Die rasche Industrialisierung im Verlauf der industriellen Revolution führte in vielen europäischen Ländern zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen.
Ganze Bevölkerungsschichten wurden aus ihren sozialen Bindungen und Lebensumfeldern im städtischen Handwerk oder im bäuerlichen Milieu auf dem Lande herausgerissen. In den aufstrebenden Industriestädten wurden sie Teil der großen Masse der Arbeiterschaft, der neue entstehenden sozialen Klasse des Industrieproletariats.
Das Industrieproletariat befand sich, wie die frühen kapitalistischen Entwicklungen in Großbritannien Ende des 18. Jh. und in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jh. zeigten, in einem Zustand der völligen Abhängigkeit von Unternehmern und Fabrikherren. Diesem Zustand waren die Arbeiter völlig hilflos ausgeliefert. Es gab keinerlei gesetzliche Bestimmungen gegen ihre hemmungslose Ausbeutung. Die Folgen waren meist bestürzende Armut und menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen.
In den Jahrzehnten bis zu den Revolutionsjahren 1848/49 hatte sich im deutschen Proletariat allerdings noch kein Klassenbewusstsein herausgebildet, das die Voraussetzung für die Entstehung einer Arbeiterwegung gegen die kapitalistische Ausbeutung war. So waren sich die Arbeiter u. a. der eigentlichen Ursachen für die schlimmen sozialen Missstände, denen sie sich ausgesetzt sahen, nur dunkel bewusst. Und in noch geringerem Maße existierten Vorstellungen, wie die misslichen Lebensumstände zu überwinden und deren Verursacher zu bekämpfen waren.
Außerdem hatten die meisten deutschen Staaten jeden irgendwie gearteten Zusammenschluss von Proletariern, dessen Ziele auch nur andeutungsweise Veränderungen der sozialen Situation waren, in ihren Verfassungen strikt untersagt.
So konnten erste politische Zusammenschlüsse und Vereinigungen mit bewusst sozialistischen Zielvorstellungen zunächst nur im benachbarten Ausland entstehen. Das war vor allem in der Schweiz, in Frankreich und in Großbritannien der Fall, also in Ländern, wo sich die meisten politischen Emigranten bzw. politisch Verfolgten zusammengefunden hatten.Einer der ersten Zusammenschlüsse in der sich entwickelnden Arbeiterbewegung war der Bund der Gerechten, der 1837 in Paris gegründet wurde. Unter den Einflüssen von KARL MARX und FRIEDRICH ENGELS entstand aus diesem Bund 1847 in London der Bund der Kommunisten. Der Bund war vor allem eine politische Vereinigung von emigrierten Deutschen.
In seinem Auftrag verfassten und veröffentlichten MARX und ENGELS 1848 das Kommunistische Manifest, welches das politische Programm des Bundes sein sollte.
Das „Manifest der Kommunistischen Partei“, wie der Titel des schmalen Büchleins exakt lautete, enthielt die ersten wesentlichen Grundgedanken der Theorie des Marxismus über den politischen Kampf der Arbeiterklasse gegen die kapitalistischen Verhältnisse. Erst mit seinen späteren Werken, vor allem mit dem „Kapital“, versuchte KARL MARX dann, dem politischen Kampf der Arbeiterklasse eine umfassende theoretische Grundlage zu verleihen.
Das Kommunistische Manifest (Text 1) begründete eine Lehre, die die gesamte bisherige Geschichte der menschlichen Gesellschaft als eine Geschichte von Klassenkämpfen charakterisiert:
Der andauernde Kampf zwischen Besitzenden und Besitzlosen, Unterdrückern und Unterdrückten, also zwischen Sklavenhaltern und Sklaven, zwischen feudalen Herren und leibeigenen Bauern und nicht zuletzt zwischen Kapitalisten und Proletariern, werde erst durch das Proletariat beendet.
Das bedeute u. a.:
Erst der Sieg des Proletariats über seine kapitalistischen Unterdrücker im Ergebnis einer kommunistischen Revolution werde der Ausbeutung der Volksmassen durch eine kleine Schicht von Herrschenden auf Dauer ein Ende setzen.
Durch die kommunistische Revolution werde die Diktatur des Proletariats errichtet, die der herrschenden Bourgeoisie ihre Produktionsmittel entreißt und sie dadurch entmachtet.
Endziel sei die Errichtung des Kommunismus, einer klassenlosen Gesellschaft ohne Ausbeutung und ohne politische Gewaltausübung des Staates. Das Kommunistische Manifest endet mit dem Appell
„Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“
Damit wird die internationale Ausrichtung des Kampfs des Proletariats gegen die kapitalistischen Verhältnisse betont. Dahinter stand die Auffassung von Marx und Engels, dass nur der gemeinsame Kampf der Arbeiterklasse aller Länder letztlich von Erfolg gekrönt sein könne. Das deutsche Proletariat wurde von MARX zur Unterstützung der bevorstehenden bürgerlichen Revolution von 1848/49 aufgerufen. Das hing damit zusammen, dass er diese Revolution zeitweise als Vorabend für die bevorstehend proletarische Weltrevolution betrachtete.
Für die 1848/49er Revolution war das Kommunistische Manifest aber nur von geringer Wirkung. Langfristig übte es aber einen außerordentlich starken Einfluss auf die internationale Arbeiterbewegung aus. Seine Grundpositionen wurden in unterschiedlicher Auslegung von den überall in der Welt entstehenden kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien übernommen. Sie bildeten meist das ideologische Fundament der Programme dieser Parteien.
Das Kommunistische Manifest wurde in die meisten Sprachen der Welt übersetzt.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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