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Herrscher mit erdachten Titeln

Allzu genau darf man es eben mit diesen Dingen nicht nehmen. „Freie und Hansestadt Hamburg“, heißt es auf dem Behördenstempel, in Personalausweisen und Schulzeugnissen. Wenn jener Freiheitstitel ernsthaft in Frage gestellt wird, dann wären auch Österreichs Erzherzöge nie Erzherzöge gewesen und die russischen Zaren niemals Kaiser, Friedrich der Große nicht König von Preußen, und der Papst wäre nicht der Papst. Dass sich zwei Herrscher mit ihren Ehrentiteln selbst versorgten, wirft ein Licht auf Skrupellosigkeit, Machtbesessenheit und Unverfrorenheit der „Berühmten“ der Weltgeschichte. In diesem Fall FRIEDRICH „König von Preußen“ und Zar „PETER DER GROSSE“.

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PETER I. – selbsternannt

In vielen Fällen der Weltgeschichte, vor allem der von Herrschern, stand am Anfang nicht die erst später bemühte oder konstruierte Legalität, sondern ein Anspruch, der sich aus den Gegebenheiten entwickelt hatte. Es kam „bloß“ darauf an, den Anspruch durchzusetzen. Manchmal mithilfe von Fälschungen.
Die in Fälschungen beanspruchten Privilegien wurden schließlich legal, wenn sie durchgekämpft waren und die Gegenseite sie anerkannt und bestätigt hatte. Dann waren, nach mittelalterlichen Vorstellungen, die „Geburtsfehler“ gefälschter Urkunden geheilt. War das Ziel erreicht, ließ man den Weg dorthin gerne in Vergessenheit geraten. Da machten auch Könige und Kaiser keine Ausnahme.
Das gilt übrigens nicht nur fürs Mittelalter. Im Herbst des Jahres 1721 wurde der Wiener Hof Kaiser KARLS VI. mit der Nachricht konfrontiert, dass PETER I., Zar von Moskowien, sich zum Kaiser erhoben hatte. PETER, der ja immer mit dem Kopf durch die Wand ging und auf niemanden Rücksicht nahm, nannte sich seit dem 22. Oktober 1721 „Kaiser aller Reußen“, „Imperator“, „Vater des Vaterlandes“ und obendrein noch „der Große“.
Nicht nur in Wien schlug die Nachricht von PETERS Selbsterhebung wie eine Bombe ein. Ganz Europa war überrascht. Das unterentwickelte Russland, das bis dahin Moskowien hieß und dessen Hauptstadt Moskau so weit entfernt war, dass man von ihr im Westen kaum eine Vorstellung hatte, erhob plötzlich den Anspruch, eine europäische Großmacht zu sein. Die Hauptstadt sollte nun nicht mehr Moskau sein, sondern Petersburg, die Stadt am Finnischen Meerbusen, die PETER zu diesem neuen Zweck angelegt hatte.
PETER griff seine Ansprüche nicht völlig aus der Luft. Er fühlte sich als Erbe der oströmischen Kaiser. 1472, nach dem Untergang des Oströmischen Reiches infolge Eroberung Konstantinopels durch die Türken, hatte IWAN den Zarentitel und das oströmische Staatssiegel übernommen und war mit einer Nichte des letzten Kaisers von Konstantinopel verheiratet. Darauf gründete PETER seinen Anspruch.
In Wien aber entschloss man sich, PETERS überraschend proklamierten Kaisertitel nicht anzuerkennen. Auch Versailles erkannte ihn nicht an, ebenso wenig England und Spanien. Aber PETER „der Große“ ließ sich nicht verunsichern: Irgendwann würde sich die politische Konstellation ändern, und dann würde sie mit der Anerkennung schon kommen, einer nach dem anderen.

Einer kam schon jetzt: FRIEDRICH WILHELM VON PREUSSEN, der Soldatenkönig. Er erkannte PETERS Kaisertum ohne Zögern an. FRIEDRICH WILHELM wollte es mit Russland nicht verderben. Zudem gönnte er dem Wiener gewissermaßen einen Konkurrenten. Vielleicht spielte bei seinem Verhalten auch noch etwas anderes eine Rolle: die Erinnerung daran, dass es mit seiner eigenen Krone ja auch nicht so recht zuging.

Die preußische Königskrone

Die preußische Königskrone gab es gerade zwanzig Jahre lang. Im Jahre 1701 hatte KURFÜRST FRIEDRICH III. VON BRANDENBURG, Vater des Soldatenkönigs, sich in Königsberg zum König krönen lassen.
Die neue Königswürde galt jedoch nur für das damalige Preußen, nicht auch für Brandenburg. Das damalige Preußen entsprach dem späteren Ostpreußen, und es lag außerhalb des deutschen Reiches. Nur dort durfte sich der Kurfürst von Brandenburg mit Erlaubnis des Kaisers König nennen. Aber, um das deutlich zu machen, nur „König in Preußen“, nicht „König von Preußen“.
Doch diese Auflage, auf der KAISER LEOPOLD bestanden hatte, geriet rasch in Vergessenheit. Der Name Preußen wurde bald auch auf Brandenburg ausgedehnt, und der König in Preußen wurde zum König von Preußen. FRIEDRICH II. war 1740 König in Preußen und nannte sich ab 1773 König von Preußen. So wurde eine Königskrone durch die Hintertür ins Reich gerollt.
Mit Kronen ist es wie mit Geld: Schon nach ein paar Jahren fragt niemand mehr, wie man eigentlich dazu kam. Allzu genau darf man es eben mit diesen Dingen nicht nehmen. „Freie und Hansestadt Hamburg“, heißt es auf dem Behördenstempeln, in Personalausweisen und Schulzeugnissen. Wenn jener Freiheitstitel ernsthaft in Frage gestellt wird, dann wären auch Österreichs Erzherzöge nie Erzherzöge gewesen und die russischen Zaren niemals Kaiser, FRIEDRICH DER GROSSE nicht König von Preußen, und der Papst wäre nicht der Papst.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Herrscher mit erdachten Titeln." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/herrscher-mit-erdachten-titeln (Abgerufen: 20. May 2025, 16:49 UTC)

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Alltag unter Friedrich II. – Essen zu Hofe und im Volke

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Am Hofe FRIEDRICH WILHELMS I. waren alle käuflich, auch und ganz besonders der Erste Minister, Friedrich Wilhelm von Grumbkow, der Vertraute des Königs. Regelmäßig ließ er sich vom französischen Hof Bestechungsgelder zahlen. Gegen Geld lieferte er diplomatische Korrespondenzen seines Königs aus und unterrichtete seine Auftraggeber über alle Vorgänge des königlichen Familienlebens. Sehr oft geschah das mit Code: der König als „Jupiter“ und die Königin als „Olympia“. SECKENDORFF galt als die Bestechungszentrale am preußischen Königshof.
Was Preußens Minister damals taten, würde man heute als Agententätigkeit bezeichnen. Vor allem würde man es auch bestrafen. Im 18. Jh., am Hofe des Soldatenkönigs, nahm man es hin. Diese Art von Diplomatie und Spionage war damals nichts durchaus Ungewöhnliches.
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