissenden um die Eiche“, den als heilig geltenden Baum der Kelten), eine besondere Stellung ein:

Sie leiteten die Erziehung. Ihnen oblag die Rechtsprechung. Sie waren Sterndeuter und bestimmten die Termine von Aussaat und Ernte, ja sogar von Kriegen.
Sie galten auch als Bewahrer der keltischen Traditionen. Da die Kelten keine Schrift besaßen, überlieferten die Priester diese Traditionen mündlich an ihre Nachkommen. Die zukünftigen Priester mussten dieses „geballte Wissen“ auswendig lernen, weshalb ihre Ausbildung meist auch länger als ein Jahrzehnt dauerte.
Eine besondere Stellung erlangten die Druiden aber vor allem als Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern:
An bestimmten Orten, heiligen Hainen oder in speziell errichteten Graben-Wall-Anlagen, sogenannten „Keltenschanzen“, zelebrierten sie Kulthandlungen. Beispielsweise wurden die Eiche als „Sitz der Götter“, aber auch andere Bäume verehrt. Bäume trugen nach ihrer Meinung den Himmel. Deshalb konnte man über sie mit den Göttern sprechen. Im Rahmen des Baumkult es wurden, wie Ausgrabungen beweisen, von den Druiden aber auch Tiere, ja sogar Menschen geopfert.
Menschen wurden auch den zahlreichen Göttern der Kelten geopfert. Geopfert wurden vor allem Kriegsgefangene oder speziellen Göttern geweihte Kelten. Die Kelten glaubten an mehr als 400 Götter, als deren Heimstatt sie Bäume, Wälder, Quellen, Bäche, Flüsse oder Seen ansahen. Zu den göttlichen Wesen gehörten auch Tiere, wie Stiere, Widder, Hirsche oder Eulen, deren Schicksal nach dem Glauben der Kelten das der Menschen mitbestimmte.

Der Untergang der Kelten

Die Eisenzeit in Europa endete nahezu zeitgleich mit dem Untergang der Kelten an der Schwelle zum 1. Jahrhundert n. Chr. Zu ihrem Untergang trugen einmal der Ansturm der im Norden lebenden germanischen Stämme bei. Da sie häufig zerstritten waren, konnten sich die keltischen Stämme deshalb gegen die vordringenden Germanen nicht behaupten.
Eingekeilt zwischen den Germanen im Norden und dem übermächtigen Rom im Süden, unterlagen sie nach verlustreichen Kämpfen auch den Römern. Ab 15 v. Chr. unterwarfen sich auch die letzten stark dezimierten keltischen Stämme dem Römischen Reich.

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